Übersicht Abzug der US-Truppen beginnt  +++ Weiterer Anschlag laut Biden «sehr wahrscheinlich»

red/agenturen

28.8.2021

Kurz vor dem Ende des Rettungseinsatzes hat das US-Militär mit dem Abzug seiner Truppen vom Flughafen Kabul begonnen. US-Präsident Joe Biden hält einen weiteren Anschlag in Kabul für «sehr wahrscheinlich». Die Ereignisse des Tages im Überblick.

red/agenturen

Kurz vor dem Ende des Evakuierungseinsatzes hat das US-Militär mit dem Abzug seiner Truppen vom Flughafen Kabul begonnen. Der Prozess sei gestartet worden, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Samstag. Gleichzeitig widersprach er entschieden Aussagen der militant-islamistischen Taliban, wonach die USA «zwei, drei» Zugänge zum Flughafen in der Nacht zu Samstag an ihre Kräfte übergeben hätten. Die Taliban hätten Sicherheitskontrollen rund um den Flughafen errichtet, sagte Kirby. «Aber sie kontrollieren keine Tore, sie sind nicht am Flughafen und haben keine Rolle für die Sicherheit», betonte Kirby.

Das US-Militär werde noch bis zum geplanten Abzug am Dienstag für Sicherheit und Betrieb des Airports verantwortlich sein, sagte Kirby. Alle Tore des Flughafens stünden weiter unter Kontrolle der US-Soldatinnen und Soldaten. Die Truppen sollen Afghanistan nach Willen von US-Präsident Joe Biden bis Dienstag verlassen. Am Freitag waren noch mehr als 5000 am Flughafen Kabul stationiert gewesen. Kirby erklärte, das Militär werde aus Sicherheitsgründen zunächst keine neuen Zahlen zur Truppenstärke nennen. Das US-Militär werde noch bis zum Abschluss des Einsatzes westliche Staatsbürger und frühere afghanische Mitarbeiter ausfliegen können, betonte er.

Nachdem die deutsche Bundeswehr und andere Verbündete ihre Evakuierungsmission abschlossen, gingen auch die militärischen Rettungsflüge der USA in die Endzüge. Dabei wurden von der US-Luftwaffe und Verbündeten innerhalb von 24 Stunden noch einmal rund 6800 Menschen aus Kabul ausgeflogen, wie das Weisse Haus am Samstag mitteilte. Seit Mitte August hätten die USA und ihre Partner insgesamt rund 112'000 ihrer Staatsbürger und früherer afghanischer Mitarbeiter ausgeflogen. Das US-Aussenministerium erklärte, es seien rund 5400 Bürger ausgeflogen worden, etwa 350 Amerikaner seien noch im Land und wollten ausreissen.

Die allermeisten Evakuierten waren Afghanen. Etwa 20'500 Evakuierte landeten bis Samstag auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz. Mittelfristig will das US-Militär bis zu 50'000 Afghanen in Stützpunkten in den USA unterbringen.

Nach dem Anschlag vom Donnerstag am Flughafen Kabul mit Dutzenden Toten — darunter auch 13 US-Soldaten — warnte die US-Botschaft erneut vor möglichen Angriffen. US-Bürger sollten bestimmte Tore sofort verlassen oder aufgrund der Gefahrenlage weiterhin gar nicht erst zum Flughafen kommen. Schon vor dem Anschlag, bei dem sich nach US-Angaben ein Selbstmordattentäter der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an einem Tor in die Luft sprengte, hatten die USA eine entsprechende Warnung ausgegeben.

Biden: Weiterer Anschlag «sehr wahrscheinlich»

Die USA halten einen weiteren Anschlag auf den Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul für «sehr wahrscheinlich». «Die Lage vor Ort ist nach wie vor extrem gefährlich, und die Gefahr von Terroranschlägen auf den Flughafen bleibt hoch», erklärte US-Präsident Joe Biden in einem Statement.

Nach Einschätzung der Armeeführung sei «ein Anschlag in den nächsten 24 bis 36 Stunden sehr wahrscheinlich».

