Ukraine-Übersicht USA sagen Ukraine weitere Waffen im Milliarden-Umfang zu +++ Kremlgegner Nawalny in neuem Straflager

Agenturen/Red.

15.6.2022

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben erst ein Zehntel an benötigten Waffen bekommen. Mehrere Nato-Staaten stellen eine weitere Lieferung schwerer Waffen in Aussicht. Der Krieg soll mehr als zwei Drittel der in der Ukraine lebenden Kinder entwurzelt haben. Die Entwicklungen im Ticker.

Agenturen/Red.

15.6.2022

Die Nato will die Ukraine stärker beim Umstieg von sowjetische auf westliche Waffensysteme unterstützen. Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte am Rande eines Verteidigungsministertreffens, er erwarte, dass sich die Alliierten beim Gipfeltreffen Ende Juni in Madrid auf ein umfassendes Unterstützungspaket einigen. Ausserdem soll die Ostflanke des Militärbündnisses angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine nochmals gestärkt werden.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte vor seiner mit Spannung erwarteten Reise nach Kiew ein klares politisches Signal Europas an die Ukraine. Es gibt Berichte, wonach er unter anderem gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) noch diese Woche in die Ukraine reist.

Macron sagte zudem, alle in Europa wollten, dass es eine Feuerpause gebe und die Verhandlungen wieder aufgenommen würden. Zu einem gewissen Zeitpunkt, hoffentlich wenn die Ukraine gewonnen habe und die Kämpfe eingestellt wurden, müsse man verhandeln. Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew hingegen äusserte Zweifel am Fortbestehen der Ukraine als souveränen Staat.

Zivilisten harren weiter im Chemiewerk Azot aus

Mithilfe eines Fluchtkorridors sollten Zivilisten das Chemiewerk Azot in Sjewjerodonezk verlassen können, doch die von Moskau geplante Aktion scheiterte nach Angaben prorussischer Separatisten. Weil die ukrainische Seite vom Werksgelände mit Granatwerfern und Panzern schiesse, könnten sich dort keine Menschen in Sicherheit bringen, teilte der Separatistenvertreter Rodion Miroschnik mit.

In der Industrieanlage werden noch mehr als 500 Zivilisten vermutet; die Separatisten gehen davon aus, dass es bis zu 1200 Menschen sein könnten. Sie hätten über den Korridor in jenes Gebiet fliehen sollen, das von prorussischen Kräften kontrolliert wird. Miroschnik teilte auch mit, dass sich in der Azot-Anlage rund 2000 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt haben könnten. Bestätigt ist das von ukrainischer Seite nicht. Eine Aufforderung Moskaus zur Kapitulation hatte die ukrainische Seite abgelehnt.

Medwedew äussert Zweifel am Fortbestehen der Ukraine als Staat

Russlands Ex-Präsident Medwedew stellte das Fortbestehen der Ukraine als souveräner Staat infrage – und sorgte damit für Aufsehen. Er habe gelesen, die Ukraine wolle Verträge über die Lieferung von US-amerikanischem Flüssiggas für zwei Jahre abschliessen, schrieb Medwedew, mittlerweile stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates, auf Telegram. Dann fügte er hinzu: «Nur eine Frage: Wer hat denn gesagt, dass die Ukraine in zwei Jahren überhaupt noch auf der Weltkarte existieren wird?»

Moskau: Westliche Militärtechnik vernichtet

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben im Westen der Ukraine ein von Nato-Staaten bestücktes Munitionsdepot vernichtet. Dort seien im Gebiet Lwiw mit Raketen unter anderem Geschosse für Haubitzen vom Typ M777 zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. In den ostukrainischen Gebieten Donezk und Dnipropetrowsk sei an Bahnanlagen eine grosse Zahl an Waffen und Militärtechnik der USA und europäischer Länder, die an die ukrainischen Streitkräfte übergeben worden seien, vernichtet worden.

Bei Luftschlägen, unter anderem auch im Gebiet Charkiw, sei Militärtechnik – darunter Panzer, Mehrfachraketenwerfer und Haubitzen vom Typ M777 – zerstört worden, hiess es. Auch insgesamt 300 ukrainische Kämpfer seien bei den Einsätzen getötet worden. Überprüfbar waren die Angaben von unabhängiger Seite nicht.

USA sagen weitere Waffen im Milliarden-Umfang zu

Die US-Regierung hat eine weitere Waffenlieferung an die Ukraine im Umfang von einer Milliarde US-Dollar angekündigt. US-Präsident Joe Biden verkündete die neue Rüstungshilfe in Washington nach einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Ausserdem stellten die USA weitere 225 Millionen US-Dollar an humanitärer Unterstützung für das Land bereit, erklärte Biden weiter. Die USA stünden fest an der Seite der Ukraine in ihrem Kampf für die Freiheit.

Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine Ende Februar haben die USA Kiew nach eigenen Angaben bereits Waffen und Ausrüstung im Wert von 4,6 Milliarden Dollar zugesagt oder geliefert. Mit der neuen Zusage steigt die Summe auf 5,6 Milliarden US-Dollar. Zu den Rüstungsgütern gehören zahlreiche schwere Waffen, zum Beispiel Haubitzen und Mehrfach-Raketenwerfer (letztere sind gebunden an die Zusage der Ukraine, damit keine Ziele in Russland anzugreifen).

Ukrainische Heimkinder angeblich nach Russland gebracht

In von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine sollen Kinder aus Heimen verschwunden sein. Hinweise dazu erhielt die Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats nach eigenen Angaben bei ihrem Besuch in der Ukraine. Man müsse Berichten nachgehen, «wonach Kinder, die in Einrichtungen in den vorübergehend besetzten Gebieten untergebracht waren, nach Russland gebracht wurden», sagte Kommissionsmitglied Jasminka Džumhurin.

Sie hätten gehört, dass diese Kinder die russische Staatsbürgerschaft bekämen und Adoptionsprozesse in Gang gesetzt würden. Nach Džumhurins Worten konnte die Kommission die Berichte zunächst nicht selbst prüfen, da sie nicht in die besetzten Gebiete reisen konnte.


Die Ereignisse des Tages im Überblick

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kremlgegner Alexej Nawalny ist nach eigenen Angaben in ein Straflager mit härteren Bedingungen als bisher verlegt worden.
  • Im Osten der Ukraine dauern die Gefechte um die Grossstadt Sjewjerodonezk und weitere Orte im Gebiet Luhansk an.
  • Hunderte im Chemiewerk Azot eingekesselte Zivilisten sollen über einen Fluchtkorridor aus der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk gelangen. Doch der für Mittwoch von Russland angekündigte Weg soll nur in das von prorussischen Separatisten kontrollierte Gebiet führen.
  • Die Untersuchungskommission des Uno-Menschenrechtsrates zur Ukraine informiert heute über die aktuelle Lage. Der Rat hat die Kommission im März eingesetzt, um mögliche Menschenrechtsverletzungen seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine zu untersuchen.
  • Beim Nato-Gipfel Ende Juni in Madrid wird nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg eine erhebliche Verstärkung der alliierten Abschreckungs- und Verteidigungskapazitäten beschlossen werden.
  • Den Überblick über die Ereignisse vom Dienstag findest du hier.
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  • 22.00 Uhr

    Wir beenden den Live-Ticker am Mittwoch

  • 21.55 Uhr

    USA kritisieren China für Ankündigung von verstärkter Zusammenarbeit mit Russland

    Die USA haben China für die Ankündigung einer verstärkten Zusammenarbeit mit Russland kritisiert. «China behauptet von sich, neutral zu sein, aber sein Verhalten macht klar, dass es immer noch in enge Verbindungen mit Russland investiert», erklärte ein Sprecher des US-Aussenministeriums am Mittwoch. «Nationen, die sich auf die Seite von (Russlands Präsident) Wladimir Putin stellen, werden sich unweigerlich auf der falschen Seite der Geschichte wiederfinden.»

