Ukraine-Überblick Putin will Zahl der Soldaten um 15 Prozent erhöhen +++ Russland baut angeblich unbemannte Kamikaze-Schiffe 

Agenturen/red

1.12.2023

Putin nach fast zwei Jahren Krieg: «Wir sind stärker geworden»

Putin nach fast zwei Jahren Krieg: «Wir sind stärker geworden»

Moskau, 29.11.23: Kremlchef Wladimir Putin sieht Russland nach fast zwei Jahren seines Angriffskrieges gegen die Ukraine nach eigenen Worten wieder als «Grossmacht» auf der Weltbühne. «Wir sind stärker geworden», sagte Putin in einer Videobotschaft zur Tagung des sogenannten Weltkonzils des Russischen Volkes, einer Organisation unter Schirmherrschaft der russisch-orthodoxen Kirche.

30.11.2023

Nach der ins Stocken geratenen Gegenoffensive will die Ukraine ihre Verteidigungsanlagen massiv ausbauen. Das Land ist schwer gezeichnet. Die Entwicklungen im Ticker.

Agenturen/red

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den forcierten Bau von Schutzräumen und Festungsanlagen entlang aller Frontabschnitte angekündigt. «Die Priorität ist offensichtlich», sagte er in seiner täglichen Videoansprache.

Mit dem Verteidigungsminister und führenden Militärs sei über die Errichtung solcher Anlagen diskutiert worden. Zuletzt hatte eine Reihe von Beobachtern die ukrainische Gegenoffensive für gescheitert erklärt. Die Betonung des Festungsbaus gilt als ein Indiz dafür, dass die Führung in Kiew sich nun auf die Verteidigung konzentriert.

Erneuter Luftalarm in der Ukraine

In der Nacht gab es erneut Luftalarm in der Ukraine. Die ukrainischen Streitkräfte warnten vor Angriffen russischer Drohnen, die von der Krim aus in Bewegung gesetzt worden seien. Im Gebiet Cherson seien durch eine russische Drohne zwei Menschen verletzt worden, berichtete die «Ukrainska Pravda».

Derweil teilte die Vorsitzende des Parlamentsausschusses für regionale Entwicklung und Stadtplanung in Kiew, Olena Schuliak, mit, durch die seit mehr als 21 Monaten andauernde russische Invasion seien in der Ukraine bereits mehr als 170’000 Gebäude beschädigt oder zerstört worden. Das berichtete die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform am frühen Morgen. Darunter sollen auch mehr als 20’000 Wohnhäuser sein.

Durch die russischen Angriffe wurden mehr als 3500 Bildungseinrichtungen, 420 grosse und mittlere Unternehmen getroffen, wie Schuliak in einem Blog der Agentur weiter schrieb. Zudem seien Flughäfen und zivile Flugplätze, 344 Brücken und Übergänge sowie 25’000 Strassen von Zerstörungen betroffen.

Russland will Zahl der Soldaten um 15 Prozent erhöhen

Mehr als anderthalb Jahre nach Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin eine erneute Vergrösserung seiner Armee angeordnet. Künftig soll die Zahl der bewaffneten Kräfte auf rund 1,32 Millionen erhöht werden, wie aus einem am Freitag vom Kreml veröffentlichten Dekret hervorgeht. Das wäre eine erneute Steigerung um 170’000 Vertragssoldaten und Wehrdienstleistende, nachdem Putin erst im Sommer 2022 eine Vergrösserung der russischen Streitkräfte auf 1,15 Millionen Mann befohlen hatte.

London: Russland baut unbemannte Kamikaze-Schiffe für Krieg

Russland arbeitet indes nach britischen Angaben verstärkt am Bau von unbemannten Kamikaze-Schiffen für den Einsatz im Angriffskrieg gegen die Ukraine. Jüngst habe der Chef der Rüstungsfirma KMZ, Michail Danilenko, angekündigt, dass Drohnenboote im Rahmen der «militärischen Spezialoperation», wie der Krieg in Russland genannt wird, getestet werden sollen, um 2024 dann eine Serienproduktion aufzunehmen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Freitag mit. Die Boote könnten bis zu 600 Kilogramm Munition transportieren, sagte Danilenko demnach.

