Erste Äusserung NordkoreasUS-Soldat soll vor Rassismus und Unmenschlichkeit in Armee geflohen sein
dpa
16.8.2023 - 06:19
US-Soldat nach illegalem Grenzübertritt in Nordkorea wohl in Haft
STORY: Auf der koreanischen Halbinsel hat ein US-Soldat die Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea illegal überschritten. Er sei vermutlich in Nordkorea in Gewahrsam genommen worden, sagte ein US-Insider am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Das UN-Kommando, das den Bereich der entmilitarisierten Zone überwacht, hatte zuvor von einem US-Bürger gesprochen, der ohne Genehmigung die Demarkationslinie übertreten habe. Dem UN-Kommando zufolge nahm der US-Bürger an einer Tour in das Grenzdorf Panmunjom teil. Mehreren südkoreanischen Medien zufolge gehörte der Mann zu einer Gruppe von Besuchern, unter der auch Zivilisten waren. Plötzlich sei er über die aus Ziegelsteinen gebildete Grenzmarkierung gesprungen, berichteten zwei Zeitungen unter Berufung auf südkoreanische Armeekreise. Reuters konnte die Identität der Person nicht sofort bestätigen. Zwei US-Beamte, die unter der Bedingung der Anonymität sprachen, sagten, der Soldat habe in Erwartung eines Disziplinarverfahrens gestanden. Nord- und Südkorea sind seit dem Korea-Krieg geteilt. In dem Konflikt von 1950 bis 1953 standen die USA an der Seite Südkoreas, China wurde Verbündeter Nordkoreas. Bis heute gibt es keinen Friedensvertrag. Vor diesem Hintergrund und wegen der seit Jahren anhaltenden Spannungen auch wegen Nordkoreas Atomprogramm und seiner Raketentests können solche Vorfälle eine grössere Bedeutung erhalten.
19.07.2023
Zum ersten Mal bricht Nordkoreas Regierung ihr Schweigen über die Flucht eines US-Soldaten in ihr isoliertes Land. Ermittlern habe der Amerikaner Beweggründe für seine Aktion genannt, melden Staatsmedien. Unabhängig bestätigen lässt sich das angebliche Motiv aber nicht.
DPA, dpa
16.08.2023, 06:19
16.08.2023, 06:27
dpa
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Nordkoreas Machtapparat hat sich erstmals zum Verbleib eines jungen US-Soldaten geäussert, der vor einem Monat unerlaubt die innerkoreanische Grenze übertreten hatte.
Er habe bei Ermittlungen zugegeben, illegal nach Nordkorea eingedrungen zu sein, berichteten die staatlich kontrollierten Medien des abgeschotteten Landes am Mittwoch.
Der Mann sei aus Verärgerung über «die unmenschliche Behandlung und die rassistische Diskriminierung in der US-Armee» nach Nordkorea übergetreten.
Nach Darstellung Pjöngjangs äusserte der Soldat den Wunsch, in Nordkorea oder einem Drittland Zuflucht zu suchen, weil er «desillusioniert wegen der ungleichen amerikanischen Gesellschaft» sei.
Der Fall des Soldaten gibt seit seinem Verschwinden im Juli Rätsel auf. Über seine Motive und Pläne war zunächst nichts bekannt.
Zum Fall eines kürzlich nach Nordkorea geflohenen US-Soldaten hat sich die Führung in Pjöngjang erstmals geäussert. Er sei aus Ernüchterung über die Ungleichheit in der amerikanischen Gesellschaft über die massiv gesicherte Grenze gerannt, hiess es in einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA vom Mittwoch. Nordkoreanischen Ermittlern habe der schwarze Soldat gesagt, dass er «Verbitterung über die unmenschliche Behandlung und rassistische Diskriminierung innerhalb der US-Armee hegt».
Der Amerikaner habe sich auch willens gezeigt, um Schutz in Nordkorea oder einem Drittland zu bitten. Grund sei, dass er «desillusioniert angesichts der ungleichen amerikanischen Gesellschaft» sei. Nordkorea erklärte überdies, dass Ermittlungen zum US-Soldaten andauerten. Sein Grenzübertritt nach Nordkorea sei «illegal» gewesen.
Der Soldat hatte wegen Körperverletzung fast zwei Monate in einem südkoreanischen Gefängnis verbracht. Nach seiner Entlassung aus der Haft sollte er Mitte Juli nach Fort Bliss in Texas zurückgeschickt werden. Stattdessen verliess er kurz vor dem geplanten Abflug in die USA den Airport in Südkorea, schloss sich einer Reisegruppe für eine Tour zum Grenzort Panmunjom an und floh nach Nordkorea. Er ist der erste Amerikaner seit fast fünf Jahren, den das weithin isolierte Land festhält.
Es war das erste Mal, dass Nordkorea einräumte, den US-Soldaten Travis King in Gewahrsam genommen zu haben. Die Echtheit der ihm zugeschriebenen Äusserungen zu bestätigen, ist jedoch unmöglich. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA gilt als Sprachrohr der Führung in Pjöngjang und veröffentlicht oft Stellungnahmen und Berichte, die die offizielle nordkoreanische Linie widerspiegeln, wonach Amerika ein bösartiger Feind sei.
«Dies ist zu 100 Prozent nordkoreanische Propaganda in ihrem Element», sagte Soo Kim, eine Expertin der Beratungsfirma LMI mit Sitz im US-Staat und Ex-CIA-Analystin, über Nordkoreas Darstellung zum Fall des Soldaten. «King hat als ein in Nordkorea festgehaltener amerikanischer Staatsbürger keinerlei Einfluss darauf, wie die Demokratische Republik Korea (offizieller Name Nordkoreas) sein Narrativ wiedergibt.» Was seine mögliche Freilassung anbelange, sei sein Schicksal nun in den Händen Nordkoreas. Vielleicht werde die Führung versuchen, in Erwartung finanzieller Zugeständnisse von den USA um Kings Leben zu «feilschen». Man könne aber davon ausgehen, dass die Verhandlungen nicht leicht und unter Bedingungen ablaufen würden, die Pjöngjang vorgebe, prophezeite Soo Kim.
Auch die USA, Südkorea und andere Staaten haben Nordkorea in der Vergangenheit vorgehalten, Inhaftierungen von Ausländern zu nutzen, um diplomatische Zugeständnisse zu erreichen. Einige ausländische Gefangene gaben nach ihrer Freilassung an, dass sie ihre Geständnisse während der Haft in Nordkorea unter Zwang abgelegt hätten. Einige Fachleute mutmassten zudem, dass Nordkorea eine mögliche Freilassung Kings an eine Zusage der USA knüpfen könnte, ihre Militärmanöver mit Südkorea zurückzufahren.
Seit Anfang 2022 hat Nordkorea mehr als 100 Waffentests ausgeführt. Viele dieser Tests verband es mit Warnungen vor einer Ausweitung der US-südkoreanischen Übungen, die Pjöngjang als Vorbereitung einer Invasion betrachtet. Für kommenden Montag ist der Beginn von gross angelegten Manövern der Verbündeten Washington und Seoul geplant. Nordkorea störte sich zudem zuletzt massiv an US-Plänen für eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats zur Menschenrechtslage auf seinem Staatsgebiet. Die USA haben im August den Vorsitz des mächtigsten UN-Gremiums inne.