Ukraine-ÜbersichtWagner-Chef Prigoschin kündigt Abzug aus Bachmut an
Agenturen/red
5.5.2023
Wagner-Chef droht mit Abzug seiner Kämpfer aus Bachmut am 10. Mai
Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat Moskau mit dem Abzug seiner Kämpfer aus der ostukrainischen Stadt Bachmut gedroht. Ohne Munition würde die Truppe sinnlose Verluste erleiden, sagte er im Onlinedienst Telegram.
05.05.2023
Aus Ärger über fehlende Munition kündigt der Chef der Privatarmee Wagner den baldigen Abzug von der Front an. Die Ereignisse des Tages im Überblick.
Agenturen/red
05.05.2023, 21:49
05.05.2023, 21:53
Agenturen/red
Der Chef der russischen Söldner-Truppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat sich lauthals über fehlende Munition beschwert — und kurz darauf für die kommende Woche den Abzug seiner Kämpfer von der Front im ostukrainischen Bachmut angekündigt. Die Führung in Moskau, die 14 Monate nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine in Bachmut auf die Wagner-Truppen angewiesen sein dürfte, äusserte sich zunächst nur zurückhaltend. Aus Russlands Aussenministerium kamen unterdessen neue Drohungen mit Blick auf den Drohnen-Vorfall vor wenigen Tagen am Kreml, den dieser als angeblichen ukrainischen Anschlagsversuch auf Präsident Wladimir Putin darstellt.
Prigoschin: Keine unnötig hohen Verluste mehr
«Ohne Munition werden meine Jungs keine unnötig hohen Verluste tragen. Darum ziehen wir uns ab dem 10. Mai 2023 aus der Ortschaft Bachmut zurück», sagte Prigoschin in einem Freitag auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichten Video. In Bachmut, um das die Russen seit Monaten in äusserst verlustreichen Gefechten kämpfen, sei von 45 Quadratkilometern bereits alles bis auf 2,5 Quadratkilometer erobert, behauptete Prigoschin. «Wenn ihr uns keine Granaten gebt, bringt ihr nicht uns um den Sieg, ihr bringt das russische Volk um den Sieg.» Zugleich schrieb er: «Wenn Russland in Gefahr sein wird, werden wir erneut zur Verteidigung kommen.»
Russland führt seit dem 24. Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Insbesondere vor dem Hintergrund der Kämpfe um Bachmut traten zuletzt immer häufiger Machtkämpfe zwischen dem Wagner-Chef und Russlands regulärer Armee zutage.
Nur wenige Stunden zuvor hatte Prigoschin sich mit wüsten Beschimpfungen an Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow gewandt und eine bessere Versorgung seiner Männer gefordert. «Schoigu, Gerassimow, wo, verdammte Scheisse, ist die Munition?», schrie er in einem ebenfalls auf Telegram veröffentlichten Video, das ihn vor Leichen angeblicher Wagner-Kämpfer zeigte.
Keine Reaktion aus Russlands Verteidigungsministerium
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte in einer ersten Reaktion lediglich: «Wir haben das natürlich in den Medien gesehen. Aber ich kann das nicht kommentieren, weil es den Verlauf der militärischen Spezialoperation betrifft.» Das russische Verteidigungsministerium wiederum ignorierte Prigoschins Drohung zunächst komplett — und meldete stattdessen vermeintliche Erfolge im Kampf um Bachmut.
Für Diskussionen sorgte das Thema hingegen bei Russlands nationalistischen Militärbloggern. Der frühere russische Geheimdienstoffizier Igor Girkin etwa merkte lakonisch an: «Wenn alle, denen die Munition nicht reicht (und das betrifft unsere gesamte Armee...), sich gleich dazu entscheiden, die Front zu verlassen, bleibt dann noch jemand auf seiner Position?»
Der Raum um die Stadt Bachmut, die vor dem Krieg gut 70 000 Einwohner zählt, ist seit Oktober schwer umkämpft. Unter hohen Verlusten haben die Wagner-Kämpfer die Ukrainer zuletzt immer weiter zurückgedrängt, Bachmut aber nicht vollständig erobern können. Ein Rückzug aus der inzwischen völlig zerstörten Stadt im ostukrainischen Gebiet Donezk wäre für Moskau zwar aus militärstrategischer Sicht keine allzu bedeutende Niederlage - symbolisch aber wohl umso mehr.
Wie viele Wagner-Söldner derzeit in Bachmut kämpfen, ist nicht bekannt. Russischen Militärbloggern zufolge sollen sie in der Stadt selbst aber fast alleine im Einsatz sein und nur an den Flanken von regulären Soldaten unterstützt werden. Laut ukrainischen Angaben sind auch russische Luftlandetruppen und eine Motorschützenbrigade bei Bachmut stationiert.
EU verurteilt russische Eskalation des Kriegs gegen die Ukraine
Die EU wirft Russland eine weitere Eskalation des Krieges gegen die Ukraine vor. In dieser Woche habe es einen zunehmend wahllosen und blutigen Beschuss von zivilen Gebieten gegeben, sagte ein Sprecher des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell in Brüssel und nannte die Raketen- und Drohnenangriffe auf Odessa und Kiew als Beispiele. Darüber hinaus verwies er auf jüngste Angriffe in der südlichen Region Cherson mit mehr als 20 Toten.
Nach Drohnen-Vorfall: Russland kündet «konkrete Aktionen» an
Russlands Aussenminister Sergej Lawrow kündigte unterdessen mit Blick auf einen Drohnen-Vorfall am Kreml vor wenigen Tagen «konkrete Aktionen» an. «Es ist absolut klar, dass die Terroristen in Kiew dies ohne das Wissen ihrer «Schirmherren» nicht hätten tun können», sagte Lawrow am Rande eines Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) im südindischen Goa.
Am Mittwoch hatte der Kreml über einen versuchten Anschlag mit zwei Drohnen berichtet, der angeblich Putin gegolten habe. Verantwortlich für die Ausführung machte Moskau die Ukraine - und für die Planung die USA. Sowohl Kiew als auch Washington wiesen diese durch nichts belegten Anschuldigungen vehement zurück. Mehrere internationale Militärexperten halten es für wahrscheinlich, dass der Vorfall vom Kreml selbst inszeniert worden sein könnte, um weitere Kriegshandlungen zu rechtfertigen.