US-Militär tötet zwei ranghohe Vertreter des IS-Ablegers

Das US-Militär tötete bei einem Vergeltungsschlag in der Provinz Nangarhar nach eigenen Angaben zwei ranghohe Vertreter des örtlichen IS-Ablegers. Ein weiterer sei verletzt worden, erklärte Generalmajor William Taylor am Samstag im Pentagon. Nach dem unbemannten Luftangriff hatte das Militär am Freitagabend (Ortszeit) zunächst angegeben, «einen Planer» des tödlichen Terroranschlags in Kabul getötet zu haben. Nun gehe man davon aus, einen Planer und einen Unterstützer des Vorhabens getötet zu haben, hiess es. Es gebe nach bisherigen Erkenntnissen keine zivilen Opfer, sagte Taylor. US-Präsident Joe Biden hatte nach dem IS-Angriff Rache geschworen.


Die Ereignisse des Tages im Überblick:

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die USA halten einen weiteren Anschlag auf den Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul für «sehr wahrscheinlich».
  • Frankreich diskutiert mit den Taliban und unter Einbeziehung von Katar über weitere Evakuierungen aus Afghanistan.
  • Das US-Militär hat den Flughafen Kabul nach eigenen Angaben weiterhin komplett unter Kontrolle.
  • Kurz vor dem Ende des Evakuierungseinsatzes hat das US-Militär nach eigenen Angaben mit dem Abzug seiner Truppen vom Flughafen Kabul begonnen.
  • Bei einem US-Luftangriff in Afghanistan sind nach Angaben des US-Militärs zwei ranghohe Vertreter des örtlichen Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden.
  • In einem dringenden Hilfsappell hat die UNO Unterstützung für Millionen afghanische Bauern gefordert, denen wegen extremer Dürre verheerende Ernteausfälle drohen.
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  • 21.09 Uhr

    Biden warnt vor weiterem Anschlag in Kabul in kommenden «24 bis 36 Stunden»

    Die USA halten einen weiteren Anschlag auf den Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul für «sehr wahrscheinlich». «Die Lage vor Ort ist nach wie vor extrem gefährlich, und die Gefahr von Terroranschlägen auf den Flughafen bleibt hoch», erklärte US-Präsident Joe Biden in einem Statement.

    Nach Einschätzung der Armeeführung sei «ein Anschlag in den nächsten 24 bis 36 Stunden sehr wahrscheinlich».

    US-Präsident Biden warnt vor einem bevorstehenden weiteren Anschlag in Kabul.
    US-Präsident Biden warnt vor einem bevorstehenden weiteren Anschlag in Kabul.
    Evan Vucci/AP/dpa
  • 20.42 Uhr

    In Kabul getötete Soldaten zwischen 20 und 31 Jahre alt

    Die 13 bei dem Anschlag in Kabul getöteten US-Soldaten waren zwischen 20 und 31 Jahre alt. Unter den Opfern waren elf Marineinfanteristen und je ein Soldat des Heeres und der Marine, wie das US-Verteidigungsministerium bekanntgab. Fünf der Marineinfanteristen waren gerade mal 20 Jahre alt. Unter den Opfern waren auch eine 23 sowie eine 25 Jahre alte Soldatin.

    Elf der Opfer waren zwischen 20 und 23 Jahre alt, ein Soldat war 31. Das Ministerium veröffentlichte, wie in den USA üblich, auch die vollen Namen der Getöteten. Über die Dutzenden zivilen Opfer des verheerenden Anschlags vom Donnerstag ausserhalb des Flughafens der afghanischen Hauptstadt ist hingegen bislang wenig bekannt.

    Die Soldaten waren an einem Tor des Flughafens im Einsatz, um Menschen zu kontrollieren, die aus Kabul evakuiert werden wollten.

    Die Särge der getöteten Soldaten waren in einem Flugzeug auf dem Weg in die USA, wie der Sprecher des Pentagons, John Kirby, am Samstag erklärte. Er machte keine Angaben dazu, ob Verteidigungsminister Lloyd Austin oder Präsident Joe Biden der Ankunft der Särge auf dem Luftwaffenstützpunkt Dover im Bundesstaat Delaware beiwohnen würden.

    Die bei dem Anschlag verletzten US-Soldaten wurden im Militärkrankenhaus in Landstuhl in Rheinland-Pfalz versorgt. Am Freitag hatte das US-Militär von 18 Verwundeten gesprochen.

