Russland meldet Feuerpause Nächste Evakuierungsaktion aus Mariupol geplant

dpa

1.4.2022 - 11:48

Mithilfe internationaler Organisationen sollen Menschen aus der schwer umkämpften ukrainischen Hafenstadt Mariupol gebracht werden. In der Vergangenheit waren Feuerpausen oftmals nicht eingehalten worden. 

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In der umkämpften ukrainischen Hafenstadt Mariupol soll es an diesem Freitag einen neuen Versuch geben, Menschen über einen humanitären Korridor in Sicherheit zu bringen. Um 09:00 Uhr MESZ begann nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums eine Feuerpause, die die Evakuierung von Einwohnern ermöglichen soll. Die Menschen sollten unter Beteiligung des Roten Kreuzes und des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen aus der Stadt herausgebracht werden, sagte Generalmajor Michail Misinzew.

Weite Teile von Mariupol liegen in Schutt und Asche.
Weite Teile von Mariupol liegen in Schutt und Asche.
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Die Behörden in Mariupol teilten am Morgen mit, dass die Fluchtwege dort noch geschlossen seien. Lediglich in der nahe gelegenen und von russischen Truppen besetzten Stadt Berdjansk begann die Evakuierung von Menschen, die aus Mariupol dorthin geflüchtet waren. Sie bestiegen Busse für die Fahrt in das von ukrainischen Behörden kontrollierte Saporischschja. Wer ein Auto hat, sollte sich der Bus-Kolonne anschliessen.

Der neuerliche Versuch für einen humanitären Korridor folge einem Appell von Kanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an Präsident Wladimir Putin, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau weiter mit. Die Ukraine und Russland werfen sich immer wieder gegenseitig vor, humanitäre Korridore zu verhindern.

Rotes Kreuz: Evakuierung aus Mariupol noch nicht gesichert

Vor der geplanten Evakuierung von Zivilisten aus der Stadt wies das Rote Kreuz auf ungeklärte Fragen hin: «Es ist noch nicht sicher, ob das heute stattfinden wird», sagte der Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (ICRC), Ewan Watson, am Freitag in Genf. Die Konfliktparteien Ukraine und Russland hätten zwar einem humanitären Korridor zugestimmt, doch müsse noch sichergestellt werden, dass auch die Soldaten entsprechend informiert seien. Ausserdem hätten sich beide Seiten noch nicht auf einen Zielort für die voraussichtlich mehreren Tausend Menschen geeinigt.

Am Freitagmorgen war ein Team des Roten Kreuzes mit drei Fahrzeugen auf dem Weg nach Mariupol. Das Rote Kreuz plant, den Evakuierungskonvoi aus Bussen und Privatfahrzeugen aus der Hafenstadt zu geleiten. «Uns gehen die Worte aus, um den Horror und das Leid der Bewohner von Mariupol zu beschreiben», sagte Watson. «Den Menschen in Mariupol läuft die Zeit davon. Sie brauchen dringend Hilfe.»