    Putin hatte am Mittwoch mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping telefoniert. Sie vereinbarten dabei nach Angaben des Kreml, angesichts «unrechtmässiger Sanktionen des Westens» ihre Zusammenarbeit zu verstärken. Xi sagte Putin laut chinesischen Staatsmedien Unterstützung in Fragen der «Souveränität und Sicherheit» Russlands zu.

    Es war das zweite Telefonat der beiden Staatschefs seit Russlands Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar. China weigert sich bislang, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu verurteilen. Stattdessen kritisierte Peking Sanktionen westlicher Staaten gegen Moskau sowie westliche Waffenlieferungen an die Ukraine.

  • 21.53 Uhr

    Selenskyj nimmt Einladungen zu Gipfeln von G7 und Nato an

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Einladungen zu den Gipfeln von G7 und Nato angenommen. Das schrieb Selenskyj am Mittwoch auf Twitter. Die Gruppe sieben führender Industrienationen (G7) wird Ende Juni in Bayern tagen, die Nato direkt danach in Madrid.

  • 21.39 Uhr

    Ex-Kapitän des Nationalteams kritisiert russischen Ukraine-Krieg

    Der ehemalige Fussball-Nationalspieler Igor Denissow hat sich als einer von wenigen russischen Sportlern gegen den Angriffskrieg in der Ukraine ausgesprochen. Es sei ein Schock und ein Horror gewesen, als er im Februar von der Invasion erfahren habe. Das sagte der 38 Jahre alte Ex-Kapitän des Nationalteams in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem Sportblogger Nobel Arustamjan. «Ich bin dagegen, dass Menschen sterben», sagte der Mittelfeldspieler, der auch vier Mal russischer Meister war.

    Zu Beginn des Krieges habe er sogar eine Videobotschaft an Präsident Wladimir Putin aufgenommen mit der Bitte, den Krieg zu stoppen. «Ich bin bereit, vor Ihnen auf die Knie zu fallen», habe er darin gesagt. Doch russische Medien hätten die Botschaft nicht veröffentlichen wollen, sagte Denissow ohne weitere Einzelheiten.

    An dem Krieg trage die russische Bevölkerung eine Mitschuld, «denn wir schaffen es nicht, der Regierung unsere Sichtweise nahezubringen», sagte Denissow Der Mittelfeldspieler war unter Trainer Fabio Capello nach 2012 zeitweise Kapitän des Nationalteams, der Sbornaja. Zuletzt spielte Denissow bei Lokomotive Moskau und beendete 2019 seine Karriere.
    An dem Krieg trage die russische Bevölkerung eine Mitschuld, «denn wir schaffen es nicht, der Regierung unsere Sichtweise nahezubringen», sagte Denissow Der Mittelfeldspieler war unter Trainer Fabio Capello nach 2012 zeitweise Kapitän des Nationalteams, der Sbornaja. Zuletzt spielte Denissow bei Lokomotive Moskau und beendete 2019 seine Karriere.
    Archivbild: Getty Images
  • 20.02 Uhr

    Nawalny meldet sich nach Verlegung aus neuer Strafkolonie

    Der inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist nach eigenen Angaben in eine für ihre Härte bekannte Strafkolonie nahe der Stadt Wladimir verlegt worden. «Hallo an alle aus der strengen Strafvollzugs-Zone», schrieb Nawalny am Mittwoch auf seinem Instagram-Kanal. In das Straflager IK-6 Melechowo sei er am Vortag verlegt worden. Er befinde sich aktuell in Quarantäne und habe «nicht viel zu sagen».

    Nawalny war vor seiner Verlegung in einer Strafkolonie im rund 100 Kilometer von Moskau entfernten Pokrow inhaftiert gewesen. Das Straflager Melechowo liegt nun 250 Kilometer von der russischen Hauptstadt entfernt und ist laut Nawalnys Anhängern «eines der furchteinflößendsten Gefängnisse Russlands».

    In der Vergangenheit berichteten zahlreiche Medien über Misshandlungen an Insassen des Straflagers. Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch hatte im Mai erklärt, Melechowo sei «berüchtigt dafür, dass seine Insassen gefoltert und getötet werden».

  • 19.55 Uhr

    Deutschland gibt Ukraine weniger Raketenwerfer als zunächst geplant

    Deutschland wird der Ukraine zunächst lediglich drei statt vier Mehrfachraketenwerfer vom Typ Mars II liefern. «Ich bin damit, mit dieser Abgabe, an die Grenze gegangen, was ich leisten kann, um nicht zu gefährden, dass wir die Landes- und Bündnisverteidigung als Bundeswehr nicht mehr gewährleisten können», erklärte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) am Mittwoch nach Beratungen der US-geführten Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel. Lambrecht betonte, dass neben Deutschland auch die USA und Grossbritannien der Ukraine Mehrfachraketenwerfer zur Verfügung stellten. Vier lieferten die USA und drei Grossbritannien.

    Anfang Juni hatte es am Rande einer Generaldebatte im Bundestag noch aus Regierungskreisen geheissen, Deutschland werde vier Mehrfachraketenwerfer vom Typ Mars II liefern. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte damals eine deutliche Ausweitung der Waffenlieferungen an die Ukraine angekündigt.

  • 19.43 Uhr

    Lettland würdigt Nato-Beistand und fordert weitere Verstärkung

    Lettlands Staatspräsident Egils Levits hat den Schutz der Nato-Ostflanke durch das von Kanada geführte Nato-Bataillon in seinem Land gewürdigt. «Dies ist nicht nur eine Trainingsmission, sondern operative Abschreckung», sagte Levits am Mittwoch bei einer Zeremonie anlässlich des fünfjährigen Bestehens des multinationalen Gefechtsverbands auf dem lettischen Militärstützpunkt Adazi. Die Nato-Einheit demonstriere die Entschlossenheit der Alliierten, jedes einzelne Mitglied des Bündnisses zu verteidigen.

    Angesichts des russischen Kriegs in der Ukraine drängte Levits aber auf eine weitere Stärkung der Nato-Ostflanke. Die bisherige Nato-Stolperdrahtlogik zur Verteidigung des Baltikums reiche nicht mehr aus. «Im Falle eines Angriffs muss jeder der baltischen Staaten zumindest alliierte Streitkräfte in Brigadenstärke bereitstehen haben», sagte der lettische Staatschef. «Ich hoffe, dass auf dem Nato-Gipfel Ende Juni in Madrid Entscheidungen getroffen werden, die das gesamte Bündnis stärker und die Mitgliedsländer sicherer machen.»

  • 18.31 Uhr

    USA wollen Ukraine Waffen für rund eine Milliarde Dollar liefern

    Die USA werden nach Angaben von Regierungsvertretern wohl die bislang grösste Einzellieferung von Waffen und Ausrüstung an die Ukraine bekanntgeben. Geliefert werden sollten Haubitzen, Abschussvorrichtungen für Antischiffsraketen und mobile Raketenartillerie, an der bereits ukrainische Soldaten ausgebildet werden, sagten Regierungsvertreter. Die Lieferung im Wert von etwa einer Milliarde Dollar  solle voraussichtlich am Mittwoch angekündigt werden.

    Die Bekanntgabe würde damit erfolgen, während US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in Brüssel mit Vertretern von mehr als 45 Staaten über die weitere Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen russische Invasionstruppen verhandelt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Dienstag auf schnellere und grössere Lieferungen westlicher Waffen gedrängt, insbesondere für die Raketenabwehr

    Austin forderte, die Waffenlieferungen zu erhöhen, um der Ukraine im Stellungskrieg an einer etwa 1000 Kilometer langen Front zu helfen.