Die Ereignisse des Tages im Überblick
Das Wichtigste in Kürze:
Weil seine Kämpfer nicht genügend Munition vom russischen Militär erhalten würden, droht Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin mit einem Abzug aus Bachmut am 10. Mai.
Im Süden Russlands ist zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ein Feuer auf dem Gelände einer Ölraffinerie ausgebrochen. Die Behörden machen dafür einen Drohnenangriff verantwortlich.
Der russische Regierungskritiker und frühere Schachweltmeister Garri Kasparow glaubt bei dem Drohnen-Vorfall auf dem Kreml-Gelände in Moskau nicht an eine russische Inszenierung.
Ein russisches Kernenergieunternehmen warnt vor einer Gefährdung der nuklearen Sicherheit des von Russland kontrollierten AKWs Saporischschja.
Chinas Aussenminister Qin Gang will sich weiter für Friedensgespräche in der «Ukraine-Krise» einsetzen.
St. Petersburger PEN-Club zu «ausländischen Agenten» erklärt
Die russischen Justizbehörden haben bei einem neuen Rundumschlag gegen unliebsame politisch tätige Personen oder Organisationen unter anderem den St. Petersburger PEN-Club zum «ausländischen Agenten» erklärt. Das berichteten übereinstimmend die Staatsagenturen Tass und Interfax unter Berufung auf das Justizministerium in Moskau. Der PEN-Club ist eine Schriftstellervereinigung. Auch das Internetportal «Taiga.Info» in Sibirien, das zu den letzten noch verbliebenen unabhängigen Medien gehört, wurde auf die Agenten-Liste gesetzt, ebenso wie die Menschenrechtsorganisation North Caucasus Crisis Group und die Frauenrechtsgruppe Soft Power.
In Russland werden seit 2012 gesellschaftliche Organisationen und seit 2020 auch Privatpersonen als «ausländische Agenten» eingestuft, wenn sie nach Meinung der Behörden vom Ausland finanziert oder unterstützt werden. Der Begriff wurde bewusst gewählt, um die Betroffenen öffentlich zu stigmatisieren. Seit Dezember des Vorjahres veröffentlicht das russische Justizministerium Namen und Adressen der «ausländischen Agenten» auf seiner Homepage.
Wer gelistet ist, muss mit zahlreichen Nachteilen rechnen. Nichtregierungsorganisationen beklagen, dass sich Russen abwenden - aus Angst, der Zusammenarbeit mit «ausländischen Agenten» bezichtigt zu werden.
21.02 Uhr
Ukrainischer Botschafter unglücklich über Flaggenverbot an Mahnmalen in Berlin
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, ist irritiert über das Verbot von ukrainischen Flaggen rund um sowjetische Mahnmale in Berlin am 8. und 9. Mai. Aus der ukrainischen Sicht sei die Entscheidung der Berliner Polizei sehr kurzsichtig und unbegründet, sagte Makeiev dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Er rief die Behörde auf, «die Entscheidung zu revidieren und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen».
Die Berliner Polizei hatte am Freitag eine Allgemeinverfügung für den 8. und 9. Mai erlassen — dann jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs. Demnach ist in dieser Zeit rund um die drei sowjetischen Ehrenmale in der Hauptstadt unter anderem das «Zeigen von Fahnen und Flaggen mit russischem oder ukrainischem Bezug» verboten.
«Der Akt des Erinnerns sowie die Achtung dieser Gedenkstätten und Mahnmale ist auch vor dem Hintergrund des unverändert andauernden Russland-Ukraine-Krieges zu wahren», hiess es in einer Presseerklärung der Polizei. «Dieser Krieg darf sich in Berlin, speziell im Hinblick auf das symbolträchtige Datum, nicht über den demokratischen Diskurs hinaus in Konflikten oder Auseinandersetzungen Bahn brechen.» Am 8. und 9. Mai solle «das würdevolle Gedenken an die gefallenen Soldatinnen und Soldaten der damaligen Sowjetarmee» im Vordergrund stehen.
«Die deutsche Bevölkerung hat kein Problem mit der ukrainischen Fahne», argumentierte dagegen Makeiev. «Denn Berlin wie viele andere deutsche Städte ist bereits blau-gelb geworden, was mich als Ukrainer glücklich macht.»
20.27 Uhr
Spendenplattform laut Selenskyj ein Erfolg
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Erfolge der von ihm im Vorjahr ins Leben gerufenen Spendenplattform «United24» für die Ukraine gefeiert. Das ursprüngliche Ziel, Menschen weltweit zu vereinen, um sich für die Ukraine und die Freiheit einzusetzen, sei gelungen, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache.
Mit den in 110 Ländern gesammelten Spenden seien unter anderem der Aufbau der Flotte von Marinedrohnen sowie alle Projekte im Zusammenhang mit Drohnen für die Front unterstützt worden. «Es sind Tausende von Drohnen, die die Ukraine schlagkräftiger machen», sagte Selenskyj.
Die Plattform hat seit ihrer Gründung vor genau einem Jahr nach Darstellung auf der Website bisher über 325 Millionen Dollar (rund 290 Millionen Franken) an Spenden gesammelt. Neben dem militärischen Bereich werden die Mittel inzwischen auch im medizinischen Sektor verwendet. «Jetzt fügen wir einen Bildungsbereich hinzu — die Wiederherstellung von Schulen, sowie die Minenräumung», sagte Selenskyj. Vor allem die Minenräumung sei «eine grosse Aufgabe für die Ukraine, die nicht in Jahrzehnten, sondern in Jahren umgesetzt werden kann, wenn es genügend globale Unterstützung gibt».
20.14 Uhr
EU-Kommission übermittelt neue Vorschläge für Sanktionen
Im Kampf gegen die Umgehung von Sanktionen gegen Russland sollen künftig auch EU-Exporte in Drittstaaten beschränkt werden können. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus EU-Kreisen erfuhr, sieht dies ein Vorschlag der Europäischen Kommission für ein elftes Paket mit Strafmassnahmen wegen des Kriegs gegen die Ukraine vor. Er wurde am Freitag an die Mitgliedstaaten übermittelt.
