Putins Ober-Hacker So tickt der gefährlichste Cyber-Krieger des Kreml

tafi

27.6.2023

Der russische Präsident Wladimir Putin hackt nicht selbst – dafür hat er gefährliche Spezialisten.
Der russische Präsident Wladimir Putin hackt nicht selbst – dafür hat er gefährliche Spezialisten.
Bild: Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Wahlkämpfe, Olympische Spiele und das Stromnetz der Ukraine: Sie alle sind im Visier von «Sandworm», der gefährlichsten Hackergruppe Russlands. Der Chef der Cyber-Krieger offenbart eine ziemlich krude Denkweise.

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  • Der Kreml beschäftigt eine der gefährlichsten Hackergruppen weltweit: «Sandworm».
  • Der Mann an der Spitze der Cyber-Krieger wurde 2018 in den Niederlanden bei einem dreisten Abhörversuch verhaftet und ausgewiesen.
  • Danach verfasste er eine akademische Masterarbeit, die ein ziemlich gestörtes Weltbild offenbart.

Dass Russland grossangelegte Cyberangriffe plant und ausführen lässt, gehört nicht erst seit gestern zu Putins Strategie von hybrider Kriegsführung.

Seit Jahren greifen russische Hacker Ziele in westlichen Staaten, filtern den Internetverkehr, verbreiten massenhaft Desinformation und Propaganda. Auch die Schweiz gilt als potenzielles Ziel, beispielsweise das Atomkraftwerk Mühleberg und das Aussenministerium, wie Recherchen mehrerer Medien, darunter die Tamedia-Zeitungen, ergaben.

Einer der gefürchtetsten Hacker des Kreml ist Jewgenij Serebrjakow. Er leitet seit Frühjahr 2022 die berüchtigte Hackergruppe «Sandworm», die direkt dem russischen Militärgeheimdienst GRU unterstellt sein soll.

Serebrjakow ist kein Unbekannter in westlichen Nachrichtendiensten, sein Aufstieg wird gleichwohl als ungewöhnlich bis überraschend eingestuft. Schliesslich hatte sich Serebrjakow im Jahr 2018 quasi in flagranti bei einer Cyber-Attacke erwischen lassen.

Schlechter Spion, guter Student

Damals war er mit Komplizen in die Niederlande geflogen, um das WLAN der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) zu kompromittieren. Die Spione wurden aber noch auf dem Hotelparkplatz verhaftet, ihre Ausrüstung konfisziert, wie der «Spiegel» berichtet.

Ein Jahr später hat Serebrjakow, der umgehend aus den Niederlanden ausgewiesen worden war, offenbar seine akademischen Weihen erlangt – mit der Masterarbeit «Informationskonfrontation in der Weltpolitik», die dem deutschen Nachrichtenmagazin vorliegt. Autoren des «Spiegel» haben auf den 90 Seiten nicht nur ein krudes Weltbild gefunden, sondern auch eine Strategie, wie russische Denkfabriken Informationen als Waffe einsetzen.

So schreibe Serebrjakow sehr zum Gefallen seines Professors etwa, «dass Informationskriege ein effektives Werkzeug der Aussenpolitik darstellen». Eigentlich müsse Russland kein Feindesgebiet einnehmen, sondern lediglich den «Kampf um die Köpfe» gewinnen. Mit Informationen liessen sich Gefühle und Ansichten manipulieren und ganze Gesellschaften beeinflussen.

Die Denkweise des Gegners verändern

Dass Serebrjakow mittlerweile eine Einheit leitet, die Sabotage und Desinformation zu ihren bevorzugten Modi Operandi, verwundert kaum. Putins Staatshacker sollen unter anderem den US-Wahlkampf 2016 massgeblich beeinflusst haben.

Der IT-Sicherheitsexperte Dmitri Alperovitch bestätigte dem «Spiegel», dass in Russland nicht unterschieden werde «zwischen Cyberangriffen und Desinformation. Es ist alles ein und dasselbe. Das Ziel ist es, die Denkweise des Gegners zu verändern». Dieser «Waffe» schreibe man eine «immense Macht» zu. 

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