Ukraine-ÜbersichtUkrainischer Protest gegen Ganser-Auftritt im Stadtcasino Basel +++ Zahl der Toten in Uman steigt auf 23
Agenturen/red
28.4.2023
Erstes Telefonat zwischen Xi und Selenskyj seit Beginn des Ukraine-Kriegs
Erstmals seit Beginn des Kriegs in der Ukraine vor mehr als einem Jahr haben Chinas Staatschef Xi Jinping und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj miteinander telefoniert. Peking kündigte an, eine hochrangige Delegation nach Kiew zu schic
26.04.2023
Bei erneuten russischen Luftangriffen sind in der ukrainischen Stadt Uman beim Beschuss eines Hochhauses 21 Menschen getötet worden. Die Überlebenden berichten von schrecklichen Momenten. Die Entwicklungen im Ticker.
Agenturen/red
28.04.2023, 22:00
Agenturen/red
Russland hat am Freitagmorgen nach ukrainischen Angaben knapp zwei Dutzend Marschflugkörper und zwei Drohnen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und andere Teile des Landes abgefeuert. Von ukrainischer Seite hiess es, es seien mindestens 23 Menschen getötet worden, unter ihnen drei Kinder. In der Zentralukraine sei zudem ein Wohngebäude getroffen worden.
In Uman 215 Kilometer südlich von Kiew schlugen zwei Marschflugkörper in ein neunstöckiges Wohnhaus ein. Dabei seien 21 Menschen getötet worden, teilte die nationale Polizei mit. Unter ihnen sollen zwei Zehnjährige und ein Kleinkind sein. Nach Polizeiangaben wurden 17 Menschen verletzt. Aus den Trümmern wurden drei Kinder gerettet. Lokale Medien zeigten das brennende Gebäude mit mehreren zerstörten Stockwerken.
Perhaps this young woman from Uman can explain better why russia has to be defeated and why Ukraine must win. They will not stop until they are stopped.
Noch Stunden nach dem Anschlag stieg aus dem Gebäude Rauch auf. Drei Leichensäcke lagen vor dem Haus. Soldaten, Zivilisten und Rettungskräfte suchten in den Trümmern nach weiteren Opfern, während Anwohner Habseligkeiten aus der Ruine schleppten. Überlebende berichteten gegenüber der Nachrichtenagentur AP von schrecklichen Momenten, als die Raketen einschlugen. Eine Frau namens Halyna sagte, sie und ihr Mann seien durch die Explosion mit Glas bedeckt worden. Sie hätten Flammen vor ihrem Fenster gesehen und seien nach draussen geklettert. Zuvor habe sie nach ihrer Freundin in einer Nachbarwohnung sehen wollen, sagte Halyna. «Ich rief sie an, aber sie nahm nicht ab. Ich habe sogar an der Tür geklingelt, aber es kam keine Antwort», erzählte sie. Sie habe dann mit einem Zweitschlüssel die Wohnungstür aufgeschlossen und ihre Freundin tot auf dem Boden liegend gefunden.
Tote und Verletzte bei Artilleriebeschuss von ostukrainischem Donezk
In der von Russland kontrollierten ostukrainischen Grossstadt Donezk sind durch Beschuss mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Nach vorläufigen Angaben der örtlichen Behörden am Freitag hat es 7 Tote und 19 Verletzte gegeben.
In #Donetsk, a shell hit a fixed-route taxi, local publics write.
Unter anderem sei ein Sammeltaxi durch den ukrainischen Raketenbeschuss in Brand geraten und völlig ausgebrannt. Kiew dementiert regelmässig Angriffe auf zivile Objekte. Informationen aus dem Kriegsgebiet lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Putin zeichnet neue Höchststrafen für Landesverrat und Sabotage ab
Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Gesetzesverschärfungen für Hochverrat, Sabotage und Terrorismus unterzeichnet. Für Hochverrat wird die Strafe damit etwa auf lebenslänglich heraufgesetzt, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Gesetzestext hervorgeht.
Zuletzt wurde Kremlkritiker Wladimir Kara-Mursa von einem russischen Gericht unter anderem wegen angeblichen Hochverrats zu einer Gefängnisstrafe von 25 Jahren verurteilt.
Das russische Parlament, die Staatsduma, hatte vor zehn Tagen die entsprechenden Gesetze verabschiedet. Neben der lebenslänglichen Strafe für Hochverrat wurden auch die Haftzeiten für andere Straftaten teilweise deutlich angehoben. Für Sabotageakte wird die Höchststrafe von 15 auf 20 Jahre hochgesetzt. Zahlreichen Kriegsgegnern, die Wehrkreisämter angezündet oder Schienen beschädigt hatten, um den Transport von Rüstungsgütern zu verhindern, wird damit der Prozess gemacht.
Minister: Vorbereitungen für ukrainische Offensive fast abgeschlossen
Im Ukrainekrieg sind die Vorbereitungen der lang angekündigten Frühjahrsoffensive Kiews laut Verteidigungsminister Olexij Resnikow nahezu abgeschlossen. «Global gesehen, sind wir zu einem hohen Prozentsatz bereits fertig», sagte der 56-Jährige am Freitag auf einer Pressekonferenz in Kiew.
Konkrete Details könne er aus Geheimhaltungsgründen nicht nennen. Wenige Stunden zuvor waren zahlreiche Zivilisten bei russischen Raketenangriffen ums Leben gekommen. Besonders schwerwiegend waren die Einschläge in Wohnhäuser in der zentralukrainischen Stadt Uman, wo nach Angaben aus Kiew 17 Bewohner starben - darunter auch Kinder. Die Aufrüstung der Ukraine und ihrer Nachbarstaaten geht derweil weiter. So liefert Grossbritannien an Polen Flugabwehrraketen im Milliardenwert.
Kreml: Keine guten Aussichten für Getreide-Abkommen
Der Kreml bewertet die Aussichten für eine Fortsetzung des Abkommens zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer als nicht gut.
Präsident Wladimir Putin habe einen Brief von UN-Generalsekretär António Guterres mit Argumenten für die Verlängerung erhalten, allerdings gebe es für Russland keine Fortschritte, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag. So hätten die russischen Hersteller von Düngemitteln weiter Probleme, ihre Waren zu exportieren. Russland beklagt, dass die im Zuge des Krieges in der Ukraine verhängten Sanktionen die Lieferungen behinderten.
