Von Scholz bis Putin So reagiert die Welt auf den Tod von Benedikt XVI.

Agenturen/red.

31.12.2022

Vom Professor bis zum Papst: Das Leben von Joseph Ratzinger

Vom Professor bis zum Papst: Das Leben von Joseph Ratzinger

Er wuchs tief religiös auf, lernte von klein auf Klavier und sorgte während seiner Zeit als Oberhaupt der katholischen Kirche für einige Skandale. Das Video zeigt einige Stationen aus dem bewegten Leben von Benedikt XVI.

29.12.2022

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist mit 95 Jahren im Vatikan verstorben. Das sind die Reaktionen aus der Schweiz, seiner Heimat Deutschland, und der Welt.

Agenturen/red.

Joseph Ratzinger war am 19. April 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Papst gewählt worden. Knapp acht Jahre später trat er in einem spektakulären Schritt als erster Papst seit mehr als 700 Jahren freiwillig zurück.  

Nun ist er im Alter von 95 Jahren verstorben. Das sind die Reaktionen aus aller Welt:

Scholz: «Welt verliert klugen Theologen»

Mit dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. verliert die Welt nach den Worten des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz einen klugen Theologen. «Als ‹deutscher› Papst war Benedikt XVI. für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer», schrieb der SPD-Politiker am Samstag auf Twitter. «Die Welt verliert eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen. Meine Gedanken sind bei Papst Franziskus.»

Steinmeier: Benedikt lag Einheit der Christen am Herzen

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als Mittler zwischen den Religionen gewürdigt. «Die Einheit der Christenheit und der Dialog der Religionen, das Miteinander von Religion und Gesellschaft lagen ihm besonders am Herzen. Er suchte das Gespräch mit Juden und Muslimen sowie allen christlichen Konfessionen weltweit», schrieb Steinmeier.

Schon im Wirken des Professors Joseph Ratzinger habe sich hohe theologische und philosophische Bildung mit verständlicher Sprache verbunden. «Deswegen fanden viele Menschen, nicht nur Katholiken, in seinen Schriften und Ansprachen klare Orientierung. Er hat sich dem Suchen und Fragen der Menschen gestellt», so der Bundespräsident.

Spätestens als Präfekt der Glaubenskongregation sei er mit dem bedrückenden Problem des weltweiten sexuellen Missbrauchs und dessen systematischer Vertuschung konfrontiert gewesen. «Hier war er besonders in der Verantwortung. Benedikt wusste um das grosse Leid der Opfer und den immensen Schaden für die Glaubwürdigkeit der Kirche.»

Benedikt habe sich zum Amtsverzicht in dem Moment entschieden, in dem er gewiss war, sein Amt nicht mehr mit der nötigen Kraft ausführen zu können. «Das war eine unerwartete kirchengeschichtliche Zäsur», schrieb der Bundespräsident, der zu einer Reise nach Brasilien aufgebrochen war.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist im Alter von 95 Jahren verstorben.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist im Alter von 95 Jahren verstorben.
Pier Paolo Cito/AP/dpa

Söder: «Er trug seine Heimat immer im Herzen.»

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat nach dem Tod des aus Bayern stammenden Papstes Benedikt XVI. Trauerbeflaggung an allen staatlichen Dienstgebäuden im Freistaat angeordnet. «Wir trauern um unseren bayerischen Papst», erklärte Söder in München. Der Tod von Benedikt XVI. berühre ihn genau wie viele Menschen in Bayern und aller Welt sehr.

Söder erklärte, mit Benedikt verliere die Gesellschaft einen überzeugungsstarken Repräsentanten der katholischen Kirche sowie einen der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts. «In bewegten und herausfordernden Zeiten war er das religiöse Oberhaupt der katholischen Gläubigen.»

Söder erinnerte an den Besuch Benedikts in seiner bayerischen Heimat im Jahr 2006, der bis heute unvergessen geblieben sei. Als damals neuer Papst habe er seine Liebe zu Land und Leuten zum Ausdruck gebracht. «Er trug seine Heimat immer im Herzen.»

