Ambitioniertes ProjektGrossbritannien plant Tunnel nach Nordirland
dpa
14.2.2021 - 13:26
Ein 40 Kilometer langer Tunnel unter der Irischen See soll Nordirland enger an den Rest Grossbritannien binden. Entsprechende Pläne werden derzeit geprüft. Schon 2030 könnte die Röhre fertig sein.
Milliardenschwere Pläne für den Bau eines Tunnels zwischen der britischen Provinz Nordirland und dem Rest des Vereinigten Königreichs werden Medienberichten zufolge konkreter. Entsprechende Vorschläge der Bahnindustrie würden derzeit geprüft, berichteten die Zeitung «Sunday Times» und «Sunday Telegraph» am Sonntag.
Demnach soll die gut 40 Kilometer lange Unterwasser-Röhre zwischen dem schottischen Stranraer und dem nordirischen Larne entstehen – die beiden Orte sind bereits mit einer Fähre verbunden. Premierminister Boris Johnson sei ein grosser Befürworter des Projekts, das die Fahrzeit von London in die nordirische Hauptstadt Belfast auf vier Stunden reduzieren würde.
Die Verbindung würde zudem Nordirland enger an den Rest des Landes binden – gerade angesichts des Brexits ein wesentlicher Punkt für Johnson. Weil Nordirland infolge einer komplizierten Regelung seit dem Brexit weiter zur EU-Zollunion gehört, ist zwischen der Region und Grossbritannien eine Zollgrenze in der Irischen See entstanden, die für Lieferprobleme sorgt. Der Ärger in der Provinz über Johnson ist gewaltig.
Gedankenspiele über eine Verkehrsverbindung zwischen Grossbritannien und der irischen Insel gibt es seit mehr als 100 Jahren. Selten waren sie aber weit fortgeschritten. Der Bau einer Brücke gilt auch wegen oft starker Winde in der Irischen See als nicht realisierbar. Zudem müssten die Pfeiler Hunderte Meter tief in den Meeresboden gerammt werden.
Ein Tunnel gilt daher als realistischer. Schottland-Minister Alister Jack hatte vor knapp einem Jahr gesagt, die Röhre könne bis 2030 fertiggestellt sein. Als Vorbild soll der Eurotunnel dienen, der Grossbritannien seit 1994 mit dem Kontinent verbindet. Gegenwind kommt allerdings vom Industrieverband CBI. Die «Sunday Times» zitierte den Verband, das Projekt bedeute eine «potenziell teure und ineffiziente Nutzung knapper öffentlicher Ressourcen».