  • 20.19 Uhr

    Frankreich spricht mit Taliban über weitere Evakuierungen

    Frankreich diskutiert mit den Taliban und unter Einbeziehung von Katar über weitere Evakuierungen aus Afghanistan nach dem geplanten Abzug der Amerikaner bis zum 31. August. «Ja, es gibt Gespräche mit den Taliban über humanitäre Operationen und die Möglichkeit, gefährdete Afghanen zu schützen und zu evakuieren», sagte Präsident Emmanuel Macron während einer Irak-Reise in Bagdad. «Wir arbeiten unter anderem mit Katar zusammen, um diese Operationen zu ermöglichen.»

    Noch befänden sich die Gespräche aber in einer heiklen und vorläufigen Phase, sagte Macron. Es gehe um Hunderte Afghanen, die bereits für eine Evakuierung nach Frankreich vorgemerkt und mit Papieren ausgestattet seien, die es aber nicht zum Flughafen von Kabul geschafft hätten.

    Nach der Bundeswehr und anderen westlichen Verbündeten hatten auch die französischen Streitkräfte ihre Evakuierungsmission in Afghanistan am Freitagabend beendet. Wie Macron sagte, hätten rund 2800 Menschen nach Frankreich ausgeflogen werden können, grösstenteils Afghanen sowie Franzosen und andere Staatsangehörige.

  • 19.48 Uhr

    Noch rund 350 Amerikaner laut US-Militär in Afghanistan

    In Afghanistan befinden sich nach Angaben des US-Aussenministeriums noch rund 350 amerikanische Staatsbürger, die das Land verlassen wollen. Die Bemühungen, sie sicher ausser Landes zu bringen, liefen rund um die Uhr, erklärte das Ministerium. Bislang seien seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban Mitte August insgesamt 5400 US-Bürger aus Afghanistan evakuiert worden, hiess es.

    Die US-Diplomaten stehen zudem mit rund 280 Menschen in Afghanistan in Kontakt, die sich als US-Bürger ausgegeben haben, aber bislang keine Informationen zu ihrer geplanten Abreise gemacht haben oder angegeben haben, vor Ort bleiben zu wollen, wie das Ministerium weiter erklärte. Der Evakuierungseinsatz des US-Militärs am Flughafen Kabul soll am Dienstag zu Ende gehen. Der Abzug hat bereits begonnen.

  • 19.11 Uhr

    Baby auf Rettungsflug aus Afghanistan geboren

    Eine Afghanin hat auf einem Evakuierungsflug aus ihrer Heimat ein Baby zur Welt gebracht. Die 26-jährige Soman Noori hatte am Freitag hochschwanger in Begleitung ihres Mannes in Kabul eine Maschine bestiegen, die sie zunächst nach Dubai brachte, wie die türkische Nachrichtenagentur Demirören meldete. Dort nahmen sie dann ein Flugzeug mit Ziel Birmingham. Doch kurz nach dem Start setzten bei Noori die Wehen ein. Als der in solchen Fällen gängige Ausruf «Gibt es hier einen Arzt!» unbeantwortet blieb, schlug die Stunde der Crew der Turkish Airlines.

    Die Besatzung half der jungen Frau, in rund 10'000 Metern Höhe ihr Baby zu entbinden. Der Flug legte vorsichtshalber eine Notlandung in Kuwait ein, wo Mutter und Kind für gesund genug befunden wurden, um die Reise nach England fortzusetzen. Schliesslich landete die Maschine dort sicher mit einer neuen Passagierin. Die Kleine heisst Havva, was übersetzt Eva bedeutet.

  • 18.20 Uhr 

    Flughafen Kabul laut Pentagon weiter unter Kontrolle des US-Militärs

    Das US-Militär hat den Flughafen Kabul nach eigenen Angaben weiterhin komplett unter Kontrolle. Das Militär werde noch bis zum geplanten Abzug am Dienstag für Sicherheit und Betrieb des Airports verantwortlich sein, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby. Alle Tore des Flughafens stünden weiter unter Kontrolle der US-Truppen.

