Ukraine-Übersicht Selenskyj über Dnipro: «Kämpfen um jeden Menschen» +++ Tote nach Unfall in russischer Kaserne

Agenturen/red

15.1.2023

Tote bei russischem Angriff auf Wohnhaus in Dnipro in der Ukraine

Tote bei russischem Angriff auf Wohnhaus in Dnipro in der Ukraine

Russland hat offenbar erneut wichtige Infrastrukturanlagen in der Ukraine angegriffen; dabei wurde ein Wohnhaus in der Stadt Dnipro im Osten des Landes getroffen. In den meisten ukrainischen Regionen kam es nach der neuen Angriffswelle zu Notabsch

15.01.2023

Laut Selenskyj werden nach den russischen Raketenangriffen auf ein Hochhaus in Dnipro immer noch Menschen vermisst. In einer russischen Kaserne gab es eine Explosion. Die Ereignisse des Tages im Überblick.

Agenturen/red

15.1.2023

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Einschlag einer russischen Rakete in ein Hochhaus in der zentralukrainischen Stadt Dnipro am Samstag werden Aussagen von Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge noch immer Dutzende Bewohner vermisst.
  • Infolge einer schweren Explosion sind in einer Kaserne in der westrussischen Region Belgorod drei Soldaten getötet und 16 weitere verletzt worden.
  • Vor neuen Gesprächen in Ramstein über westliche Militärhilfe für die Ukraine hat Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sich für die Lieferung weiterer schwerer Waffen an die Ukraine ausgesprochen.
  • Nach der schweren russischen Angriffswelle vom Samstag hat die Ukraine ihre Bürger auf verstärkte Probleme bei der Stromversorgung eingestellt.
  • Moskau hat die Raketenangriffe auf zahlreiche Regionen der Ukraine intensiviert. Im ganzen Land gilt Luftalarm.
  • Insgesamt 14 Kampfanzer des Typs Challenger 2 will Grossbritannien der Ukraine Kampfpanzer zur Abwehr des russischen Angriffskriegs zur Verfügung stellen.
  • Die Entwicklungen von Samstag findest du hier

Selenskyj über Dnipro: «Kämpfen um jeden Menschen»

Nach dem Einschlag einer russischen Rakete in ein Hochhaus in der zentralukrainischen Stadt Dnipro am Samstag werden Aussagen von Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge noch immer Dutzende Bewohner vermisst. Rettungskräfte suchten in den Trümmern des Wohnhauses weiter nach mehr als 30 Menschen, sagte der ukrainische Staatschef in seiner Videoansprache am Sonntagabend. «Wir kämpfen um jeden Menschen», betonte er. «Und die Rettungsarbeiten werden so lange andauern, wie auch nur die geringste Chance besteht, ein Leben zu retten.» Zugleich dankte Selenskyj für die internationale Anteilnahme.

Explosion in russischer Kaserne

Infolge einer schweren Explosion sind in einer Kaserne in der westrussischen Region Belgorod drei Soldaten getötet und 16 weitere verletzt worden. Acht weitere Männer würden seit dem Vorfall, der sich bereits am Samstag in der an die Ukraine grenzenden Region ereignete, vermisst, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Interfax am Sonntag unter Berufung auf Rettungsdienste.

Den Angaben zufolge hatte ein Unteroffizier versehentlich eine Handgranate zur Detonation gebracht, woraufhin in dem Gebäude ein Feuer ausbrach. Er selbst erlitt schwere Verletzungen und wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Nato-Generalsekretär für Lieferung schwerer Waffen

Vor neuen Gesprächen in Ramstein über westliche Militärhilfe für die Ukraine hat Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sich für die Lieferung weiterer schwerer Waffen an die Ukraine ausgesprochen. «Die jüngsten Zusagen für schweres Kriegsgerät sind wichtig - und ich erwarte schon in naher Zukunft mehr», sagte Stoltenberg dem «Handelsblatt».

