Fall Nawalny EU einigt sich auf Sanktionen gegen Russland

dpa/uri

14.10.2020

Nach dem Giftanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny belegt die EU insgesamt sechs Personen und eine Organisation aus Russland mit Sanktionen.
Nach dem Giftanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny belegt die EU insgesamt sechs Personen und eine Organisation aus Russland mit Sanktionen.
Bild: dpa

Vertreter der EU-Staaten sind sich einig: Nach dem Giftanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny werden sechs Personen und eine Organisation aus Russland mit Sanktionen belegt.

Am Montag hatte sich die EU grundsätzlich auf neue Russland-Sanktionen wegen der Vergiftung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny verständigt. Jetzt stehen bereits die Ziele fest. Und auch der letzte Schritt dürfte sehr schnell gehen.

Die EU wird nach dem Giftanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny sechs Personen und eine Organisation aus Russland mit Sanktionen belegen. Darauf einigten sich Vertreter der EU-Staaten in Brüssel, wie die Deutsche Presse-Agentur von Diplomaten erfuhr.

Die Strafmassnahmen, die EU-Einreiseverbote und Vermögenssperren umfassen, sollen nun im schriftlichen Verfahren formell beschlossen werden. Sie könnten damit bereits in den kommenden Tagen in Kraft treten.

Mitarbeiter des Sicherheitsapparats betroffen

Bei den betroffenen Personen soll es sich nach Informationen aus EU-Kreisen unter anderem um Mitarbeiter des Sicherheitsapparates handeln. Als betroffene Organisation wird das staatliche Forschungsinstitut für organische Chemie und Technologie genannt. Nawalny war nach Untersuchungsergebnissen mehrerer Labors in der EU mit einem militärischen Nervenkampfstoff der Nowitschok-Gruppe vergiftet worden.

Hauptinitiatoren der Sanktionen sind Deutschland und Frankreich. Sie begründeten den Schritt damit, dass Russland Aufforderungen zu einer lückenlosen Aufklärung der Tat bislang nicht nachgekommen sei. Bislang sei von Russland keine glaubhafte Erklärung zu dem grausamen Mordversuch geliefert worden, hatte es zuletzt in einer Erklärung des deutschen Aussenministers Heiko Maas und seines französischen Kollegen Jean-Yves Le Drian geheissen. Daher sei man der Ansicht, «dass es keine andere plausible Erklärung für die Vergiftung von Herrn Nawalny gibt als eine russische Beteiligung und Verantwortung».

Die Strafmassnahmen sollen nach dem Vorschlag auf Einzelpersonen abzielen, «die aufgrund ihrer offiziellen Funktion als verantwortlich für dieses Verbrechen und den Bruch internationaler Rechtsnormen gelten, sowie auf eine Einrichtung, die in das Nowitschok-Programm eingebunden ist».

Nawalny vermutet Putin hinter dem Anschlag

Der russische Kreml-Kritiker Nawalny war am 20. August während eines Inlandsflugs in Russland zusammengebrochen. Nach einer Notlandung in der sibirischen Stadt Omsk wurde er auf Drängen seiner Familie in die Berliner Charité verlegt. Der 44-Jährige hat das Krankenhaus mittlerweile verlassen, ist aber noch nicht vollständig genesen und macht in der deutschen Hauptstadt eine Reha-Massnahme.

Nawalny vermutet, dass der russische Präsident Wladimir Putin hinter dem Giftanschlag auf ihn steckt. Der Kreml weist solche Schuldzuweisungen allerdings als «absolut nicht zulässig» zurück. Die Vorwürfe entbehrten jeder Grundlage, sagte Sprecher Dmitri Peskow.

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