Kremlchef Putin hatte Guterres aufgefordert, sich international dafür einzusetzen, dass russische Schiffe wieder ungehindert fahren können. Probleme gibt es etwa beim Abschluss von Versicherungen für die Frachter, aber auch bei den Bezahlungen, weil Geldüberweisungen durch die mit Sanktionen belegten russischen Banken schwierig sind. Die negativen Einschränkungen für die russischen Düngemittellieferanten bestünden fort, kritisierte Peskow. Deshalb sehe es nicht gut aus für eine Verlängerung des Abkommens nach dem 18. Mai.
Die Ereignisse des Tages im Überblick
Das Wichtigste in Kürze
Im zentralukrainischen Uman ist die Zahl der Toten nach einem russischen Raketenangriff auf ein Wohnhaus auf 23 gestiegen.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Gesetzesverschärfungen für Hochverrat, Sabotage und Terrorismus unterzeichnet.
In der Nacht hat Russland Ziele in der ganzen Ukraine angegriffen. Bei Raketeneinschlägen kamen mehrere Menschen ums Leben.
Das dänische Militär bestätigte der Zeitung «Information», dass ein Patrouillenschiff kurz vor den Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines ein russisches Spezialschiff beim Tatort gesichtet hat.
Die EU will die ukrainische Wirtschaft weiterhin unterstützen und die Produkte für ein weiteres Jahr zollfrei einführen. Doch es kündigt sich Widerstand an.
EU-Kommission: Streit über ukrainische Agrarimporte beigelegt
Im Streit über Agrarimporte aus der Ukraine hat sich die EU-Kommission nach eigenen Angaben mit mehreren osteuropäischen Staaten geeinigt. Man habe dabei Anliegen von Bauern in mehreren EU-Nachbarstaaten und der Ukraine selbst berücksichtigt, schrieb Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis am Freitag auf Twitter. Polen, Bulgarien, die Slowakei und Ungarn werden demnach ihre Gegenmassnahmen aufheben. Im Gegenzug werde es für Weizen, Mais, Raps und Sonnenblumenkerne «aussergewöhnliche Schutzmassnahmen» geben. Einzelheiten nannte er nicht.
🤝WE HAVE A DEAL🤝@EU_Commission has reached an agreement in principle with Bulgaria, Hungary, Poland, Romania & Slovakia regarding #Ukraine agri-food products.
We have acted to address concerns of both farmers in neighbouring EU countries and Ukraine 🇪🇺🇺🇦 - with @jwojc 🧵1/3 pic.twitter.com/qNP93X1Fpd
Die vier Länder haben Agrarimporte aus der Ukraine beschränkt und argumentiert, dass billiges Getreide aus dem Kriegsland ihre eigenen Märkte verzerre. Auch Rumänien beklagte sich. Im Rahmen der jetzt gefundenen Einigung könnte die Einfuhr der umstrittenen Agrargüter wieder erlaubt werden – allerdings nur für den Weitertransport und nicht für den Verkauf in den betroffenen EU-Nachbarn.
Die EU hatte nach dem russischen Angriff im vergangenen Jahr Zölle auf Einfuhren aus der Ukraine ausgesetzt, um dem Land einen besseren Zugang zu den internationalen Märkten zu ermöglichen. Die Ukraine ist einer der wichtigsten Getreideproduzenten, kann wegen des Krieges ihre Schwarzmeerhäfen aber nur beschränkt nutzen.
⚡️EU agrees on Ukrainian grain imports.
After nearly two weeks of negotiations, five EU countries finally "reached a political agreement" with the European Commission on Ukrainian grain imports, the European Trade Commissioner Valdis Dombrovskis said. https://t.co/6DmAVqGdSC
— The Kyiv Independent (@KyivIndependent) April 28, 2023
21.12 Uhr
Ukrainischer Protest gegen umstrittenen Anlass im Stadtcasino Basel
Rund 50 Personen haben am Freitagabend vor dem Stadtcasino Basel gegen den Auftritt des umstrittenen Publizisten Daniele Ganser demonstriert. Ukrainische Gruppierungen hatten zu dieser bewilligten Standkundgebung aufgerufen.
Mit Plakaten und Transparenten protestierten sie gegen den russischen Angriff auf die Ukraine und kritisierten Gansers umstrittene Aussagen zu diesem Krieg. Dieser hielt dazu am Freitag zum zweiten Mal in dieser Woche zu diesem Thema einen Vortrag im Stadtcasino.
Die Kundgebung verlief friedlich, wie die Kantonspolizei gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
20.33 Uhr
Signal an Moldau: EU schafft Gesetzesrahmen für Sanktionen
Angesichts von Spannungen zwischen Moskau und Chisinau haben die EU-Länder einen gesetzlichen Rahmen für mögliche Sanktionen gegen Personen geschaffen, deren Handlungen die ehemalige Sowjetrepublik Moldau zu destabilisieren drohen. Dabei gehe es etwa um Aktivitäten, die die Souveränität und Unabhängigkeit des Landes bedrohten, teilte der Europäische Rat am Freitag mit. Als Beispiel nannte der Rat etwa eine Behinderung demokratischer Prozesse, einschliesslich Wahlen, oder einen Versuch, die staatliche Ordnung auch mit Gewalt zu stürzen. Zu den möglichen Sanktionen gehören etwa ein Einreiseverbot in die EU sowie das Einfrieren von Vermögen.
«Als eines der Länder, die am meisten von den Konsequenzen der illegalen russischen Invasion in die Ukraine betroffen sind, sehen wir zunehmende und andauernde Versuche, Moldau zu destabilisieren», sagte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell. Der Sanktionsrahmen sei ein «wichtiges politisches Signal der EU-Unterstützung für Moldau in dem derzeitigen schwierigen Kontext».