Konkret ist den Angaben zufolge geplant, zunächst einmal als Abschreckung die rechtliche Möglichkeit zu schaffen, Exporte in Drittstaaten wegen einer mutmassslichen Umgehung von Sanktionen einzuschränken. Wenn dies nicht ausreicht, könnten dann in einem zweiten Schritt bestimmte Ausfuhren tatsächlich unterbunden werden. Betroffen sein könnten insbesondere Güter, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können. Als Beispiele wurden Nachtsichtgeräte genannt, die von Jägern und Sicherheitsfirmen, aber auch Soldaten eingesetzt werden.
Als Länder, über die Sanktionen gegen Russland umgangen werden, gelten beispielsweise Kasachstan, Armenien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Der Türkei wurde zuletzt von EU-Experten bescheinigt, vergleichsweise entschlossen auf Hinweise zu Sanktionsumgehungen zu reagieren.
Aus den EU-Staaten selbst dürfen schon seit Monaten viele Produkte nicht mehr nach Russland geliefert werden. Dazu zählen neben Gütern mit doppeltem Verwendungszweck wie Nachtsichtgeräten und Drohnen auch bestimmte Arten von Maschinen und Fahrzeugen oder bestimmte Computerchips.
Über den Vorschlag der Kommission unter Führung der deutschen Spitzenpolitikerin Ursula von der Leyen sollen am kommenden Mittwoch die ständigen Vertreter der 27 EU-Mitgliedstaaten in Brüssel beraten. Ziel ist es, das elfte Sanktionspaket noch in diesem Monat zu beschliessen. Neben dem neuen Instrument für Exportkontrollen soll es unter anderem auch Strafmassnahmen gegen weitere Personen und Organisationen umfassen, die den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützen.
19.39 Uhr
Kadyrow bietet Ersatz für Söldnertruppe Wagner an
Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow hat angeboten, seine eigene Truppe «Achmat» in die ostukrainische Stadt Bachmut zu schicken, sollten sich der russische Söldnerführer Jewgeni Prigoschin und seine Leute aus dem Ort zurückziehen. «Ja, wenn der ältere Bruder Prigoschin und ‹Wagner› gehen sollten, dann verliert der Generalstab eine erfahrene Einheit und an ihre Stelle könnten dann der kleine Bruder Kadyrow und «Achmat» treten», schrieb Kadyrow auf Telegram. Seine Kämpfer seien bereit, voranzugehen und die Stadt zu erobern. «Das ist nur eine Frage von Stunden.»
Zuvor hatte Prigoschin einen Abzug seiner Söldnereinheiten am kommenden Mittwoch angekündigt. Diese müssten «ihre Wunden lecken». Als Ursache hatte der 61-Jährige hohe Verluste wegen mangelnder Artillerieunterstützung durch die russischen Streitkräfte angeführt und dabei die Armeeführung direkt angegriffen.
Russland setzt im Angriffskrieg gegen die Ukraine auch Einheiten aus Tschetschenien ein. Sie gehören formal zu Polizei und Nationalgarde, folgen aber faktisch vor allem Kadyrows Kommando.
19.10 Uhr
Schwere Kämpfe im Osten der Ukraine dauern an
Russische Angreifer und ukrainische Verteidiger haben sich erneut schwere Kämpfe im Osten der Ukraine geliefert. «Die schwersten Gefechte toben um Bachmut und Marjinka», meldete der ukrainische Generalstab in seinem täglichen Lagebericht. Allein an diesen beiden Frontabschnitten seien am Freitag knapp 30 russische Angriffe abgeschlagen worden. Auch bei Limansk lieferten sich beide Seiten schwere Kämpfe.
Nach Darstellung der ukrainischen Militärführung sind die russischen Truppen bemüht, Bachmut bis spätestens 9. Mai vollständig zu erobern. Für Moskau wäre dies ein Prestigeerfolg zum Tag des Sieges über Nazi-Deutschland. Da die Kapitulation, die eigentlich am 8. Mai 1945 in Kraft trat, damals auf Wunsch Stalins in der Nacht zum 9. Mai im sowjetischen Hauptquartier ein zweites Mal unterzeichnet wurde, gilt dieser Tag in Russland als Feiertag.
18.29 Uhr
Regisseurin Berkowitsch für «Rechtfertigung von Terrorismus» in Haft
Die Justiz in Moskau hat die Regisseurin Jewgenija Berkowitsch am Freitag wegen «Rechtfertigung von Terrorismus» in Untersuchungshaft genommen. Das Gericht entsprach damit einem Antrag der Ermittler, wie die Staatsagentur Tass berichtete. Berkowitsch muss demnach mindestens bis 4. Juli in Untersuchungshaft bleiben.
Auch gegen die Dramaturgin Swetlana Petrijtschuk wurde wegen «Rechtfertigung von Terrorismus» ermittelt. Eine Entscheidung über ihre eventuelle Inhaftierung werde zu einem späteren Zeitpunkt getroffen, berichtete die Agentur Interfax.
Die Regisseurin hatte zusammen mit Petrijtschuk das Theaterstück «Finist - Heller Falke» inszeniert, in dem junge Russinnen Krieger des «Islamischen Staats» heiraten und ihnen folgen. Das Stück war im Vorjahr beim grössten russischen Theaterfest, der «Goldenen Maske», ausgezeichnet und gefeiert worden.
Die Verteidigung kündigte Einspruch gegen die Untersuchungshaft an.
17.50 Uhr
Polen bestellt russischen Botschafter ein
Polen hat wegen Äusserungen des früheren russischen Kinderschutzbeauftragten Pawel Astachow den russischen Botschafter in Warschau einbestellt.
Dem Diplomaten sei am Freitag eine Protestnote überreicht worden, teilte das Ministerium mit. Demnach soll Astachow zur Ermordung des polnischen Botschafters in Moskau aufgerufen haben. Polen verlange die sofortige Einleitung eines Strafverfahrens und die unverzügliche Bestrafung des Täters, hiess es in der Mitteilung weiter.
Nach einem Bericht der Agentur PAP war Astachows Äusserung zu dem Botschafter im Zusammenhang mit dem jüngsten Streit zwischen Polen und Russland um die Räumung einer an die russische Botschaft in Warschau angeschlossenen Schule gefallen.
