«Für mich war es leicht» Person, Frau, Mann, Kamera, TV: Trumps bravouröses Testergebnis

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26.7.2020

Trump prahlt damit, einen kognitiven Test mit Bravour bestanden zu haben.
Trump prahlt damit, einen kognitiven Test mit Bravour bestanden zu haben.
Alex Brandon/AP/dpa

Dass sich Trump für ein «sehr stabiles Genie» hält, ist bekannt. Jetzt prahlt er damit, einen kognitiven Test mit Bravour bestanden zu haben. Aber wovon redet er da?

Inzwischen können es wohl viele Amerikaner auf Kommando auswendig aufsagen: Person. Frau. Mann. Kamera. TV. Diese fünf Worte zitierte Donald Trump kürzlich in einem Fernsehinterview immer wieder — und ganz wichtig, immer in der gleichen Reihenfolge. Die Erinnerung an diese Substantive oder ähnliche war dem Präsidenten zufolge Teil eines kognitiven Tests, den er mit Bravour bestanden habe — etwas, das von seinem designierten Wahlherausforderer Joe Biden wohl kaum zu erwarten sei, wie Trump befand.

Bei derartigen Tests werden die kognitiven Fähigkeiten eines Menschen geprüft, etwa das Auffassungs-, Wahrnehmungs- sowie Erinnerungsvermögen und die Sprache. Der 74-jährige Trump und sein Wahlkampflager sind seit langem bemüht, den drei Jahre älteren Biden als eine Art Greis zu porträtieren, der geistig nicht mehr voll auf der Höhe ist — ganz im Gegensatz zu ihm, Trump. Aber das hat bislang nichts daran geändert, dass der Demokrat in Wahlumfragen deutlich vor dem republikanischen Amtsinhaber liegt. Und so legt denn Trump in seinen Angriffen nun noch zu — und in seinen Versuchen zu beweisen, dass er selbst den geistigen Anforderungen des Jobs mehr als gewachsen sei.



Wie eben jener Test einmal mehr gezeigt haben soll. «Die ersten Fragen sind sehr leicht», sagte Trump in dem Fox-News-Interview. «Die letzten Fragen sind viel schwerer. Wie eine Gedächtnisfrage. Es läuft ungefähr so ab: Person. Frau. Mann. Kamera. TV. Sie sagen, ‹Könntest du das wiederholen?›. So habe ich gesagt: ‹Ja. Es ist: Person. Frau. Mann. Kamera. TV.›»

Die andauernde Coronakrise setzt US-Präsident Donald Trump unter Druck.
Die andauernde Coronakrise setzt US-Präsident Donald Trump unter Druck.
Evan Vucci/AP/dpa (Archivbild)

Trump: «Für mich war es leicht»

Trump zufolge ersuchte ihn der Arzt am Ende des Tests noch einmal, die Worte zu rezitieren. «Und du sagst: ‹Person. Frau. Mann. Kamera. TV.› Wenn du das in der richtigen Reihenfolge sagst, kriegst du Extrapunkte. Sie sagen, dass es niemand in der richtigen Folge bringt. Es ist tatsächlich nicht so leicht, aber für mich war es leicht.»

Trump prahlte, dass er die Ärzte schwer beeindruckt habe, weil er ein «gutes Gedächtnis» habe, «weil ich kognitiv voll da bin». Eben ganz anders als Biden: «Joe sollte den Test machen, weil etwas nicht stimmt», so der Präsident. «Und ich sage es mit Respekt. Ich meine -(es) wird wahrscheinlich uns allen so ergehen, nicht wahr?»

Das Thema geistige Kapazitäten — insbesondere seine eigenen — hat Trump, dessen Vater an Alzheimer litt, seit langem fasziniert. So hat er sich selbst als «ein sehr stabiles Genie» bezeichnet, erklärt, dass er «die besten Worte» habe, wobei er wiederholt herausstellte, dass er die prestigereiche Wharton Business School der Universität von Pennsylvania besucht habe. Ungefähr vor einem Monat begann er denn gegenüber Mitarbeitern davon zu reden, dass er einen kognitiven Test, dem er sich im Rahmen seiner jährlichen ärztlichen Generaluntersuchung 2018 unterzogen habe, vielleicht als Waffe gegen Biden einsetzen könne.



«Es ist kein IQ-Test»

Aber einiges in Trumps Beschreibungen über den Vorgang und dessen Bedeutung stimmt nicht so ganz mit dem überein, was Experten über die üblichsten Tests für ältere Leute sagen. Sie sind darauf angelegt, leicht zu sein, und es gibt keine «Extrapunkte», wie etwa Dr. James Galvin sagt, ein Professor für Neurologie an der Universität von Miami und Leiter eines Demenz-Zentrums. Was Trump beschreibe klinge sehr wie das Montreal Cognitive Assessment, kurz MoCa — ein etwa 10-minütiger Test, bei dem man auf bis zu 30 Punkte kommen kann.

Er selber habe Tausende dieser Art durchgeführt, so der Experte. MoCa sei kein diagnostischer Test, «und noch wichtiger, es ist kein IQ-Test (Intelligenztest). Es besagt nicht, wie klug jemand ist. Es ist darauf angelegt, relativ einfach zu sein, denn Ziel ist, Leute mit Problemen oder möglichen Problemen auszumachen.»

Die letzten Fragen seien für die meisten Menschen nicht die schwierigsten, in der Regel gehe es darum, den Wochentag, das Datum, den Monat, das Jahr und den Ort zu nennen, an dem der Test stattfindet. Und Worte wie die vom Präsidenten zitierten würde man in einem Test nicht zusammen gruppieren, weil sie miteinander verwandt seien.

Biden kann es «kaum erwarten»

Trump denke offenbar, dass es eine Art von IQ-Test sei oder ein Test, wie ihn College-Bewerber absolvieren müssten, sagt auch Neurologie-Professor Dr. Raymond Turner von der Georgetown-Universität in Washington. Aber der Test sei ganz anders: «Es ist eine Art niedrige Messlatte zum Überspringen. Es ist nicht zwangsläufig etwas zum Prahlen, es sei denn, man hat die Sorge, dass man nachlässt oder so etwas.»



Biden selbst sagte im Juni, er könne es kaum abwarten, seine eigenen kognitiven Fähigkeiten «mit denen des Mannes zu vergleichen, gegen den ich antrete». Sein Wahlkampfsprecher Andrew Bates legte am Donnerstag nach, verwies etwa auf Trumps Verhalten in der Corona-Pandemie. Biden habe schon frühzeitig Alarm geschlagen, während Trump weiterhin verspreche, dass das Virus «auf wundersame Weise verschwinden» werde. Biden habe auch den Rat von Experten stets hochgehalten, während Trump Covid-19-Opfer ermuntert habe, sich Spritzen mit Desinfektionsmitteln zu geben, sagte Bates mit Blick auf unselige Äusserungen des Präsidenten im April.

«Und», so fügte der Sprecher hinzu: «Wenn Ihnen das nicht ausreicht: Person. Frau. Mann. Kamera. TV.»

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