Ukraine hat Probleme mit der Stromversorgung

Nach der schweren russischen Angriffswelle vom Samstag hat die Ukraine ihre Bürger auf verstärkte Probleme bei der Stromversorgung eingestellt. Landesweit müsse am Sonntag die vielerorts ohnehin schon deutlich reduzierte Strommenge pro Haushalt noch weiter gedrosselt werden, um grössere Engpässe zu vermeiden, teilte der staatlichen Stromnetzbetreiber Ukrenerho auf Facebook mit. Auch Notabschaltungen seien nicht ausgeschlossen.

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    Hiermit beenden wir unseren Ticker am Sonntag

  • 20.50 Uhr

    Selenskyj: Dutzende Zivilisten nach Angriff in Dnipro weiter vermisst

    Wolodymyr Selenskyj bedankte sich auch für die internationale Solidarität
    Wolodymyr Selenskyj bedankte sich auch für die internationale Solidarität
    Bild: Ukrainian Presidential Press Off/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

    Die Zahl der Toten nach dem verheerenden russischen Angriff stieg unterdessen offiziellen Angaben zufolge auf 29. Unter den Toten sei auch ein Kind, hiess es. Weitere 73 Menschen wurden demnach verletzt.

    Selenskyj sprach in seiner Videobotschaft zudem auf Russisch die Menschen im Nachbarland an: «Ich möchte mich an alle in Russland wenden, die nicht einmal jetzt ein paar Worte der Verurteilung für diesen Terror haben, obwohl sie alles klar sehen und verstehen. Euer feiges Schweigen wird nur damit enden, dass diese Terroristen eines Tages auch hinter euch her sein werden.»

    Der Angriff auf das im Gebiet Dnipropetrowsk gelegene Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag. Die heftigste russische Angriffswelle seit dem Jahreswechsel richtete sich erneut auch gegen die ukrainische Energieinfrastruktur. Neben Dnipropetrowsk waren etwa auch die Region um die Hauptstadt Kiew und Charkiw im Osten schwer betroffen.

  • 19.05 Uhr

    Tote und Verletzte nach Explosion in russischer Kaserne

    Infolge einer schweren Explosion sind in einer Kaserne in der westrussischen Region Belgorod drei Soldaten getötet und 16 weitere verletzt worden. Acht weitere Männer würden seit dem Vorfall, der sich bereits am Samstag in der an die Ukraine grenzenden Region ereignete, vermisst, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Interfax am Sonntag unter Berufung auf Rettungsdienste.

    Den Angaben zufolge hatte ein Unteroffizier versehentlich eine Handgranate zur Detonation gebracht, woraufhin in dem Gebäude ein Feuer ausbrach. Er selbst erlitt schwere Verletzungen und wurde in ein Krankenhaus gebracht.

    Das Internetportal Baza wiederum berichtete, der Mann habe in einem zum Militärquartier umfunktionierten Kulturzentrum unweit der Stadt Korotscha mit der Granate hantiert, um sich vor ihm unterstellten Militärangehörigen Autorität zu verschaffen. Bei den Getöteten und Verletzten soll es sich demnach um mobilisierte Rekruten handeln. Andere Portale schrieben darüber hinaus, das Feuer habe auch ein Waffenlager erfasst und die Munition dort zur Explosion gebracht. Die verschiedenen Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

  • 17.04 Uhr

    Nato-Chef erwartet «schon in naher Zukunft» mehr Waffenlieferungen

    Vor neuen Gesprächen in Ramstein über westliche Militärhilfe für die Ukraine hat Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sich für die Lieferung weiterer schwerer Waffen an die Ukraine ausgesprochen. «Die jüngsten Zusagen für schweres Kriegsgerät sind wichtig - und ich erwarte schon in naher Zukunft mehr», sagte Stoltenberg dem «Handelsblatt».

    Grossbritannien hatte am Samstag angekündigt, der Ukraine 14 Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 zur Verfügung zu stellen. Auf die Frage, ob sich auch Deutschland jetzt bewegen müsse, sagte Stoltenberg: «Wir sind in einer entscheidenden Phase des Kriegs. Wir erleben heftige Gefechte. Daher ist es wichtig, dass wir die Ukraine mit den Waffen ausstatten, die sie braucht, um zu gewinnen - und als unabhängige Nation fortzubestehen.» Militärische Unterstützung für die Ukraine sei der schnellste Weg zum Frieden.