17.15 Uhr
Selenskyj-Rede ist bestätigt
Jetzt ist es fix: Wolodymyr Selenskyj wird während der Sommersession zur Vereinigten Bundesversammlung sprechen. Geplant ist, dass der ukrainische Präsident per Videoschalte zugeschaltet wird. Das genaue Datum sei aber noch offen, wie die Parlamentsdienste am Freitag mitteilten. Die Sommersession findet vom 30. Mai bis zum 16. Juni statt.
Die ukrainische Botschaft in der Schweiz habe am Mittwoch ein Gesuch für eine Videoansprache Selenskyjs vor dem Schweizer Parlament gestellt, teilten die Parlamentsdienste mit. Die Büros von National- und Ständerat hätten dieses an ihrer Sitzung vom Freitag gutgeheissen.
Bereits vor Bekanntwerden des Entscheids hatte die «Neue Zürcher Zeitung» über die Anfrage aus Kiew berichtet. Gemäss dem Artikel steht ein Auftritt Selenskyjs während der Mittagspause der beiden Räte an einem Sessionstag zur Debatte.
17.09 Uhr
Kiew sieht keine Anzeichen für Wagner-Abzug
Das ukrainische Militär hat trotz einer Ankündigung von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin keine Anzeichen für einen baldigen Abzug der russischen Söldner aus Bachmut festgestellt.
«Diese Erklärungen wurden vor dem Hintergrund gemacht, dass er ein weiteres Versprechen, Bachmut bis zum 9. Mai zu erobern, nicht erfüllen kann», sagte ein Vertreter der Militäraufklärung, Andrij Tschernjak, heute der Nachrichtenagentur RBK-Ukrajina. Prigoschin versuche damit nur, die Verantwortung auf andere abzuschieben.
Das ukrainische Militär sieht bei den Russen auch – anders als von Prigoschin dargestellt – keinen Munitionsmangel. «Allein heute wurde in Bachmut und Umgebung 520-mal aus Artillerie unterschiedlichen Typs geschossen», erklärte Armeesprecher Serhij Tscherewatyj. Der eigentliche Hintergrund der Erklärungen Prigoschins seien die hohen Verluste der Söldnertruppen von 100 und mehr Toten pro Tag.
Zuvor hatte Prigoschin einen Abzug seiner Söldnereinheiten am kommenden Mittwoch angekündigt. Diese müssten «ihre Wunden lecken». Als Ursache hatte der 61-Jährige hohe Verluste wegen mangelnder Artillerieunterstützung durch die russischen Streitkräfte angeführt und dabei die Armeeführung direkt angegriffen. Die Stadt Bachmut ist seit Herbst der am schwersten umkämpfte Flecken in der Ukraine, in die Russland vor mehr als 14 Monaten einmarschiert ist.
17.03 Uhr
Moskau lässt frontnahe Gebiete evakuieren
Die russische Besatzungsmacht will frontnahe Gebiete im südukrainischen Saporischschja evakuieren. «Die Obrigkeit des Gebiets Saporischschja hat entschieden, die Bewohner von 18 frontnahen Ortschaften wegen des zunehmenden ukrainischen Beschusses zeitweise tiefer in die Region zu verlegen», schrieb der Vertreter der moskautreuen Verwaltung, Wladimir Rogow, heute in seinem Telegram-Kanal.
Unter anderem soll auch die Stadt Enerhodar, in der das Atomkraftwerk Saporischschja liegt, geräumt werden. Daneben sollen auch die Bewohner der Städte Tokmak und Polohy sowie der Grosssiedlungen Kamjanka und Rosiwka ihre Koffer packen. Die Ortschaften liegen teilweise bis zu 40 Kilometer hinter der aktuellen Frontlinie.
Allerdings wird in der näheren Zukunft mit einer ukrainischen Gegenoffensive gerechnet. Als eine Möglichkeit gilt dabei ein militärischer Vorstoss im Gebiet Saporischschja in Richtung der Küste des Asowschen Meeres. Die Anschläge auf strategisch wichtige Objekte im von Russland kontrollierten Hinterland der Front haben zuletzt stark zugenommen.
16.33 Uhr
Selenskyj will Rede vor Parlament in Bern halten
Wolodymyr Selenskyj will offenbar eine Ansprache im Bundeshaus halten: Der ukrainische Präsident wolle sich während der Sommersession von National- und Ständerat im Juni via Videoschaltung ans Parlament richten, meldet die NZZ unter Verweis auf gut informierte Quellen. Der Präsident habe eine entsprechende Anfrage eingereicht, die aktuell im Büro beider Räte behandelt werde.
Die NZZ geht davon aus, dass die Anfrage am Schluss auch angenommen werden dürfte. Alles andere könnte als Affront gegenüber der Ukraine aufgefasst werden.
Es wäre nicht das erste Mal, dass sich Selensykj via Videocall an die Schweiz richtet: Er sprach im März 2022 bereits zu tausenden Menschen auf dem Berner Bundesplatz.
16.13 Uhr
Moskau meldet Erfolge und schweigt zu Wagner-Vorwürfen
Das Verteidigungsministerium in Moskau hat weitere russische Angriffe in der ostukrainischen Stadt Bachmut gemeldet und den angekündigten Rückzug der Wagner-Söldner von dort ignoriert. «Im Gebiet Donezk haben die Sturmtruppen ihre Angriffe im Westen von Artjomowsk (russische Bezeichnung für Bachmut) fortgesetzt», sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Freitag in Moskau. Dabei seien sie von Luftlandeeinheiten unterstützt worden, die den Feind an den Flanken gebunden hätten, betonte er. Der Chef der Wagner-Truppe, Jewgeni Prigoschin, hatte wegen mangelnder Unterstützung zuvor Moskau den Rückzug seiner Männer angedroht.
Nach Angaben Konaschenkows wurde zudem in der nahe Bachmut liegenden Stadt Tschassiw Jar eine Brücke zerstört, um den Nachschub der ukrainischen Verteidiger zu vernichten. Die Artillerie habe zudem die Ortschaften Kaliniwka und Iwaniwske im Rückraum Bachmuts beschossen, sagte der General. Die Äusserungen erfolgten nur wenige Stunden nach den Vorwürfen Prigoschins, dass seine Söldner in Bachmut wegen fehlender Artilleriemunition unnötig hohe Verluste trügen.