    «Wir müssen unseren gemeinsamen Einsatz für die Selbstverteidigung der Ukraine verstärken und uns noch stärker anstrengen, damit die Ukraine sich selbst, ihre Bürger und ihr Territorium verteidigen kann», sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in Brüssel.
    «Wir müssen unseren gemeinsamen Einsatz für die Selbstverteidigung der Ukraine verstärken und uns noch stärker anstrengen, damit die Ukraine sich selbst, ihre Bürger und ihr Territorium verteidigen kann», sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in Brüssel.
    Archivbild: Danial Hakim/AP/dpa
  • 18.21 Uhr

    EU unterzeichnet Abkommen über Gaslieferungen mit Israel und Ägypten

    Die EU hat ein Abkommen über Gaslieferungen mit Israel und Ägypten unterzeichnet. «Das ist ein grosser Schritt nach vorne für die Energieversorgung Europas», sagte von der Leyen am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi in Kairo. Das Abkommen sehe vor, dass Erdgas aus Israel nach Ägypten transportiert, dort verflüssigt und dann nach Europa geliefert wird.

    Die EU wolle über eine verstärkte Zusammenarbeit mit den beiden Mittelmeer-Staaten «die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus Russland» beenden, sagte von der Leyen. Israel liefert bereits seit 2020 Gas aus seinen Vorkommen über Ägypten nach Europa, nachdem beide Staaten ein entsprechendes Abkommen abgeschlossen hatten. Um die Exporte nach Europa zu steigern, sind aber erhebliche Investitionen erforderlich.

    Von der Leyen sagte in Kairo zudem die Einrichtung eines Ernährungsfonds im Umfang von 100 Millionen Euro für Ägypten zu - sowie die Bereitstellung von insgesamt drei Milliarden Euro für Programme zur Förderung von Wasserversorgung, Landwirtschaft und Ernährungssicherheit für die Region in den nächsten Jahren.

    Ägypten importiert 80 Prozent seines Getreides aus der Ukraine und Russland. Damit zählt es zu den Ländern, die besonders stark von blockierten Getreidelieferungen aus der Ukraine und gestiegenen Lebensmittelpreisen infolge des russischen Angriffskriegs betroffen sind.

  • 17.43 Uhr

    Kremlgegner Nawalny nun in Straflager mit härteren Bedingungen

    Der gerade erst zu neun Jahren Haft verurteilte Kremlgegner Alexej Nawalny ist nach eigenen Angaben in ein Straflager mit härteren Bedingungen als bisher verlegt worden. Er sei in die Strafkolonie 6 in Melechowo nahe der Stadt Kowrow verlegt worden und befinde sich gerade in Quarantäne, teilte der 46-Jährige bei Instagram mit. Zuvor hatten sich Angehörige, Mitarbeiter, Freunde und Unterstützer Sorgen gemacht über den Verbleib des schärfsten Gegners von Kremlchef Wladimir Putin. Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch sagte am Vortag, sein Leben sei in Gefahr.

    Der Anwalt des prominenten Anti-Korruptionskämpfers hatte im Straflager in Pokrow keine Auskunft dazu bekommen, wohin der Oppositionsführer verlegt worden war. Nun habe auch der Anwalt Nawalny gesehen in dem Straflager, sagte Jarmysch. Das Lager mit besonders harten Haftbedingungen liegt rund 150 Kilometer weiter entfernt von der Strafkolonie Pokrow. Das sind etwa 260 Kilometer nordöstlich von der russischen Hauptstadt Moskau.

    Kremlgegner Alexej Nawalny ist nach eigenen Angaben in ein Straflager mit noch härteren Bedingungen verlegt worden.
    Kremlgegner Alexej Nawalny ist nach eigenen Angaben in ein Straflager mit noch härteren Bedingungen verlegt worden.
    Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

    Der Machtapparat tue alles, um den Kontakt der Anwälte und der Familie zu Nawalny zu erschweren, sagte Jarmysch. Im Mai hatte ein Gericht die neunjährige Haftstrafe gegen Nawalny wegen angeblichen Betrugs bestätigt. Damit wurde die Verlegung in ein Straflager mit härteren Haftregeln rechtskräftig. In russischen Haftanstalten für Schwerverbrecher dürfen die Insassen seltener Angehörige treffen, Päckchen und Briefe empfangen oder zum Ausgang an die frische Luft.

    Er könne in dem brutalen Straflagersystem getötet werden, hatte Jarmysch gesagt mit Blick auf den Giftanschlag auf Nawalny im August 2020. Nawalny, der nur knapp überlebte, macht Putin für das Attentat verantwortlich.

    Ende Mai hatte Nawalny selbst über eine neue Anklage der russischen Justiz informiert. Diesmal gehe es um Extremismus und ein Strafmass von möglichen weiteren 15 Jahren Haft. Zuvor war in Russland seine Anti-Korruptions-Stiftung als extremistisch eingestuft worden. Mit seinen Enthüllungen über Korruption und Machtmissbrauch im russischen Staatsapparat hat er sich viele Feinde gemacht. Bisher endete jede Anklage gegen den bekanntesten Gegner Putins mit einem Schuldspruch.

  • 17.40 Uhr

    UNO untersucht Berichte über Zwangsadoption ukrainischer Kinder in Russland

    Die Vereinten Nationen gehen nach eigenen Angaben Berichten nach, wonach ukrainische Kinder nach Russland gebracht und dort zur Adoption durch russische Familien freigegeben werden. Dies sagte  Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet vor dem Menschenrechtsrat in Genf. Die UNO «beugt sich über Anschuldigungen, dass Kinder aus der Ukraine mit Zwang in die Russische Föderation gebracht werden».

    Die Vereinten Nationen hatten sich bereits Anfang März besorgt über mögliche Zwangsadoption ukrainischer Kinder geäussert. Es wird vermutet, dass mehrere tausend Kinder aus ukrainischen Kriegsgebieten nach Russland gebracht worden sind. Allerdings betonte Bachelet am Mittwoch, dass das Menschenrechtskommissariat diese Vorwürfe derzeit nicht bestätigen oder mögliche Zahlen nennen könne.

    Am Dienstag hatte bereits das UN-Kinderhilfswerk Unicef Russland aufgefordert, Adoptionen ukrainischer Kinder zu unterlassen. «Wir bestehen immer darauf, dass während eines Konflikts kein Kind zur Adoption freigegeben wird», sagte die Regionalbeauftragte für Europa und Zentralasien, Asfhan Khan. Für die Umsiedlung eines Kindes brauche es immer die Zustimmung der Familie. Kinder, die infolge einer Notsituation von ihren Familien getrennt wurden, «können nicht als Waisen betrachtet werden», betonte sie.

  • 17.29 Uhr

    US-Verteidigungsminister wirbt in Brüssel für mehr Hilfe für Ukraine

    US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat Verbündete wie Deutschland zu zusätzlicher militärischer Unterstützung für die Ukraine aufgerufen. Russland versuche, die ukrainischen Stellungen mit Waffen grosser Reichweite auszuschalten und bombardiere weiter wahllos ukrainisches Territorium, sagte Austin bei einem Treffen der US-geführten Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel. Deshalb müsse man die gemeinsamen Anstrengungen für die ukrainische Selbstverteidigung intensivieren. «Wir müssen uns selbst noch stärker antreiben», sagte Austin. Man könne es sich nicht erlauben, Schwung zu verlieren.

    Die sogenannte Ukraine-Kontaktgruppe besteht seit Ende April. Über sie werden vor allem Waffenlieferungen für die ukrainischen Streitkräfte koordiniert. An einem ersten Treffen der Gruppe im rheinland-pfälzischen Ramstein nahmen etwa 40 Staaten teil, am Mittwoch waren es nach Angaben von Austin mehr als 45.