Natalia Gavrilita war im Februar überraschend als Ministerpräsidentin Moldaus zurückgetreten. Sie warf Moskau vor, ihre Regierung untergraben zu wollen. Die pro-europäische Präsidentin Maia Sandu hatte damals vor möglichen Umsturzversuchen gewarnt. Auch internationale Beobachter haben Russland vorgeworfen, die Lage in dem EU-Beitrittskandidatenland destabilisieren zu wollen. Das russische Aussenministerium hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Republic of #Moldova 🇲🇩: @EUCouncil adopts a framework for targeted #sanctions against those that undermine or threaten the sovereignty and independence of the country, as well as its democracy, rule of law, stability or security.
Ukraine-Korrespondentin wird Swiss Press Journalist of the Year
Die Ukraine-Korrespondentin des Westschweizer Radios und Fernsehens RTS Maurine Mercier wird «Swiss Press Journalist of the Year». Sie ist am Freitag in Bern für ihre Berichterstattung über Kriegsbetroffene ausgezeichnet worden.
Mercier sei eine Menschenreporterin, nicht eine Kriegsreporterin, hiess es von der Fondation Reinhardt von Graffenried am Freitag. Ausgezeichnet wird sie in der Sparte Audio für einen Bericht über eine Mutter, die in Butscha bei Kiew zwei Wochen lang in Anwesenheit ihrer dreizehnjährigen Tochter von russischen Soldaten vergewaltigt und terrorisiert wurde.
Mercier sei es gelungen, die herzzerreissenden Aussagen mit der nötigen Genauigkeit zu vermitteln, ohne jemals in Sensationslust zu verfallen, so die Stiftung. «Es ist unmöglich, nicht im Innersten berührt zu werden.»
Mercier selbst betonte in Interviews immer wieder, dass nicht sie die Mutige sei, sondern die Opfer, die es wagen, sich ihr anzuvertrauen. Die Journalistin gibt ihnen das erhaltene Preisgeld als Belohnung weiter und bleibt mit ihnen in Kontakt, wie es von der Fondation hiess. Der Preis ist mit 25'000 Franken dotiert.
20.03 Uhr
Russische Konditorin muss 400 Euro wegen Friedensbotschaften auf Torten zahlen
Eine russische Konditorin ist zu einer Strafe in Höhe von umgerechnet 400 Euro verurteilt worden, weil sie ihre Torten mit pro-ukrainischen Sprüchen und Friedensbotschaften verziert hatte. Ihre Backwaren «diskreditieren» die russische Armee, teilte ein Gerichtsvertreter in Moskau am Freitag mit.
Die Bäckerin Anastasia Tschernyschewa hatte zuvor Bilder von bunten Kuchen mit Sprüchen gegen den bewaffneten Konflikt im Online-Netzwerk Instagram geteilt, wo ihr mehr als 25’000 Menschen folgen. Sie veröffentlichte im März etwa ein Bild von einem weißen Kuchen mit einer Botschaft in Regenbogenfarben. Die Glasur einer anderen Torte war blau-gelb wie die Nationalfarben der Ukraine.
Tschernyschewa stellte auch ein Bild von einem Kuchen in Phallus-Form mit einem Peace-Zeichen und einem beliebten russischen Schimpfwort für männliche Genitalien in das Online-Netzwerk. Andere Torten waren mit Herzen und Blumen oder Sprüchen wie «Die Liebe wird siegen» dekoriert.
Die Konditorin war am Donnerstag kurzzeitig festgenommen worden, nachdem ultra-konservative Medien im Januar die Aufmerksamkeit auf ihre Arbeit gelenkt hatten.
Russland geht gegen weitere Menschenrechtsgruppen vor
Russland geht verstärkt gegen Menschenrechtsorganisationen vor. Am Freitag durchsuchte die Polizei die Wohnungen von drei Anwälten der Gruppe Team Against Torture, die sich gegen Folter einsetzt und Rechtshilfe anbietet. Die Razzien in Nischni Nowgorod, einer Grossstadt im Westen Russlands, hätten im Rahmen einer zuvor eingeleiteten strafrechtlichen Untersuchung stattgefunden, teilte die Gruppe in einer Erklärung mit.
Bereits am Donnerstag hatte ein Gericht in Moskau die Schliessung des Sowa-Zentrums angeordnet, einer bekannten Nichtregierungsorganisation, die sich mit Rassismus in Russland beschäftigt. Die Behörden beschuldigten die Organisation, unerlaubterweise an Veranstaltungen ausserhalb der russischen Hauptstadt teilgenommen zu haben. Anfang des Jahres war die älteste russische Menschenrechtsorganisation, die Moskauer Helsinki-Gruppe, wegen desselben Verstosses geschlossen worden. Das Sowa-Zentrum wies die Anschuldigungen zurück und kündigte an, gegen das Urteil Berufung einzulegen. In der Zwischenzeit will die Gruppe ihre Arbeit fortsetzen.
Das russische Vorgehen löste im Westen Kritik aus. Eine Sprecherin der deutschen Bundesregierung, Christiane Hoffmann, sagte, Russland scheine das Vorgehen gegen Menschenrechtsgruppen parallel zum Angriff auf die Ukraine verschärft zu haben. Die Meinungsfreiheit existiere in Russland nicht mehr.
19.18 Uhr
Zahl der Toten in Uman steigt weiter
Im zentralukrainischen Uman ist die Zahl der Toten nach einem russischen Raketenangriff auf ein Wohnhaus weiter gestiegen. Das Innenministerium meldete am Abend die Zahl von 23 Toten, zuvor war von 21 getöteten Bewohnern die Rede gewesen. Demnach waren weitere Leichen aus den Trümmern des teils zerstörten Hauses gezogen worden. Unter den Opfern sind auch vier Kinder. Es gab 18 Verletzte, von denen 9 im Krankenhaus behandelt wurden.
19 Uhr
Selenskyj: Hören Respekt aus China
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich einmal mehr positiv über ein kürzliches Telefonat mit Chinas Staatschef Xi Jinping geäussert. In dem Gespräch sei es um die territoriale Unversehrtheit der Ukraine «einschliesslich der Krim» und die Charta der Vereinten Nationen gegangen. «Wir haben Respekt gegenüber allen diesen Prinzipien gehört», sagte der 45-Jährige am Freitag auf einer Pressekonferenz in Kiew. Das sei sehr wichtig. Über gegenseitige Besuche sei mit Peking nicht gesprochen worden.