Seit Monaten schwelt ein Machtkampf zwischen Prigoschin, der Präsident Wladimir Putin nahestehen soll und auch «Putins Koch» genannt wird, und Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Immer wieder hat Prigoschin dem Minister Untätigkeit und mangelnde Unterstützung vorgeworfen. Beobachter sehen in der regen PR-Tätigkeit Prigoschins auch den Versuch, sich als Hardliner zu profilieren und auf diese Weise ein noch höheres politisches Gewicht zu erlangen.
15.17 Uhr
Pro-russische Hacker blockieren Website des französischen Senats
Prorussische Hacker haben eigenen Angaben zufolge die Internetseite des französischen Senats lahmgelegt. Die Gruppe mit Namen Noname begründete die Aktion im Onlinedienst Telegram damit, dass «Frankreich mit der Ukraine an einem neuen Hilfspaket arbeitet, das Waffen beinhalten könnte». Das französische Oberhaus bestätigte am Freitagmittag den Ausfall seiner Website «seit diesem Morgen», machte aber keine Angaben zu den Gründen.
Noname hatte eigenen Angaben zufolge bereits im März die Internetseite der französischen Nationalversammlung mehrere Stunden offline gesetzt. Zudem bekannte sich die Gruppe zur Störung von kanadischen Regierungsseiten während des Besuch des ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal im April in Kanada. Kanadas Regierungschef Justin Trudeau sagte damals, ein solcher Angriff werde «uns in keiner Weise von unserer unerschütterlichen Unterstützung für die Ukraine abbringen».
Seit der russischen Invasion der Ukraine florieren prorussische Hackergruppen. Anders als andere Hacker, versuchen sie nicht, Lösegeld zu erpressen. Die im März 2022 gegründete Gruppe Noname ist laut Analyst Nicolas Quintin von der Cyberabwehr-Abteilung des französischen Rüstungskonzerns Thales eine von etwa 80 Gruppen, die Institutionen von Unterstützerländern der Ukraine angreifen.
14.56 Uhr
Kiew: Russland will Bachmut bis zum 9. Mai einnehmen
Russland will die umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut laut ukrainischen Angaben bis zum 9. Mai einnehmen, denn an diesem Tag sei in Moskau die traditionelle Militärparade anlässlich des Sieges über Nazi-Deutschland geplant.
Das berichtet die ARD-Tagesschau nach Aussagen der stellvertretenden ukrainischen Verteidigungsministerin Hanna Maljar im ukrainischen Fernsehen. Gemäss Maljar würde Wagner bereits Söldner aus anderen Frontabschnitten in die Stadt schicken, um das Ziel zu erreichen.
14.13 Uhr
16-Jährige stirbt nach russischem Angriff
Eine 16-Jährige, die am 29. April 2023 beim russischen Beschuss von Kramatorsk in der Region Donezk verletzt wurde, ist ihren Verletzungen im Spital erlegen. Das berichtet die nationale ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform.
13.15 Uhr
London: Russland kann Eisenbahnnetz nicht schützen
Die russischen Sicherheitskräfte dürften nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten nicht in der Lage sein, das weitläufige Eisenbahnnetz des Landes vor Angriffen zu schützen. Das geht aus dem täglichen Geheimdienstbericht zum Krieg in der Ukraine des Verteidigungsministeriums in London am Freitag hervor.
Die Häufung von Zugunfällen in jüngster Zeit in der Nähe der ukrainischen Grenze, die auf Sabotageakte zurückgeführt werden, habe für kurzfristige Störungen für das russische Militär gesorgt, hiess es in der Mitteilung. «Obwohl die Eisenbahntruppen der russischen Streitkräfte in der Lage sind, die Strecken schnell wieder zu reparieren, werden diese Vorfälle den Druck auf die russischen Sicherheitskräfte erhöhen», so die Briten. Es werde wohl nicht möglich sein, das «riesige und verwundbare» russische Bahnnetz vollkommen vor Angriffen zu schützen.
Latest Defence Intelligence update on the situation in Ukraine - 5 May 2023.
Das Verteidigungsministerium in London veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.
12.26 Uhr
Gerangel zwischen Ukrainern und Russen bei Konferenz in Türkei
Bei einer Konferenz in der Türkei ist es zu einem Handgemenge zwischen ukrainischen und russischen Vertretern gekommen. Der Ukrainer Olexander Marikowskyj von der Partei Diener des Volkes postete am Donnerstag ein Video, in dem ein russischer Vertreter ihm eine ukrainische Flagge aus den Händen reisst. Marikowskyj nimmt ihm die Flagge daraufhin wieder ab und beginnt ein Gerangel mit ihm.
Der Ukrainer hatte sich am Rande eines Treffens der Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation in Ankara mit seiner Flagge hinter eine russische Politikerin gestellt, als diese in einer russischen Sendung auftreten sollte. Auf einem anderen, von der türkischen staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu verbreiteten Video im Sitzungssaal war eine ähnliche Szene zu sehen.
Der türkische Parlamentspräsident Mustafa Sentop verurteilte den Vorfall. Das Verhalten einiger ukrainischer Abgeordneter sei «inakzeptabel», schrieb er auf Twitter.
A scuffle broke out between Ukrainian and Russian delegates at a meeting of the Parliamentary Assembly of the Black Sea Economic Cooperation (PABSEC) in Türkiye’s capital Ankara
Tensions boiled over after Ukrainians interrupted a Russian official’s speech👇 pic.twitter.com/AzZiQi2B6L
Am Freitag sollen die Vizeverteidigungsminister der Ukraine und Russlands in Istanbul zusammenkommen und über die Fortsetzung des Getreide-Abkommens beraten, das nach jetzigem Stand noch bis Mitte Mai läuft.
11.29 Uhr
Lawrow kündigt Vergeltung für angeblichen Angriff auf Kreml an
Sergej Lawrow hat beim Aussenministertreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) im indischen Goa mit Vergeltung für den angeblichen ukrainischen Drohnenangriff auf den Kreml am Mittwoch angekündigt.
