Transport in der Atmosphäre In den Alpen und der Arktis schneit es Mikroplastik

SDA/uri

15.8.2019 - 08:15

Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts nutzen die Bordhelikopter des Forschungseisbrechers Polarstern, um Schneeproben auf dem Meereis zu nehmen. 
Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts nutzen die Bordhelikopter des Forschungseisbrechers Polarstern, um Schneeproben auf dem Meereis zu nehmen. 
Source: Mine Tekman, Alfred-Wegener-Institut

Selbst in entlegenen Gegenden wie der Arktis enthält Schnee inzwischen hohe Konzentrationen von Mikroplastik. Auch in den Schweizer Alpen weisen Forscher feinste Kunststoffteile in Schneeproben nach.

Die Forschenden des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) und des WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) gehen davon aus, dass sich die Plastikteilchen durch die Atmosphäre verbreiten und dann mit dem Schnee aus der Luft ausgewaschen werden.

Diese Mechanismen sind bisher noch wenig erforscht. Bekannt sei aber bereits seit Längerem, dass sich Blütenpollen aus mittleren Breitengraden auf demselben Wege ebenfalls bis in die Arktis verbreiteten, erklärte das AWI in einer Mitteilung vom Mittwoch. Diese hätten eine ähnliche Grösse. Auch Staub aus der Sahara gelange durch die Atmosphäre über rund 3'500 Kilometer bis in den Nordostatlantik.



Die höchste Mikroplastikmenge massen die Forschenden an einer Landstrasse in Bayern mit 154'000 Partikeln je Liter, in der Arktis waren es bis zu 14'400. In Davos GR lag der Wert bei rund 2'700 Partikeln pro Liter.

Die verschneite Stafelalp oberhalb Davos: In den Alpen werden vor allem Teilchen von Nitrilkautschuk, Acrylate und Lackteilchen im Schnee gefunden. (Archiv)
Die verschneite Stafelalp oberhalb Davos: In den Alpen werden vor allem Teilchen von Nitrilkautschuk, Acrylate und Lackteilchen im Schnee gefunden. (Archiv)
Bild: Keystone

Je nach Region waren es unterschiedliche Arten von Kunststoff. An der Landstrasse wiesen die Wissenschaftler, die ihre Studie nun in der Zeitschrift «Science Advances» präsentierten, vor allem Kautschuk nach. Aus diesen bestehen etwa Autoreifen.



Plastik aus Schläuchen und Dichtungen

In der Arktis und den Alpen waren es insbesondere Nitrilkautschuk, Acrylate und Lackteilchen. Nitrilkautschuk wird unter anderem für Schläuche und Dichtungen verwendet, weil er von Kraftstoffen nicht angegriffen wird und grössere Temperaturschwankungen aushält. In der Arktis fanden sich die Mikroplastikteilchen etwa auf der Insel Spitzbergen, aber selbst im Schnee auf treibenden Eisschollen.

Die Experten massen in den Schneeproben darüber hinaus auch wesentlich höhere Mikroplastikkonzentrationen, als andere Studien etwa in Staubablagerungen nachgewiesen hatten. Sie sehen dafür zwei mögliche Erklärungen. Zum einen könnte dies einfach an ihrer feinen Analysetechnik mittels Infrarotspektroskopie liegen. Zum anderen scheine Schnee das Mikroplastik aber «offensichtlich besonders effizient» aus der Atmosphäre auszuwaschen, erklärte AWI-Forscher Gunnar Gerdts.



Bilder aus der Schweiz
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