Pandemie ist schuldNordkoreanische Grenzer fliehen, Kim zieht einen Elektrozaun hoch
phi
30.3.2021
Sechs Grenzsoldaten sollen sich nach China abgesetzt haben – und nun will Nordkorea die Grenze mit Beton und Stacheldraht aufrüsten. Die beiden Vorfälle haben aber nichts miteinander zu tun: Die Pandemie ist schuld.
30.03.2021, 16:19
31.03.2021, 07:36
phi
Dass sich sechs nordkoreanische Grenzsoldaten nach China abgesetzt haben sollen, tönt an sich nicht überraschend. Die Erklärung für ihre Tat ist dagegen ungewöhnlich: Schuld am Desertieren ist angeblich die Pandemie.
Die Soldaten waren in der Provinz Ryanggang-do nahe der Stadt Hyesan am Grenzfluss Yalu postiert, berichtet «Radio Free Asia». «Die sechs waren in der Nacht auf den 2. auf einer nächtlichen Patrouille und tauchten nicht wie geplant am frühen Morgen wieder auf», sagte dazu ein Anonymus. «Ein Suchteam hat das gesamte Areal durchkämmt.» Heraus kam dabei aber bloss, dass das Sextett samt Waffen nach China geflüchtet ist.
Dass sich die Männer der 25. Grenz-Brigade davongestohlen haben, ist ungewöhnlich – denn eigentlich gehören die Grenzsoldaten zu den Privilegierten in Nordkoreas Militär, erklärt die Quelle von «Radio Free Asia», das von den USA finanziert wird. «Normalerweise arbeiten die Grenzsoldaten mit professionellen Schmugglern und haben ein besseres Leben als Soldaten in anderen Regionen.»
Doch wegen der Pandemie ist nicht nur der Übergang zu China geschlossen, sondern seit Sommer auch eine Todeszone ausgerufen worden: Wer in einem Kilometer Entfernung von der Grenze erwischt wird, muss damit rechnen, erschossen zu werden. «Sowohl professionelle als auch Amateur-Schmuggler können sich dieser Tage der Grenze nicht mal nähern.»
«Grenzwächter bewachen nicht die Grenze», wurde eine zweite Quelle noch deutlicher, «sie nehmen Geld von chinesischen und nordkoreanischen Schmugglern, die illegal die Grenze passieren. Vor dem Coronavirus haben sie recht gut gelebt.» Im Grenzgebiet herrschten seit der Pandemie jedoch harte Zeiten, die noch härter werden dürften.
Es werden Köpfe rollen
Denn: Das Grenzregime wird noch einmal strenger werden – wegen der Deserteure. «Ihre gesamte Einheit wird aufgelöst werden und ihre Vorgesetzten und auch sonst jeder, der involviert ist, wird Verantwortung übernehmen müssen. Es wird also noch eine Zeitlang ein bisschen was von Blutbad haben», so die zweite Quelle.
Und nun vermeldete «Daily NK» auch noch, dass Nordkorea die Grenze aufrüstet: «[Sie] bauen eine Betonmauer höher als ein Erwachsener und installieren 3300-Volt-Drähte in dem gesamten Gebiet», sagte ein Informant. «Die Mauer geht nicht überall sofort hoch, sondern werden dem Gelände entsprechend hochgezogen.»
Und auch hier soll die Seuche der Grund für die Massnahme sein: Kim Jong-un selbst habe gesagt, dass «die Pandemie ein unsichtbarer Feind und die Grenze zu China die Front ist». Der Grenzwall soll das Eindringen des Virus in das abgeschottete Land verhindern, hiess es weiter. Doch «grundsätzlich ist die Mauer dazu da, illegale Aktivitäten wie Schmuggel oder Grenzübertritt» zu verhindern.