Die Ukraine hatte wiederholt unbemannte Schiffe, die mit Sprengstoff beladenen Schnellbooten ähneln, gegen russische Ziele im Schwarzen Meer oder in den Häfen der annektierten Halbinsel Krim eingesetzt. Die Waffe habe sich in den Händen der ukrainischen Streitkräfte zu einer Schlüsselfähigkeit im maritimen Bereich entwickelt, hiess es in London.

Ukrainischer Geheimdienst sprengt zwei Züge in Russland

Der ukrainische Geheimdienst SBU hat ukrainischen Medienberichten zufolge zwei Anschläge auf russische Güterzüge in Sibirien verübt. Ziel sei es gewesen, mit Treibstoff beladene Züge auf der Baikal-Amur-Magistrale zu sprengen, einer vom Südosten Sibiriens bis zum Pazifischen Ozean im russischen Fernen Osten verlaufenden Bahnstrecke, berichteten Ukrajinska Prawda und andere Nachrichtenagenturen. Die Medien beriefen sich auf nicht näher genannte Quellen in ukrainischen Strafverfolgungsbehörden. Das war bei früheren Anschlägen in Russland ebenfalls so. Eine Bestätigung vom SBU gab es zunächst nicht.

Die erste Explosion ereignete sich am frühen Donnerstag im Seweromuisker Tunnel in der russischen Republik Burjatien - mit mehr als 15 Kilometern die längste Unterführung in Russland - und verursachte einen Brand, der erst nach Stunden gelöscht werden konnte, wie russische Nachrichtenagenturen berichteten. Die zweite Explosion geschah Stunden später, als ein anderer mit Treibstoff beladener Zug eine 35 Meter hohe, über eine Schlucht führende Brücke überquerte, berichteten ukrainische Medien.


Die Ereignisse des Tages in der Übersicht

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehr als anderthalb Jahre nach Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin eine erneute Vergrösserung seiner Armee angeordnet.
  • Der ukrainische Geheimdienst SBU hat zwei Anschläge auf russische Güterzüge in Sibirien verübt.
  • Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat sich zum Wintereinbruch zufrieden mit dem derzeitigen Frontgeschehen gezeigt.
  • Mehr Schutzräume und Festungsanlagen entlang der Front. So will der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sein Volk besser vor den anhaltenden russischen Luftangriffen schützen.
  • Die Entwicklungen von Donnerstag findest du hier.
  • Liveticker
    Neue Beiträge
  • Liveticker beendet
  • 22 Uhr

    Hiermit beenden wir unseren Ticker am Freitag

  • 21.11 Uhr

    Ukraine stellt neue Systeme zur elektromagnetischen Kriegsführung her

    Die Ukraine entwickelt immer neue Systeme zur elektromagnetischen Kriegsführung. Gegenüber dem Portal «ArmyInform» erklärte der stellvertretende ukrainische Verteidigungsminister Ivan Havryliuk, dass das in der Ukraine hergestellte elektromagnetische Kriegsführungssysteme zum Schutz von Soldaten vor Radarwaffen und FPV-Drohnen erfolgreich getestet und für den Einsatz empfohlen wurden.

  • 20.18 Uhr

    «Veränderung erforderlich»: Selenskyj kündigt Einberufungsreform an

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Freitagabend dem Militär eine Reform der Einberufungsgesetze in Aussicht gestellt. «Jeder in der Ukraine versteht, dass in diesem Bereich Veränderungen erforderlich sind», sagte Selenskyj in seiner Ansprache auf Telegram. Diese würden demnach die Bedingungen für eine mögliche Demobilisierung der Frontkämpfer betreffen. Auch neue potenzielle Rekruten sollen im Fokus neuer kommender Gesetze stehen.

    Die Ankündigung der Reform gilt als Zugeständnis an die Soldaten, die seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs vor rund 21 Monaten grösstenteils ohne Ablösung an der Front im Einsatz stehen. Die Lösung dieses umfassenden Problems muss nach Selenskyjs Worten von der militärischen Führung und dem Verteidigungsministerium ausgearbeitet und dem Generalstab zur Genehmigung präsentiert werden. Der ukrainische Präsident sprach von einigen Vorschlägen, die am Freitag bereits vorlagen. Genauere Angaben zum Inhalt machte er jedoch nicht.