    Ein US-Marine gibt einem Kind am Hamid Karzai International Airport in Kabul ein High Five.
    Ein US-Marine gibt einem Kind am Hamid Karzai International Airport in Kabul ein High Five.
    Sgt. Samuel Ruiz/U.S. Marine Corps via AP/dpa

    Damit widersprach Kirby einer Darstellung der militant-islamistischen Taliban, wonach die USA «zwei, drei» Zugänge zum Flughafen in der Nacht zu Samstag an Kräfte der Islamisten übergeben hätten. Die Taliban hätten Sicherheitskontrollen rund um den Flughafen errichtet, sagte Kirby. «Aber sie kontrollieren keine Tore, sie sind nicht am Flughafen und haben keine Rolle für die Sicherheit», betonte Kirby.

    Das Pentagon hatte Berichte und Beiträge in sozialen Medien, wonach die Taliban teilweise die Kontrolle des Flughafens übernommen haben sollen, bereits am Freitag entschieden dementiert.

    Die Taliban kontrollieren seit Mitte August Kabul — und damit auch das Gebiet rund um den Flughafen.

  • 17.41 Uhr

    Abzug des US-Militärs vom Flughafen Kabul gestartet

    Kurz vor dem Ende des Evakuierungseinsatzes hat das US-Militär nach eigenen Angaben mit dem Abzug seiner Truppen vom Flughafen Kabul begonnen. Der Prozess habe begonnen, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby. Die US-Truppen sollen Afghanistan nach Willen von US-Präsident Joe Biden bis Dienstag verlassen. Am Freitag waren noch mehr als 5000 US-Soldatinnen und Soldaten am Flughafen Kabul stationiert gewesen.

    Kirby erklärte, das Militär werde aus Sicherheitsgründen zunächst keine neuen Zahlen zur Truppenstärke nennen. Das US-Militär werde noch bis zum Abschluss des Einsatzes westliche Staatsbürger und frühere afghanische Mitarbeiter ausfliegen können, betonte er.

  • 17 32 Uhr

    US-Militär: Zwei IS-Kämpfer bei Luftangriff getötet

    Bei einem US-Luftangriff in Afghanistan sind nach Angaben des US-Militärs zwei ranghohe Vertreter des örtlichen Ablegers der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden. Ein weiterer sei verletzt worden, erklärte Generalmajor William Taylor im US-Verteidigungsministerium.

    Nach dem unbemannten Luftangriff in der Provinz Nangarhar hatte das US-Militär am Freitagabend (Ortszeit) zunächst nur angegeben, «einen Planer» des tödlichen Terroranschlags in Kabul vom Donnerstag getötet zu haben. Nun gehe man davon aus, bei dem Vergeltungsschlag einen Planer und einen Unterstützer des Vorhabens getötet zu haben, hiess es. Es gebe nach bisherigen Erkenntnissen keine zivilen Opfer, sagte Taylor. Bei dem Anschlag vom Donnerstag am Flughafen in Kabul waren Dutzende Menschen — darunter auch 13 US-Soldaten — getötet worden.

  • 17.13 Uhr

    Macron warnt vor anhaltender Gefahr durch IS

    Zwei Tage nach dem verheerenden Selbstmordanschlag am Kabuler Flughafen mit dutzenden Toten hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vor einer fortbestehenden Gefahr durch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gewarnt. Bei einem Besuch in der irakischen Hauptstadt Bagdad mahnte Macron die internationale Gemeinschaft, im Kampf gegen den IS «nicht unachtsam» zu werden.

    «Ich weiss, dass der Kampf gegen diese Terroristengruppen eine Priorität für Ihre Regierung ist», sagte Macron nach einem Treffen mit dem irakischen Ministerpräsidenten Mustafa al-Kadhemi. Der französische Präsident hält sich anlässlich eines Regionalgipfels in Bagdad auf, an dem auch Ägyptens Staatschef Abdel al-Fattah al-Sisi und der jordanische König Abdullah II. teilnehmen. Im Mittelpunkt der Beratungen steht der Kampf gegen den IS und andere radikalislamische Gruppen.