Selenskyj habe Xi ebenfalls darum gebeten, auf Moskau einzuwirken, um eine Rückkehr von ukrainischen Kriegsgefangenen und «verschleppten Kindern» zu erreichen. Seinen Angaben nach geht es um «knapp 20’000 Kinder». «Ich sage es offen, bei der Rückkehr unserer Kinder hilft der Ukraine derzeit nur die Ukraine», klagte der Staatschef. Es gebe zwar Bemühungen von Seiten der Vereinten Nationen, doch nur mit schwachen Ergebnissen. Daher habe er Xi auch hierbei um Hilfe gebeten.
Ukraine handed over to the International Committee of the Red Cross a list with the names of 19,000 Ukrainian children deported to Russia, said Maria Mezentseva, head of the permanent delegation of the Verkhovna Rada to PACE. pic.twitter.com/VpJtQmpKvO
Tschechien und Slowakei wollen Ukraine in der EU und Nato
Die Staatsoberhäupter von Tschechien und der Slowakei haben bei einem gemeinsamen Kiew-Besuch die Beitrittsambitionen der Ukraine sowohl zur EU als auch zur Nato unterstützt. «Die Mitgliedschaft der Ukraine in EU und Nato ist für uns keine Frage, ob, sondern wann», schrieb der neue tschechische Präsident Petr Pavel am Freitag auf Facebook nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Die slowakische Präsidentin Zuzana Caputova versicherte: «Es ist mir eine Ehre, Ihnen unsere Unterstützung auszudrücken, Präsident Selenskyj.» Mit der Ukraine verbinde man eine gemeinsame Zukunft, schrieb sie ebenfalls auf Facebook. Pavel und auch Caputova veröffentlichten dazu Fotos ihrer Begegnung mit dem ukrainischen Amtskollegen.
⚡️Slovak, Czech presidents arrive in Ukraine for joint visit.
Czech President Petr Pavel and his Slovak counterpart Zuzana Caputova came to Ukraine on the morning of April 28 for a joint visit, previously unannounced.
— The Kyiv Independent (@KyivIndependent) April 28, 2023
Neben Kiew hatten die beiden auch vom Krieg stark betroffene Vororte besucht. In Butscha sagte Pavel dem mitreisenden tschechischen TV-Sender CT24, er zweifle nicht daran, dass Russland absichtlich zivile Ziele angreife: «Aus der Vielzahl der Angriffe auf zivile Ziele lässt sich nichts anderes schliessen, als dass Absicht dahinter steckt. Navigationsfehler oder fehlerhafte Zieleingaben kann es manchmal geben. Aber bei so einer grossen Zahl ist das einfach kein Fehler mehr. Da steckt eindeutig ein Plan dahinter: Chaos und Schrecken in der Zivilbevölkerung auslösen, damit sie Druck auf die Regierung zum Nachgeben ausübt.»
18.25 Uhr
Zahl der Toten in Uman steigt auf 21
In Uman 215 Kilometer südlich von Kiew schlugen zwei Marschflugkörper in ein neunstöckiges Wohnhaus ein. Dabei seien 21 Menschen getötet worden, teilte die nationale Polizei mit. Unter ihnen sollen zwei Zehnjährige und ein Kleinkind sein. Nach Polizeiangaben wurden 17 Menschen verletzt. Aus den Trümmern wurden drei Kinder gerettet. Lokale Medien zeigten das brennende Gebäude mit mehreren zerstörten Stockwerken.
Video of a destroyed residential house in #Uman from a drone.
Putin zeichnet neue Höchststrafen für Landesverrat und Sabotage ab
Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Gesetzesverschärfungen für Hochverrat, Sabotage und Terrorismus unterzeichnet. Für Hochverrat wird die Strafe damit etwa auf lebenslänglich heraufgesetzt, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Gesetzestext hervorgeht.
Zuletzt wurde Kremlkritiker Wladimir Kara-Mursa von einem russischen Gericht unter anderem wegen angeblichen Hochverrats zu einer Gefängnisstrafe von 25 Jahren verurteilt.
Das russische Parlament, die Staatsduma, hatte vor zehn Tagen die entsprechenden Gesetze verabschiedet. Neben der lebenslänglichen Strafe für Hochverrat wurden auch die Haftzeiten für andere Straftaten teilweise deutlich angehoben. Für Sabotageakte wird die Höchststrafe von 15 auf 20 Jahre hochgesetzt. Zahlreichen Kriegsgegnern, die Wehrkreisämter angezündet oder Schienen beschädigt hatten, um den Transport von Rüstungsgütern zu verhindern, wird damit der Prozess gemacht.
Die Höchststrafe für «internationalen Terrorismus» wird von 10 auf 12 Jahre hochgesetzt, für Beihilfe in solch einem Fall die Mindeststrafe von 5 auf 7 Jahre.
Daneben unterzeichnete Putin auch ein Gesetz, das die «Beihilfe für die Umsetzung von Entscheidungen internationaler Organisationen, an denen Russland nicht beteiligt ist, oder ausländischer Staatsorgane» unter Strafe stellt. Angeklagten droht eine Geldbusse von bis zu einer Million Rubel (etwa 11’000 Franken) oder bis zu 5 Jahre Freiheitsentzug.
Putin signed the law on life imprisonment for treason
The bill was introduced to the State Duma in April, it was immediately adopted in the second and third readings, and then approved by the Federation Council. Previously, the penalty for treason was from 12 to 20 years in… pic.twitter.com/XNrfAPYpOG
Im zentralukrainischen Uman ist die Zahl der Toten nach einem russischen Raketenangriff auf ein Wohnhaus weiter gestiegen. Das Innenministerium meldete am späten Freitagnachmittag die Zahl von 20 Toten, zuvor war von 17 getöteten Bewohnern die Rede gewesen.
Demnach waren weitere Leichen aus den Trümmern des teils zerstörten Hauses gezogen worden. Es gab 18 Verletzte, von denen 9 im Krankenhaus behandelt wurden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte den Angriff als «Terror gegen Zivilisten». Er teilte mit, dass unter den Toten zwei nicht identifizierte Kinder seien. «Das Schicksal ihrer Eltern ist unklar», sagte er.