    Austin wollte am Mittwochabend nach den Beratungen in der Nato-Zentrale eine Pressekonferenz geben. Im Anschluss sollten Beratungen der Nato-Verteidigungsminister beginnen. Die Nato ist bei dem Thema Waffenlieferungen offiziell aussen vor, weil auch Nicht-Bündnisstaaten Teil der Kontaktgruppe sind und die Nato nicht militärisch in den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland involviert werden soll.

    US-Verteidigungsminister Lloyd Austin.
    US-Verteidigungsminister Lloyd Austin.
    Danial Hakim/AP/dpa (Archivbild)
  • 17.06 Uhr

    Gazprom drosselt Lieferung durch Nord Stream 1 noch weiter

    Der russische Energiekonzern Gazprom reduziert die maximalen Gasliefermengen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland erneut. Von Donnerstagvormittag an werden täglich nur noch maximal 67 Millionen Kubikmeter durch die Leitung gepumpt, kündigte Gazprom an. Erneut begründete das russische Staatsunternehmen diesen Schritt mit Verzögerungen bei Reparaturarbeiten durch die «Firma Siemens» - gemeint ist hier allerdings der Energietechnikkonzern Siemens Energy. Deshalb müsse eine weitere Gasverdichtungsanlage abgestellt werden, hiess es in Moskau.

    Bereits am Dienstag hatte Gazprom die Reduktion der maximalen Liefermenge auf zunächst bis zu 100 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag verkündet. Das entspricht rund 60 Prozent des bisher geplanten Tagesvolumens von 167 Millionen Kubikmeter Gas. Die Bundesnetzagentur wies die Angaben von Gazprom, wonach Verzögerungen bei Reparaturen an einem Gasverdichteraggregat der Grund für die reduzierten Gasliefermengen seien, wenig später zurück.

    Für Deutschland ist Nord Stream 1 die Hauptversorgungsleitung mit russischem Gas. Zuvor war schon die Leitung Jamal-Europa nicht mehr befüllt worden. Reduziert ist auch die Durchleitung von russischem Gas durch die Ukraine, die deutlich unter Plan liegt. Bereits durch die bisherigen Einschränkungen hatten sich die Energiepreise erhöht, weil insgesamt weniger Gas von Russland nach Europa fliesst. Die fertige Gaspipeline Nord Stream 2 ist bisher nicht in Betrieb genommen worden.

    Blick auf Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1.
    Blick auf Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1.
    Stefan Sauer/dpa
  • 16.55 Uhr

    Schwarzenegger liest Europa die Leviten

    Arnold Schwarzenegger liest Europas Politikern die Leviten. Einerseits seien alle schockiert von den Bildern aus den Nachricht, doch andererseits müsse man ehrlich zu sich selbst sein.

    «Die 1300 Raketen, die Russland in den ersten beiden Kriegsmonaten auf ukrainische Städte abgeschossen hat, haben 7.7 Milliarden Euro gekostet», sagt der Bodybuilder, Schauspieler und Politiker in Wien. «Das ist viel. Doch im selben Zeitraum hat Europa Russland 44 Milliarden Euro für Treibststoff überwiesen.»

    Schwarzenegger weiter: «Wir müssen aufhören, uns zu belügen.» Es gebe die Technik, um fossile Brennstoffe zu ersetzen. «Das schulden wir den Kindern in den ukrainischen Bunkern. Das schulden wir uns selbst.»

  • 16.45 Uhr

    Artillerie-Reichweiten im Bild

    Euromaidan
  • 16.40 Uhr

    Ukrainer schliessen Training mit US-Waffe ab

    Ukrainische Soldaten haben heute das Training abgeschlossen, um den Mehrfach-Raketenwerfer MLRS zu bedienen, berichtet die «Washington Post», das erste Team werde «Anfang nächster Woche» seinen Platz auf dem Schlachtfeld einnehmen.

  • 16.30 Uhr

    Geheimdienste: Krieg erreicht Wendepunkt

    Der Krieg in der Ukraine ist an einem kritischen Punkt angelangt, glauben westliche Geheimdienste. In dieser Phase könnte sich entscheiden, wie der Konflikt langfristig ausgeht, berichtet CNN.

    «Ich denke, wir kommen an den Punkt, an dem die eine oder andere Seite erfolgreich sein wird», wird eine anonyme Nato-Quelle zitiert. «Entweder erreichen die Russen Slowjansk und Kramatorsk oder die UKrainer stoppen sie hier. Und falls die Ukraine in der Lage ist, die Linie dort zu halten, wird die Zahl der Kräfte den Ausschlag geben.»

  • 16.02 Uhr

    Neues Nato-Paket soll Ukraine beim Abschied von Sowjet-Waffen helfen

    Die Nato will der Ukraine noch stärker beim Umstieg auf westliche Waffensysteme helfen. Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte am Mittwoch am Rande eines Verteidigungsministertreffens, er erwarte, dass sich die Alliierten beim Gipfeltreffen Ende Juni in Madrid auf ein umfassendes Unterstützungspaket einigen. Dieses solle auch den Übergang von Ausrüstung aus der Sowjetzeit zu moderner Nato-Ausrüstung und die Interoperabilität mit dem westlichen Militärbündnis erleichtern.

    Bislang nutzt die von Russland angegriffene Ukraine überwiegend Ausrüstung, die noch in der Zeit der früheren Sowjetunion entwickelt wurde. Das erschwert es dem Westen derzeit auch, Nachschub an Waffen und Munition zur Verfügung stellen.

    Die Vorbereitungen für die Unterstützung laufen bereits seit längerem. Stoltenberg hatte bereits im April gesagt, die Nato arbeite daran, der Ukraine beim Umstieg auf Waffen und Systeme nach Nato-Standard zu unterstützen.

    Der Übergang erfordere viel Wissensaustausch und Know-how, erklärte der Norweger am Mittwoch. Es sei eine Herausforderung, von den älteren auf modernere Systeme umzusteigen.

  • 15.33 Uhr 

    Nato-Pläne für Ostflanke nehmen Gestalt an

    Die Planungen der Nato für eine dauerhafte Verstärkung der Ostflanke nehmen rund zwei Wochen vor dem Gipfeltreffen in Madrid Gestalt an. Nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg vom Mittwoch soll Ende Juni in der spanischen Hauptstadt beschlossen werden, die bereits existierenden multinationalen Gefechtsverbände durch weitere Kampfeinheiten zu verstärken und die Luft-, See-, und Cyberabwehr auszubauen.

    Zudem ist geplant, Strukturen aufzubauen, die im Fall einer konkreten Bedrohung eine noch schnellere Verstärkung der vor Ort befindlichen Kräfte ermöglichen. Dazu ist nach Angaben von Stoltenberg vorgesehen, das Bereitschaftsniveau von Truppen zu erhöhen und bestimmte Streitkräfte speziell auf die Verteidigung einzelner Länder vorzubereiten.

    Deutschland hatte bereits in der vergangenen Woche angekündigt, seine Truppenpräsenz in Litauen weiter auszubauen. In Grossbritannien wird über eine stärkere Präsenz in Estland diskutiert und auch Dänemark und andere Alliierte haben laut Stoltenberg ihre Bereitschaft signalisiert, ihre Präsenz im Osten auszubauen.

