Politik Mutmasslicher russischer Raketenspion in Deutschland vor Gericht

SDA

17.2.2022 - 11:59

«Ich bin kein Agent»: Im Prozess um Spionage für den russischen Geheimdienst hat der Angeklagte vor dem Oberlandesgericht München jede Absicht bestritten. Foto: Lennart Preiss/dpa
«Ich bin kein Agent»: Im Prozess um Spionage für den russischen Geheimdienst hat der Angeklagte vor dem Oberlandesgericht München jede Absicht bestritten. Foto: Lennart Preiss/dpa
Keystone

Im deutschen Prozess um Spionage für den russischen Geheimdienst hat der Angeklagte vor dem Oberlandesgericht München jede Absicht bestritten. «Ich bin kein Agent», sagte der bis 2021 als Wissenschaftler an der süddeutschen Uni Augsburg tätige Russe zum Prozessauftakt am Donnerstag.

Der junge Mann ist wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit angeklagt. Die deutsche Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass der russische Geheimdienst mit seiner Hilfe vor allem Informationen über die europäische Trägerrakete Ariane bekommen wollte.

Laut Anklage übergab der Mann einem Konsulatsmitarbeiter in München im Bundesland Bayern – für insgesamt 2500 Euro – mehrfach wissenschaftliche Artikel, die öffentlich im Internet zugänglich waren. Zum Teil nutzte er dafür einen Uni-Zugang.

Das bestreitet er nicht. Er habe jedoch nicht gewusst, dass der Mann auch Geheimdienstmitarbeiter ist, betonte er. Ihn habe er zufällig bei einem Ausflug mit Freunden kennengelernt. Danach hätten sie sich auf ein Bier verabredet, bei dem der Mann aus dem Konsulat von einer Bekannten berichtete, die in Luftfahrt-Projekte investieren wolle.

«Ich habe mir nie Gedanken gemacht, dass er ein Mitarbeiter von einer Agentenorganisation sein könnte», sagte der Angeklagte. Er könne sich nicht vorstellen, dass der russische Geheimdienst Interesse an Informationen hat, die ohnehin öffentlich zugänglich sind. Schliesslich seien die Artikel über die Ariane-Rakete, bei «Wikipedia» zu finden.

Sein Anwalt betonte, dass es sich bei den Informationen, die sein Mandant übergab, nicht um Geheimnisse handelte. «Er sitzt einzig hier, weil er wissenschaftliche Artikel und Berichte, die für jedermann zugänglich waren, auf Sticks kopiert hat», sagte er. Der Vorwurf der Anklage wirke darum «in Zeiten von Cybercrime und in Zeiten des Internets merkwürdig aus der Zeit gefallen».