Treibstofflager detoniert Hunderte Verletzte bei heftiger Explosion in Berg-Karabach

AFP/red.

25.9.2023

Berg-Karabach mit der Hauptstadt Stepanakert gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armenier*innen bewohnt.
Berg-Karabach mit der Hauptstadt Stepanakert gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armenier*innen bewohnt.
Bild: Google Maps

In Stepanakert in der umkämpften Region Berg-Karabach soll sich eine gewaltige Explosion ereignet haben. Die lokalen Behörden sprechen von Hunderten Verletzen, auch Tote soll es gegeben haben.

AFP/red.

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  • In der Nähe von Stepanakert, der Hauptstadt von Berg-Karabach, ist ein Treibstoffdepot explodiert.
  • Ein Behördenvertreter sprach von über 200 Verletzten und bat die internationale Gemeinschaft um Hilfe.
  • Die Region im Kaukasus ist seit Langem zwischen Armenien und Aserbaidschan umkämpft.
  • Die Schweiz hat ihre guten Dienste angeboten, um zwischen Armenien und Aserbaidschan zu vermitteln. 

In der umkämpften Konfliktregion Berg-Karabach im Südkaukasus hat es infolge der Explosion eines Treibstoffdepots Hunderte Opfer gegeben. Das Büro des Menschenrechtsbeauftragten der international nicht anerkannten Republik sprach am Montagabend von mindestens 200 Verletzten unweit der Hauptstadt Stepanakert.

Die Mehrheit sei «schwer oder extrem schwer» verwundet, erklärte der Ombudsmann für Menschenrechte in Berg-Karabach, Gegham Stepanjan auf dem Onlinedienst X, vormals Twitter. Angaben zu zuvor gemeldeten Todesopfern machte er nicht.

Unklar war zunächst, was die Katastrophe in der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Region ausgelöst hatte, die in der vergangenen Woche von Aserbaidschan angegriffen und militärisch besiegt worden war.

Die Detonation soll sich nahe der Strasse zwischen Stepanakert in Berg-Karabach und der aserbaidschanischen Stadt Askeran ereignet haben, erklärte das Innenministerium des De-facto-Staats. Rettungskräfte und Ärzte seien vor Ort.

Appell an die internationale Gemeinschaft

Auf Fotos in sozialen Netzwerken waren hohe Flammen zu sehen. Die Politikerin Metakse Akopjan erklärte, an dem Lager hätten zum Zeitpunkt des Unglücks viele Menschen für Benzin angestanden, weil sie mit Autos vor den Aserbaidschanern nach Armenien fliehen wollten.

Das Menschenrechtsbüro der Region appellierte an die internationale Gemeinschaft: Es sei dringend notwendig, insbesondere schwer verletzte Menschen zur Behandlung auszufliegen. «Die medizinischen Kapazitäten Berg-Karabachs sind nicht ausreichend, um die Leben der Menschen zu retten», hiess es in der Mitteilung auf der früher als Twitter bekannten Plattform X.

Die humanitäre Lage in Berg-Karabach, das seit langem zwischen den beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan umkämpft ist, ist ohnehin katastrophal. Seit Monaten blockieren Aserbaidschaner die einzige armenische Zufahrtsstrasse, weshalb Lebensmittel, Medikamente und Benzin in der Region knapp sind.

Bern ist bereit, zu vermitteln

Die Schweiz hat ihre Bereitschaft bekräftigt, im Konflikt zwischen den Staaten Aserbaidschan und Armenien um die Region Berg-Karabach ihre guten Dienste anzubieten, wenn die beteiligten Parteien dies wünschen. Dies schrieb der Bundesrat in seiner Antwort auf eine Anfrage von Nationalrat Alex Farinelli (FDP/TI).

Wie Farinelli zeigte sich auch die Landesregierung besorgt über die militärischen Operationen, die Aserbaidschan am 19. September in Berg-Karabach gestartet hatte. Am Rande der UNO-Generalversammlung in New York führte Aussenminister Ignazio Cassis Gespräche mit seinen Amtskollegne aus Auserbaidschan und Armenien.

Cassis forderte dabei die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten, die strikte Einhaltung des humanitären Völkerrechts und die Gewährleistung der Rechte und der Sicherheit der armenischen Bevölkerung von Berg-Karabach.

Aserbaidschans Offensive auf Berg-Karabach

Am Dienstag hatte Aserbaidschan eine grossangelegte Militäroffensive in Berg-Karabach gestartet. Bereits einen Tag später mussten die pro-armenischen Kämpfer von Berg-Karabach eine Waffenstillstandsvereinbarung akzeptieren.

Die Behörden der selbsternannten Republik stimmten Verhandlungen über eine Wiedereingliederung in das Territorium Aserbaidschans zu. Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, in dem Gebiet leben aber überwiegend Armenier. Aserbaidschan und Armenien kämpfen seit Jahren um das Gebiet.

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