Grausame Verbrechen in Uganda 25 Jahre Haft für früheren Milizkommandanten

dpa

7.5.2021 - 00:00

Dominic Ongwen (Mitte) muss wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit für lange Zeit ins Gefängnis.
Dominic Ongwen (Mitte) muss wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit für lange Zeit ins Gefängnis.
Bild: Peter Dejong/AFP via Getty Images

Wegen grausamster Verbrechen in Uganda ist der frühere Kommandant der berüchtigten Miliz Lord's Resistance Army (LRA), Dominic Ongwen, vom Weltstrafgericht zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Strafe entspreche der «extremen Schuld von Ongwen und der extremen Schwere der Verbrechen», erklärte der Internationale Strafgerichtshof am Donnerstag in Den Haag.

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Ongwen war bereits im Februar wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in 61 Fällen schuldig gesprochen worden – darunter Mord, Verstümmelungen, sexuelle Gewalt und der Einsatz von Kindersoldaten. Nun wurde noch das Strafmass festgelegt.

«Es ist gut, weil die Opfer endlich Gerechtigkeit bekommen», sagte der stellvertretende Aussenminister Ugandas, Henry Okello Oryem, der Deutschen Presse-Agentur. Die Strafe sei eine «sehr deutliche Botschaft» an jene, die Waffen in die Hand nehmen, um andere zu töten: Auch wenn man sich verstecke oder weglaufe, werde einen die Gerechtigkeit irgendwann einholen, so Oryem.

«Extreme Grausamkeit»

Als mildernden Umstand bewertete das Gericht, dass Ongwen selbst nicht nur Täter, sondern auch Opfer der LRA gewesen sei. Er war als Neunjähriger auf dem Weg zur Schule verschleppt und als Kindersoldat eingesetzt worden. Er habe in den ersten Jahren sehr gelitten, sagte der Vorsitzende Richter Betram Schmitt aus Deutschland. «Das rechtfertigte aber nicht die entsetzlichen Verbrechen, die er bewusst als Erwachsener begangen hatte.»

Richter Schmitt verwies mit Nachdruck auf die «extreme Grausamkeit» der Verbrechen: Menschen wurden demnach in Häuser eingesperrt und bei lebendigem Leibe verbrannt, Mädchen und Frauen als Sex-Sklavinnen missbraucht, Kinder zum Foltern und Töten gezwungen. Ongwen war auch für vier Angriffe auf Flüchtlingslager von 2002 bis 2004 verantwortlich.

Stellvertreter des berüchtigten LRA-Chefs Joseph Kony

«Wir haben lange darauf gewartet», sagte Vincent Oyet, der selbst mehrmals von Ongwen und anderen Offizieren der LRA verschleppt wurde, der dpa. Allerdings sei er enttäuscht über das Strafmass, er habe auf eine längere Freiheitsstrafe von mindesten 30 Jahren gehofft. Oyet befürchtet, dass die Haftstrafe noch weiter reduziert werden könnte.



Die Strafe liegt über der Forderung der Anklage, die 20 Jahre hinter Gittern verlangt hatte. Die Verteidigung hatte für zehn Jahre Haft plädiert, Vertreter der Opfer verlangten eine lebenslange Strafe. Gegen das Urteil kann Berufung eingelegt werden.

Die «Widerstandsarmee des Herrn» war über Jahrzehnte eine der mörderischsten Milizen in Uganda und den angrenzenden Staaten. Ongwen war einer der Stellvertreter des berüchtigten LRA-Chefs Joseph Kony, der noch immer flüchtig ist. Er hatte sich Anfang 2015 ergeben, die Vorwürfe gegen ihn aber als unwahr zurückgewiesen.