Biden: Benedikt XVI. bleibt als renommierter Theologe in Erinnerung

US-Präsident Joe Biden hat den gestorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als angesehenen Theologen und hingebungsvollen Kirchenmann gewürdigt. «Er wird als renommierter Theologe in Erinnerung bleiben, der sich ein Leben lang mit Hingabe für die Kirche einsetzte und sich dabei von seinen Prinzipien und seinem Glauben leiten liess», hiess es am Samstag in einer schriftlichen Stellungnahme des Präsidenten.

Er habe das Privileg gehabt, im Jahr 2011 Zeit mit Papst Benedikt im Vatikan zu verbringen, und werde sich immer an dessen Grosszügigkeit und die bedeutungsvolle Unterhaltung erinnern, schrieb Biden weiter. «Möge seine Konzentration auf den Dienst der Nächstenliebe weiterhin eine Inspiration für uns alle sein.»

Der emeritierte Papst war am Silvestertag im Alter von 95 Jahren gestorben. Biden ist gläubiger Katholik und geht regelmässig in die Kirche.

Papst Franziskus über Benedikt: edle und sanfte Person

Papst Franziskus hat seinen gestorbenen Vorgänger Benedikt XVI. als edle und sanfte Person gewürdigt. In der Predigt des Vespergottesdienstes am Silvesterabend sagte der Argentinier, mit Ergriffenheit denke er an die «so edle, so sanfte Person». «Und wir empfinden so viel Dankbarkeit in unseren Herzen: Dankbarkeit gegenüber Gott, dass er ihn der Kirche und der Welt geschenkt hat; Dankbarkeit gegenüber ihm für all das Gute, das er vollbracht hat, und vor allem für sein Zeugnis des Glaubens und des Gebets, besonders in diesen letzten Jahren, als er zurückgezogen lebte.»

Der Pontifex ergänzte: «Nur Gott kennt den Wert und die Kraft seiner Fürsprache, seiner Opfer, die er für das Wohl der Kirche gebracht hat.»

Cassis: Benedikt XVI. hat sich für Wohl der Menschheit eingesetzt

Der noch bis am Samstagabend um Mitternacht als Bundespräsident amtierende Aussenminister Ignazio Cassis hat den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. in einem Tweet im Kurznachrichtendienst Twitter gewürdigt.

Benedikt XVI. habe es verstanden, «grosse intellektuelle Tiefe und Bescheidenheit zu verbinden und sich stets für das Wohl der Menschheit einzusetzen», schrieb Cassis in italienischer Sprache. «Requiescat in pace», Ruhe in Frieden, schloss Cassis seinen Tweet.

Schweizer Bischöfe trauern um verstorbenen Papst Benedikt XVI.

Zwei Schweizer Bischöfe haben mit Trauer auf die Nachricht vom Tod von Papst Benedikt XVI. reagiert. Der Churer Bischof Joseph Bonnemain schreibt auf der Internetseite des dortigen Bistums, für ihn sei Benedikts Werk «Einführung in das Christentum» ausschlaggebend gewesen für den priesterlichen Weg.

Wie andere auch, habe er dank diesem Buch Joseph Ratzingers Grundgedanken der Kirchenlehre (‹Ekklesiologie›) des zweiten vatikanischen Konzils besser erfasst, sagt Bischof Bonnemain weiter. Benedikt XVI. sei ein «grosser theologischer Denker» gewesen. Joseph Ratzinger lautet der bürgerliche Name von Papst Benedikt XVI.

Alain de Raemy, Weihbischof der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg und derzeit Apostolischer Administrator der Diözese Lugano, schreibt in einer Medienmitteilung, er habe «mit tiefer Trauer» vom Tod Benedikts erfahren. Der verstorbene Papst sei ein Beispiel authentischer Demut, feiner Intelligenz und grosser Güte im Dienst der Kirche gewesen.

UN-Chef würdigt Benedikt XVI. als «demütigen Mann des Gebets»

UN-Generalsekretär António Guterres hat sich traurig über den Tod des früheren Papstes Benedikt XVI. gezeigt. «Wir erinnern uns an Papst Benedikt als einen demütigen Mann des Gebets und des Studiums», teilte Guterres am Samstag mit. Er sei prinzipientreu in seinem Glauben, unermüdlich in seinem Streben nach Frieden und entschlossen in seiner Verteidigung der Menschenrechte gewesen.