Einsatzkräfte suchten in den Trümmern nach möglichen weiteren Opfern. In dem zerstörten Teil des Hauses waren 109 Menschen registriert, hiess es. 27 Wohnungen seien komplett zerstört worden. Dutzende Autos auf der Strasse wurden demnach durch Trümmer beschädigt. Selenskyj forderte vom Westen mehr Waffen für die Ukraine und härtere Sanktionen gegen Russland sowie eine Verurteilung der Täter. «Wir können den russischen Terror nur gemeinsam besiegen», betonte er.
Am Freitagmorgen war eine russische Rakete in ein Hochhaus in der Stadt eingeschlagen. Die Stadtverwaltung hat eine dreitägige Trauer angeordnet. Mindestens zwei Tote und drei Verletzte hatte es infolge von Raketenangriffen auch im Gebiet Dnipropetrowsk gegeben. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als 14 Monaten eine russische Invasion.
17.12 Uhr
«Desinformation»: Spanien bestellt Botschafter ein
Spanien hat wegen eines Videos über angebliche spanische Truppen in der Ukraine den russischen Botschafter in Madrid, Juri Klimenko, ins Aussenministerium einbestellt. Das bestätigte das Ministerium heute auf Anfrage. Dem Diplomaten sei am Vortag der Protest des Ministeriums wegen des Videos mitgeteilt worden, das auf der Internetseite der russischen Botschaft gestanden hatte.
In dem Video mit Spanisch sprechenden Männern in Kampfanzügen in einem Schützengraben sei der Eindruck erweckt worden, spanische Soldaten seien an Kämpfen in der Ukraine beteiligt, berichteten die Zeitung «El País» und andere spanische Medien. Die russische Botschaft habe das Video bereits am Mittwochabend nach einem ersten Protest des spanischen Aussenministeriums von ihrer Seite genommen.
Verteidigungsministerin Margarita Robles warf Russland vor, es wolle «mit allen möglichen Methoden wie Desinformation die Einheit zwischen den Ländern der EU und der NATO untergraben». Dies werde Moskau jedoch nicht gelingen. Sie bekräftigte, dass weder spanische noch Truppen irgendeines anderen Nato-Landes in der Ukraine kämpften.
17 Uhr
Moskau meldet Tote in Donezk
In der von Russland kontrollierten ostukrainischen Grossstadt Donezk sind durch Beschuss mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Nach vorläufigen Angaben der örtlichen Behörden hat es 7 Tote und 19 Verletzte gegeben. Unter anderem sei ein Sammeltaxi durch den ukrainischen Raketenbeschuss in Brand geraten und völlig ausgebrannt.
Kiew dementiert regelmässig Angriffe auf zivile Objekte. Informationen aus dem Kriegsgebiet lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Russland ist vor über 14 Monaten in die Ukraine einmarschiert und hat das seit 2014 zum Teil von prorussischen Separatisten kontrollierte Gebiet Donezk formal annektiert. Die Frontlinie zwischen russischen und ukrainischen Truppen verläuft nur wenige Kilometer von der Industriestadt Donezk entfernt.
16.30 Uhr
Polen kauft Flugabwehrsystem aus Grossbritannien
Grossbritannien und Polen haben einen Rüstungsdeal im Wert von rund 2,16 Milliarden Euro unterzeichnet. Das britische Unternehmen MBDA werde 22 polnische Luftabwehrbatterien mit modularen Flugabwehrraketen (CAMMs) und Abschussgeräten ausstatten, teilte die Downing Street mit.
Dies sei eines der größssten bilateralen Exportabkommen innerhalb der Nato. CAMM ist ein hochmodernes Luftabwehrsystem, das bei den britischen Landstreitkräften sowie bei der Marine im Einsatz sei. Das System werde bereits in britischen Einheiten im Nato-Land Polen eingesetzt, «um den Luftraum des Landes nach Putins barbarischem Einmarsch in die Ukraine zu schützen», hiess es weiter.
Kolejny krok w programie PILICA+. Podpisano umowy na dostawę wyrzutni #iLauncher i pocisków #CAMM oraz przeciwlotniczych systemów rakietowo-artyleryjskich PSR-A #PILICA. To skokowy wzrost możliwości rażenia celów powietrznych i zwiększenie zdolności polskiej obrony powietrznej. pic.twitter.com/2SO731ag2P
Den Angaben zufolge können die Raketen zum Schutz stationierter Truppen oder kritischer Infrastruktur eingesetzt werden. Zudem könnten sie ein tennisballgrosses Objekt, das sich mit Schallgeschwindigkeit bewege, aus einer Entfernung von 25 Kilometer treffen.m «Das erhöht sprunghaft die Möglichkeit, Luftziele zu erfassen und erhöht die polnischen Luftverteidigungsfähigkeiten», teilte Polens Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak bei Twitter mit.
16.13 Uhr
Kreml: Getreide-Abkommen vor dem Aus
Der Kreml bewertet die Aussichten für eine Fortsetzung des Abkommens zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer als nicht gut. Präsident Wladimir Putin habe einen Brief von UN-Generalsekretär António Guterres mit Argumenten für die Verlängerung erhalten, allerdings gebe es für Russland keine Fortschritte, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.
So hätten die russischen Hersteller von Düngemitteln weiter Probleme, ihre Waren zu exportieren. Russland beklagt, dass die im Zuge des Krieges in der Ukraine verhängten Sanktionen die Lieferungen behinderten. Kremlchef Putin hatte Guterres aufgefordert, sich international dafür einzusetzen, dass russische Schiffe wieder ungehindert fahren können.
Probleme gibt es etwa beim Abschluss von Versicherungen für die Frachter, aber auch bei den Bezahlungen, weil Geldüberweisungen durch die mit Sanktionen belegten russischen Banken schwierig sind. Die negativen Einschränkungen für die russischen Düngemittel-Lieferanten bestünden fort, kritisierte Peskow. Deshalb sehe es nicht gut aus für eine Verlängerung des Abkommens nach dem 18. Mai.
