Rätselhafte Anschläge Russland droht indirekt mit Intervention in Transnistrien

SDA

26.4.2022 - 17:57

In Transnistrien wurde nach Angaben der örtlichen Behörden das Ministerium für Staatssicherheit angegriffen. Die Echtheit des Fotos konnte nicht überprüft werden.
In Transnistrien wurde nach Angaben der örtlichen Behörden das Ministerium für Staatssicherheit angegriffen. Die Echtheit des Fotos konnte nicht überprüft werden.
Keystone/Ministry of Internal Affairs of Transnistria/AP/dpa

Bislang war es ruhig in der Republik Moldau mit ihrem prorussischen Separatistengebiet am Fluss Dnister. Doch nun explodieren in Transnistrien Bomben. Es droht eine Ausweitung von Russlands Krieg.

An der Südwestflanke der Ukraine spitzt sich die Lage durch rätselhafte Anschläge in der moldauischen Separatistenregion Transnistrien zu. In dem schmalen, von vielen Russen bewohnten Landstreifen am Fluss Dnister wurde seit Montag das Gebäude der regionalen Staatssicherheit beschossen, zwei Rundfunksendemasten wurden gesprengt.

Explosionen gab es angeblich auch in einer Kaserne nahe dem Militärflugplatz von Tiraspol. Der Präsident Transnistriens, Wadim Krasnoselski, sprach am Dienstag von Terroranschlägen. Verletzt wurde den Angaben nach niemand.

Die Ukraine und Russland warfen sich gegenseitig vor, mit Provokationen den Krieg ausweiten zu wollen. Die Präsidentin der Republik Moldau, Maia Sandu, deutete die Unruhe als Ausdruck innerer Konflikte in dem seit 1992 abgespaltenen Separatistengebiet. «Wir sind daran interessiert, dass an den Ufern des Dnister Frieden und Ruhe herrschen», sagte sie in Chisinau nach Beratungen ihres Sicherheitsrates. Die Ex-Sowjetrepublik Moldau orientiert sich unter Sandus Führung in Richtung EU.

Fragile Sicherheitslage

Rückhalt der Separatisten in Transnistrien ist ein Kontingent russischer Soldaten, das dort stationiert ist. Der Waffenstillstand mit Moldau wird von einer Mission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) überwacht. Diese rief alle beteiligten Seiten zu Zurückhaltung und Ruhe auf.

«Russland will die Region Transnistrien destabilisieren», schrieb der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Poldoljak auf Telegram. «Die schlechte Nachricht: Wenn die Ukraine fällt, werden russische Truppen morgen vor Chisinau stehen.»

In Kiew wurde an die Äusserung eines russischen Befehlshabers vergangene Woche erinnert, wonach Moskau die ganze Südukraine bis nach Transnistrien unter Kontrolle bringen wolle. Bislang beherrscht die Ukraine die Hafenstadt Odessa und den Küstenstreifen am Schwarzen Meer.

Russland droht indirekt mit Transnistrien-Intervention

Ein russischer Raketenangriff beschädigte derweil am Dienstag die Eisenbahnbrücke über die Dnister-Mündung am Schwarzen Meer. Damit reisst eine wichtige Nachschubstrecke für Treibstoff und andere Güter aus dem EU-Land Rumänien ab.

Moskau sei beunruhigt wegen der Nachrichten aus Transnistrien, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Der ranghohe russische Parlamentarier Leonid Kalaschnikow sagte: «Die Vorgänge in Transnistrien sind eine Provokation mit dem Ziel, Russland noch tiefer in die Kriegshandlungen in der Region hineinzuziehen.»

Unterdessen teilte des russische Aussenministeriums mit, ein Szenario vermeiden zu wollen, in dem es gezwungen sei, in Transnistrien zu intervenieren. Das berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA, ohne allerdings nähere Details zu nennen.

Im Westen wird diese Aussage mit Sorge betrachtet und als indirekte Drohung interpretiert, unter dem Vorwand einer Bedrohungslage einen militärischen Einsatz zu starten. Laut US-Verteidigungsminister Lloyd Austin analysiere man die Geschehnisse derzeit. Man wolle verhindern, dass sich der Konflikt ausweite.