    Soldaten der Litauischen Armee beim Nato-Manöver «Flaming Sword 2022» Mitte Mai im eigenen Land. (Archiv)
    Soldaten der Litauischen Armee beim Nato-Manöver «Flaming Sword 2022» Mitte Mai im eigenen Land. (Archiv)
    Bild: Keystone
  • 14:52 Uhr

    Medwedew: Ukraine existiert vielleicht in zwei Jahren nicht mehr

    Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew hat mögliche westliche Gaslieferungen an die Ukraine mit einer unverhohlenen Drohung kommentiert. Er habe gelesen, dass die Ukraine von ihren «Gebietern im Ausland» Flüssiggas erhalten habe und in zwei Jahren dafür bezahlen wolle, schrieb Medwedew auf Telegram. «Aber da gibt es eine Frage: Wer sagt, dass es die Ukraine in zwei Jahren überhaupt auf der Weltkarte geben wird?»

    Medwedew ist stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates. Von 2008 bis 2012 war er russischer Staatspräsident und anschliessend bis 2020 Ministerpräsident. Seit Beginn des Krieges ist er auf Telegram immer wieder mit extremen Äusserungen gegenüber der Ukraine und dem Westen aufgefallen.

    Dmitri Medwedew war von 2008 bis 2012 Präsident Russlands.
    Dmitri Medwedew war von 2008 bis 2012 Präsident Russlands.
    Bild: Yekaterina Shtukina/Pool Sputnik Government/AP/dpa
  • 13.43 Uhr

    Experten: Ukrainische Heimkinder nach Russland gebracht

    In von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine sollen Kinder aus Heimen verschwunden sein. Hinweise dazu hat die Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats bei ihrem Besuch in der Ukraine erhalten, wie sie am Mittwoch in Kiew berichtete. Man müsse Berichten nachgehen, «wonach Kinder, die in Einrichtungen in den vorübergehend besetzten Gebieten untergebracht waren, nach Russland gebracht wurden», sagte Kommissionsmitglied Jasminka Džumhurin.

    Sie hätten gehört, dass diese Kinder die russische Staatsbürgerschaft bekämen und Adoptionsprozesse in Gang gesetzt würden. Nach Džumhurins Worten konnte die Kommission die Berichte zunächst nicht selbst prüfen, da sie nicht in die besetzten Gebiete reisen konnte. Sie dem aber nachgehen. Um wie viele Kinder es sich handelt, konnte Džumhurin nicht sagen. Sie sprach von einer «bedeutenden Anzahl».

    Auf ihrer Reise habe die dreiköpfige Kommission seit dem 7. Juni Informationen erhalten, die auf Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit hindeuten könnten, sagte der Kommissionsvorsitzende Erik Møse. Er verwies unter anderem auf Besuche in Butscha und Irpin, wo Menschen der Kommission über willkürliche Tötungen von Zivilisten, Plünderungen und Angriffe auf zivile Infrastruktur, darunter Schulen, berichteten.

  • 12.57 Uhr

    Separatist: Evakuierung von Azot-Werk in Sjewjerodonezk gescheitert

    In der umkämpften ostukrainischen Grossstadt Sjewjerodonezk ist die von Moskau geplante Evakuierung des Chemiewerks Azot nach Angaben prorussischer Separatisten vorerst gescheitert. Weil die ukrainische Seite vom Werksgelände mit Granatwerfern und Panzern schiesse, könnten sich dort keine Menschen in Sicherheit bringen, teilte der Separatistenvertreter Rodion Miroschnik mit. Das russische Verteidigungsministerium hatte den humanitären Korridor für Mittwoch angekündigt, damit Zivilisten aus den Bunkern der Industrieanlage fliehen können.

    Vermutet werden dort mehr als 500 Zivilisten; die Separatisten gehen davon aus, dass es bis zu 1200 Menschen sein könnten. Sie hätten über den Korridor in jenes Gebiet fliehen sollen, das von prorussischen Kräften kontrolliert wird. Miroschnik teilte auch mit, dass sich in der Azot-Anlage rund 2000 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt haben könnten. Bestätigt ist das von ukrainischer Seite nicht. Eine Aufforderung Moskaus zur Kapitulation hatte die ukrainische Seite abgelehnt.

  • 12.50 Uhr 

    Nato lädt Selenskyj zu Gipfel in Madrid ein

    Die Nato hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als Gast zu ihrem Gipfeltreffen in Madrid eingeladen. Wie Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch mitteilte, ist allerdings noch nicht klar, ob Selenskyj wirklich anreist oder aus seinem Amtssitz in Kiew zugeschaltet wird. «Er ist willkommen, persönlich zu kommen. Wenn das für ihn nicht möglich ist, wird er per Videokonferenz zu uns sprechen», sagte Stoltenberg.

    Bei dem am 28. Juni in der spanischen Hauptstadt beginnenden Gipfeltreffen der westlichen Militärallianz wollen die Staats- und Regierungschefs der 30 Nato-Staaten entscheiden, wie das Bündnis mittel- und langfristig auf die Bedrohungen durch Russlands Kriegspolitik reagiert.

    Konkret geht es dabei zum Beispiel um die Verstärkung der Ostflanke durch zusätzliche Nato-Truppen. Vor allem die baltischen Staaten dringen seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine auf eine deutlich grössere Unterstützung durch Bündnispartner. Kanzler Olaf Scholz kündigte bereits in der vergangenen Woche an, dass Deutschland seine Truppen in Litauen noch einmal verstärken werde.

  • 12.32 Uhr 

    Macron: Müssen klare Signale an Ukraine senden

    Europa muss Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zufolge ein klares politisches Signal an die Ukraine senden. Dazu sei Einigkeit untereinander notwendig, sagte Macron am Mittwoch bei einer Pressekonferenz auf dem Militärstützpunkt Mihail Kogalniceanu in Rumänien.

    «Der politische Kontext und die Entscheidungen, die die EU und die Nationen treffen müssen, rechtfertigen neue, tief gehende Diskussionen und neue Schritte voran», so Macron zu einer möglichen Reise in die Ukraine. Er hatte immer betont, erst nach Kiew reisen zu wollen, wenn dies nützlich sei. Es gibt Berichte, wonach er unter anderem gemeinsam mit Deutschlands Kanzler Olaf Scholz noch diese Woche in die Ukraine reist.

    Macron sagte zudem, sie alle wollten, dass es eine Feuerpause gebe und die Verhandlungen wieder aufgenommen würden. Zu einem gewissen Zeitpunkt, hoffentlich wenn die Ukraine gewonnen habe und die Kämpfe eingestellt wurden, müsse man verhandeln. Wenn der ukrainische Präsident mit Russland rede, sässen die Europäer mit am Tisch, um Sicherheitsgarantien zu liefern. Macron betonte erneut, dass man die Ukraine zwar unterstütze, aber keinen Krieg gegen Russland führe.

    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron spricht am 15. Juni 2022 auf dem Militärstützpunkt Mihail Kogalniceanu in Rumänien.
    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron spricht am 15. Juni 2022 auf dem Militärstützpunkt Mihail Kogalniceanu in Rumänien.
    Bild: Keystone
  • 11.54 Uhr 

    Moskau meldet Zerstörung von Waffenlager in der Westukraine

    Die russische Armee hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums ein Waffendepot in der Westukraine zerstört, in dem von der Nato gelieferte Waffen gelagert gewesen sein sollen. Das Depot nahe der Stadt Solotschiw in der Region Lwiw sei mit Kalibr-Marschflugkörpern zerstört worden, erklärte das Moskauer Verteidigungsministerium am Mittwoch.

    Die Ukraine habe darin «ausländische Waffen» gelagert, die sie von Nato-Ländern erhalten habe, vor allem Panzerhaubitzen vom Typ M777. Erst am Dienstag hatte der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj beschleunigte Waffenlieferungen vom Westen gefordert.

