Scharfe Worte Trump mischt Nato-Gipfel auf: Breitseite gegen Macron

dpa/tasc

4.12.2019

US-Präsident Donald Trump hatte die Nato einmal selbst als «obsolet» bezeichnet. Jetzt geriert er sich als Verteidiger des westlichen Militärbündnisses. Zum 70-jährigen Jubiläum der Nato sind die Spannungen gross, doch Generalsekretär Stoltenberg pocht auf eine gemeinsame Front.

US-Präsident Donald Trump hat vor dem Nato-Gipfel in London eine Breitseite gegen den französischen Staatschef Emmanuel Macron abgefeuert. Dass Macron dem Militärbündnis unter anderem wegen einer fehlenden Führungsrolle der USA den «Hirntod» bescheinigt hat, sei «gemein» und respektlos gegenüber den übrigen Nato-Staaten, sagte Trump am Dienstag.

US-Präsident Donald Trump fand auf dem Nato-Gipfel in London einmal mehr scharfe Worte.
US-Präsident Donald Trump fand auf dem Nato-Gipfel in London einmal mehr scharfe Worte.
Bild: Keystone

Zugleich wischte er Bedenken beiseite, dass seine Position auf der Weltbühne wegen der Ermittlungen zu seiner möglichen Amtsenthebung in der Heimat geschwächt sei. Den dafür verantwortlichen Demokraten warf er «unpatriotisches» Verhalten vor, weil sie eine Anhörung im Repräsentantenhaus während seiner Abwesenheit angesetzt hatten.

Mit gewohnt wenig Zurückhaltung mischte Trump den ersten von zwei Tagen des Jubiläumsgipfels anlässlich des 70. Jahrestags der Gründung der Nato auf. Er, der die Nato im US-Wahlkampf einst als «obsolet» bezeichnet hatte, sagte in Richtung Macron: «Man kann nicht einfach daherkommen und solche Aussagen über die Nato machen. Das ist sehr respektlos.»

Etliche Differenzen

Wenige Stunden später trafen sich die beiden zu einem Treffen, bei dem Macron auf seinen Aussagen zur Nato beharrte. Außerdem äußerte er seine Frustration darüber, dass Trump ohne Absprache mit den Nato-Partnern im Oktober seine Soldaten aus dem Norden Syriens abgezogen hatte. Damit machte Trump de facto den Weg frei für die Türkei, ebenfalls ein Nato-Mitglied, dort einzumarschieren. Die Militärpolitik der Türkei ist auch in anderer Hinsicht ein Streitpunkt, und zwar wegen des Kaufs eines russischen Raketenabwehrsystems, was die übrigen Nato-Partner weitgehend ablehnen.

Trump erwägt Sanktionen gegen die Türkei, weil sie das Raketenabwehrsystem gekauft hat. Gleichzeitig würdigte er Staatschef Recep Tayyip Erdogan aber auch für dessen Unterstützung bei der Jagd nach dem im Oktober getöteten IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi. «Die Türkei hätte nicht netter sein können», sagte er.

Trotz aller Differenzen bemühte sich Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, das Militärbündnis als geeinte Front zu präsentieren. «Die Nato ist die erfolgreichste Allianz der Geschichte, weil wir in der Lage waren uns zu verändern, wenn die Welt sich verändert hat», sagte er nach einem Gespräch mit Trump. «Das ist genau das, was wir jetzt wieder tun.»

Bilder des Tages

Zurück zur Startseite