  • 20.05 Uhr

    Russischer TV-Sender für LGBTQ-«Propaganda» zu Geldstrafe verurteilt

    Einen Tag nach dem Verbot der internationalen LGBTQ-Bewegung in Russland hat ein russisches Gericht am Freitag einen Fernsehsender wegen «Propaganda» für Schwule, Lesben, Transmenschen und queere Menschen zu einer Geldstrafe verurteilt. Laut einem Gericht in St. Petersburg muss der Musiksender AIVA 500’000 Rubel (umgerechnet 5000 Franken) zahlen, weil er das Musikvideo zu dem Lied «Tak krassiwo» («So schön») von ESC-Teilnehmer Sergej Lasarew ausgestrahlt hatte, in dem Paare Händchen halten.

    Laut dem Gericht sind in einer Szene des Videos die Hände von «zwei verschiedenen Personen desselben Geschlechts» zu sehen. Diese Geste könnte den Eindruck erwecken, dass diese «Vorlieben» akzeptabel und «gleichwertig mit der Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau» seien, hiess es weiter. Die Anhörung fand ohne einen Vertreter der Verteidigung statt.

  • 19.48 Uhr

    Russland will Zahl der Soldaten um 15 Prozent erhöhen

    Mehr als anderthalb Jahre nach Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russlands Präsident Wladimir Putin eine erneute Vergrösserung seiner Armee angeordnet. Künftig soll die Zahl der bewaffneten Kräfte auf rund 1,32 Millionen erhöht werden, wie aus einem am Freitag vom Kreml veröffentlichten Dekret hervorgeht. Das wäre eine erneute Steigerung um 170’000 Vertragssoldaten und Wehrdienstleistende, nachdem Putin erst im Sommer 2022 eine Vergrösserung der russischen Streitkräfte auf 1,15 Millionen Mann befohlen hatte.

    Das russische Verteidigungsministerium trat derweil umgehend Befürchtungen aus der Bevölkerung entgegen, dass eine neue Mobilisierungswelle geplant sein könnte. «Eine Mobilisierung ist nicht vorgesehen», teilte die Behörde mit. Stattdessen werde auf russische Bürger gesetzt, die sich freiwillig bei der Armee verpflichten.

  • 18.26 Uhr

    Slowakische Transporteure blockieren Ukraine-Grenzübergang

    Slowakische Spediteure blockieren den einzigen Lkw-Grenzübergang des EU-Mitgliedstaats zur Ukraine. Grund ist die Sorge vor der billigeren Konkurrenz durch ukrainische Transportunternehmer. Man kämpfe für die Erhaltung der heimischen Arbeitsplätze in der Logistikbranche, teilte der slowakische Verband UNAS mit. Der Protest in Vysne Nemecke begann am Freitagnachmittag und war zeitlich unbegrenzt.

    Die slowakischen Transportunternehmer schliessen sich damit einer Blockade an der polnisch-ukrainischen Grenze an, die seit Anfang November andauert. Sie wollen damit nach Aussage der Organisatoren vor dem EU-Verkehrsministertreffen am Montag der Druck auf die Politik erhöhen, eine Lösung für ihre Probleme zu finden.

    Sowohl die slowakischen als auch die polnischen Transporteure fordern eine Rückkehr zu den Regeln, die vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine galten. Bis dahin hatten ukrainische Transportfirmen wie andere Unternehmen aus Nicht-EU-Ländern eine Transporterlaubnis beantragen müssen.

  • 18.16 Uhr

    London: Russland baut unbemannte Kamikaze-Schiffe für Krieg

    Russland arbeitet nach britischen Angaben verstärkt am Bau von unbemannten Kamikaze-Schiffen für den Einsatz im Angriffskrieg gegen die Ukraine. Jüngst habe der Chef der Rüstungsfirma KMZ, Michail Danilenko, angekündigt, dass Drohnenboote im Rahmen der «militärischen Spezialoperation», wie der Krieg in Russland genannt wird, getestet werden sollen, um 2024 dann eine Serienproduktion aufzunehmen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Freitag mit. Die Boote könnten bis zu 600 Kilogramm Munition transportieren, sagte Danilenko demnach.

    Die Ukraine hatte wiederholt unbemannte Schiffe, die mit Sprengstoff beladenen Schnellbooten ähneln, gegen russische Ziele im Schwarzen Meer oder in den Häfen der annektierten Halbinsel Krim eingesetzt. Die Waffe habe sich in den Händen der ukrainischen Streitkräfte zu einer Schlüsselfähigkeit im maritimen Bereich entwickelt, hiess es in London.

