Geschönte Zahlen? 10 Prozent der Nordkoreaner sind infiziert – womöglich sogar mehr

dpa

20.5.2022 - 10:26

In Nordkorea kämpft jetzt die Armee gegen Corona

In Nordkorea kämpft jetzt die Armee gegen Corona

Lange Zeit gab es in Nordkorea offiziell keinen einzigen Corona-Fall, nun meldet die Regierung plötzlich 1,7 Millionen Infizierte. Bei der Bekämpfung der Seuche soll nun die Armee helfen. Was konkret die Soldaten unternehmen sollen, bleibt unklar.

18.05.2022

Das Coronavirus – respektive eine nicht genauer definierte «Fiebererkrankung» – breitet sich in Nordkorea rasant aus. Und die offiziellen Zahlen könnten sogar geschönt sein.

20.5.2022 - 10:26

In Nordkorea sind nach Angaben der Regierung fast zehn Prozent der 26 Millionen Einwohner*innen mit Fiebersymptomen erkrankt. Das berichteten staatliche Medien am Freitag und sprachen von 65 Todesopfern durch das Coronavirus.

Ausländische Beobachter bezweifelten die Glaubwürdigkeit der Zahlen jedoch an: Sie befürchteten, dass in dem verarmten und isolierten Land eine Krise weit grösseren Ausmasses wütet. 

Nordkorea teilte Ende April mit, eine nicht identifizierte Fiebererkrankung breite sich explosionsartig im Land aus. Eine Arbeitsgruppe veröffentlicht seitdem jeden Morgen Fallzahlen in den staatlichen Medien, wobei unklar ist, wie viele der Erkrankten mit dem Coronavirus infiziert sind und wie viele sonst erkrankt sind.

Propaganda mit dem Virus?

Weil Nordkorea international isoliert ist, ist es schwierig, abzuschätzen, was in dem Land vor sich geht. Einige Beobachter gehen davon aus, dass Nordkorea den Corona-Ausbruch zugeben mussten, weil es die Verbreitung des hochansteckenden Virus unter der Bevölkerung nicht verheimlichen konnte und keine öffentliche Unzufriedenheit mit Machthaber Kim Jong Un in Kauf nehmen wollte.

Es gibt auch die Meinung, dass die nordkoreanischen Behörden die Zahl der Todesfälle zu niedrig angeben, um eine erfolgreiche Pandemiebekämpfung vorgeben zu können. In dem Land fehlt es an Testmöglichkeiten, um eine grosse Zahl von Virusfällen zu bestätigen.

«Man sagt, dass Nordkorea ein ‹Theaterstaat› ist, und ich denke, dass sie die Corona-Statistiken massieren», erklärte Kwak Gil Sup, Leiter des One Korea Center, einer auf Nordkorea spezialisierten Website. Nordkorea nutze den Ausbruch wahrscheinlich zum Teil als Propagandamittel, um zu zeigen, dass es die Pandemie unter Kims Führung überwinde. Das Land plane jedoch bereits, China und andere Länder um Hilfe zu bitten, sollte die Pandemie ausser Kontrolle geraten.

Die nordkoreanischen Behörden teilten am Freitag mit, 263'370 weitere Menschen zeigten Fiebersymptome und zwei weitere Menschen seien gestorben. Damit erhöhe sich die Gesamtzahl der Fieberfälle auf 2,24 Millionen und die Zahl der Todesopfer auf 65. Nach Berichten der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA standen 754 810 Menschen weiterhin unter Quarantäne.

Arbeiter in Schutzkleidung desinfizieren eine ÖV-Haltestelle in der nordkoreanischen Hauptstadt Pyöngyang. 
Arbeiter in Schutzkleidung desinfizieren eine ÖV-Haltestelle in der nordkoreanischen Hauptstadt Pyöngyang. 
Bild: EPA

dpa