Macron: Papst Benedikt XVI. war Verfechter für eine brüderlichere Welt 

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den früheren Papst Benedikt XVI. nach dessen Tod als Verfechter für eine brüderlichere Welt gewürdigt. Der emeritierte Papst war am Silvestertag im Alter von 95 Jahren gestorben. «Meine Gedanken sind bei den Katholiken in Frankreich und der ganzen Welt, die um Seine Heiligkeit Benedikt XVI. trauern, der sich mit Seele und Verstand für eine brüderlichere Welt eingesetzt hat», erklärte Macron am Samstag.

Frankreichs Emmanuel Macron würdigt den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt als «Verfechter für eine brüderlichere Welt».
Frankreichs Emmanuel Macron würdigt den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt als «Verfechter für eine brüderlichere Welt».
Ludovic Marin/AFP/AP/dpa

Von der Leyen: «Er sah sich selbst zuerst als Diener Gottes»

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich mit Trauer über den Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. geäussert. Sie sprach am Samstag allen Katholiken ihr Beileid aus. Mit seinem Rücktritt vom Papstamt 2013 habe Benedikt ein starkes Signal gesetzt, schrieb von der Leyen auf Twitter. Und: «Er sah sich selbst zuerst als Diener Gottes und seiner Kirche. Als seine körperliche Kraft schwand, diente er weiter durch die Kraft seiner Gebete.»

Van der Bellen «tief berührt»

Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich «tief berührt» vom Ableben des ehemaligen Papstes. «Durch seine neutrale und diskrete Vermittlung in zahlreichen Krisensituationen hat Benedikt XVI. die Aussenpolitik des Heiligen Stuhls nachhaltig geprägt», schrieb das Staatsoberhaupt auf Twitter. Als Zeichen der Anteilnahme werde die österreichische Flagge auf dem Dach der Präsidentschaftskanzlei am Samstag auf halbmast gesetzt. 

Polnische Spitzenpolitiker würdigen Verdienste Benedikts

Politiker im stark katholisch geprägten Polen haben die Verdienste des gestorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. gewürdigt. Die Welt habe «einen der ausserordentlichsten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts» verloren, schrieb Präsident Andrzej Duda am Samstag bei Twitter. Mit seinem Leben, seinem Werk und seinem pastoralen Dienst habe er wie ein Wegweiser durch die verwundenen und trügerischen Strassen der Gegenwart gewirkt. Der als Joseph Ratzinger geborene frühere Kirchenführer starb nach langer Krankheit im Alter von 95 Jahren.

Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki beschrieb den Verstorbenen als einen «grossen katholischen Denker, eine geistliche Autorität und einen — wenngleich bescheidenen — Menschen aussergewöhnlichen Formats». Ratzinger habe als langjähriger Vorsitzender der Glaubenskongregation eng mit dem aus Polen stammenden Papst Johannes Paul II. zusammengearbeitet. «Vielleicht hatte er deshalb ein besonderes Verhältnis zu unserem Land», sagte Morawiecki der Agentur PAP zufolge.

Auch Putin äussert sich

Der russische Präsident Wladimir Putin hat den verstorbenen Benedikt XVI. als «Verteidiger traditioneller christlicher Werte» gewürdigt. «Benedikt XVI. war eine herausragende religiöse und staatliche Persönlichkeit», erklärte Putin am Samstag in einem vom Kreml veröffentlichten Kondolenzschreiben an Papst Franziskus.

Meloni: Benedikt XVI. «Gigant des Glaubens und der Vernunft»

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ehrt Benedikt XVI. als «Gigant des Glaubens und der Vernunft». Die Regierungschefin nannte den Verstorbenen «einen Mann aus Liebe zum Herrn, der sein Leben in den Dienst der Weltkirche gestellt hat und mit der geistigen, kulturellen und intellektuellen Tiefe seines Lehramtes zu den Herzen und Köpfen der Menschen gesprochen hat und weiterhin sprechen wird».

«Ein Christ, ein Pastor, ein Theologe: ein grosser Mann, den die Geschichte nicht vergessen wird», schrieb sie in einer Mitteilung. «Ich habe dem Heiligen Vater Franziskus gegenüber zum Ausdruck gebracht, dass die Regierung und ich persönlich an seiner und der Trauer der gesamten Kirchengemeinschaft teilhaben.»

Die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni trauert um Papst Benedikt XVI.
Die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni trauert um Papst Benedikt XVI.
Andreea Alexandru/AP/dpa