Corona-Ausbrüche in China Shanghai riegelt Häuser mit Zäunen ab, Peking droht Lockdown

dpa/AP/uri

25.4.2022

Shanghai blockiert Zugang zu Gebäuden mit Corona-Infizierten

Shanghai blockiert Zugang zu Gebäuden mit Corona-Infizierten

Corona-Infizierte, die von den Behörden in Quarantänezentren gebracht werden, berichten von menschenunwürdigen Zuständen.

25.04.2022

Trotz strikter Massnahmen verzeichnet Chinas grösste Stadt Shanghai einen Anstieg der Corona-Fälle. Auch in Peking schlagen die Behörden nun Alarm, denn das Virus könnte sich hier unbemerkt ausgebreitet haben.

dpa/AP/uri

25.4.2022

Nach der Entdeckung von einigen Dutzend Corona-Infektionen in Peking müssen sich seit Montag alle 3,5 Millionen Einwohner des grössten Stadtteils Chaoyang in drei Runden alle zwei Tage testen lassen. Die Angst vor strengen Ausgangssperren auch in der chinesischen Hauptstadt führte zu Hamsterkäufen und leeren Regalen in Supermärkten. Die Behörden warnten, dass das Virus sich schon seit einer Woche unentdeckt in der 21-Millionen-Metropole verbreitet habe, sodass mehr Fälle entdeckt werden dürften.

Ob ein Lockdown über ganz Peking oder einzelne Stadtteile verhängt werde, hänge von der Ausbreitung des Virus ab, sagte ein Experte des nationalen Gesundheitsamtes der parteinahen Zeitung «Global Times». «Wenn die Ergebnisse der Tests in Chaoyang und anderen Teilen herauskommen, wird es uns ein besseres Bild von der gesamten epidemischen Lage in Peking geben», sagte der hohe Funktionär. «Weitere Massnahmen werden entsprechend folgen.» Im Chaoyang-Distrikt liegen die ausländischen Botschaften und leben die meisten Ausländer in Peking.

Menschen kaufen am 25. April 2022 in einem Supermarkt in Peking ein. 
Menschen kaufen am 25. April 2022 in einem Supermarkt in Peking ein. 
Bild: Keystone

Nachdem am Wochenende bereits einzelne Wohnblocks mit Infektionen abgeriegelt worden waren, verhängten die Behörden am Montag auch über mehrere Nachbarschaften im östlich liegenden Chaoyang-Distrikt einen Lockdown. Die Bewohner dürfen das Gebiet vorerst nicht verlassen. Auch wurden dort Restaurants und Unterhaltungsstätten geschlossen.

Zäune und Barrieren in Shanghai

Mit dem schnellen Vorgehen will die ohnehin besonders geschützte Hauptstadt auch Lehren aus dem Corona-Ausbruch in Shanghai und anderen Provinzen ziehen, wie es hiess. So gab es Kritik an einem zunächst langsamen Vorgehen in der ostchinesischen Hafenstadt, wo die Lage trotz weitgehender Ausgangssperren seit fast einem Monat immer noch nicht unter Kontrolle ist. Auch gibt es Klagen über unzureichende Lieferungen von Nahrungsmitteln und schlechte medizinische Versorgung. Von Dienstag an werden auch alle 26 Millionen Einwohner Shanghai erneut getestet.

In langen Schlangen stehen Menschen am 25. April 2022 in Peking für Corona-Tests an. 
In langen Schlangen stehen Menschen am 25. April 2022 in Peking für Corona-Tests an. 
Bild: Keystone

In der Finanzmetropole sind am Samstag zudem vor einigen Strassen und Eingängen zu Wohnungsanlagen Metallabsperrungen errichtet worden. Im Finanzbezirk Pudong wurden laut dem Wirtschaftsmedium «Caixin» an mehreren Orten unter Anweisung der lokalen Behörden Barrieren – entweder aus dünnen Metallblechen oder aus Maschendraht – aufgestellt. Bei Gebäuden, in denen Corona-Ansteckungen nachgewiesen wurden, wurden die Haupteingänge abgeriegelt. Kleine Passagen blieben geöffnet, damit Mitarbeiter der Pandemieprävention hindurchgehen konnten.

Ärger über Massnahmen macht sich breit

In sozialen Netzwerken veröffentlichten Menschen Videos der neuen Barrieren. Einige drückten Ärger über die neuen Massnahmen aus, die dem «Caixin»-Bericht zufolge die Hauptstrassen nicht blockieren sollten. In einem von der AP verifizierten Video rissen Anwohner, die ein Gebäude im Stadtbezirk Xuhui verliessen, die am Vordereingang angebrachte Maschendraht-Barrikade nieder und hielten Ausschau nach dem Wachmann, den sie für verantwortlich hielten, die Absperrung aufgestellt zu haben.

China verfolgt weiterhin eine Null-Covid-Strategie, die mit der Ankunft der sich schnell verbreitenden Omikron-Variante auf die Probe gestellt wird. Im Zentrum der grössten Corona-Welle in China seit Beginn der Pandemie vor gut zwei Jahren steht dabei Shanghai. Chinas grösste Stadt meldete mit 51 Toten am Sonntag im Zusammenhang mit Covid-19 die höchste Zahl des Ausbruchs. Bis dahin waren schon 87 Tote gemeldet worden. Nach Angaben der Gesundheitskommission wurde der Grossteil der landesweit 23'000 neuen Infektionen am Sonntag in Shanghai entdeckt – die meisten asymptomatisch.