Ukraine-Konflikt Nato und Russland liefern sich bereits Wortgefechte

SDA/gbi

13.4.2021

Jens Stoltenberg, Generalsekretär der Nato, beobachtet die Geschehnisse an der ukrainisch-russischen Grenze mit grosser Sorge.
Jens Stoltenberg, Generalsekretär der Nato, beobachtet die Geschehnisse an der ukrainisch-russischen Grenze mit grosser Sorge.
Olivier Hoslet/Pool EPA/AP/dpa

Die Nato ruft Russland dazu auf, den Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine zu beenden. Moskau kontert: Das Militärbündnis verwandle die Ukraine in ein «Pulverfass». 

Russland habe in den vergangenen Wochen Tausende gefechtsbereite Soldaten an die Grenze zur Ukraine verlegt, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag am Rande eines Treffens mit dem ukrainischen Aussenminister Dmitri Kuleba in Brüssel. Die beachtliche Konzentration der Streitkräfte sei «ungerechtfertigt, ungeklärt und zutiefst beunruhigend».

Der russische Truppenaufmarsch ist nach Einschätzung der Nato der grösste seit der Annexion der Halbinsel Krim im Jahr 2014.

Stoltenberg forderte Russland auf, den Militäraufmarsch zu beenden und sofort mit Deeskalation zu beginnen. Die Unterstützung der Nato für die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine sei unerschütterlich, betonte er.



Eine Reaktion aus Moskau liess nicht lange auf sich warten: Die russische Regierung wirft den USA und weiteren Nato-Staaten vor, die Ukraine mit Waffenlieferungen in ein «Pulverfass» zu verwandeln. Der Umfang dieser Hilfe nehme zu, es gebe Übungen, und es würden Objekte errichtet, die sich negativ auf Russlands Sicherheit auswirkten, sagte Vize-Aussenminister Sergej Rjabkow am Dienstag in Moskau der Nachrichtenagentur Interfax.

Zugleich warf er den USA Provokationen an der russischen Grenze vor. So hätten US-Kriegsschiffe Tausende Kilometer von ihren Heimatbasen nichts in der Nähe russischer Küsten zu suchen. «Das ist eine grob provozierende Massnahme», sagte der Vizeminister. Alarmiert sei Russland auch durch ein «Netz an Biolabors» auf dem Gebiet der Ukraine.

«Alles zusammengenommen ist das eine ernste Herausforderung für unsere Sicherheit», sagte der Diplomat. Er forderte die Nato auf, vielmehr dafür zu sorgen, dass der für die Ostukraine vereinbarte Friedensplan umgesetzt werde.

Wachsende Besorgnis

Angesichts des russischen Truppenaufmarsches wächst derzeit international die Sorge, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine erneut eskalieren könnte. Er hat dazu geführt, dass seit knapp sieben Jahren Teile der ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk entlang der russischen Grenze von moskautreuen Separatisten kontrolliert werden. Russland hatte sich 2014 zudem die Schwarzmeerhalbinsel Krim mit ihren mehr als zwei Millionen Einwohnern einverleibt.

Infolge der Kämpfe sind UNO-Schätzungen zufolge mehr als 13'000 Menschen getötet worden. In den vergangenen Wochen kam es trotz einer vereinbarten Waffenruhe immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen in der Ostukraine.