Russland droht immer wieder damit, das zuletzt Mitte März um 60 Tage verlängerte Getreide-Abkommen platzen zu lassen, wenn seine Bedingungen nicht erfüllt werden. Schon in den vergangenen Tagen beklagten die ukrainischen Behörden Behinderungen beim Auslaufen der Getreide-Frachter aus ihren Häfen. Platzt das Abkommen, könnte die russische Kriegsflotte die Verschiffung des Getreides verhindern.
15.20 Uhr
EU verurteilt russische Raketenangriffe
Die Europäische Union hat die jüngsten Raketenangriffe Russlands auf zivile Infrastruktur in der Ukraine als Kriegsverbrechen verurteilt. Wieder einmal habe Russland «feige Zivilisten angegriffen, während sie schliefen, schwere Schäden verursacht und eine Reihe unschuldiger Zivilisten getötet», sagte ein Sprecher des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell am Freitag in Brüssel. «Die russischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung und die zivile Infrastruktur stellen Kriegsverbrechen dar.» Die Befehlshaber, die Täter und die Mittäter würden nicht ohne Strafe davon kommen. «Alle werden zur Rechenschaft gezogen werden.»
Um die «Barbarei und den unmenschlichen Charakter» des russischen Handelns zu veranschaulichen, präsentierte der Sprecher einen Schlüsselanhänger aus dem Splitter einer 500 Kilogramm schweren Bombe. Das Stück sei von Kindern in den Trümmern einer Schule gefunden worden. Die Kinder machten daraus Schlüsselanhänger, um zu zeigen, was in der Ukraine herumfliege.
Russland hatte am Freitagmorgen unter anderem ein Wohnhaus im zentralukrainischen Uman mit einer Rakete beschossen. Nach Angaben des Innenministeriums in Kiew kamen dabei 15 Menschen ums Leben. In der Stadt Dnipro starben bei nächtlichem Beschuss eine Frau und ein drei Jahre altes Kind, wie Bürgermeister Borys Filatow mitteilte.
13.41 Uhr
Sechs spanische Leopard-Kampfpanzer für Ukraine in Polen angekommen
Die ersten sechs von insgesamt zehn spanischen Leopard-Kampfpanzern sind am Freitag nach Angaben von Verteidigungsministerin Margarita Robles an Bord eines Transportschiffs in einem polnischen Hafen angekommen.
«Indem wir die Ukraine verteidigen, verteidigen wir nicht nur die territoriale Integrität des Landes und seine Souveränität, sondern wir unterstützen auch das in der UN-Charta verbriefte Recht auf legitime Selbstverteidigung», sagte Robles bei einem Treffen mit ihren Kollegen aus Deutschland und Frankreich, Boris Pistorius und Sébastien Lecornu, in Madrid.
Bei den spanischen Leopard, die am vergangenen Samstag in Santander verschifft worden waren, handelt es sich um den älteren Typ 2A4. Sie waren schon lange ausser Dienst gestellt und standen seit 2012 eingemottet in einer Lagerhalle bei Saragossa. Für den Einsatz in der Ukraine wurden sie aufwendig überholt und getestet. Zudem wurden in Spanien 55 Ukrainer als Besatzungsmitglieder und Techniker an den Leopard-Panzern ausgebildet. Weitere vier Panzer sollen zu einem späteren Zeitpunkt geliefert werden.
Insgesamt verfügt das Land über 347 Leopard-Panzer. Davon gehören 108 zur älteren Variante 2A4 und 239 zum neueren Typ 2A6, der in Spanien 2E heisst. Von diesen kampfstärkeren Panzern will Spanien keine an die Ukraine abgeben. Sie würden für die eigene Landesverteidigung gebraucht.
12.36 Uhr
EU-Staaten unterstützen weiter Zollfreiheit für ukrainische Exporte
Zölle auf Importe aus der Ukraine sollen ein weiteres Jahr ausgesetzt werden. Damit soll die vom Krieg belastete ukrainische Wirtschaft gestärkt werden, wie die schwedische EU-Ratspräsidentschaft am Freitag mitteilte.
Der Ausschuss der ständigen Vertreter der EU-Länder in Brüssel habe zuvor seine Unterstützung für die Verlängerung signalisiert, hiess es. Ob alle Länder die Entscheidung begrüssten, blieb unklar - für einen endgültigen Beschluss braucht es keine Einstimmigkeit.
Die Erleichterungen für die Ukraine waren Mitte vergangenen Jahres in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg eingeführt worden. Das EU-Parlament muss die Verlängerung noch absegnen, danach werden auch die EU-Staaten formell über die Massnahme abstimmen.
Über die Verlängerung gibt es seit Wochen kontroverse Debatten. EU-Länder wie Bulgarien, Ungarn, Polen, Rumänien und die Slowakei beklagen sich darüber, dass wegen der Zollbefreiung deutlich mehr Futter- und Lebensmittel in ihre Länder kämen. Bauern in diesen Ländern sahen sich unverhältnismässig grosser Konkurrenz ausgesetzt. Die EU-Kommission kündigte daraufhin unter anderem weitere Finanzhilfen für die betroffenen Länder an.
Noch unklar ist, ob Länder wie Polen ohne vorherige EU-Abstimmung ergriffene Schutzmassnahmen aufrechterhalten dürfen und den Verkauf bestimmter Waren aus der Ukraine untersagen können. Wenn weiterhin lediglich der Transit von ukrainischem Getreide erlaubt wird, könnte das auch Auswirkungen auf den deutschen Markt haben.
12.02 Uhr
Kiew: Vorbereitungen für Gegenoffensive vor dem Abschluss
Die Vorbereitungen für die erwartete Gegenoffensive der Ukraine stehen nach Angaben der Regierung in Kiew vor dem Abschluss. «Die Vorbereitungen gehen ihrem Ende entgegen», sagte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow am Freitag bei einer Pressekonferenz in Kiew. «Die Ausrüstung wurde versprochen, vorbereitet und teils geliefert.» Er hob mit Blick auf die erwartete Frühjahrsoffensive der Ukraine hervor: «Im weitesten Sinne sind wir bereit.»
