Beirut Suche nach Ursache für Explosion –  Schweizer Expertenteam kommt

dpa/SDA/dor

6.8.2020

Wie konnte es zu der verheerenden Detonation in Libanons Hauptstadt kommen? Eine Untersuchungskommission soll in wenigen Tagen erste Ergebnisse vorlegen. Kritiker sehen Fahrlässigkeit als Ursache.

Nach der verheerenden Explosion in Beirut mit mehr als 130 Toten und Tausenden Verletzten geht die Suche nach der Ursache der Detonation weiter. Eine Untersuchungskommission der Regierung soll dem Kabinett innerhalb von fünf Tagen einen ersten Bericht vorlegen.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron will an diesem Donnerstag bei einem kurzfristig angesetzten Besuch in Beirut mit führenden Politikern des Landes zusammenkommen. Unter ihnen sind laut Medien Staatspräsident Michel Aoun und Regierungschef Hassan Diab.

Ein Schweizer Expertenteam reist heute ebenfalls nach Beirut. Es wird die schwer beschädigte Schweizer Botschaft zu unterstützen. Die Schweizer Botschafterin in Beirut wurde bei der Explosion am Dienstag leicht verletzt. Nach Angaben des EDA werden rund zehn Personen an Bord des Flugzeugs des Swiss Air Transport Service sein, das von Bern-Belp in Richtung Libanon fliegen soll.

Die libanesischen Behörden haben sich mit einem Hilfegesuch an die internationale Gemeinschaft gewandt. Bundesrat Ignazio Cassis bot dem Libanon die Unterstützung der Schweiz an. Die Humanitäre Hilfe der Schweiz prüft die Möglichkeiten einer humanitären Unterstützung für die von der verheerenden Explosion getroffene libanesische Hauptstadt.

Welle der Hilfsbereitschaft

Die Katastrophe löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus – so schickten mehrere Länder Rettungsmannschaften mit Spürhunden und Experten für die Bergung von Verschütteten. Am Mittwochabend traf eine Maschine mit Hilfsgütern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ein. Dem Land fehlen unter anderem medizinische Güter. Nach Angaben von Gesundheitsminister Hassan Hamad kamen am Dienstag mindestens 135 Menschen ums Leben, etwa 5000 weitere wurden verletzt. Unter den Trümmern werden weitere Vermisste vermutet.

Die heftige Detonation am Dienstag zerstörte grosse Teile des Hafens, der für die Versorgung des Landes zentral ist. Beobachter warnen, die Versorgungskrise in dem Land am Mittelmeer könnte sich weiter verschärfen, da es stark von Importen abhängig ist. Die Detonation zerstörte auch Getreidesilos im Hafen. Auch die umliegenden Wohngebiete wurden stark beschädigt.

Beirut am Tag nach der gewaltigen Detonation. 
Beirut am Tag nach der gewaltigen Detonation. 
Bild: Keystone/AP Photo/Hussein Malla

Der Libanon leidet seit Monaten ohnehin schon an einer schweren Wirtschaftskrise, die grosse Teile der Bevölkerung in die Armut getrieben hat. Präsident Aoun bat deshalb die internationale Gemeinschaft um schnelle Hilfe für sein Land.

Die grossen Schäden am Beiruter Hafen könnten sich nach UN-Angaben auch auf die Lage vieler Menschen im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien auswirken. Der Hafen werde zum Umschlag von humanitären Hilfsgütern für das Bürgerkriegsgebiet genutzt, sagte ein Sprecher am Mittwoch in New York. «Dies wird unsere Fähigkeit zur Unterstützung in Syrien beeinträchtigen.»



Macron, der bisher in Südfrankreich Ferien macht, hatte bereits unmittelbar nach der Katastrophe im Hafen von Beirut Unterstützung zugesagt. In Frankreich, das als frühere Mandatsmacht immer noch eng mit dem Libanon verbunden ist, löste die Katastrophe Trauer und Entsetzen aus. Macron will nun nach eigenen Angaben eine «Botschaft der Brüderlichkeit und der Solidarität der Franzosen» überbringen.

Die Ursache der Detonation ist noch unklar. Sie steht möglicherweise in Verbindung mit grossen Mengen Ammoniumnitrat, die jahrelang im Hafen ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert worden sein sollen. Kritiker prangern Fahrlässigkeit an und sehen auch ein Versagen der politischen Führung des Landes. Die Chemikalie wird vor allem als Düngemittel verwendet. Sie führte schon mehrmals zu tödlichen Explosionen und wurde auch bei Anschlägen eingesetzt.

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