Nach Ben-Gvirs Tempelberg-Besuch Raketenstart aus Gaza schlägt fehl

SDA

4.1.2023 - 01:22

Israels rechtsextremer Sicherheitsminister besucht Tempelberg

Israels rechtsextremer Sicherheitsminister besucht Tempelberg

STORY: Allen Warnungen zum Trotz hat Israels rechtsextremer Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir am Dienstag den Tempelberg in Jerusalem besucht. Auf einem Video war zu sehen, wie Ben-Gvir inmitten von Sicherheitsleuten über das Gelände läuft. Weil dort auch die Al-Aksa-Moschee steht, gilt der Besuch des Ministers für viele Palästinenser als immense Provokation. Der Tempelberg ist für gläubige Muslime und Juden gleichermassen eine heilige Stätte und immer wieder Ort teils heftiger Auseinandersetzungen. Das palästinensische Aussenministerium verurteilte den Besuch und bezeichnete ihn als – so wörtlich – «Sturm auf die Al-Aksa-Moschee durch den extremistischen Minister». Dieser Mann sagte: «Wir waren überrascht, als israelische Sicherheitskräfte einige Leute daran hinderten, die Al-Aksa-Moschee zu betreten. Sie war von Sicherheitsleuten umstellt, und es sieht so aus, als ob die Besatzungsregierung wusste, dass Ben Gvir in das Al-Aksa-Gelände eindringen würde. Die Menschen wurden nicht hineingelassen, was ein Zeichen dafür ist, wie sehr sie sich fürchten. Und gleichzeitig ist es eine Herausforderung für die muslimische Gemeinschaft und auch die internationale Gemeinschaft.» Auf dem Moscheegelände ist nur muslimischer Gottesdienst erlaubt, Juden dürfen dort nicht beten. Dennoch tun dies immer wieder Juden und verstossen damit gegen israelische und muslimische Vorschriften. Einen Hinweis darauf, dass auch Ben-Gvir dort während seines Besuches gebetet hat, gab es nicht. Dennoch dürfte sein Schritt die Spannungen verschärfen. Im von Israel besetzten Westjordanland kommt es immer wieder zu Zusammenstössen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern.

04.01.2023

Nach dem umstrittenen Tempelberg-Besuch des neuen israelischen Polizeiministers haben militante Palästinenser im Gazastreifen versucht, eine Rakete in Richtung Israel abzufeuern.

Der Start der Rakete am Dienstagabend sei aber fehlgeschlagen, teilte Israels Armee mit. Sie sei noch über dem Gazastreifen niedergegangen. Berichte über Verletzte oder gar Tote gab es zunächst nicht.

Trotz Warnungen hatte Israels Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, am Morgen erstmals seit seinem Amtsantritt den Tempelberg in Jerusalem besucht. Militante Palästinensergruppen im Gazastreifen sprachen von einer «gefährlichen Eskalation und Provokation» und warnten vor einem «Religionskrieg» in der Region.

Israelische Polizisten eskortieren am 3. Januar 2023 jüdische Besucher zum Gelände der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem.
Israelische Polizisten eskortieren am 3. Januar 2023 jüdische Besucher zum Gelände der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem.
Bild: Keystone/AP/Maya Alleruzzo

Der Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Laut einer Vereinbarung mit den muslimischen Behörden dürfen Juden die Anlage besuchen, dort aber nicht beten. Dagegen gibt es jedoch immer wieder Verstösse.

Besuch irritiert Washington

Ben-Gvir hatte diese Vereinbarung als «rassistisch» und als Diskriminierung gegen Juden kritisiert. Palästinenser werfen Israel vor, es wolle seine Kontrolle über die heilige Stätte ausweiten.

In den USA sorgte der Besuch für Irritationen. Auch aus Frankreich, Saudi-Arabien und vielen weiteren Ländern kam Kritik.

Ben-Gvir von der rechtsextremen Ozma Jehudit gilt als politischer Brandstifter, vor allem mit Blick auf die Palästinenser. Er ist Teil der neuen rechts-religiösen Regierung Benjamin Netanjahus.