Hochrangige Militärs hätten den Abschuss des Ballons über dem dünn besiedelten Bundesstaat Montana in Erwägung gezogen. Man habe aber wegen der möglichen Gefahr durch Trümmerteile davon Abstand genommen.
03.02.2023
Das US-Militär hat einen chinesischen Spionageballon über dem Norden der USA gesichtet. Er soll offenbar Stützpunkte des Militärs auskundschaften. Abgeschossen werden soll das Fluggerät aber nicht.
SDA/sob/uri
03.02.2023, 09:45
03.02.2023, 09:59
SDA/sob/uri
Ein chinesischer Spionage-Ballon ist nach Pentagon-Angaben in den Luftraum der USA eingedrungen, um offenbar hochsensible Atomwaffen-Stützpunkte auszukundschaften.
Der Ballon werde intensiv beobachtet, teilte am Donnerstag (Ortszeit) ein hochrangiger Beamter des US-Verteidigungsministeriums mit. Ein möglicher Abschuss sei verworfen worden, weil dies womöglich zu viele Menschen gefährdet hätte. Die Gefahr, ausspioniert zu werden, sei relativ gering.
Here is some video of the suspected Chinese spy satellite hovering over Billings Wednesday afternoon. https://t.co/OPT68vaqQL
Der «relativ grosse» Ballon sei bereits vor einigen Tagen in den US-Luftraum eingedrungen und fliege in grosser Höhe über den Nordwesten der USA, sagte der Beamte, der anonym bleiben wollte.
«Ziel des Ballons ist ganz klar Spionage»
Schon zuvor sei sein Weg vom US-Militär verfolgt worden. «Ziel des Ballons ist ganz klar Spionage und sein aktueller Weg führt ihn über sensible Stützpunkte», sagte der Pentagon-Vertreter. Darunter seien Luftwaffen-Stützpunkte und unterirdische Raketen-Standorte.
«Wir haben keinen Zweifel, dass der Ballon aus China kommt», hiess es weiter. «Wir ergreifen Massnahmen, um uns gegen das Sammeln von sensiblen Informationen zu schützen.»
Allerdings sei die Gefahr nach Einschätzung des Pentagon nicht besonders gross. «Wir sind zu der Erkenntnis gelangt, dass dieser Ballon aus Spionage-Sicht nur eingeschränkte Fähigkeiten hat.»
US-Präsident Joe Biden ordnete nach Entdeckung des Ballons den Angaben zufolge an, einen möglichen Abschuss zu prüfen. Verteidigungsminister Lloyd Austin und Spitzenkräfte des Militärs hätten sich letztlich dagegen entschieden, weil bei einem Abschuss durch die herunterfallenden Teile zu viele Menschen am Boden gefährdet werden könnten.
Trümmer könnten Schäden anrichten
«Er ist unserer Einschätzung nach so gross, dass seine Trümmer Schäden anrichten könnten.» Kampfjets flogen den Angaben zufolge über dem US-Bundesstaat Montana in die Nähe des Ballons, um diesen einschätzen zu können.
Pentagon-Sprecher Pat Ryder bestätigte später, dass der Ballon noch immer über US-Boden unterwegs sei. Er fliege «deutlich über der Höhe des Luftverkehrs» und stelle «keine militärische oder physische Gefahr für die Menschen am Boden dar».
Dem anonym sprechenden Pentagon-Beamten zufolge wurde China bereits wegen des Vorfalls kontaktiert und Peking «die Schwere des Vorfalls» verdeutlicht. «Wir haben klargemacht, dass wir tun werden, was immer nötig ist, um unser Volk und unser Land zu schützen.»
China: Es wird bereits ermittelt
China hat nach Berichten über einen Spionageballon im US-Luftraum zur Ruhe aufgerufen. Zu den Berichten über einen chinesischen Ballon werde ermittelt, teilte Mao Ning vom chinesischen Aussenministerium am Freitag mit. «China ist ein verantwortungsbewusstes Land und hat sich immer strikt an internationale Gesetze gehalten», sagte Mao. Ob ein geplanter Besuch von US-Aussenminister Antony Blinken in China in diesem Monat stattfinden werde, sei unklar.