  • 17.26 Uhr

    Ukrainischer Geheimdienst sprengt zwei Züge in Russland

    Der ukrainische Geheimdienst SBU hat ukrainischen Medienberichten zufolge zwei Anschläge auf russische Güterzüge in Sibirien verübt. Ziel sei es gewesen, mit Treibstoff beladene Züge auf der Baikal-Amur-Magistrale zu sprengen, einer vom Südosten Sibiriens bis zum Pazifischen Ozean im russischen Fernen Osten verlaufenden Bahnstrecke, berichteten Ukrajinska Prawda und andere Nachrichtenagenturen. Die Medien beriefen sich auf nicht näher genannte Quellen in ukrainischen Strafverfolgungsbehörden. Das war bei früheren Anschlägen in Russland ebenfalls so. Eine Bestätigung vom SBU gab es zunächst nicht.

    Die erste Explosion ereignete sich am frühen Donnerstag im Seweromuisker Tunnel in der russischen Republik Burjatien - mit mehr als 15 Kilometern die längste Unterführung in Russland - und verursachte einen Brand, der erst nach Stunden gelöscht werden konnte, wie russische Nachrichtenagenturen berichteten. Die zweite Explosion geschah Stunden später, als ein anderer mit Treibstoff beladener Zug eine 35 Meter hohe, über eine Schlucht führende Brücke überquerte, berichteten ukrainische Medien.

    Die russische Eisenbahn bestätigte die Tunnelexplosion, machte aber keine Angaben zu deren Ursache. Die russische Tageszeitung «Kommersant» zitierte Ermittler mit der Aussage, dass ein Sprengsatz unter einem der Waggons des Zuges platziert worden sei.

  • 15.32 Uhr

    Russlands Verteidigungsminister: Verbessern unsere Frontpositionen

    Mehr als 21 Monate nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat sich Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu zum Wintereinbruch zufrieden mit dem derzeitigen Frontgeschehen gezeigt. «Unsere Soldaten (...) nehmen eine vorteilhaftere Position ein und erweitern die Kontrollzonen in alle Richtungen», sagte Schoigu am Freitag. Auch westliche Waffenlieferungen an die Ukraine könnten die Lage auf dem Schlachtfeld nicht wesentlich verändern, behauptete er.

    Russland, das am 24. Februar 2022 ins Nachbarland einmarschiert ist, hat in den vergangenen Monaten immer wieder militärische Niederlagen hinnehmen müssen. Derzeit aber gibt es vermehrt Berichte, dass ukrainische Einheiten vor allem im Osten ihres Landes stark unter dem Druck russischer Angriffe stünden. Zugleich hat die Ukraine im südlichen Gebiet Cherson, das sie in Teilen bereits wieder aus russischer Besatzung befreit hat, kleinere Erfolge zu verzeichnen. Vor einigen Wochen gelang ukrainischen Soldaten dort das Übersetzen auf das besetzte linke Ufer des Flusses Dnipro.

  • 12.13 Uhr

    Lawrow wirft Kollegen aus USA und der EU «Feigheit» vor

    Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hat den Abschluss des OSZE-Jahrestreffens für Kritik an seinen westlichen Kollegen genutzt. Lawrow warf ihnen «Feigheit» vor, weil sie direkten Gesprächen mit Russland über den Krieg in der Ukraine aus dem Weg gegangen seien.

    Sowohl US-Aussenminister Antony Blinken als auch der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell seien bereits abgereist, sagte Lawrow am Freitag bei einer Medienkonferenz zu den Ergebnissen des Gipfels der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) im nordmazedonischen Skopje.

    «Sie glauben wahrscheinlich, dass sie damit ihre Absicht unterstreichen, Russland zu isolieren. Aber ich finde, dass sie einfach feige sind, sie haben Angst vor jedem ehrlichen Gespräch mit Fakten», sagte Lawrow.

    Tatsächlich waren Blinken und Borrell am Mittwoch auf Einladung der nordmazedonischen Gastgeber nach Skopje gekommen. Blinken etwa reiste dann aber weiter nach Israel, wo die Lage aufgrund des Gaza-Kriegs derzeit äusserst angespannt ist.

    Mehr als 21 Monate nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine nutzen russische Vertreter öffentliche Auftritte nach wie vor oft, um dem Westen die Schuld an den völlig zerrütteten Beziehungen zuzuschieben und ihm angeblich mangelnde Dialogbereitschaft vorzuwerfen.