    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erwartet schon bald neue Waffenlieferungen für die Ukraine.
    Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erwartet schon bald neue Waffenlieferungen für die Ukraine.
    Bild: Andreea Alexandru/AP/dpa

    Kiew bittet seit Monaten um weitere schwere Waffen. Deutschland hat der Ukraine bisher neben anderen Waffen- und Luftabwehrsystemen die weniger schlagkräftigen Schützenpanzer vom Typ Marder zugesichert. Zuletzt signalisierten Polen und Finnland Bereitschaft, der Ukraine Leopard-2-Panzer zu überlassen. Damit wächst der Druck auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ampel-Regierung.

    Der Nato-Generalsekretär warnte davor, Russland im Ukraine-Krieg zu unterschätzen. «Was ihnen an Moral und Ausbildung fehlt, versuchen die Russen mit schierer Masse zu kompensieren. Und sie haben demonstriert, dass sie bereit sind, für ihre Ziele hohe Verluste in Kauf zu nehmen.»

    US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte die Mitglieder der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe zu einem Treffen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz eingeladen. Die dritte Zusammenkunft dieser Art findet am Freitag statt.

  • 14.26 Uhr

    Russischer Raketenangriff auf Dnipro: Ukraine meldet mehr als 20 Tote

    Nach dem verheerenden russischen Raketenangriff auf ein Wohnhaus in der ukrainischen Grossstadt Dnipro ist die Zahl der Toten offiziellen Angaben zufolge auf mehr als 20 gestiegen. Bis zum Sonntagnachmittag seien 23 Menschen tot aus den Trümmern des teils eingestürzten Hochhauses geborgen worden, teilte der Stadtrat von Dnipro mit. Noch immer würden mehr als 40 Menschen vermisst. Angaben des Zivilschutzes zufolge wurden bislang 72 Menschen verletzt gerettet - darunter 13 Kinder.

    Rettungskräfte räumen Trümmer weg, nachdem eine russische Rakete in ein Hochhaus eingeschlagen ist.
    Rettungskräfte räumen Trümmer weg, nachdem eine russische Rakete in ein Hochhaus eingeschlagen ist.
    Bild: Evgeniy Maloletka/AP/dpa

    Das russische Geschoss hatte das Haus am Samstag getroffen. Noch Stunden nach dem Einschlag waren aus den Trümmern Hilferufe verschütteter Bewohner zu hören gewesen.

    Der Angriff auf das im zentralukrainischen Gebiet Dnipropetrowsk gelegene Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag. Im ganzen Land galt zeitweise Luftalarm. Es war der erste russische Grossangriff dieser Art seit dem Jahreswechsel. Nach Angaben der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform kamen landesweit mindestens 26 Zivilisten ums Leben, mehr als 80 wurden demnach verletzt. Die Führung in Kiew verurteilte die Angriffe scharf und sprach einmal mehr von «russischem Terror».

  • 13.59 Uhr

    Ukraine beklagt Strom-Engpässe nach jüngsten Angriffen

    Nach der schweren russischen Angriffswelle vom Samstag hat die Ukraine ihre Bürger auf verstärkte Probleme bei der Stromversorgung eingestellt. Landesweit müsse am Sonntag die vielerorts ohnehin schon deutlich reduzierte Strommenge pro Haushalt noch weiter gedrosselt werden, um grössere Engpässe zu vermeiden, teilte der staatlichen Stromnetzbetreiber Ukrenerho auf Facebook mit. Auch Notabschaltungen seien nicht ausgeschlossen.

    In der grössten Angriffswelle seit dem Jahreswechsel hatte Russlands Armee am Samstag Dutzende Raketen auf die Ukraine abgefeuert - und dabei einmal mehr auf die Energie-Infrastrukur des Nachbarlands gezielt. Betroffen waren unter anderem die Region um die Hauptstadt Kiew sowie Charkiw im Osten des Landes. Ein besonders verheerender Einschlag erschütterte darüber hinaus die zentralukrainische Grossstadt Dnipro, wo ein Hochhaus zerstört und mehr als 20 Menschen getötet wurden.

