Besuch auf Lesbos Papst nennt Umgang mit Flüchtlingen «Schiffbruch der Zivilisation»

dpa

5.12.2021 - 11:56

Papst Franziskus legt einem Jungen im Flüchtlingslager auf der Insel Lesbos die Hand auf den Kopf.
Papst Franziskus legt einem Jungen im Flüchtlingslager auf der Insel Lesbos die Hand auf den Kopf.
Vatican Media/ANSA via ZUMA Press/dpa

Zum zweiten Mal besucht Papst Franziskus Migranten auf der griechischen Insel Lesbos. Entgegen des Protokolls stieg er dabei aus seinem Auto und plauderte mit den Geflüchteten.

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Papst Franziskus hat bei einem Besuch der griechischen Insel Lesbos den Umgang mit Flüchtlingen als «Schiffbruch der Zivilisation» angeprangert. Im Lager Mavrovouni traf das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag mit einer kleineren Gruppe von Flüchtlingen zusammen, viele davon Kinder. Der Pontifex begrüsste die Menschen herzlich. Mit seinem Besuch wollte der 84-Jährige auf die Lage der Flüchtlinge aufmerksam machen.

Der Papst kritisierte eine Gleichgültigkeit von EU-Regierungen gegenüber dem Schicksal der Flüchtlingen sowie den Ursachen der Migration. «In Europa gibt es diejenigen, die das Problem weiterhin als eine Angelegenheit behandeln, die sie nicht betrifft», sagte Franziskus in einer Rede.



Es ist bereits der zweite Besuch, der den Papst nach Lesbos führt. Bereits 2016 hatte sich Franziskus mit Flüchtlingen auf der Ägäis-Insel getroffen. Damals nahm er drei muslimische Familien aus Syrien aus dem Lager Moria mit in den Vatikan. Das Camp wurde dann bei einem Brand im September 2020 zerstört, daraufhin wurde das provisorische Lager Mavrovouni errichtet.

«Sein Besuch ist ein Segen»

Der Papst sollte später in einem Zeltlager in Anwesenheit der griechischen Präsidentin Katerina Sakellaropoulou, des EU-Vizepräsidenten Margaritis Schinas und des griechischen Migrationsministers Notis Mitarachi auch ein Angelusgebet sprechen.

«Sein Besuch ist ein Segen», sagte Rosette Leo, eine kongolesische Asylsuchende, die mit ihrem zwei Monate alten Baby in einer Schlange auf die Zeremonie wartete. «Er hat Macht, er kann die Menschen beeinflussen, Flüchtlinge anders zu sehen», sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.

Zu Beginn seines Besuchs in Griechenland hatte der Papst bereits am Samstag in Athen die europäische Flüchtlingspolitik kritisiert. Er beschrieb die EU als «von nationalistischen Egoismen zerrissen».

2200 Menschen im Lager Mavrovouni

In den vergangenen Monaten waren in Griechenland mit finanzieller Unterstützung der EU mehrere «geschlossene» Flüchtlingslager gebaut worden. Sie sind mit Stacheldrahtzaun umgeben, mit Überwachungskameras und Röntgengeräten für Sicherheitskontrollen ausgestattet sowie mit magnetischen Türen und Toren, die nachts geschlossen bleiben. Im Gegensatz zu den früheren Flüchtlingslagern sind die Lager aber auch mit fliessend Wasser, Toiletten und mehr Schutzvorkehrungen für die Bewohner ausgestattet.

Im Lager Mavrovouni sind derzeit knapp 2200 Menschen untergebracht. Bis zu 8000 Menschen können beherbergt werden. Die Bewohner dürfen das Lager einmal in der Woche verlassen.