    Der russische Aussenminister Sergej Lawrow spricht nach dem OSZE-Treffen in Skopje.
    Der russische Aussenminister Sergej Lawrow spricht nach dem OSZE-Treffen in Skopje.
    Bild: EPA
  • 11.54 Uhr

    Neues Verfahren gegen Nawalny eröffnet

    Russland hat neue Beschuldigungen gegen den inhaftierten Oppositionsführer Alexej Nawalny vorgebracht.

    Die Behörden würden ihm Vandalismus vorwerfen, was eine weitere Haftstrafe von drei Jahren mit sich bringen könnte, erklärte Nawalny am Freitag in Onlinediensten mit Verweis auf einen Brief von Russlands Ermittlungsbehörde, den er im Gefängnis erhalten habe. «Sie leiten wirklich alle drei Monate ein neues Strafverfahren gegen mich ein», spottete er.

    Nawalny verbüsst bereits eine Haftstrafe, unter anderem wegen «Extremismus». Vor seiner Inhaftierung hatte er landesweite Proteste in Russland initiiert. Nach einer Vergiftung im Sommer 2020 und einem anschliessenden mehrmonatigen Spitalaufenthalt in Berlin war er im Januar 2021 bei seiner Rückkehr nach Russland verhaftet worden. Seither kommuniziert er mit der Aussenwelt im Wesentlichen über Botschaften, die er über seine Anwälte im Internet verbreiten lässt.

    Im August wurde seine ursprünglich neunjährige Haftstrafe auf 19 Jahre erhöht. Ein Gericht ordnete zudem Nawalnys Überführung in eine Strafkolonie mit schärferen Haftbedingungen an. Er wird häufig in Einzelhaft gebracht, wo er bisher mindestens 266 Tage verbracht hat.

    Seit Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine hat der Kreml sein Vorgehen gegen Nawalny, dessen Vertraute und allgemein Oppositionspolitiker noch einmal verschärft. Drei von Nawalnys Anwälten wurden im Oktober festgenommen.

    Die meisten bekannten Aktivisten und Oppositionellen haben inzwischen Russland verlassen oder sitzen im Gefängnis. Tausende Russen wurden wegen Protesten gegen die russische Offensive in Gewahrsam genommen, mit einer Geldstrafe belegt oder ins Gefängnis gesteckt.

    Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny sitzt eine 19-jährige Haftstrafe ab.
    Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny sitzt eine 19-jährige Haftstrafe ab.
    Bild: Pavel Golovkin/AP/dpa
  • 11.14 Uhr

    Chef des Bolschoi-Theaters verlässt seinen Posten nach Kritik an Putins Krieg

    «Ich verabschiede mich heute, weil heute mein letzter Arbeitstag im Bolschoi Theater ist», sagte der 76-jährige Wladimir Urin laut einem im Internet verbreiteten Video bei einer Premierenfeier vor der Kompanie. Eine Sprecherin des Theaters bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag die Echtheit des Videos. Sie kündigte noch für Freitag eine offizielle Erklärung des Theaters an. Urin hatte im vergangenen Jahr eine Erklärung von Kulturschaffenden gegen den Krieg unterschrieben.

    Der Bolschoi-Chef könnte laut russischen Medien durch den international bekannten Dirigenten Waleri Gergijew ersetzt werden, der ein enger Freund von Kremlchef Wladimir Putin ist. Gergijew hatte wenige Tage nach Beginn von Putins Invasion seinen Posten als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker verloren, weil er sich nicht von dem Krieg distanziert hatte.

    Urin hatte bereits zwei Tage nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine gemeinsam mit anderen Kulturschaffenden einen Aufruf zur Beendigung des Krieges unterzeichnet. Viele Künstler des Bolschoi hatten wegen des Krieges und der daraus folgenden westlichen Sanktionen ihr Engagement an dem Theater auf eigenen Wunsch oder zwangsweise beendet.

    Wladimir Urin, Generaldirektor des Boschoi-Theaters bis Ende November 2023.
    Wladimir Urin, Generaldirektor des Boschoi-Theaters bis Ende November 2023.
    Bild: IMAGO/ITAR-TASS/ Sipa USA
  • 10.22 Uhr

    Putin wirft deutschen Flughafenbetreiber raus

    Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine ziehen sich viele westliche Unternehmen aus Russland zurück – oder werden herausgedrängt. Jetzt betrifft es den deutschen Flughafenbetreiber Fraport.

    Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine neue Betreiberstruktur des Flughafens Pulkowo in St. Petersburg angeordnet und damit den deutschen Anteilseigner Fraport aus dem Geschäft gedrängt. Fraport hatte 25 Prozent der bisherigen Betreibergesellschaft gehalten.

    Putin begründete den Schritt mit «unfreundlichen Handlungen einiger ausländischer Staaten und internationaler Organisationen», wie aus einem in der Nacht zum Freitag veröffentlichten Dekret hervorgeht.

    Fraport teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur DPA mit, das Unternehmen müsse die Informationen zunächst verifizieren und prüfen, «was das für unsere Beteiligung in St. Petersburg, die wir seit dem russischen Angriffskrieg ruhend gestellt haben, in Zukunft bedeutet.»

    Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatten sich westliche Unternehmen massenhaft vom Markt des Riesenreichs zurückgezogen. Viele Bereiche der russischen Wirtschaft sind mit westlichen Sanktionen belegt. Putin hatte in den vergangenen Monaten immer wieder Zwangsverwaltungen angeordnet, um den Betrieb von Werken und Unternehmen sowie Arbeitsplätze zu sichern.

  • 5.22 Uhr

    Erneuter Luftalarm in der Ukraine

    In der Nacht zum Freitag gab es erneut Luftalarm in der Ukraine. Die ukrainischen Streitkräfte warnten vor Angriffen russischer Drohnen, die von der Krim aus in Bewegung gesetzt worden seien. Im Gebiet Cherson seien durch eine russische Drohne zwei Menschen verletzt worden, berichtete die «Ukrainska Pravda».

  • 5.18 Uhr

    Selenskyj will mehr Schutzräume und Festungsanlagen

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den forcierten Bau von Schutzräumen und Festungsanlagen entlang aller Frontabschnitte angekündigt. «Die Priorität ist offensichtlich», sagte er am Donnerstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Mit dem Verteidigungsminister und führenden Militärs sei über die Errichtung solcher Anlagen diskutiert worden. Zuletzt hatte eine Reihe von Beobachtern die ukrainische Gegenoffensive für gescheitert erklärt. Die Betonung des Festungsbaus gilt als ein Indiz dafür, dass die Führung in Kiew sich nun auf die Verteidigung konzentriert.

    Ein Mann sucht in der ukrainischen Stadt Liman im Keller Schutz vor den russischen Bomben. (Archivbild)
    Ein Mann sucht in der ukrainischen Stadt Liman im Keller Schutz vor den russischen Bomben. (Archivbild)
    IMAGO/Sipa USA
  • 3.50 Uhr

    Ukraine: Massive Zerstörungen durch russischen Krieg

    Durch die seit mehr als 21 Monaten andauernde russische Invasion sind ukrainischen Angaben zufolge in dem angegriffenen Land mehr als 170'000 Gebäude beschädigt oder zerstört worden. Das erklärte die Vorsitzende des Parlamentsausschusses für regionale Entwicklung und Stadtplanung in Kiew, Olena Schuliak, wie die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform am frühen Freitagmorgen berichtete.

    Demnach schrieb die Politikerin in einem Blog der Agentur: «Nach vorläufigen Schätzungen der Kiewer Wirtschaftshochschule wurden bisher mehr als 170'000 Gebäude durch die Feindseligkeiten beschädigt oder zerstört.» Darunter sollen auch mehr als 20'000 Wohnhäuser sein.

    Durch die russischen Angriffe wurden den Angaben zufolge mehr als 3500 Bildungseinrichtungen, 420 grosse und mittlere Unternehmen getroffen. Zudem seien Flughäfen und zivile Flugplätze, 344 Brücken und Übergänge sowie 25'000 Strassen von Zerstörungen betroffen.

    Die Aufgabe bestehe nicht nur darin, den alten Zustand wiederherzustellen, sondern die Siedlungen besser als zuvor wieder aufzubauen, sagte Schuliak. Die Ukraine wird in dem russischen Angriffskrieg, den Moskau am 24. Februar 2022 begonnen hatte, immer wieder mit Raketen- und Drohnenattacken überzogen. Dabei gibt es oft schwere Zerstörungen, Tote und Verletzte.