    Russlands Verteidigungsministerium äusserte sich nicht zu den vielen zivilen Opfern. Stattdessen sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Sonntag mit Blick auf die jüngsten Angriffe lediglich: «Alle ausgewiesenen Objekte wurden getroffen. Das Ziel des Schlags wurde erreicht.»

  • 13.15 Uhr

    Ukraine: Fünf russische Kamikaze-Drohnen abgeschossen

    Nach Angaben der ukrainischen Landstreitkräfte habe die eigene Luftabwehr fünf russische Kamikaze-Drohnen des Typs Lancet nahe der Frontlinie abgeschossen.

    Das ukrainische Militär meldet dem «Kyiv Independent», die russischen Truppen hätten versucht, ukrainische Stellungen im Osten des Landes anzugreifen, seien aber gescheitert.

    Gleichwohl bestehe weiterhin die Gefahr neuer Drohnenangriffe in diesem Gebiet. Russland hat nach Angaben des ukrainischen Generalstabs seit dem 24. Februar 1872 taktische Drohnen in der Ukraine verloren.

  • 12.45 Uhr

    Russland: «Alle Ziele von Samstag getroffen»

    Nach Angaben des Russischen Verteidigungsministeriums seien in den vergangenen 24 Stunden Raketen-Angriffe ausgeführt worden.

    Die hätten allesamt ihre anvisierten Ziele getroffen, melden die russischen Nachrichtenagenturen Tass und Interfax unter Berufung auf das Ministerium. Ausserdem berichten sie von Geländegewinnen im Raum Bachmut im Osten der Ukraine.

  • 11.50 Uhr

    Selenskyj tröstet in Videoansprache

    In seiner täglichen Videobotschaft hat sich der ukranische Prösident Wolodymyr Selenskyj zum verheerenden Raketeneinschlag in der Stadt Dnipro geäussert und Trost zugesprochen. 

    Dutzende Menschen seien gerettet worden: «Leider wird die Lsite der Toten von Stunde zu Stunde länger», so Selenskyj und sprach sein Beileid den Angehörigen der Opfer aus.

  • 10.27 Uhr

    London: Russland könnte Altersgruppe für Wehrdienst ausweiten

    Die russische Regierung könnte nach Einschätzung britischer Militärexperten die die Altersgrenze für die Einziehung zum Wehrdienst hochsetzen. Das geht aus dem Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London zum Ukraine-Krieg am Sonntag hervor. Demnach könnte der Kreml das Höchstalter der zur Musterung infrage kommenden Männer von 27 auf 30 Jahre erhöhen, um die geplante Vergrösserung der Streitkräfte um 30 Prozent ohne eine erneute Teilmobilmachung zu erreichen. In Russland sind alle Männer zwischen 18 und 27 Jahren grundsätzlich wehrpflichtig. Eingezogen zum dem einjährigen Dienst wird aber immer nur ein Teil dieser Altersgruppe.

    «Es gibt die realistische Möglichkeit, dass die russische Führung darauf hofft, eine Änderung der Alterskriterien für die Routine-Einziehung könne das verfügbare Personal erhöhen und für die Bevölkerung weniger alarmierend erscheinen als eine neue Runde eines unpopulären ‹Teilmobilmachungsprozesses›», so die Mitteilung weiter.

    Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

  • 10.05 Uhr

    Ukrainischer Botschafter: «Deutsche Panzer sind überlebenswichtig»

    Vor den Verhandlungen der westlichen Verbündeten über weitere Waffenlieferungen in die Ukraine hat der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev die Bundesregierung eindringlich aufgefordert, seinem Land schnell Leopard-2-Kampfpanzer bereitzustellen. «Deutsche Waffen, deutsche Panzer sind überlebenswichtig», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Zum Diskutieren haben wir sehr wenig Zeit. Und wir erwarten, dass unsere Verbündeten das auch verstehen und richtig handeln.»