Die Nato-Länder und ihre Partner haben der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges vor über einem Jahr nach Angaben des westlichen Verteidigungsbündnisses bereits 230 Panzer geliefert. Zudem seien 1550 gepanzerte Fahrzeuge und «erhebliche Mengen an Munition» bereitgestellt worden, hatte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag gesagt. Dies bringe die Ukraine «in eine starke Position», um von Russland besetzte Gebiete zurückzuerobern.
In den kommenden Wochen wird allgemein mit einer Frühjahrsoffensive der Ukraine gegen die russischen Truppen im Land gerechnet. Seit Kriegsbeginn im Februar 2022 haben die Nato-Länder der Ukraine auch Flugabwehrsysteme, Artillerie und in der Sowjetunion hergestellte MiG-29-Kampfjets zur Verfügung gestellt. Sie haben zudem tausende ukrainische Soldaten ausgebildet.
11.11 Uhr
Kiew: Mindestens 12 Tote nach Beschuss
Nach russischem Beschuss der Ukraine in der Nacht haben die Behörden die Zahl der Todesopfer erneut nach oben angehoben. Wie es nun heisst, seien mindestens zwölf Menschen getötet worden. In der Zentralukraine sei zudem ein Wohngebäude getroffen worden.
In Uman 215 Kilometer südlich von Kiew schlugen Marschflugkörper in ein neunstöckiges Wohnhaus und Lagergebäude ein. Dabei seien zehn Menschen getötet worden, sagte Innenminister Ihor Klymenko. Nach Polizeiangaben wurden 17 Menschen verletzt. Aus den Trümmern wurden drei Kinder gerettet. Lokale Medien zeigten eines Hauses mit mehreren zerstörten Stockwerken, das in Flammen stand.
In Dnipro wurden eine 31-Jährige und ihre zwei Jahre alte Tochter getötet, wie Gouverneur Serhij Lyssak sagte. Ausserdem gab es vier Verletzte.
9.55 Uhr
Selenskyj verurteilt «Nacht des Terrors»
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach den neuen russischen Raketenangriffen von einer «Nacht des Terrors» gesprochen. «Terroristen haben Zivilisten als Ziel genommen», sagte er am Freitag. Zehn Wohngebäude seien in der zentralukrainischen Stadt Uman im Gebiet Tscherkassy getroffen worden. Selenskyj veröffentlichte dazu Fotos von den Zerstörungen in den sozialen Netzwerken. Ein Wohnblock sei zerstört. «Stand jetzt: sieben Tote, es gibt Verletzte», sagte er. Behörden zufolge war unter den Toten ein Kind. Die Rede war von 17 Verletzten. Einsatzkräfte suchten in den Trümmern nach weiteren Menschen.
«Das russische Böse kann durch Waffen gestoppt werden, unsere Verteidiger tun dies. Und es kann durch Sanktionen beendet werden», sagte Selenskyj. Er fordert seit langem deutlich mehr Waffen, eine Verschärfung der internationalen Strafmassnahmen gegen Russland und eine bessere Kontrolle der Umsetzung der bisher erlassenen Exportbeschränkungen in das Riesenreich. Auch in der Stadt Dnipro starben bei nächtlichem Beschuss Behörden zufolge eine Frau und Kind.
Selenskyj dankte auch der Flugabwehr für den Abschuss von Raketen. Die Ukraine werde die Verbrechen nicht ungesühnt lassen, betonte er. Jede dieser Attacken bringe Russland seiner Niederlage in dem Krieg näher.
9.48 Uhr
London: Russlands Verzicht auf «Panzer-Biathlon» offenbart Sorgen
Moskaus Verzicht auf die normalerweise jährlich ausgetragenen internationalen Armeespiele offenbart nach Ansicht britischer Militärexperten Sorgen in der russischen Führung. Noch im vergangenen Jahr hatte Russland die auch als «Olympische Kriegsspiele» oder nach einer beliebten Disziplin als «Panzer-Biathlon» bezeichneten Wettkämpfe ausgetragen. Allerdings hatte es dafür teilweise Kritik im eigenen Land gegeben.
«Russland hat die Spiele wahrscheinlich gestrichen, weil es besorgt ist, dass die Veranstaltung in Kriegszeiten als unangemessen erscheinen könnte», hiess es in dem täglichen Geheimdienst-Bericht des Verteidigungsministeriums in London am Freitag. Eine andere realistische Möglichkeit sei, dass Russland besorgt sei, durch die Verluste in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine den Wettbewerb nicht wie gewohnt sportlich dominieren zu können. Im Vorjahr hatten neben Russland etwa China, Venezuela, Belarus oder Kasachstan teilgenommen.
The illegal and unprovoked invasion of Ukraine is continuing.
The map below is the latest Defence Intelligence update on the situation in Ukraine – 28 April 2023.
Das Verteidigungsministerium in London veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.
8.38 Uhr
Tote und Verletzte nach neuen russischen Angriffen
Russland hat nach ukrainischen Angaben erneut zivile Infrastruktur in verschiedenen Teilen des Landes mit Raketen beschossen. In der zentralukrainischen Stadt Uman im Gebiet Tscherkassy wurde ein Hochhaus getroffen, wie auf Bildern und Videos zu sehen war. Die Zerstörungen waren demnach massiv. «Es gibt Opfer», schrieb der Chef des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, bei Telegram am Freitag. Behörden zufolge wurden drei Menschen getötet und acht weitere verletzt. Zunächst war von fünf Verletzten die Rede gewesen.
8.16 Uhr
Ukraine: 21 von 23 russischen Raketen abgefangen
Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, gab die Gesamtzahl der Raketen, die auf die Ukraine in der Nacht abgefeuert worden seien, mit 23 an. Davon seien 21 abgeschossen worden. Auch zwei Drohnen seien abgeschossen worden. Die Angriffe seien von russischen strategischen Flugzeugen des Typs Tupolew Tu-95 über dem Kaspischen Meer erfolgt, sagte er. Nach ukrainischen Militärangaben schoss die Flugabwehr auch elf Marschflugkörper in der Nähe der Hauptstadt Kiew ab.