«Es war eindeutig ein feindlicher Akt, und es ist klar, dass die Kiewer Terroristen ihn nicht ohne das Wissen ihrer Herren begangen haben können», sagte Lawrow auf einer Pressekonferenz und fügte an: «Wir werden (...) mit konkreten Taten reagieren.»
11.21 Uhr
Westukrainer verkaufte weiter Luxusautos nach Russland
Ein Geschäftsmann aus der westukrainischen Grossstadt Lwiw (Lemberg) soll während des laufenden russisch-ukrainischen Krieges Luxusautos im Millionenwert nach Russland verkauft haben. Allein seit August vergangenen Jahres sollen 45 Autos des Premiumsegments für mehr als drei Millionen Euro über die EU und Belarus nach Russland gelangt sein, teilte der ukrainische Geheimdienst SBU am Freitag mit. Zu den Kunden gehörte demnach das Topmanagement des staatlichen russischen Gaskonzerns Gazprom und des Propagandasenders RT.
Der Transit über die Europäische Union sei teils mit gefälschten Dokumenten erfolgt, heisst es. Im Rahmen der Ermittlungen beschlagnahmte der Geheimdienst Vermögen im Wert von knapp 17 Millionen Euro. Darunter waren 22 Wohnungen in Kiew und Lwiw sowie weitere 40 Luxusautos. Dem Mann drohen nun wegen Unterstützung des Aggressorstaates bis zu zwölf Jahren Gefängnis.
Die russische Armee ist vor über 14 Monaten in die Ukraine einmarschiert. Nach verhängten westlichen Sanktionen hat sich das Gros der Autoproduzenten aus Russland zurückgezogen.
11.12 Uhr
EU verurteilt russische Eskalation des Kriegs
Die EU wirft Russland eine weitere Eskalation des Krieges gegen die Ukraine vor. In dieser Woche habe es einen zunehmend wahllosen und blutigen Beschuss von zivilen Gebieten gegeben, sagte ein Sprecher des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell am Freitag in Brüssel und nannte die Raketen- und Drohnenangriffe auf Odessa und Kiew als Beispiele. Zusätzlich seien in der Region Cherson mit schwerer Artillerie unter anderem ein grosser Supermarkt sowie ein Bahnhof und eine Tankstelle getroffen worden. Bei den Angriffen in Cherson habe es mehr als 20 Tote und fast 50 Verletzte gegeben. Alle seien Zivilisten gewesen.
«Dies rücksichtslose Töten von Zivilisten und die Zerstörung von ziviler Infrastruktur müssen sofort aufhören», sagte der Sprecher. Für die Befehlshaber, Täter und Komplizen dieser Gräueltaten werde es keine Straflosigkeit geben. Die EU bleibe entschlossen, sie alle zur Rechenschaft zu ziehen.
10.54 Uhr
Berlin verbietet russische und ukrainische Fahnen am 8./9. Mai
Die Berliner Polizei hat für den 8. und 9. Mai ein Verbot russischer und ukrainischer Flaggen rund um die drei Sowjetischen Ehrenmäler in der deutschen Hauptstadt erlassen. An den beiden Tagen jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa zum 78. Mal.
Um das «würdevolle Gedenken an die gefallenen Soldatinnen und Soldaten der damaligen Sowjetarmee» zu gewährleisten, sei auch das Abspielen von Marsch- und Militärliedern rund um die Ehrenmale verboten, teilte die Polizei am Freitag mit. Es sei darüber hinaus ebenfalls untersagt, «Ausrufe zu tätigen, die aufgrund der aktuellen Situation geeignet sind, den Krieg in der Ukraine zu billigen, zu glorifizieren oder zu verherrlichen».
Ein solches Fahnenverbot gab es bereits im Vorjahr. Es sorgte damals für viel Kritik von ukrainischer Seite, unter anderem vom damaligen ukrainischen Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk. Mit den Auflagen wollte der Senat (Landesregierung) laut eigener Aussage verhindern, dass das Weltkriegsgedenken von möglichen Konflikten im Zusammenhang mit dem aktuellen Krieg in der Ukraine überschattet wird.
10.40 Uhr
Wagner-Chef droht mit Abzug aus Bachmut am 10. Mai
Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat Moskau mit dem Abzug seiner Kämpfer aus der ostukrainischen Stadt Bachmut gedroht. «Am 10. Mai 2023 werden wir unsere Stellungen in Bachmut an Einheiten des Verteidigungsministeriums übergeben und Wagner-Einheiten zurückziehen müssen, um unsere Wunden zu lecken», schrieb Prigoschin am Freitag im Onlinedienst Telegram. Wegen des Munitionsmangels müssten seine Kämpfer ansonsten mit einem «sinnlosen Tod» rechnen.
9.45 Uhr
Russland meldet erneuten Angriff auf Ölraffinerie
Im Süden Russlands ist zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ein Feuer auf dem Gelände einer Ölraffinerie ausgebrochen.
Verletzt worden sei bei dem Vorfall unweit der von Russland annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim niemand, teilte der Zivilschutz am Freitag laut Agentur Tass mit. Unter Berufung auf Rettungskräfte vor Ort hiess es, das Feuer in der Siedlung Ilski, wo es bereits in der Nacht zum Donnerstag gebrannt hatte, sei erneut durch einen Drohnen-Angriff ausgelöst worden.
Insbesondere im Süden Russlands sowie auf der Krim häufen sich seit Tagen Anschläge auf Infrastruktur-Objekte, die für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine von Bedeutung sein könnten. In der Grenzregion Brjansk etwa entgleisten nach Schienensprengungen zwei Güterzüge. Wer hinter den Aktionen steckt, ist unklar. Internationale Beobachter vermuten aber, dass es sich um Vorbereitungen für die erwartete ukrainische Gegenoffensive handeln könnte.
Russland: Treibstofflager in Flammen, Güterzug entgleist
Am Wochenende hatte das ukrainische Militär erklärt, die Beschädigung der russischen Logistik sei Teil der Vorbereitungen für eine seit langem erwartete Gegenoffensive.
