China: Viel mehr Covid-Tote als Peking zugibt?
Satellitenbilder von Krematorien in der Volksrepublik legen nahe, dass dort mehr Betrieb herrscht als zu Zeiten der strikten Coronamassnahmen.
11.01.2023
Offiziell stirbt in China auch nach der Aufhebung vieler Corona-Massnahmen so gut wie niemand an Covid-19. Satellitenbilder legen einen anderen Schluss nahe: Vor Bestattungsinstituten ist inzwischen viel los.
Nachdem China seinen Zero-Covid-Kurs am 7. Dezember 2022 aufgegeben hat, sind die Corona-Fallzahlen in den vergangenen Wochen explosionsartig gestiegen – die Spitäler vielerorts mit Covid-19-Patient*innen überfüllt.
Nach offiziellen Angaben sind in dem 1,4-Milliarden-Einwohner-Land seither aber lediglich 37 Menschen an Covid-19 gestorben. Die USA und die Weltgesundheitsorganisation WHO warfen Peking deshalb bereits vor, das tatsächliche Ausmass der aktuellen Welle zu verschleiern.
Satellitenaufnahmen belegen allerdings die Beobachtungen, dass Krematorien und Bestatter in chinesischen Städten inzwischen offenbar bedeutend mehr zu tun haben. Das berichten unter anderem die «Washington Post»», der TV-Sender «CNN» und das Nachrichtenportal «Spiegel Online».
Autoschlangen vor Bestattungsinstituten
Die Satellitenbilder von Maxar Technologies zeigen etwa eine Häufung von Fahrzeugen vor Bestattungsinstituten in den Städten Chengdu, Huzhou, Kunming und Tangshan. Oder auch, dass vor einem anderen Bestattungshaus bei Peking extra neue Parkplätze angelegt wurden.
Dass der Betrieb in den Krematorien im Winter dabei erhöht sei, ist laut der «Washington Post» nicht ungewöhnlich. Allerdings sei die Lage in diesem Jahr bedeutend angespannter als in den Vorjahren, so das Blatt.
«Ich arbeite seit sechs Jahren hier und es war noch nie so viel los», zitiert die Zeitung denn auch eine Rezeptionistin des Jiangnan-Bestattungshauses in Chongqing im Südwesten Chinas. Laut der Frau gebe es lange Warteschlangen vor dem Gebäude. Die Kühlräume seien überfüllt, während die Verbrennungsöfen der Krematorien durchgehend laufen würden.
China will sich nicht mit Zählen von Toten aufhalten
Angesichts der Zweifel an den offiziellen Zahlen haben die chinesischen Behörden unterdessen erklärt, dass sie sich im gegenwärtigen Kampf gegen die Pandemie nicht mit derartigen Fragen aufhalten wollen.
«Zurzeit halte ich es nicht für nötig, in jedem Einzelfall die Ursache (des Todes) zu untersuchen», sagte am Mittwoch der Leiter der von der Nationalen Gesundheitskommission eingesetzten Corona-Expertengruppe, Liang Wannian, in Peking.
«Die Hauptaufgabe in der Pandemie ist es, die Patienten zu heilen», hob Liang hervor. Der Chef der Abteilung für Infektionskrankheiten des Krankenhauses Nummer eins in Peking, Wang Guiqiang, sagte bei der Pressekonferenz, die Zahl der Corona-Toten könne nachträglich anhand der Übersterblichkeit festgestellt werden.
Mit Material von afp