    Zu dem Selbstmordanschlag am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul am Donnerstag hatte sich der afghanische IS-Ableger — Islamischer Staat Provinz Chorasan (IS-K) — bekannt. Bei dem Anschlag wurden mindestens 85 Menschen getötet, darunter 13 US-Soldaten. Einige Medien berichteten von fast 200 Toten. Als Vergeltung flog die US-Armee in der afghanischen Provinz Nangarhar nach eigenen Angaben einen Drohnenangriff auf einen «Planer» des Anschlags.

  • 16.34 Uhr

    Johnson und Merkel wollen humanitäre Krise in Afghanistan verhindern

    Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der britische Premierminister Boris Johnson haben bei einem Telefonat internationale Anstrengungen gefordert, um eine humanitäre Krise in Afghanistan zu verhindern. Wie aus einer Mitteilung der Regierung in London hervorging, bekannten sich die beiden auch zur Zusammenarbeit, um den beim Treffen der G7-Staats- und Regierungschefs Anfang der Woche diskutierten Fahrplan für den Umgang mit einer künftigen Regierung in Kabul umzusetzen. Johnson betonte, jegliche Anerkennung und Zusammenarbeit mit den Taliban müsse unter der Bedingung stehen, dass sie denjenigen sicheres Geleit zusicherten, die das Land verlassen wollten, und die Menschenrechte beachteten.

    Während die deutsche Rettungsmission aus Afghanistan bereits am Freitag beendet wurde, startete heute noch ein letzter britischer Evakuierungsflug in Kabul. Insgesamt wurden von britischer Seite nach Regierungsangaben seit dem 13. August knapp 15'000 Menschen ausser Landes gebracht. Erwartet wurde, dass auch die rund 1000 dort eingesetzten britischen Soldaten noch am Wochenende das Land verlassen sollten. Nach Schätzungen der Regierung werden damit 1100 Afghanen und bis zu 150 britische Staatsbürger im Land verbleiben.

  • 16.02 Uhr

    UNO startet wegen Dürre in Afghanistan dringenden Hilfsappell

    In einem dringenden Hilfsappell haben die Vereinten Nationen Unterstützung für Millionen afghanische Bauern gefordert, denen wegen extremer Dürre verheerende Ernteausfälle drohen. Die Bauern seien von «akuter Ernährungsunsicherheit» bedroht, erklärte die UN-Ernährungsorganisation FAO. Sie warnte vor einer innerafghanischen Fluchtbewegung und weiterer Instabilität in Afghanistan.

    «Wenn wir es nicht schaffen, den am meisten von der akuten Dürre bedrohten Menschen zu helfen, werden viele von ihnen dazu gezwungen, ihre Farmen zu verlassen», betonte FAO-Direktor Qu Dongyu. «Dies könnte die Ernährungsunsicherheit verschärfen und die Stabilität Afghanistans zusätzlich bedrohen.»

    In einem dringenden Hilfsappell haben die Vereinten Nationen Unterstützung für Millionen afghanische Bauern gefordert, denen wegen extremer Dürre verheerende Ernteausfälle drohen.
    In einem dringenden Hilfsappell haben die Vereinten Nationen Unterstützung für Millionen afghanische Bauern gefordert, denen wegen extremer Dürre verheerende Ernteausfälle drohen.
    KEYSTONE/AP Photo/B.K.Bangash (Archivbild)

    Von akuter Ernährungsunsicherheit aufgrund der Dürre in Afghanistan sind nach UN-Angaben insgesamt etwa 14 Millionen Menschen bedroht, darunter zwei Millionen Kinder. Laut FAO werden zusätzlich zu bestehenden Hilfsgeldern weitere 18 Millionen Dollar (rund 16,4 Millionen Franken) benötigt. Mit diesem Betrag könnten demnach 250'000 Bauernfamilien — etwa 1,5 Millionen Menschen — mit Weizensaatgut versorgt werden.

    Nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan befürchten viele Hilfsorganisationen einen nur noch eingeschränkten humanitären Zugang zu Menschen in Not. Die Vereinten Nationen warnten angesichts mangelnder Lebensmittelvorräte vor einer humanitären Katastrophe in dem Land.

