Nach dem Militärputsch sind in Myanmar bislang bei Protesten Schätzungen zufolge mindestens 328 getötet worden. Der Uno-Sonderbeauftragte Tom Andrews bezeichnet das Vorgehen der Militärjunta als «Massenmord».
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28.03.2021, 14:17
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Der Sondergesandte der Vereinten Nationen für Menschenrechte in Myanmar, Tom Andrews, hat dem Militär des Landes «Massenmord» an seiner eigenen Bevölkerung vorgeworfen.
Andrews reagierte damit in der Nacht auf Sonntag auf Berichte, wonach am Samstag mehr als 100 Menschen bei landesweiten Demonstrationen gegen das Militär getötet worden waren.
Dabei sollen Sicherheitskräfte mit scharfer Munition und gezielten Kopfschüssen gegen unbewaffnete Zivilisten, auch Kinder und medizinisches Personal, vorgegangen sein. Der US-Aussenminister Antony Blinken sprach auf Twitter von einer «Schreckensherrschaft» des Militärs.
Auch die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, und die UN-Beraterin für die Verhinderung von Völkermord, Alice Wairimu Nderitu, verurteilten die Vorgänge auf das Schärfste. Für die systematischen Attacken gegen friedliche Demonstranten müssten Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden, verlangten sie am Sonntag. «Samstag war der blutigste Tag seit die Demonstrationen gegen den Coup begonnen haben», teilten sie mit. Unter den mindestens 107 Toten seien nach glaubhaften Berichten sieben Minderjährige. Hunderte seien verletzt und festgenommen worden. «Die internationale Gemeinschaft hat die Pflicht, die Bevölkerung von Myanmar vor solchen grausamen Verbrechen zu schützen.». Wenn ein Staat versage, müsse die internationale Gemeinschaft einschreiten.
Nach Angaben des Nachrichtenportals «Myanmar Now» sind am Samstag 114 Menschen in 44 Städten getötet worden. In den sozialen Medien werden Bilder geteilt, wonach die Sicherheitskräfte weiterhin brutal gegen den Widerstand in der Bevölkerung vorgehen sollen. Nach Medienberichten sollen Polizisten und Soldaten bei einer Beerdigung eines getöteten Studenten im südlichen Bago auf die anwesenden Trauergäste geschossen haben.
In der Handelsmetropole Yangon soll das Militär in Bezirken in denen es immer wieder zu Protesten kommt, auf Wohngebäude geschossen haben. «Die Menschen haben jetzt Angst rauszugehen und manche sind verletzt,» sagte eine 24-jährige Anwohnerin der Deutschen Presse-Agentur.