Kinder zweiter Klasse Nestlé zuckert Babynahrung – nur ausserhalb von Europa

aru

17.4.2024

Der Nahrungsmittelriese Nestlé fügt Babynahrung ausserhalb Europas Zucker hinzu.
Der Nahrungsmittelriese Nestlé fügt Babynahrung ausserhalb Europas Zucker hinzu.
Quelle: Fabian Strauch/dpa

Nestlé steht in der Kritik, weil der Nahrungsmittelriese der Babynahrung innerhalb Europas keinen Zucker zusetzt, jener für ausserhalb Europas hingegen schon. Die Weltgesundheitsorganisation ist entsetzt.

aru

17.4.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Westschweizer Nahrungsmittelriese Nestlé fügt Babynahrung, die ausserhalb von Europa verkauft wird, Zucker hinzu.
  • Ein Experte der WHO vermutet, dass die Kinder so an zuckerreiche Nahrung des Konzerns gewöhnt werden sollen.
  • Nestlé sagt, dass man sich an die internationalen Gesetze und WHO-Empfehlungen halte.

Kinder, die bereits früh in Kontakt mit Süssem gekommen sind, haben ein grösseres Risiko später im Leben an Diabetes oder Fettleibigkeit zu leiden. In Europa wird Babynahrung daher eher selten mit Zucker angereichert, ausserhalb Europas hingegen schon. Wie die Nichtregierungsorganisation Public Eye nun herausfand, nutzt Nestlé dies aus.

So würden die beiden führenden Babynahrungsmarken, die Nestlé in Ländern mit tiefem oder mittlerem Einkommen als gesund und wichtig für die Entwicklung bewirbt, hohe Mengen an zugesetztem Zucker enthalten. Dies schreibt Public Eye auf seiner Website.

Ein Beispiel: In der Schweiz bewirbt Nestlé seinen Getreidebrei mit Biscuit-Geschmack für sechs Monate alte Babys mit dem Hinweis, dass kein Zucker enthalten sei. Dies, während in Senegal oder Südafrika die Cerelac-Cerealien in derselben Geschmacksrichtung sechs Gramm Zucker beigefügt wird.

«Solche Doppelstandards sind nicht zu rechtfertigen», kommentiert Nigel Rollins, Wissenschaftler bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Recherche des NGOs. Was Nestlé hier mache sei «sowohl aus ethischer Sicht als auch aus der Sicht der öffentlichen Gesundheit problematisch.» 

Rollins glaubt, dass Nestlé versucht, die Kinder früh an einen bestimmten Zuckergehalt zu gewöhnen, damit diese später zuckerhaltige Produkte bevorzugen würden. Dies sei «völlig unangebracht», meint der Experte.

Das sagt Nestlé dazu

Auf eine Anfrage von blue News reagierte die Medienabteilung von Nestlé bislang nicht. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sagt das Unternehmen jedoch, dass man sich an alle Gesetzte halte und auch an alle Empfehlungen der WHO. In den Cerealien habe Nestlé die Menge an zugesetztem Zucker in den vergangenen zehn Jahren um 11 Prozent reduziert.