«Sehr aktive» BeteiligungStreikende fordern in Belarus Sturz Lukaschenkos
dpa/tpfi
26.10.2020
Fabrikarbeiter, Studierende und Firmeninhaber haben am Montag in Belarus einen Streik begonnen und den Rücktritt von Präsident Alexander Lukaschenko gefordert. Die meisten staatlichen Betriebe blieben allerdings trotz des Streikaufrufs der Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja geöffnet. An so manchen Hochschulen erschienen Studierende nicht zu Vorlesungen und demonstrierten stattdessen in Minsk.
Hunderte kleine Unternehmen erklärten den Montag zu einem Nichtarbeitstag. Geschäfte und Cafés blieben geschlossen, Inhaber und Beschäftigte bildeten in der ganzen Hauptstadt Menschenketten. Mehrere Abteilungen großer Betriebe in Minsk teilten ebenfalls mit, die Arbeit eingestellt zu haben. Beschäftigte zweier grosser Betriebe in der Stadt Grodno versammelten sich dort vor den Gebäuden. Tausende Rentnerinnen und Rentner marschierten bei ihrer mittlerweile zur Routine gewordenen Montagsdemonstration gegen Lukaschenko.
In den Strassen und vor Fabriken seien Protestierende festgenommen worden und ihnen sei mit Gefängnis oder Entlassung gedroht worden, sagte Alexander Jaroschuk vom Dachverband Kongress Demokratischer Gewerkschaften. Lukaschenko versuche, den Streik durch Druck auf die Arbeiter zu verhindern. «Die Menschen haben etwas zu verlieren, daher bleibt die Mehrheit eingeschüchtert und arbeitet unter Druck weiter», sagte Jaroschuk.
Oppositionsführerin Tichanowskaja erklärte, der Streik sei der nächste Schritt in Richtung Neuwahlen: «Unser Hauptziel ist, zu zeigen, dass niemand für das Regime arbeiten wird.» Dagegen sagten Regierungsvertreter, alle staatlichen Betriebe liefen weiter wie gewohnt.
Der Minsker Politikanalyst Waleri Karbalewitsch sagte: «Selbst die Androhung eines Streiks macht Lukaschenko nervös und wachsende Massendemonstrationen zeigen, dass der Protest nicht abstirbt, und der Druck auf die Obrigkeiten und Funktionäre im Land wird weiter ansteigen.»