  • 15.10 Uhr

    Aussenminister: Italien hat von den EU-Staaten die meisten Afghanen ausgeflogen

    Italien hat nach eigenen Angaben mehr bedrohte afghanische Bürger aus Kabul ausgeflogen als jedes andere EU-Mitgliedsland. Mit der Ankunft von 58 Afghanen an Bord des letzten Evakuierungsflugs am Vormittag habe Italien in den vergangenen Wochen rund 4900 Afghanen aus dem Land gebracht, sagte Aussenminister Luigi di Maio am Flughafen Rom Fiumicino. An Bord des Flugzeugs waren auch die letzten diplomatischen Vertreter und Sicherheitskräfte.

    Nach dem Ende der Luftbrücke werde sich Italien weiterhin um rasche Ausreisemöglichkeiten für bedrohte Ortskräfte aus dem Krisenland bemühen, versprach di Maio. Italien sei bereit, «gemeinsam mit den Vereinten Nationen und Afghanistans Nachbarländern» dafür zu sorgen, dass auch diese Menschen das Land verlassen könnten.

    Nun beginne die «schwierigste Phase, in der es unser Gebot sein muss, das afghanische Volk, die afghanischen Frauen, die jungen Afghanen und alle, die in den vergangenen Jahren auf den Wandel gehofft haben, nicht im Stich zu lassen», fügte er hinzu.

    Italien gehörte neben den USA, der Türkei, Grossbritannien und Deutschland zu den fünf Ländern, die am stärksten an der Nato-Mission «Resolute Support» zur Ausbildung und Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte beteiligt waren. Das letzte italienische Kontingent im Rahmen der Mission hatte Ende Juni die westafghanische Provinz Herat verlassen.

  • 14.21 Uhr

    USA und Verbündete fliegen 6800 Menschen aus Kabul aus

    In den Endzügen der militärischen Evakuierungsmission in Afghanistan sind binnen 24 Stunden rund 6800 Menschen aus Kabul ausgeflogen worden. Eine Sprecherin des Weissen Hauses teilte mit, bis zum Samstagvormittag (Ortszeit Kabul) habe die US-Luftwaffe mit 32 Flügen rund 4000 Menschen in Sicherheit gebracht, Flugzeuge von Verbündeten hätten rund 2800 Menschen evakuiert. Seit dem Start des Einsatzes Mitte August hätten die Vereinigten Staaten und ihre Partner damit insgesamt rund 112'000 Menschen ausgeflogen.

    Das US-Militär will seine zuletzt gut 5000 Soldaten bis Dienstag vom Flughafen der afghanischen Hauptstadt abziehen. Damit wird der Einsatz zur Evakuierung westlicher Staatsbürger und früherer afghanischer Mitarbeiter ausländischer Truppen und Einrichtungen enden.

    Die Zahl der pro Tag ausgeflogenen Personen ist zuletzt wegen des beginnenden US-Abzugs und der Einstellung von Rettungsflügen durch Verbündete bereits deutlich zurückgegangen. Von Dienstag auf Mittwoch zum Beispiel waren innerhalb von 24 Stunden noch etwa 19''000 Menschen evakuiert worden.

    Das US-Verteidigungsministerium hat erklärt, das Militär werde noch bis Dienstag Menschen in Sicherheit bringen, allerdings werde die Zahl der ausgeflogenen Personen wegen des gleichzeitigen Abzugs von Soldaten und Ausrüstung sinken.

  • 13:13 Uhr

    Taliban haben mehrere Flughafen-Gates in Kabul übernommen

    Die militant-islamistischen Taliban haben eigenen Angaben zufolge mehrere Tore am Flughafen Kabul unter ihre Kontrolle gebracht. «Zwei, drei» Zugänge zum Flughafen seien in der Nacht zu Samstag von den USA an Kräfte der Islamisten übergeben worden, sagte ein Vertreter der Taliban der Deutschen Presse-Agentur am Samstag.

    Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, hatte eine derartige Übergabe nach ersten Medienberichten darüber in der Nacht zum Samstag allerdings vehement und ohne Zögern dementiert. Taliban kontrollierten weder den Flughafen noch Teile davon, noch Tore des Geländes, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums am Freitag.

