Weiter Kämpfe in Mariupol
Die Angehörigen der ukrainischen Kämpfer im Stahlwerk Asowstal in Mariupol haben die Regierung in Kiew erneut darum gebeten, die Soldatinnen und Soldaten zu retten.
14.05.2022
Von herben Verlusten russischer Truppen am Fluss Donez berichtet die Ukraine. Ein Experte schätzt sie etwas weniger schwer ein – und erkennt obendrein eine bewusste Taktik Moskaus.
«Bilohoriwka hält gerade dem russischen Ansturm stand, unsere Verteidiger haben zweimal Pontonbrücken zerstört», teilte der Militärgouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, am Donnerstag im Nachrichtendienst Telegram mit. Eine dritte Brücke werde sicher bald zerstört werden, kündigte er zu den heftigen Kämpfen im Osten des Landes an.
Dazu präsentierte Hajdaj Drohnenaufnahmen von mehrend Dutzend zerstörten Fahrzeugen und Panzertechnik. Bereits einen Tag zuvor hatte das ukrainische Verteidigungsministerium in den sozialen Medien die Satellitenbilder des zweiten Schlags gegen die russischen Soldaten am Fluss Siwerskyj Donez gezeigt.
Das Bataillon mit rund 1000 Mann wurde demnach angegriffen, als es den Siwerskyj Donez mit Pontons überqueren wollte. Laut dem US-Portal «Forbes» wurde der Verband aufgerieben. Rund drei Dutzend Panzer und weitere gepanzerte Fahrzeuge seien durch die 17. Panzerbrigade der ukrainischen Armee zerstört worden. Die Zahl der getöteten und verwundeten russischen Soldaten wurde indes nicht bekannt.
Taktik der «Aufklärung durch Beschuss»
Die Bilder zeigten, dass die Russen bei der Flussüberquerung tatsächlich «spektakulär gescheitert» seien, findet auch der Sicherheitsexperte und ehemalige britische Soldat Justin Crump. Allerdings täusche der Eindruck, dass hier womöglich bis zu 1000 Mann getötet wurden, erklärte er der BBC.
Es sei davon auszugehen, dass bei dem Angriff zwischen 140 und 180 russische Soldaten gefallen seien, führte Crump aus, der heute Chef der Londoner Sicherheitsberatung Sibylline Ltd ist. Seiner Meinung nach hätten sich in vielen der zerstörten Fahrzeuge keine Infanteristen befunden. Das Gerät sei zudem wohl vor allem dazu eingesetzt worden, um die Brücken zu installieren und die Gegend auszukundschaften.
Die dokumentierte Operation sei ein weiterer Beweis für die russische Taktik der «Aufklärung durch Beschuss», erklärte der Experte. Das bedeute: «Man fährt so lange weiter, bis jemand auf einen feuert.»
Womöglich zerstörten Russen auch selbst Fahrzeuge
Das russische Bataillon sei in der letzten Woche vermutlich über mehrere Tage beschossen worden, vermutet Crump. Die Ukraine habe dabei wohl Präzisionsgeschosse eingesetzt. Möglich sei auch, dass die russischen Soldaten einen Teil der Fahrzeuge selbst zerstört hätten, damit sie nicht in die Hand des Feindes gelangen.
Auch zeigt sich Crump im Gespräch mit der BBC skeptisch, ob den Russen der Übergang über den strategisch wichtigen Abschnitt des Flusses nicht doch andernorts gelungen sei. So habe es nachweislich schwere Kämpfe auf der von der Ukraine gehaltenen Südwestseite des Flusses gegeben, führte er aus.
Die Russen seien weiterhin entschlossen, im Osten Boden gutzumachen und würden dabei «gewissermassen so viele Leichen in den Fluss werfen», bis sie auf ihnen «hinübergehen können», beschreibt Crump das russische Vorgehen.
Moskau äusserte sich bislang nicht zu den Verlusten – und der Luhansker Militärgouverneur Hajdaj gestand gestern ein: «Die Situation hat sich bedeutend verschlechtert.» Eine Versorgungsroute in der Region sei durch russische Vorstösse akut gefährdet.