  • 9.00 Uhr

    Russischer Raketenangriff auf Dnipro: Zahl der Toten steigt auf 20

    Nach dem verheerenden russischen Raketenangriff auf ein Wohnhaus in der ukrainischen Grossstadt Dnipro ist die Zahl der Toten offiziellen Angaben zufolge auf 20 angestiegen. Bis zum Sonntagvormittag seien zudem 73 Menschen verletzt aus den Trümmern des teils eingestürzten Hochhauses gerettet worden - darunter 14 Kinder, teilte der ukrainische Zivilschutz auf Telegram mit. Die Suche nach Vermissten dauere an.

    Nach den russischen Raketenangriffen auf ein Wohnhaus in Dnipro steigen die Opferzahlen.
    Nach den russischen Raketenangriffen auf ein Wohnhaus in Dnipro steigen die Opferzahlen.
    Imago

    Das russische Geschoss hatte das Haus am Samstag getroffen. Noch Stunden nach dem Einschlag waren aus den Trümmern Hilferufe verschütteter Bewohner zu hören gewesen.

    Der Angriff auf das im zentralukrainischen Gebiet Dnipropetrowsk gelegene Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag. Im ganzen Land galt zeitweise Luftalarm. Es war der erste russische Grossangriff dieser Art seit dem Jahreswechsel. Die Führung in Kiew verurteilte die Angriffe gegen die Zivilbevölkerung scharf und sprach einmal mehr von «russischem Terror».

  • 8.38 Uhr

    Selenskyj: «Terror lässt sich nur mit westlichen Waffen stoppen»

    Nach den neuen russischen Raketenattacken auf die Ukraine mit Toten und Verletzten in der Stadt Dnipro hat die Führung des angegriffenen Landes mehr Waffen vom Westen gefordert. Der Terror lasse sich stoppen mit westlichen Waffen, auf die die ukrainische Armee warte, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag in seiner allabendlichen Videobotschaft. Zuvor hatte er Grossbritannien gedankt, das als erstes Land westliche Kampfpanzer an die Ukraine liefern will. Das sei ein Signal für andere Partner der Ukraine, ebenso zu handeln.

  • 8.00 Uhr

    Grossbritannien: 14 Panzer vom Typ Challenger 2 für die Ukraine

    Grossbritannien will der Ukraine in den kommenden Wochen 14 Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 zur Abwehr der russischen Angreifer zur Verfügung stellen. Das teilte die britische Regierung mit, nachdem Premierminister Rishi Sunak am Samstag mit Selenskyj telefoniert hatte. Die britischen Verteidigungs- und Sicherheitsbehörden sähen eine Gelegenheit zum Handeln, da Russland «wegen Versorgungsengpässen und schwindender Moral (seiner Truppen) in die Defensive geraten ist». Verbündete sollten ihre für 2023 geplante Unterstützung für die Ukraine «sobald wie möglich auf den Weg zu bringen, um maximale Wirkung zu erzielen», hiess es aus London.

    Die Ukraine hat bislang keine Kampfpanzer westlicher Bauart geliefert bekommen, sondern nur sowjetische Modelle aus dem Bestand osteuropäischer Nato-Länder. Kiew fordert seit langem die Lieferung des deutschen Panzers Leopard 2, der den russischen Panzern technisch überlegen ist. Polen und Finnland haben sich bereiterklärt, im europäischen Verbund Leopard-Panzer zu liefern. Die Bundesregierung hat sich noch nicht dazu positioniert.

    Am Freitag kommender Woche werden die Verteidigungsminister der westlichen Verbündeten der Ukraine auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz über weitere militärische Unterstützung für das Land beraten. Vor den Verhandlungen forderte der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev die Bundesregierung eindringlich auf, schnell Leopard-2-Panzer an sein Land zu liefern. «Deutsche Waffen, deutsche Panzer sind überlebenswichtig», sagte er im dpa-Interview. «Zum Diskutieren haben wir sehr wenig Zeit. Und wir erwarten, dass unsere Verbündeten das auch verstehen und richtig handeln.»

  • 7.45 Uhr

    Viele Opfer nach Angriff auf Hochhaus in Dnipro

    In Dnipro, wo bei einem russischen Raketenangriff auf ein bewohntes Hochhaus laut vorläufigen Behördenangaben ein Dutzend Menschen getötet worden waren, dauerte in der Nacht zum Sonntag die Suche nach Verschütteten an. Mehr als 60 Menschen seien verletzt worden, darunter mindestens 12 Kinder. Unter den Toten sei ein 15 Jahre altes Mädchen, hiess es. Es gebe noch Überlebende in den Trümmern, die SMS absetzten oder um Hilfe riefen, sagte ein Sprecher der Einsatzkräfte.