    In der Nacht zu Samstag hatten pro-Taliban-Nutzer auf Twitter Bilder geteilt, die Taliban-Kräfte wenige Meter hinter dem Zugang zum zivilen Teil des Flughafen zeigen sollen, also innerhalb des Flughafengeländes. Auch am Samstagmorgen (Ortszeit) teilten sie Bilder, die Taliban-Kräfte noch etwas weiter innerhalb des zivilen Teils des Flughafengeländes zeigten nahe des VIP-Parkplatzes und des Inlandsterminals.

    Von wann die Fotos sind, ist nicht klar. In der Vergangenheit haben die Islamisten ihre Kämpfer immer wieder kurzzeitig an bekannte Punkte geschickt und Fotos machen lassen, um beispielsweise in sozialen Medien ihr Vorrücken auf eine bestimmte Stadt vorzutäuschen und Panik zu schüren.

  • 10:42 Uhr

    Taliban schicken Frauen zur Arbeit

    Die militant-islamistischen Taliban in Aghanistan haben alle im öffentlichen Gesundheitssektor beschäftigten Frauen aufgefordert, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Das Gesundheitsministerium weise alle weiblichen Mitarbeiter in der Hauptstadt und den Provinzen an, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, hiess es in einem Tweet des Taliban-Sprechers Sabiullah Mudschahid von Freitagabend. Der Ausübung ihrer Arbeit stehe nichts im Wege. Es ist bisher weitgehend unklar, ob Frauen in Afghanistan mit der Machtübernahme der Taliban weiter ihren Berufen nachgehen können. Bislang gab es lediglich für den Gesundheits- und den Bildungsbereich konkretere Aussagen, dass Frauen wieder ihre Arbeit aufnehmen sollten.

    Im Gesundheitsbereich hatte es zuletzt Berichte aus dem Norden des Landes gegeben, dass etwa Hebammen nicht mehr an Sitzungen mit männlichen Ärzten teilnehmen durften. Während der Taliban-Herrschaft 1996 bis 2001 durften Frauen nicht von männlichen Ärtzen behandelt werden, was ihre Gesundheitsversorgung massiv einschränkte.

    In einer Pressekonferenz sagte der Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid diese Woche, arbeitende Frauen sollten zuhause bleiben, bis es neue Regeln gebe. Ihre Gehälter würden sie dennoch erhalten. Es war unklar, ob er nur von angestellten Frauen bei Regierungsbehörden sprach oder auch von privaten Firmen. Journalistinnen hatten in der vergangenen Woche berichtet, dass sie von Taliban-Kämpfern wieder nach Hause geschickt worden seien.

    Verwundete Afghanen müssen in den Spitälern versorgt werden. Nun wollen die Taliban, dass auch Frauen zurück an ihren Arbeitsplatz in Spitälern kommen.
    Verwundete Afghanen müssen in den Spitälern versorgt werden. Nun wollen die Taliban, dass auch Frauen zurück an ihren Arbeitsplatz in Spitälern kommen.
    KEYSTONE/ Mohammad Asif Khan
  • 09:18 Uhr

    Jill Biden: «Sie sind nicht alleine»

    Die amerikanische First Lady Jill Biden hat sich nach dem tödlichen Terroranschlag in Kabul an die Familien von Militärangehörigen und Veteranen gewandt. «Der tragische Anschlag vor dem Flughafen von Kabul in dieser Woche hat uns das ultimative Opfer, das Sie zu bringen bereit sind, schmerzlich vor Augen geführt», schrieb Biden am Freitagabend (Ortszeit) auf Facebook. «Als Nation haben wir in den letzten zwanzig Jahren so viel von Ihnen verlangt.» So viele hätten eine enorme Last auf sich genommen, schrieb Biden weiter. «Sie haben uns mehr gegeben, als wir je zurückzahlen können.»

    Das Ende des Einsatzes in Afghanistan sei ein emotionaler Moment, fuhr Biden fort. «Sie sollen wissen, dass mein Herz bei Ihnen ist, während Sie überlegen, was als Nächstes auf Ihre Familie, Ihre Gemeinschaft und unser Land zukommt. Sie sind nicht allein.»

