Türkei empörtSchliessung westlicher Konsulate – Beginn eines «psychologischen Kriegs»
sda/tgab
2.2.2023 - 20:25
Die türkische Regierung hat der Schweiz und anderen westlichen Ländern vorgeworfen, mit der Schliessung ihrer Konsulate in Istanbul die Tourismusindustrie des Landes ruinieren zu wollen.
DPA, sda/tgab
02.02.2023, 20:25
02.02.2023, 21:01
dpa
Das türkische Aussenministerium teilte mit, es habe die Botschafter von neun Ländern – Deutschlands, der Niederlande, der Schweiz, Schwedens, Grossbritanniens, Belgiens, Frankreichs, Italiens und der USA – einbestellt, um formell gegen Sicherheitswarnungen und Konsulatsschliessungen zu protestieren.
Die Länder haben die Schliessung ihrer Konsulate mit der Gefahr von Angriffen als Reaktion auf für Muslime empörenden Vorfälle mit Koran-Schändungen begründet.
Der türkische Innenminister Süleyman Soylu sagte, die Schliessungen seien an dem Tag erfolgt, an dem die Regierung das Ziel ausgegeben habe, 60 Millionen Menschen für einen Urlaub in der Türkei zu gewinnen.
Dies sei zu einer Zeit geschehen «wenn 51,5 Millionen Touristen gekommen sind und wir (umgerechnet rund) 42 Milliarden Schweizer Franken Tourismuseinnahmen erhalten haben». In dieser Situation seien diese Länder «am Rand des Beginns eines psychologischen Kriegs gegen die Türkei».
Schweiz bestätigt Einbestellung
Das Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bestätigte die Einbestellung gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Gegenstand der Gespräche sei die vorübergehende Schliessung der Vertretungen dieser Länder im derzeitigen Kontext gewesen.
Das EDA und die Vertretungen vor Ort würden die Lage weiterhin aufmerksam beobachten. Sie stünden in Kontakt mit den türkischen Behörden und Partnerländern, um die Lage zu beurteilen, schrieb das EDA weiter.
Reisewarnung für europäische Länder wegen «Islamophobie»
Am Wochenende hatte das türkische Aussenministerium eine Reisewarnung für europäische Länder wegen – so die Formulierung – «antitürkischer Demonstrationen und Islamophobie» ausgegeben. Bei einer Demonstration vor der türkischen Botschaft in Schweden hatte zuvor ein Aktivist einen Koran verbrannt. Auch in Kopenhagen hatte ein Rechtsextremist einen Koran verbrannt und weitere derartige Aktionen angekündigt.
In Norwegen wurde die Genehmigung einer für Freitag geplanten Demonstration einer Gruppe namens Stoppt die Islamisierung Norwegens entzogen, bei der ein Koran verbrannt werden sollte. Die Türkei hatte den norwegischen Botschafter einbestellt und ihm mitgeteilt, eines solche Aktion wäre ein Hassverbrechen und sollte nicht erlaubt werden.