    Von einem russischen Kriegsschiff wird ein Kalibr-Marschflugkörper abgeschossen. (Archiv)
    Von einem russischen Kriegsschiff wird ein Kalibr-Marschflugkörper abgeschossen. (Archiv)
    Bild: Keystone
  • 9.55 Uhr 

    Gouverneur: Lage im umkämpften Sjewjerodonezk wird schwieriger

    Im Osten der Ukraine dauern die Gefechte um die Grossstadt Sjewjerodonezk und weitere Orte im Gebiet Luhansk an. «Es wird schwieriger, aber unsere Soldaten halten den Feind gleich an drei Seiten auf. Sie schützen Sjewjerodonezk und erlauben keinen Vormarsch nach Lyssytschansk», teilte der Gouverneur des Luhansker Gebiets, Serhij Hajdaj, am Mittwoch in seinem Blog des Nachrichtenkanals Telegram mit.

    Lyssytschansk, wo es laut Hajdaj viele Verletzte gibt, liegt an einem Fluss gegenüber von Sjewjerodonezk, das bereits zum grossen Teil von russischen Truppen kontrolliert wird. Die Brücken zwischen beiden Städten sind zerstört.

    Die Russen beschössen weiter Häuser und hätten in Sjewjerodonezk erneut das Chemiewerk Azot angegriffen, sagte Hajdaj. «Der Gegner ist schwächer in den Strassenkämpfen, deshalb eröffnet er das Feuer aus Artillerie, wodurch unsere Häuser zerstört werden», sagte er. Auch in den umliegenden Ortschaften gebe es schwere Schäden. Vielerorts habe es zudem russische Luftschläge gegeben.

    Explosionen und Rauch nach Beschuss in Sjewjerodonezk. (Archiv)
    Explosionen und Rauch nach Beschuss in Sjewjerodonezk. (Archiv)
    Bild: Getty Images
  • 8.45 Uhr

    London: Moskau kontrolliert mittlerweile Grossteil von Sjewjerodonezk

    Nach Einschätzung britischer Geheimdienste haben die Russen nach mehr als einem Monat erbitterter Gefechte den Grossteil der ukrainischen Stadt Sjewjerodonezk unter ihre Kontrolle gebracht. Dabei seien durch heftigen Beschuss enorme Kollateralschäden verursacht worden, hiess es am Mittwoch in der täglichen Lageeinschätzung des britischen Verteidigungsministeriums.

    Die Geheimdienste gehen davon aus, dass eine Vielzahl russischer Kräfte weiterhin rund um das örtliche Chemiewerk Azot gebunden sein wird, «solange die ukrainischen Kämpfer im Untergrund überleben können». In dem Werk sollen ukrainische Soldaten, aber auch Hunderte Bürgerinnen und Bürger, Zuflucht suchen. Für Mittwoch war die Schaffung eines humanitären Korridors angekündigt.

    Seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor fast vier Monaten veröffentlicht die britische Regierung regelmässig Geheimdienstinformationen zum Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

  • 7.55 Uhr

    Biden: USA arbeiten an Beförderung von ukrainischem Getreide

    US-Präsident Joe Biden arbeitet mit europäischen Verbündeten an einer Lösung der Blockade von 20 Millionen Tonnen ukrainischem Getreide, das wegen Russlands Angriffskrieg an der Schwarzmeerküste festhängt. Geplant sei der Bau vorläufiger Silos an den Grenzen der Ukraine, um das Problem unterschiedlicher Spurweiten im ukrainischen und europäischen Schienensystem zu umgehen, teilte Biden am Dienstag mit.

    «Die Ukraine hat ein System, wie Russland es hat, eine Spurenweite, die anders ist als die Spurenweite der anderen Schienen in Europa» erklärte er. «Also werden wir temporäre Silos bauen, an den Grenzen der Ukraine, darunter in Polen. Dann können wir es aus diesen Waggons in diese Silos bringen, in Waggons in Europa und dann an den Ozean und in die ganze Welt», ergänzt Biden mit Blick auf die blockierten Getreideexporte. «Aber es erfordert Zeit.»

    Die Ukraine ist einer der weltweit grössten Exporteure von Weizen, Mais und Sonnenblumenöl. Der Krieg und die russische Blockade der Häfen haben jedoch einen Grossteil dieser Exporte zum Erliegen gebracht, was die weltweite Nahrungsmittelversorgung gefährdet.

    US-Präsident Joe Biden will mit seinen Verbündeten die Getreideversorgung wieder in Gang bringen. (Archiv)
    US-Präsident Joe Biden will mit seinen Verbündeten die Getreideversorgung wieder in Gang bringen. (Archiv)
    Bild: Keystone
  • 6 Uhr

    Analyse: Welt wird weniger friedlich – Politische Instabilität wächst

    Die Welt ist einer aktuellen Analyse zufolge im vergangenen Jahr erneut zu einem weniger friedlichen Ort geworden. Im Durchschnitt sei das Friedensniveau im Jahresvergleich 2021 um 0,3 Prozent zurückgegangen, schreiben die Experten der Denkfabrik Institute for Economics and Peace in ihrem am Mittwoch veröffentlichten jährlichen Bericht. Es ist bereits das elfte Mal in den vergangenen 14 Jahren, seit der Friedensindex veröffentlicht wird, dass sich die Situation verschlechtert hat. Für ihre Analyse werten die Forscher offizielle Daten und Informationen zu mehr als 20 Indikatoren aus – wie etwa Statistiken zu Todesfällen, Demonstrationen und Militärausgaben.

    Der russische Einmarsch in die Ukraine hat auf die weltweite Friedenssituation einen erheblichen Einfluss. So haben etwa die Todesfälle durch externe Konflikte deutlich zugenommen. Ausserdem gehören sowohl die Ukraine als auch Russland zu den fünf Ländern, in denen sich die Friedenssituation im Jahresvergleich am drastischsten verschlechtert hat. In Nachbarländern Russlands wie Finnland oder den baltischen Ländern haben unterdessen die nachbarschaftlichen Beziehungen deutlich gelitten.

    Auch indirekt verschlechtert der Ukraine-Krieg die Lebensbedingungen von Millionen von Menschen. So führe der dadurch mitverursachte Anstieg der Preise dazu, dass die weltweite Ernährungssicherheit und damit auch die politische Stabilität abnehme. Hierbei seien vor allem Afrika, Südasien und der Nahe Osten bedroht, schreiben die Autoren.

    «Wir erleben nun Engpässe in den Lieferketten, eine steigende Inflation und Lebensmittelknappheit, die sich durch die tragischen Ereignisse in der Ukraine verstärkt haben», sagte Steve Killelea, der Chef und Gründer der Denkfabrik, einer Mitteilung zufolge. «Die politischen und wirtschaftlichen Folgen werden noch Jahre nachhallen.» Killelea betonte ausserdem, es sei notwendig, die durch Gewalt verursachten wirtschaftlichen Kosten zu verringern. Diese haben der Auswertung zufolge im vergangenen Jahr ein Rekordniveau erreicht und lagen bei 16,5 Billionen US-Dollar, was knapp elf Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts entspricht.

    Russische Soldaten bewachen ein Weizenfeld in der von Russland besetzten Region Saporischschjaan im Süden der Ukraine. (14. Juni 2022)
    Russische Soldaten bewachen ein Weizenfeld in der von Russland besetzten Region Saporischschjaan im Süden der Ukraine. (14. Juni 2022)
    Bild: Keystone/AP Photo
  • 5.36 Uhr

    Immer mehr Menschen vermeiden Angst machende Nachrichten

    Immer mehr Menschen vermeiden gemäss einer Studie Angst machende Nachrichten wie den Ukraine-Krieg, die Corona-Pandemie oder die drohende Wirtschaftskrise. «Die Themen, die Journalisten für die wichtigsten halten – politische Krisen, internationale Konflikte oder Pandemien – scheinen genau diejenigen zu sein, die auf manche Menschen abstossend wirken», erklärte der Hauptautor der am Mittwoch veröffentlichten Studie des Reuters Institute an der Universität Oxford, Nic Newman.

