«Kognitiver Nebel» Nun leiden auch US-Diplomaten in Wien am Havanna-Syndrom

phi

19.7.2021

Auch du, Brutus: Die US-Botschaft im 9. Wiener Bezirk.
Auch du, Brutus: Die US-Botschaft im 9. Wiener Bezirk.
Bild: Bwag/Commons

Es ist der Stoff, aus dem Agenten-Romane sind: Nachdem erst Diplomaten in Kuba über merkwürdige Verneblung geklagt hatten, hat das später so getaufte Havanna-Syndrom jetzt das US-Konsulat in Wien erreicht.

phi

19.7.2021

Offiziell handelt es sich um Gesundheitsvorfälle, aber inoffiziell wird von Attacken gesprochen, wenn es um die bizarre Geschichte des Havanna-Syndroms geht: Die Krankheit ist zuerst bei US-Diplomaten auf Kuba festgestellt worden, die von einem «kognitiven Nebel» berichtet haben, der sie plötzlich befallen hat.

Das Auftauchen des Havanna-Syndroms hat zu diplomatischen Verwerfungen mit Kuba und Russland geführt – und die Ursache dafür ist bis heute nicht geklärt. Klar ist seit vergangenem Freitag nur, dass diese Krankheit kein Problem ist, das nur das amerikanische Konsulat in Kuba Hauptstadt betrifft: Auch in Wien klagen nun Botschaftsangestellte über ähnliche Symptome.

Hier traten die Symptome zuerst auf: Die US-Botschaft auf Kuba im März 2021.
Hier traten die Symptome zuerst auf: Die US-Botschaft auf Kuba im März 2021.
EPA

Wie der «New Yorker» berichtet hat, sind in Österreichs Hauptstadt rund zwei Dutzend Angestellte betroffen: Weil Wien traditionell ein wichtiger Knotenpunkt zwischen Ost und West ist, unterhält Washington hier eine relativ grosse Landesvertretung. 

Der designierte CIA-Direktor William Burns habe «persönlich Kontakt zu dem Personal gehabt, das von anomalen Gesundheitsvorfällen betroffen ist und setzt sich sehr für ihre medizinische Versorgung und die Aufklärung der Ursache ein», sagte ein Sprecher des US-Geheimdienstes auf «New Yorker»-Anfrage. Die Meldung hat inzwischen Österreichs Behörden auf den Plan gerufen.

«Energische» Untersuchung angekündigt

«Wir nehmen die Berichte sehr ernst», teilte das Bundesministerium Europäische und Internationale Angelegenheiten gestern mit, «und arbeiten mit den US-Behörden an einer gemeinsamen Lösung. Die Sicherheit der nach Österreich entsandten Diplomaten und ihrer Familien hat für uns äusserste Priorität.»

Dass das Weisse Haus das Ganze alles andere als lustig findet, lässt sich aus der Ankündigung erahnen, die «unerklärlichen Gesundheitsvorfälle energisch untersuchen». Wie bei den seit 2016 verzeichneten Berichten in Havanna klagen auch die US-Diplomaten in Wien über Schwindel, Übelkeit, Kopfweh und das Gefühl vom Druck im Schädel.

Unsichtbare Waffe: Ende Februar hat «CNN» Betroffene interviewt, die am Havanna-Syndrom leiden.

Diese Gefühle waren teilweise von einem «durchdringenden, gesteuerten Ton» begleitet, berichtet «CNN» – durch Bewegung habe man sich dem dann entziehen können. Die Betroffenen leiden mitunter noch nach Jahren an den Folgen, heisst es weiter. Im Dezember 2020 hat «BBC» unter Verweis auf US-Studien berichtet, dass Mikrowellen die wahrscheinlichste Ursache für das Havanna-Syndrom sein wollen.