    Helfer zogen die Menschen aus dem Schutt des teils eingestürzten Hauses. Laut Einsatzkräften wurden 72 Wohnungen zerstört. Insgesamt seien in dem Haus zwischen 100 und 200 Menschen gemeldet gewesen.

    Die Präsidialverwaltung in Kiew veröffentliche Aufnahmen von dem in Trümmern liegenden Gebäude. Der Leiter des Präsidialamts, Andrij Jermak, zeigte sich entsetzt: «Russen sind Terroristen, die bestraft werden für alles. Alle - ohne Ausnahme.» Er sagte, dass die Flugabwehr und Luftstreitkräfte ihre Arbeit erledigten. «Wir werden zurückschlagen.» Der Feind ändere seine Taktik nicht und setze seine Schläge gegen die zivile Infrastruktur fort.

  • 7.30 Uhr

    Selenskyj beklagt Schäden an Energie-Infrastruktur

    Staatschef Selenskyj verurteilte Russland dafür, dass es nicht nur «Tod sät», sondern auch die Energie-Infrastruktur des Landes erneut durch den Raketenbeschuss getroffen habe - demnach besonders hart in der Region Charkiw im Osten der Ukraine und in der Hauptstadt Kiew. Dort liefen die Arbeiten für eine Wiederherstellung der Versorgung auf Hochtouren, wie die Regierung mitteilte. Insgesamt waren sechs Gebiete des Landes von Stromausfällen betroffen, hiess es. In der benachbarten Republik Moldau beklagte die Regierung erneut, dass Raketenteile auf ihr Staatsgebiet gefallen seien.

  • 7.00 Uhr

    Erster russischer Grossangriff seit dem Jahreswechsel

    Der Raketeneinschlag in Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag. Russland hatte am Morgen und am Nachmittag Ziele in der Ukraine beschossen. Im ganzen Land galt zeitweise Luftalarm. Es war der erste russische Grossangriff dieser Art seit dem Jahreswechsel. Das ukrainische Militär teilte mit, von 38 russischen Raketen am Samstag 25 seien abgeschossen worden. Die und andere Angaben zum Kampfgeschehen liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

    Zuvor hatten die ukrainischen Luftstreitkräfte vor möglichen neuen Angriffen gewarnt. Demnach waren zahlreiche russische Langstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu-95 tagsüber in der Luft. Im Schwarzen Meer hatten zudem russische Kriegsschiffe Stellung bezogen, von denen ebenfalls immer wieder Raketen abgefeuert werden.

    In Kiew waren am Morgen Explosionsgeräusche zu hören, die meist entstehen, wenn die ukrainische Flugabwehr russische Raketen oder Drohnen abschiesst. Der Sprecher der ukrainischen Luftstreitkräfte, Juryj Ignat, sagte einem Bericht der Internetzeitung «Ukrajinska Prawda» zufolge, dass es sich bei den Angriffen um ballistische Raketen gehandelt haben könnte, die aus nördlicher Richtung gekommen seien. Demnach könnten die Raketen von Belarus aus abgeschossen worden sein. Russland hatte dorthin Truppen und Technik verlegt.

    Die Ukraine habe keine effektiven Mittel der Ortung und Vernichtung ballistischer Raketen, sagte Ignat. So erklärte er auch, dass der Luftalarm am Samstagmorgen erst verspätet eingesetzt hatte. Viele Bürger hatten sich darüber gewundert. Im Gebiet von Kiew wurden Behörden zufolge 28 Gebäude beschädigt.

    Russland greift seit Oktober besonders Objekte der Energie-Infrastruktur an, um die Menschen zu demoralisieren und von der ukrainischen Führung mögliche Zugeständnisse in dem Krieg zu erzwingen. Selenskyj will erst bei einem vollständigen russischen Truppenabzug mit Moskau über einen Frieden verhandeln.