    Der jährliche Bericht basiert auf Online-Umfragen des Meinungsforschungsunternehmens YouGov unter 93'000 Personen in 46 Ländern Ende Januar. Im April starteten die Meinungsforscher wegen des Ukraine-Kriegs eine weitere Umfrage unter 5000 Personen in Grossbritannien, den USA, Deutschland, Polen und Brasilien.

    Insgesamt gaben fast vier von zehn Befragten (38 Prozent) an, dass sie manchmal bewusst Informationen vermeiden. 2017 waren es noch 29 Prozent. Innerhalb von fünf Jahren hat sich dieser Anteil in Brasilien (54 Prozent) und Grossbritannien (46 Prozent) verdoppelt. In Frankreich liegt er bei 36 Prozent (gegenüber 29 Prozent im Jahr 2017). In Deutschland stieg der Anteil von 24 auf 29 Prozent. Als Hauptgründe nannten 43 Prozent der Befragten den Wiederholungscharakter vieler Nachrichten, besonders bei Corona und politischer Berichterstattung. 36 Prozent gaben wiederum an, Nachrichten zu vermeiden, weil sie ihnen aufs Gemüt schlagen.

  • 2.30 Uhr

    Unicef: Krieg hat zwei Drittel der ukrainischen Kinder entwurzelt

    Der Krieg in der Ukraine hat nach Angaben des UN-Kinderhilfswerk Unicef mehr als zwei Drittel der dort lebenden Kinder entwurzelt. «Der Krieg in der Ukraine ist eine Krise der Kinderrechte», sagte die Unicef-Direktorin für Europa und Zentralasien, Afshan Khan, am Dienstag. 277 Kinder seien getötet weitere 456 verletzt worden, die meisten von ihnen durch den Einsatz von Sprengkörpern in städtischen Gebieten.

    Khan hatte in der vergangenen Woche die Ukraine bereist. Sie sagte die Zahl der beschädigten Schulen gehe vermutlich in die Tausende. Nur noch 25 Prozent der Schulen im Land könnten überhaupt noch arbeiten. Seit Beginn der russischen Invasion Anfang Februar sind Millionen Frauen und Kinder aus der Ukraine geflohen.

  • 2 Uhr

    Macron lobt Nato-Truppen in Rumänien als starke Abschreckung

    Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat den Einsatz französischer Truppen in Rumänien gelobt. «Sie lösen unser Versprechen ein, Europa zu verteidigen, während wieder Krieg geführt wird», sagte Macron am Dienstag auf dem Luftwaffenstützpunkt Mihail Kogalniceanu. Die multinationale Nato-Kampfgruppe in Rumänien sei eine starke Abschreckung an der Nato-Ostflanke.

    Frankreich hat etwa 500 Soldaten nach Rumänien geschickt. Zu der Nato-Truppe dort gehören auch Belgier und Amerikaner. Im Mai stationierte Frankreich auch ein Luftabwehrsystem, das die in der Gegend operierenden Truppen schützen soll. Auf lange Sicht «müssen wir in der Lage sein, uns selbst zu schützen», forderte Macron. «Niemand weiss, was in den kommenden Wochen und Monaten auf uns zukommt, aber wir werden alles tun, um die russische Invasion zu beenden, den Ukrainern zu helfen und weiter zu verhandeln.»

    Der französische Staatschef wurde auf dem Luftwaffenstützpunkt vom rumänischen Ministerpräsidenten Nicolae Ciuca begrüsst. Am Mittwoch wollte er mit Präsident Klaus Iohannis sprechen und dann nach Moldau weiterreisen, das ebenso wie Rumänien eine lange Grenze zur Ukraine hat. Dort waren Gespräche mit Präsidentin Maia Sandu geplant. Die kleine Ex-Sowjetrepublik grenzt an die Ukraine und will ebenso wie diese der EU beitreten.

  • 1.12 Uhr

    Nato-Länder kündigen mehr Waffen für Ukraine an

    Staats- und Regierungschefs mehrerer Nato-Staaten haben der Ukraine eine weitere Lieferung schwerer Waffen in Aussicht gestellt. Das Land sollte mehr Waffen dieser Art haben und Partner und Verbündete der Militärallianz würden dies nun forcieren, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nach einem Treffen im Amtssitz des niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte am Dienstagabend in Den Haag. Nach der russischen Invasion in die Ukraine habe die Allianz zudem bereits ihre Fähigkeit ausgebaut, jeden Zentimeter des Nato-Territoriums zu verteidigen. Bei einem für Ende Juni geplanten Nato-Gipfel in Madrid werde man die nächsten Schritte ergreifen. Ins Detail ging Stoltenberg nicht.

    Stoltenberg: Die Ukraine braucht mehr schwere Waffen

    Stoltenberg: Die Ukraine braucht mehr schwere Waffen

    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich für weitere Lieferungen schwerer Waffen an die Ukraine ausgesprochen. Bis zu 50 Länder der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe beraten heute im Nato-Hauptquartier in Brüssel über weitere Waffenlieferungen.

    15.06.2022

    Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki kritisierte den bisherigen Umfang der Unterstützung für die Ukraine, die immer wieder um weitere schwere Waffen bittet. «Wir haben nicht genug getan, um die Ukraine zu verteidigen, um dem ukrainischen Volk zu helfen, seine Freiheit und Souveränität zu verteidigen», erklärte er. «Wo ist unsere Glaubwürdigkeit, wenn die Ukraine scheitert? Können wir uns vorstellen, dass die Ukraine scheitert und wir wieder zur normalen Tagesordnung zurückkehren? Ich hoffe nicht.»

    Die Teilnehmer der Gespräche in Den Haag stellten sich auch hinter den Wunsch Schwedens und Finnlands, der Nato beizutreten. Stoltenberg begrüsste eine Mitgliedschaft der Länder ausdrücklich, mahnte aber zugleich, dass türkische Bedenken ernst genommen werden müssten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist nach wie vor gegen einen Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands, bis diese ihre Unterstützung militanter Kurden aufgibt, die von Ankara als Terroristen eingestuft werden.

    Ukrainische Panzer im Gebiet Donezk in der Ostukraine. (30. Mai 2022)
    Ukrainische Panzer im Gebiet Donezk in der Ostukraine. (30. Mai 2022)
    Bild: Keystone/AP Photo/Francisco Seco
  • 0.45 Uhr

    Selenskyj ruft seine Truppen im Osten zum Durchhalten auf

    Angesichts der verlustreichen Abwehrschlacht gegen Russland im Donbass hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Truppen zum Durchhalten aufgerufen. «Das ist unser Staat. Dort im Donbass durchzuhalten ist lebenswichtig», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Dienstag. «Es gibt Verluste, und sie sind schmerzhaft.» Doch an der Front im Osten des Landes entscheide sich, welche Seite in den kommenden Wochen dominieren werde. Je höher die Verluste des Feindes dort seien, desto weniger Kraft habe er, die Aggression fortzusetzen, sagte Selenskyj.

    In dem Kohle- und Stahlrevier Donbass wehren sich ukrainische Truppen seit Tagen verzweifelt gegen die Eroberung der Stadt Sjewjerodonezk durch Russland. Die ukrainische Armee erleide auch bei Charkiw Verluste, sagte Selenskyj. Aber es sei wichtig, die russischen Truppen von der zweitgrössten Stadt des Landes abzudrängen.

    Der Präsident wies den Oberkommandierenden Walerij Saluschnyj an, Berichten über angeblich mangelnde Schutzausrüstung der ukrainischen Soldaten nachzugehen. «Alle in der Kampfzone müssen mit dem Notwendigen zu ihrem Schutz ausgerüstet sein», sagte Selenskyj.