04.05.2023
8.20 Uhr
Wagner-Chef Prigoschin wütet vor Leichen gegen Militärspitze
Wegen angeblichen Munitionsmangels an der Front in der Ukraine hat der Chef der berüchtigten russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, mit schweren Beleidigungen gegen die Militärführung in Moskau gewettert. Ein am Freitag veröffentlichtes Video zeigt den 61-Jährigen vor zahlreichen aufgereihten Leichen in der Dunkelheit auf einer Wiese. «Das sind Wagner-Kämpfer, die heute getötet wurden. Das Blut ist noch frisch», sagt der sichtlich aufgebrachte Prigoschin dazu.
Dann richtet er sich direkt an Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu und an Generalstabschef Waleri Gerassimow - und schreit in die Kamera: «Schoigu, Gerassimow, wo, verdammte Scheisse, ist die Munition?» Anschliessend schimpft er weiter: «Ihr Biester, ihr sitzt in teuren Clubs, eure Kinder haben Spass am Leben und nehmen Youtube-Clips auf.» Hätte seine Truppe ausreichend Munition, wären die Todeszahlen fünf Mal niedriger, behauptete er.
Im seit mehr als 14 Monaten andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine kämpfen Prigoschins Söldner, die für brutales Vorgehen berüchtigt sind, derzeit vor allem um die Stadt Bachmut. Vor dem Hintergrund der äusserst verlustreichen Gefechte treten dabei immer häufiger Machtkämpfe zwischen dem Wagner-Chef und Russlands regulärer Armee zutage. Mehrfach schon kritisierte Prigoschin, dass seine Männer nicht ausreichend versorgt würden. Zwischenzeitlich drohte er deshalb sogar damit, sie aus Bachmut abzuziehen.
Am Donnerstag berichteten nationalistische russische Militärblogger zudem, der kürzlich als Vize-Verteidigungsminister entlassene Michail Misinzew sei zum stellvertretenden Kommandeur der Wagner-Truppe ernannt worden. Offiziell bestätigt wurde das aber bislang nicht.
6.15 Uhr
Womöglich Hunderttausende Kinder nach Russland verschleppt
Seit 2015 sind möglicherweise Hunderttausende Kinder aus russisch besetzten Gebieten in der Ukraine nach Russland verschleppt worden. Das erklären drei von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) eingesetzte Experten. «Es scheint einen Plan zu geben, die Kinder in grossem Stil zu assimilieren», sagt Expertin Veronika Bilkova. Deren genaue Anzahl ist demnach ungewiss, die niedrigsten Schätzungen belaufen sich auf mindestens 20'000 Kinder. Aber sowohl russische als auch ukrainische Quellen geben Zahlen an, die zehn Mal höher oder sogar noch höher liegen könnten. «Wir sprechen also wirklich von einem Massenphänomen», so Bilkova. Es gebe Hinweise, dass es seit 2015 Deportationen gebe.
6 Uhr
Drohnen-Vorfall: Kasparow glaubt nicht an russische Inszenierung
Der russische Regierungskritiker und frühere Schachweltmeister Garri Kasparow (60) glaubt bei dem Drohnen-Vorfall auf dem Kreml-Gelände in Moskau nicht an eine russische Inszenierung. «Die verbreitete Version, dass es eine Provokation des KGB war, bezweifle ich. Ich habe keine Probleme damit, mir vorzustellen, dass der KGB Fake-Events kreiert, um die Wut der Bevölkerung zu wecken, aber das ist das falsche Ziel», sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Gmund am Tegernsee.
Der KGB war der sowjetische Geheimdienst, aus dem der heutige Inlandsgeheimdienst FSB und der Auslandsdienst SWR hervorgingen. «Vor dem Hintergrund des Krieges wird eine Attacke auf den Kreml Putin von den Russen als Schwäche ausgelegt», sagte Kasparow. Er habe zwar auch nur die Informationen, die er aus den Medien erfahre, und könne sich irren, glaube bei dem Vorfall am russischen Machtzentrum aber eher an eine «Nachricht aus der Ukraine: Pass auf, wir können Euch erreichen». Russland hatte erklärt, in der Nacht zu Mittwoch seien zwei Drohnen zum Absturz gebracht worden, die auf das Kreml-Gelände zugeflogen seien. Moskau wirft Kiew einen versuchten Anschlag auf Kremlchef Wladimir Putin vor und droht mit Gegenmassnahmen.
Kasparow, der am Donnerstag beim Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee mit dem «Freiheitspreis der Medien» ausgezeichnet wurde, sieht im Fall eines Endes des Ukraine-Krieges und einer Niederlage Putins «dramatische Konsequenzen» für Russland. «Wir wissen aus der russischen Geschichte, dass, während ein Krieg erfolgreich geführt wird, die Leute Konsequenzen ertragen und Opfer akzeptieren können», sagte der 60-Jährige. «Der Verlust eines Krieges führte aber immer zu Revolten und Revolutionen.»
Russland sei in einem «schrecklichen Zustand». «Ich glaube, es wird dann eine Explosion geben. Die Frage ist: Was wird das Ergebnis dieser Explosion sein? Und dieses wird sehr von unserer Bereitschaft abhängen, im Fall der Fälle einen Plan zu haben und ob wir Russland eine Möglichkeit zeigen können, sich zu erholen. Es geht darum, eine Chance anzubieten», sagte Kasparow.
Kasparow wurde als Schachgenie berühmt und 1985 mit nur 22 Jahren zum jüngsten Schachweltmeister der Geschichte. Nach dem Ende seiner Schachkarriere machte sich der Sohn eines deutsch-jüdischen Vaters und einer Armenierin einen Namen als scharfer Kreml-Kritiker. Er war Mitbegründer mehrerer oppositioneller Bündnisse, Kampagnen, Organisationen und Parteien und gilt heute als einer der führenden russischen Oppositionellen. Er lebt im Exil in New York.
«Ich glaube, ich muss eine Rolle darin spielen, Russland wieder zurückzubringen», sagte Kasparow der dpa. «Es geht um den nie endenden Kampf zwischen Freiheit und Tyrannei. Und wie dieser globale Kampf ausgeht, wird sehr von den Ergebnissen unserer Anstrengungen abhängen, Russland und das, was gut war in der russischen Geschichte, wiederzubeleben.»