7.15 Uhr
Russische Justiz ordnet Auflösung weiterer NGOs an
In einem weiteren Schlag gegen kritische Stimmen hat die russische Justiz die Auflösung des Sowa-Zentrums angeordnet. Ein Gericht in Moskau entschied am Donnerstag, eine entsprechende Anweisung des Justizministeriums sei umzusetzen. Das Zentrum ist auf Themen wie Rassismus und Fremdenfeindlichkeit spezialisiert. Zur Begründung hiess es, die Nichtregierungsorganisation habe sich an Veranstaltungen ausserhalb Moskaus beteiligt, was als Verstoss gegen die Vorschriften gewertet wurde.
Das Sowa-Zentrum erklärte, es werde gegen die Anordnung Berufung einlegen. Das 2002 gegründete Zentrum ist bekannt für seine Publikationen zu sensiblen Themen wie Nationalismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sowie zu der Frage, wie die «Extremismus»-Gesetze in Russland angewendet werden.
Im Januar hatte dasselbe Gericht die Schliessung der Moskauer Helsinki Gruppe angeordnet, der ältesten Menschenrechtsorganisation in Russland. Seit Beginn der Ukraine-Offensive im Februar vergangenen Jahres werden in Russland Politiker oder Organisationen, die der offiziellen Linie widersprechen, verfolgt.
6.55 Uhr
Fliegeralarm und Explosionen in der ganzen Ukraine
In der ganzen Ukraine herrscht Luftalarm. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Interfax Ukraine. Zudem seien Explosionen in weit voneinander entfernten Regionen wie Dnipro, Krementschuk und Poltava in der Zentralukraine sowie in Mikolajiw im Süden verzeichnet worden.
In der Stadt Dnipro wurden durch die Angriffe dabei mindestens zwei Menschen getötet, wie der Bürgermeister der Stadt, Borys Filatow, im Onlinedienst Telegram mitteilte. Raketen «töteten erneut Zivilisten in Dnipro», erklärte er. Die Todesopfer seien eine junge Frau und ein drei Jahre altes Kind.
⚡️Russia strikes Cherkasy Oblast overnight on April 28, injuring 5.
Russian forces attacked the city of Uman in central Cherkasy Oblast with cruise missiles in the early hours of April 28, regional governor Ihor Taburets said on Telegram.
— The Kyiv Independent (@KyivIndependent) April 28, 2023
In der Hauptstadt Kiew wurden in einer Mitteilung der Stadtverwaltung auf Telegram die Bewohner aufgerufen, Schutz zu suchen und nicht auf die Strassen zu gehen. Die Luftabwehr sei aktiviert worden und habe elf Marschflugkörper zerstört, hiess es. Auch aus der zentralukrainischen Stadt Uman wurde ein Raketenangriff gemeldet.
Während des Winters hatten die russischen Streitkräfte regelmässig die Städte und die Infrastruktur der Ukraine bombardiert. Zuletzt wurden diese Angriffe etwas seltener. Hauptschauplatz der Kämpfe ist der Donbass mit seinen Industrieregionen im Osten der Ukraine und vor allem die Stadt Bachmut, die inzwischen fast vollständig zerstört ist.
5.06 Uhr
Dänemark bestätigt verdächtiges russisches Schiff kurz vor Nord-Stream-Explosionen nahe Tatort
Wenige Tage vor den Nord-Stream-Explosionen in der Ostsee hat sich nach Angaben des dänischen Militärs ein russisches Spezialschiff in der Nähe der Detonationsorte befunden. Das dänische Verteidigungskommando bestätigte Berichte der Zeitung «Information», dass ein Patrouillenschiff am 22. September 2022 östlich der Insel Bornholm 26 Bilder von der «SS-750» gemacht habe. Vier Tage später war es nahe Bornholm zu mehreren Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 gekommen. Die Behörden gehen von Sabotage aus. Wer dafür verantwortlich ist, ist unklar. In Deutschland, Dänemark und Schweden laufen Ermittlungen.
Die «SS-750» verfügt über ein Mini-U-Boot mit Greifarmen. Es sei gerade für Unterwassereinsätze konzipiert, sagte der schwedische Forscher und Geheimdienstexperte Joakim von Braun zu «Information». Ein weiterer Experte, Oliver Alexander, wurde in dem am Donnerstagabend veröffentlichten Bericht mit den Worten zitiert, das Schiff könne theoretisch auch aus anderen Gründen in der Gegend gewesen sein. «Aber das Timing, zu diesem Zeitpunkt genau an diesem Ort zu sein, das ist doch speziell», sagte er.
Ende September waren nach Explosionen nahe Bornholm insgesamt vier Lecks an den beiden Pipelines von Russland nach Deutschland entdeckt worden. Die schwedischen Sicherheitsbehörden hatten im November festgestellt, dass es sich um schwere Sabotage gehandelt habe – ohne jedoch einen Schuldigen zu benennen.
4.35 Uhr
Kiew: Arbeiten an der Rückkehr aller deportierten Kinder
Mehr als 14 Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Rückkehr aller verschleppten Kinder und Strafen für die Täter gefordert. «Die Deportation ukrainischer Kinder ist eines der komplett vorsätzlichen Elemente von Russlands Versuch, die Identität unseres Volkes auszulöschen und das Wesen der Ukrainer auszulöschen», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Ansprache am Donnerstag.
Dieses Verbrechen müsse sowohl politisch als auch juristisch als Völkermord eingestuft werden, forderte der ukrainische Staatschef. Das sei auch wichtig, um anderen potenziellen Täter-Staaten zu signalisieren: «Es wird Strafen für Völkermord geben.» An der Rückkehr der verschwundenen Kinder werde weiter gearbeitet.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wirft Kiew Moskau vor, ukrainische Kinder zu deportieren. Selenskyj sprach nun von insgesamt fast 20'000 verschleppten Minderjährigen. Moskau bestreitet dies zwar und spricht von Evakuierungen. Im März hat allerdings sogar der Internationale Strafgerichtshof mit Sitz in Den Haag Haftbefehl gegen Kremlchef Wladimir Putin und dessen Kinderrechtsbeauftragte, Maria Lwowa-Belowa, erlassen. Die Ermittler machen beide für Kriegsverbrechen verantwortlich - darunter die Verschleppung von Kindern aus besetzten ukrainischen Gebieten.