  • 0.40 Uhr

    Selenskyj will moderne Raketenabwehr für die Ukraine

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ausländische Partner um die Lieferung moderner Raketenabwehrwaffen gebeten. Es werde in dieser Woche eine Reihe wichtiger Verhandlungen dazu geben und zwar nicht nur mit europäischen Politikern, kündigte er in Kiew an, ohne Details zu nennen. «Wir wiederholen gegenüber unseren Partnern, dass die Ukraine moderne Raketenabwehrwaffen benötigt», sagte er am Dienstagabend in seiner Videoansprache.

    Sein Land habe schon vor der russischen Invasion um solche Waffensysteme gebeten, ein Aufschub sei nicht zu rechtfertigen. Die Ukraine habe derzeit «den grössten Bedarf an solchen Waffen in Europa».

    Selenskyj verwies darauf, dass die Ukraine bei russischen Angriffen am Dienstag zwar einige Raketen habe abschiessen können, aber nicht alle. Die Ziele der Angriffe lagen in den westukrainischen Gebieten Lwiw und Ternopil. Nach Angaben örtlicher Behörden wurden sechs Menschen verletzt. Die Trümmer einer abgeschossenen Rakete trafen demnach eine Ziegelei in Solotschiw im Gebiet Lwiw.

  • 0.30 Uhr

    Stoltenberg: Nato wird bei Gipfel wesentliche Verstärkung beschliessen

    Beim Nato-Gipfel in Madrid wird nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg eine erhebliche Verstärkung der alliierten Abschreckungs- und Verteidigungskapazitäten beschlossen werden. In Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine habe man bereits die Fähigkeit gestärkt, jeden Zentimeter des Bündnisgebiets zu schützen und zu verteidigen, sagte der Norweger am Dienstagabend nach Gesprächen mit mehreren Staats- und Regierungschefs von Nato-Staaten in Den Haag. Beim Gipfeltreffen in Madrid Ende Juni werde man nun die nächsten Schritte unternehmen.

    In den Diskussionen am Dienstagabend ging es nach Angaben Stoltenbergs um die Notwendigkeit, mehr gefechtsbereite Streitkräfte und Ausrüstung ins östliche Bündnisgebiet zu verlegen. Zudem war demnach auch eine weitere Erhöhung des Bereitschaftsniveaus von Truppen Thema.

    Details nannte Stoltenberg nicht. Im Gespräch ist unter anderem, künftig dauerhaft deutlich mehr Nato-Truppen im östlichen Bündnisgebiet stationiert zu haben als vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Zudem sollen Strukturen aufgebaut werden, die im Fall einer konkreten Bedrohung eine noch schnellere Verstärkung der vor Ort befindlichen Kräfte ermöglichen.

    Der deutsche Kanzler Olaf Scholz hat bereits in der vergangenen Woche angekündigt, dass Deutschland die Planungen unterstützt und seine Truppenpräsenz in Litauen weiter ausbauen wird. In dem an die russische Exklave Kaliningrad grenzenden Land beteiligt sich die Bundeswehr bereits jetzt mit mehr als 1000 Soldaten an der Sicherung der Nato-Ostflanke.

    Das Treffen in Den Haag war von dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte und der dänischen Regierungschefin Mette Frederiksen organisiert worden. Eingeladen waren der rumänische Präsident Klaus Iohannis, der belgische Premierminister Alexander De Croo, der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki sowie der portugiesische Regierungschef António Costa und Lettlands Ministerpräsident Krisjanis Karins.

  • 0.10 Uhr

    Vizeministerin: Ukraine hat nur ein Zehntel an Waffen bekommen

    Die Ukraine hat nach Angaben ihrer Militärführung aus dem Ausland bislang nur ein Zehntel der notwendigen Waffenhilfe bekommen. «Von dem, was die Ukraine gesagt hat, dass sie es braucht, haben wir bis heute etwa zehn Prozent», sagte Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Dienstag im ukrainischen Fernsehen.

    Russland sei an Rüstung und Zahl der Soldaten unendlich überlegen. Die Ukraine verschiesse täglich 5000 bis 6000 Artilleriegeschosse, Russland etwa zehn Mal so viele, sagte Maljar in Kiew. «Egal wie die Ukraine sich anstrengt, egal wie professionell unsere Armee ist, ohne Hilfe von Partnern werden wir diesen Krieg nicht gewinnen können.»

    Die ausländischen Unterstützer sollten klare Zeitpläne für ihre Militärhilfe aufstellen, sagte die Vizeministerin. Der russische Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine dauert seit dem 24. Februar.

    Präsidentenberater Mychajlo Podoljak forderte ebenfalls schnellere Waffenlieferungen. «Morgens Croissants mit Raketen, nachts Sirenen zum Gutenachtlied, Städte mit einer tausendjährigen Geschichte verschwinden. Das wird die Realität sein, wenn das Tempo der Waffenlieferungen so bleibt», schrieb er auf Twitter.

  • 0.05 Uhr

    Kiew: Russische Sturmangriffe im Osten der Ukraine

    Russische Truppen haben nach Kiewer Militärangaben am Dienstag an mehreren Stellen in der Ostukraine Sturmangriffe geführt. In der Stadt Sjewjerodonezk werde weiter um jede Strasse gekämpft, teilte der ukrainische Generalstab abends mit. Der Feind gruppiere seine Truppen um und versuche Verstärkung heranzuführen.

    Russische Sturmangriffe wurden ausserdem bei Rubischne im Gebiet Charkiw und bei Solote im Gebiet Luhansk verzeichnet. Bei Berestowe im Gebiet Donezk sei ein solcher Angriff abgewehrt worden, hiess es. Die Militärangaben waren wie meist nicht unabhängig überprüfbar. An fast allen Frontabschnitten im Osten und Süden wurde von schwerem russischen Artilleriefeuer berichtet.

  • 0.02 Uhr

    Bauern wollen mehr Getreide in Deutschland anbauen

    Der deutsche Bauernverband dringt wegen knapperer weltweiter Getreidemengen infolge des Krieges in der Ukraine auf eine Produktionsausweitung auch in Deutschland. Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte auf dem Bauerntag in Lübeck, Russland setze Lebensmittel als Waffe ein. «Dieses Schwert muss stumpfer werden, und wir können es stumpfer machen.» So könnten mit einer vorübergehenden Nutzung zusätzlicher Flächen 1,4 Millionen Tonnen Weizen mehr erzeugt werden.

  • 0 Uhr

    Hunderte in Chemiewerk eingekesselt

    Nachdem die dritte und damit letzte Brücke der Stadt Sjewjerodonezk über den Fluss Síwerskyj Donez zerstört wurde, wachsen die Sorgen um die in der Stadt verbliebenen Zivilisten. Die Lage rund um das Chemiewerk Azot sei besonders schwer, sagte der Chef der städtischen Militärverwaltung, Olexander Strjuk, im ukrainischen Fernsehen. Auf dem Werksgelände sollen in Bombenschutzkellern bis zu 560 Zivilisten ausharren. «Gewisse Vorräte wurden im Azot-Werk geschaffen», sagte Strjuk. Zudem leisteten Polizisten und Militärs Hilfe. Das Gelände stehe aber unter ständigem Beschuss, die Strassenkämpfe dauerten an.

    Die Situation in dem Werk erinnert an jene der Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine, wo sich im Asovstal-Werk ukrainische Soldaten und Zivilisten verschanzt hatten. Inzwischen ist die Stadt inklusive des Stahlwerks unter russischer Kontrolle.

    Der Fluchtweg für Zivilisten soll nach Moskauer Angaben am Mittwoch von 7.00 bis 19.00 Uhr MESZ (Ortszeit: 8.00 bis 20.00 Uhr) offen sein. Er führe in nördlicher Richtung in die Stadt Swatowe (Swatowo), sagte der General Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium.