Späh- und Sabotagetrupps im AnmarschSorgen vor Kämpfen am russischen AKW Kursk
SDA
10.8.2024 - 18:20
Angesichts des ukrainischen Vorstosses auf das russische Gebiet Kursk warnt die Internationale Atomenergie-Behörde IAEA vor möglichen Gefahren für das dortige Kernkraftwerk. Der IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi rief beide Seiten auf, sich an die Regeln für nukleare Sicherheit in Konfliktgebieten zu halten.
Keystone-SDA
10.08.2024, 18:20
10.08.2024, 19:23
SDA
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Fünf Tage nach Beginn des ukrainischen Vorstoßes in der westrussischen Grenzregion Kursk haben sich russische und ukrainische Truppen weiter Gefechte geliefert.
Der tatsächliche Umfang und die genauen Ziele des ukrainischen Vorstosses über die Grenze seit Dienstag blieben weiter unklar.
Obwohl völlig unklar ist, ob der ukrainische Vormarsch auf das AKW Kursk zielt, wuchs dort die Nervosität.
Es werde von «signifikanten militärischen Aktivitäten» in der Region berichtet, sagte Grossi in Wien. «Zu diesem Zeitpunkt möchte ich an alle Seiten appellieren, sich maximal zurückzuhalten, um einen nuklearen Unfall mit potenziell ernsten Strahlungsfolgen zu vermeiden.»
IAEA head Rafael Grossi commented on the situation around the Kursk NPP near which explosions were heard ″At this juncture, I would like to appeal to all sides to exercise maximum restraint in order to avoid a nuclear accident with the potential for serious radiological… pic.twitter.com/E7eUXKacwU
Der tatsächliche Umfang und die genauen Ziele des ukrainischen Vorstosses über die Grenze seit Dienstag blieben weiter unklar. Als eine Reaktion beschoss die russische Armee am Freitag einen Supermarkt in der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka, wobei mindestens 14 Menschen getötet und weitere 40 verletzt wurden. «Das ist bewusster und gezielter russischer Terror», sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. «Ein weiteres Kriegsverbrechen, für das der Besatzer zur Rechenschaft gezogen werden wird.» Die Ukraine wehrt seit fast zweieinhalb Jahren eine grossangelegte russische Invasion ab. In der Nacht beschoss die russische Luftwaffe das ukrainische Gebiet Sumy mit Gleitbomben.
Aus der Sorge vor ukrainischen Späh- und Sabotagetrupps wurden die russischen Gebiete Kursk, Brjansk und Belgorod zu Zonen mit Anti-Terror-Operationen erklärt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete. Dies sind die drei Gebiete, in denen sich russische und ukrainische Kräfte direkt an der Grenze gegenüberstehen. Die Sicherheitsorgane bekommen zur Terrorabwehr weitere Befugnisse.
Spannungen am Atomkraftwerk Kursk
Wegen des Kernkraftwerks Kursk rief Grossi als Leiter der Atomenergie-Behörde Russland wie der Ukraine die Grundsätze für die Sicherheit von nuklearen Anlagen in Krisengebieten ins Gedächtnis. Und er erinnerte an die zusätzlichen Regeln, die für das russisch besetzte AKW Saporischschja in der Südukraine aufgestellt worden seien «und die auch auf diesen Fall anwendbar sind». Es spiele keine Rolle, wo ein Kernkraftwerk liege.
Russian media report that the Kursk NPP is being prepared for defense.
On Friday afternoon, law enforcers blocked entrances to the Kursk Nuclear Power Plant.
Obwohl völlig unklar ist, ob der ukrainische Vormarsch auf das AKW Kursk zielt, wuchs dort die Nervosität. Die russische Nationalgarde verstärkt seit Mittwoch den Schutz der Atomanlage in der Stadt Kurtschatow, die etwa 60 Kilometer von der Grenze entfernt liegt. Die weitesten Vorstösse ukrainischer Trupps, von denen ohne Bestätigung berichtet wurde, reichten nur gut halb so weit nach Russland hinein. Doch aus dem Werk wurde vorübergehend ein Teil der Arbeiter abgezogen, die dort an zwei neuen Reaktoren bauen, wie das Bauunternehmen Atomstrojeksport mitteilte.
❗️ The operation by Ukrainian troops in the Kursk region has been planned for a long time
This was stated in an interview with the Financial Times by former Minister of Defense of Ukraine Andriy Zagorodnyuk.
In der Stadt Kurtschatow und dem Umland fiel wegen eines ukrainischen Drohnentreffers der Strom aus. Das teilte der kommissarische Gouverneur von Kursk, Alexander Smirnow, auf Telegram mit. Russland teilte ausserdem der IAEA mit, dass auf dem Gelände des AKW Teile ukrainischer Raketen gefunden worden seien. Einen direkten Beschuss habe es aber nicht gegeben, hiess es in einem Schreiben der russischen Vertretung bei den internationalen Organisationen in Wien. Die Angaben zu diesem Fund waren nicht unabhängig überprüfbar.
Ukraine füllt Austauschfonds an Gefangenen auf
Die ukrainische Führung äusserte sich weiter nicht zum Vormarsch ihrer Armee mit Panzern und Artillerie auf russischem Gebiet. Selenskyj dankte aber in seiner Videobotschaft vom Freitagabend den Soldaten, die russische Gefangene gemacht hätten. «Das ist äusserst wichtig, und in den vergangenen drei Tagen war es besonders erfolgreich», sagte er. Wenn der Austauschfonds gefüllt sei, könne man weitere ukrainische Gefangene aus Russland freibekommen. Seit Beginn des Vorstosses am Dienstag hatte es mehrere Videos gegeben mit Aufnahmen, wie Gruppen russischer Soldaten gefangen genommen werden. Dazu zählten auch Grenzschützer am Übergang Sudscha.
Ukrainian media: The Ukrainian armed forces have captured a new group of Russian servicemen
The Russians were allegedly captured in the #Kursk region, where the Ukrainian army is currently advancing. pic.twitter.com/7qwRi49wlo
Zur militärischen Lage in diesem Kampfgebiet gab es weiter nur wenige verlässliche Angaben. Über den ukrainischen Fernsehsender Hromadske verbreitete sich ein Video, das ukrainische Soldaten an der Gasmesstation Sudscha zeigte. Von dort führt eine wichtige russische Erdgaspipeline in Richtung Ukraine und Zentraleuropa. Im russischen Militärblog Rybar hiess es, die Lage habe sich seit den Vortagen stabilisiert. «Aber es ist zu früh zu sagen, dass wir die Initiative übernommen haben.»
A substation has been attacked in the Oktyabrsky district of Kursk region
There is no light in Kurchatov and five other districts of the region due to a fire at a transformer substation, - the governor's deputy Smirnov. pic.twitter.com/c7U35Z6MgI
Der ukrainische Generalstab sprach in seinem Abendbericht von 70 Gefechten entlang der Front im Osten und Süden des Landes. Auch wenn die genaue Zahl nicht überprüfbar ist, liegt sie doch niedriger als im Vergleich der vergangenen Tage. Besonders heftig gekämpft wurde demnach am Frontabschnitt Pokrowsk im ostukrainischen Gebiet Donezk.
USA geben der Ukraine mehr Militärhilfe
Die USA stellen der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere Militärhilfe im Umfang von rund 125 Millionen US-Dollar (rund 114 Millionen Euro) zur Verfügung. Enthalten seien «Abfangraketen für die Luftverteidigung, Munition für Raketensysteme und Artillerie, Mehrzweckradare und Panzerabwehrwaffen», teilte US-Aussenminister Antony Blinken mit. Es handelt sich demnach um das zehnte Paket dieser Art. In den vergangenen Monaten hatten die USA Stück für Stück mehrere Tranchen bereitgestellt, nachdem der US-Kongress Ende April neue Mittel im Umfang von rund 61 Milliarden US-Dollar (56,2 Milliarden Euro) für Kiew freigegeben hatte.
The United States has announced a new military aid package for Ukraine valued at $125 million. The following items will be transferred from the available stocks of the U.S. Army:
- Stinger MANPADS; - Ammunition for HIMARS MLRS; - 155mm and 105mm artillery shells; -… pic.twitter.com/j6I20uslgv