In der westfranzösischen Stadt Nantes hat es die dritte Nacht in Folge Ausschreitungen gegeben. Gegen Mitternacht am Freitag brannten im Stadtteil Bellevue mehrere Autos, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten.
Aus Polizeikreisen verlautete zudem, in dem Stadtteil seien "Gruppen mit 20 bis 30 vermummten Personen" unterwegs. Ein 14-Jähriger, der im Besitz eines Benzinkanisters und eines Anzünders gewesen sei, sei im Stadtteil Clos-Toreau festgenommen worden.
Bereits in den vergangenen beiden Nächten hatte es in verschiedenen Vierteln von Nantes schwere Krawalle gegeben. Auslöser war der tödliche Polizeischuss auf einen 22-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle, der wegen "bandenmässigen Diebstahls" per Haftbefehl gesucht worden war. Die Umstände sind noch nicht geklärt, die Angaben von Polizei und mutmasslichen Augenzeugen gehen auseinander. Der Polizist, der geschossen hatte, wurde in Gewahrsam genommen.
Strassenprotest gegen Polizeigewalt
Am Donnerstagabend hatten rund tausend Demonstranten in Nantes "Gerechtigkeit" für den 22-Jährigen und die "Wahrheit" über die Umstände seines Todes gefordert. Die Demonstranten versammelten sich vor dem Ort, wo der 22-Jährige erschossen worden war. "Die Polizei tötet" war an einer Mauer zu lesen, zuvor hatten Anwohner Blumen niedergelegt.
Die Tötung des 22-Jährigen droht die Spannungen in sozial benachteiligten Vorstädten in Frankreich zu verschärfen. Bewohner klagen regelmässig über Polizeigewalt.
Frankreichs Innenminister Gérard Collomb sagte am Donnerstag, die Regierung werde alles tun, "um die Lage zu beruhigen, in Nantes und im ganzen Land". Die Präfektin der Region Loire-Atlantique, Nicole Klein, sagte bei einem Besuch in den Brennpunktvierteln von Nantes am Donnerstagabend, sie verstehe den Verdruss der Bürger, nicht aber die Zerstörungen. Bei den Ausschreitungen waren zahlreiche Autos angezündet und Geschäfte sowie öffentliche Gebäude beschädigt worden. Während Kleins Besuch waren auf der Strasse Rufe wie "Mörder" zu hören.
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