Russland Selenskyj spricht von «Massengrab» in Isjum nach russischem Abzug

SDA

16.9.2022 - 00:19

Oleg Kotenko, der Beauftragte für Vermisstenfragen unter besonderen Umständen, filmt mit seinem Smartphone die nicht identifizierten Gräber von Zivilisten und ukrainischen Soldaten im kürzlich zurückeroberten Gebiet von Isjum. Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Oleg Kotenko, der Beauftragte für Vermisstenfragen unter besonderen Umständen, filmt mit seinem Smartphone die nicht identifizierten Gräber von Zivilisten und ukrainischen Soldaten im kürzlich zurückeroberten Gebiet von Isjum. Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Keystone

Nach dem Abzug russischer Truppen ist nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der ostukrainischen Stadt Isjum im Gebiet Charkiw ein «Massengrab» gefunden worden.

«Die nötigen prozessualen Handlungen haben dort schon begonnen», sagte der Staatschef in einer am Donnerstag in Kiew verbreiteten Videobotschaft. An diesem Freitag solle es genauere Informationen geben, sagte Selenskyj. Ukrainische Medien berichteten von einem Fund von mehr als 440 Leichen in einem Wald.

Die Russen hatten das Gebiet am Samstag ukrainischen Angaben zufolge nach einer Gegenoffensive der ukrainischen Kräfte fluchtartig verlassen. Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte von einer «Umgruppierung» seiner Truppen gesprochen, während selbst kremlnahe Quellen von einer verheerenden Niederlage sprachen. Selenskyj besuchte Isjum am Mittwoch. An diesem Freitag sollen Journalisten zu dem Massengrab gebracht werden. «Wir wollen, dass die Welt erfährt, was wirklich passiert und wozu die russische Okkupation geführt hat», sagte Selenskyj nun.

«Butscha, Mariupol und jetzt leider auch Isjum: Russland hinterlässt überall Tod und muss sich dafür verantworten. Die Welt muss Russland zur echten Verantwortung für diesen Krieg ziehen», forderte der Staatschef. Die Ukraine hat nach dem Abzug der russischen Truppen im Frühjahr aus dem Kiewer Vorort Butscha sowie in zahlreichen anderen Orten, darunter in der von Moskau eingenommenen Hafenstadt Mariupol, schwerste Kriegsverbrechen beklagt.

In Butscha waren nach ukrainischen Behördenangaben Hunderte Zivilisten, in Mariupol Tausende getötet worden. Der Chef der Ermittlungsbehörde der Polizei im Gebiet Charkiw, Serhij Bolwynow, sprach nach Angaben der Internetzeitung «Ukrajinska Prawda» von einem Massengrab mit mehr als 440 Leichen in einem Wald in Isjum.