5.15 Uhr
Russland: Hochwasser gefährdet Sicherheit von AKW
Das russische Kernenergieunternehmen Rosenergoatom warnt vor einer Gefährdung der nuklearen Sicherheit des von Russland kontrollierten Atomkraftwerks Saporischschja im Süden der Ukraine. Hochwasser könne zu einem Bruch des Nowa-Kachowka-Staudamms führen. Dann würden die Stromkabel für die Pumpstation der Kühlsysteme des Atomkraftwerks überflutet. Das bringe Risiken für die nukleare Sicherheit, sagte ein Berater des Generaldirektors von Rosenergoatom. Ukrainische Behörden hatten dagegen Ende März davor gewarnt, dass es im Sommer zu wenig Wasser zur Kühlung der Reaktoren des Atomkraftwerks geben werde, weil die russischen Streitkräfte Wasser aus einem Versorgungsreservoir Wasser abgelassen hätten.
5.10 Uhr
Deutscher und dänischer Verteidigungsminister besuchen ukrainische Soldaten in Ausbildung
Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein dänischer Kollege Troels Lund Poulsen besuchen den Bundeswehrstandort Klietz im Norden Sachsen-Anhalts. Dort werden ukrainische Soldaten an Leopard 1 A5 Kampfpanzern ausgebildet.
5.05 Uhr
US-Geheimdienst warnt vor autoritären Staaten
Der US-Geheimdienst hat davor gewarnt, dass Staaten wie Russland oder China die auf «Regeln basierende internationale Ordnung» umgestalten wollen. Der Direktor des Verteidigungsnachrichtendiensts, Scott Berrier, nannte bei einer Anhörung im US-Kongress am Donnerstag den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, «Chinas militärisches Selbstbewusstsein» im Indopazifik, eine «noch nie dagewesene Zahl nordkoreanischer Raketenstarts» und «iranische Aktionen gegen die US-Streitkräfte im Nahen Osten» als Beispiele dafür. Autoritäre Länder würden eine «grössere Risikotoleranz» gegenüber einer möglichen Eskalation zeigen.
Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines mahnte mit Blick auf Russlands Krieg gegen die Ukraine, dass die Aussichten auf Zugeständnisse aus Moskau bei möglichen Verhandlungen aktuell gering seien. Zu erwarten seien diese nur, wenn innenpolitische Schwächen das Denken von Kremlchef Wladimir Putin ändern würden. Es sei aber unwahrscheinlich, dass Russland in diesem Jahr in der Lage sein werde, eine bedeutende Offensivoperation durchzuführen.
3.45 Uhr
China will sich weiterhin für Friedensgespräche einsetzen
Chinas Aussenminister Qin Gang will sich weiter für Friedensgespräche in der «Ukraine-Krise» einsetzen. «China ist bereit, die Kommunikation und Koordination mit Russland aufrechtzuerhalten, um einen konkreten Beitrag zur politischen Lösung der Krise zu leisten», teilt das chinesische Aussenministerium mit. Die Erklärung bezieht sich auf Qins Treffen mit dem russischen Aussenminister Sergej Lawrow am Rande des Aussenministertreffens der «Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit» in der indischen Stadt Goa am Donnerstag.
2.40 Uhr
Botschafter ruft zu mehr Städtepartnerschaften mit Ukraine auf
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, ruft zur Gründung neuer Städtepartnerschaften mit der Ukraine auf. Hilfe könne über die Verbindungen zwischen Bürgermeistern oft schneller organisiert werden als auf zentraler Ebene, sagt er bei einem Besuch im Europaauschuss des brandenburgischen Landtags. Es gebe etwa die Möglichkeit, Kinder aus einer Schule in der Ukraine nach Brandenburg zu bringen, damit sie sich hier einen Monat erholen oder dass Sportmannschaften in Brandenburg trainieren könnten.
1.35 Uhr
Ukraine beschlagnahmt Vermögenswerte von Milliardär Nowinski
Der ukrainische Sicherheitsdienst SBU beschlagnahmt nach eigenen Angaben umgerechnet mehr als 280 Millionen Dollar Vermögenswerte des im Exil lebenden Milliardärs Wadim Nowinski, der sich laut einem Bericht der «Sonntagszeitung» in Zürich aufhält. Dazu gehöre auch der Schwarzmeerhafen Otschakiw, teilt der SBU mit. Die Regierung in Kiew hatte im Dezember Sanktionen gegen Nowinski erlassen. Sie verdächtigt ihn, Russland zu unterstützen. Dies haben seine Vertreter zurückgewiesen. Für eine Stellungnahme zu der Konfiszierung waren sie zunächst nicht zu erreichen.
0 Uhr
Ukraine meldet Abschuss eigener Drohne
Die ukrainische Flugabwehr hat am Donnerstag über der Hauptstadt Kiew eine Drohne der eigenen Streitkräfte abgeschossen. Militärs hatten die Kontrolle über das unbemannte Flugobjekt verloren, teilte die Luftwaffe am Abend mit. Um mögliche «unerwünschte Folgen» zu vermeiden, sei beschlossen worden, die Drohne vom türkischen Typ Bayraktar abzuschiessen. «Es ist schade, aber so ist die Technik, und solche Fälle kommen vor», hiess es in der auf Telegram verbreiteten Erklärung. Es habe sich um eine Bayraktar TB2-Drohne gehandelt, deren Steuerung ausgefallen sei, schrieb das Militär auf Facebook. Die Gründe für den mutmasslichen technischen Ausfall seien noch nicht bekannt.
In Kiew und Umgebung war wegen der Drohne am Abend Luftalarm ausgelöst worden. Videoaufnahmen in sozialen Netzwerken zeigten, wie die Drohne über dem Zentrum von Kiew abgeschossen wurde. Der Luftalarm wurde nach kurzer Zeit aufgehoben.
Der ukrainische Präsidialamtschef Andrij Jermak hatte angesichts eines durch die fehlgeleitete Drohne ausgelösten Luftalarms in Kiew zunächst von einer abgeschossenen feindlichen Drohne gesprochen, eine entsprechende Telegram-Mitteilung allerdings nachträglich bearbeitet, sodass nur noch von einer abgeschossenen Drohne die Rede war.
Kiew und die südukrainische Hafenstadt Odessa waren erst in der Nacht zum Donnerstag von russischen Drohnen angegriffen worden.