    Ausserhalb des Flughafens in der afghanischen Hauptstadt Kabul hatten am Donnerstag ein Selbstmordattentäter und mehrere Kämpfer der Terrormiliz IS Dutzende Menschen getötet, darunter 13 US-Soldaten. Die USA wollen ihre Truppen bis Dienstag aus Afghanistan abziehen und damit ihren 2001 begonnen Militäreinsatz am Hindukusch beenden.

  • 09:04 Uhr

    110'000 Menschen seit Mitte August evakuiert

    Nach Angaben des Weissen Hauses flogen die USA und ihre Verbündeten seit dem Start der Evakuierungsmission in Kabul Mitte August rund 110 000 Menschen aus Afghanistan aus. Zuletzt seien am Freitag binnen zwölf Stunden 4200 Menschen evakuiert worden. Die US-Regierung ging mit Stand Freitagnachmittag (Ortszeit) davon aus, dass sich noch rund 500 ausreisewillige US-Amerikaner in Afghanistan aufhalten. Man stehe in direktem Kontakt mit ihnen und hunderten weiteren Staatsbürgern, die sich noch nicht entschieden hätten, ob sie das Land verlassen wollen, sagte ein Sprecher des Aussenministeriums.

  • 09:02 Uhr

    USA übt Vergeltungsangriff aus

    Das US-Militär hat mit einem Vergeltungsangriff auf den tödlichen Terroranschlag in Kabul reagiert und einen örtlichen Ableger der Terrormiliz IS attackiert. Der unbemannte Luftschlag in der afghanischen Provinz Nangarhar habe «einem Planer» von Isis-K gegolten, teilte das US-Zentralkommando Centcom am Freitagabend (Ortszeit) mit. «Ersten Anzeichen zufolge haben wir das Ziel getötet», sagte Sprecher Bill Urban. Gleichzeitig befürchten die USA einen weiteren Terroranschlag in Kabul. Die US-Botschaft veröffentlichte in der Nacht erneut eine Sicherheitswarnung und rief alle Landsleute dazu auf, die Gegend rund um die Eingangstore zum Flughafen sofort zu verlassen.

    Centcom-Sprecher Urban sagte mit Blick auf den Luftangriff: «Wir wissen von keinen zivilen Opfern.» Weitere Einzelheiten gab das Zentralkommando nicht bekannt. Es war auch nicht klar, ob die angegriffene Person direkt in den blutigen Anschlag am Flughafen der afghanischen Hauptstadt verwickelt war.

    Als unbemannte Luftschläge bezeichnen die US-Streitkräfte in der Regel Angriffe mit ferngesteuerten Drohnen, die ihre Ziele unbemerkt aus grosser Höhe ins Visier nehmen können. Die USA hatten im Zuge des Abzugs ihrer Truppen aus Afghanistan immer wieder betont, dass sie auch ohne Soldaten am Boden die Fähigkeit hätten, Luftschläge aus der Ferne auszuüben.

    US-Präsident Joe Biden hatte nach der blutigen Attacke von Kabul Rache geschworen. Bei dem Terrorangriff am Flughafen waren am Donnerstag Dutzende Menschen getötet worden - darunter 13 US-Soldaten. «Wir werden nicht vergeben. Wir werden nicht vergessen. Wir werden euch jagen und euch dafür bezahlen lassen», hatte Biden kurz nach dem Anschlag gesagt. Am Freitag bekräftigte seine Sprecherin Jen Psaki die Entschlossenheit des Präsidenten: «Er hat klar gemacht, dass er nicht will, dass sie noch auf der Erde leben.» Sie reagierte damit auf die Frage, ob Biden die Urheber der Attacke töten lassen oder vor Gericht stellen wolle. Biden sei über entsprechende Pläne zu möglichen Angriffszielen informiert worden, sagte Psaki.

    «Der Schlag gegen Isis-K ist der Beginn der Rache», schrieb der republikanische Kongressabgeordnete Adam Kinzinger nach dem Angriff auf Twitter. «Glückwunsch an unser Militär und gute Entscheidung von Präsident Biden. Nichts wird unseren Verlust an Männern wettmachen, aber er darf nicht unbeantwortet bleiben.»

    Isis-K ist ein örtlicher Ableger der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Die Amerikaner sprechen von Isis statt vom IS - daher bezeichnen sie den Zweig als Isis-K.