Landesweit haben Polen am Freitag gegen eine drohende Verschärfung des Abtreibungsrechts protestiert. "Wir wollen legale Abtreibungen", forderten Zehntausende Menschen beim grössten Protestzug in Warschau.
Die Stadtbehörde schätzte die Teilnehmerzahl auf etwa 55'000. Unter dem Motto "schwarzer Protest" zogen sie dunkel gekleidet durch die Hauptstadt, um sich gegen den im Parlament debattierten Gesetzesentwurf der Pro-Life-Bewegung "Stoppt Abtreibungen" zu wehren. Dieser sieht vor, dass missgebildete Föten nicht mehr abgetrieben werden dürfen.
Das polnische Abtreibungsrecht zählt bereits zu den strengsten in Europa. Frauen können Schwangerschaften nur abbrechen, wenn sie vergewaltigt wurden, das Leben der Mutter in Gefahr ist oder das Kind eine schwere Behinderung hat.
Den letzten Punkt wollen Abtreibungsgegner verbieten. Ein Parlamentsausschuss hatte kürzlich der weiteren Debatte ihrer Gesetzesinitiative zugestimmt.
Die meisten Polen sind Umfragen zufolge für eine Lockerung der Gesetze. Kundgebungen gab es neben Warschau auch in Städten wie Krakau, Posen und Breslau. Befürworter der strengeren Gesetze gingen ebenfalls auf die Strasse.
Die mit absoluter Mehrheit regierende Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) steht der katholischen Kirche nahe und gilt als Befürworterin strengerer Abtreibungsgesetze. Allerdings hatten grosse Bürgerproteste die Nationalkonservativen 2016 von der Einführung eines fast kompletten Abtreibungsverbots abgebracht, das Haftstrafen für Frauen und Ärzte vorsah.
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