Afghanistan-Überblick Republikaner werfen Biden Wortbruch vor +++ EU-Finanzhilfen bei Aufnahme von Flüchtlingen

Agenturen/red

31.8.2021

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die radikalislamischen Taliban wollen nach eigenen Angaben nach dem Abzug der Soldaten aus westlichen Staaten «gute» Beziehungen mit den USA und der Welt.
  • Laut Widerstandskämpfern haben die Taliban versucht in die letzte unbesiegte Provinz Pandschir vorzudringen. 
  • Der letzte US-Militärflieger hebt eine Minute vor Mitternacht Lokalzeit vom Flughafen Kabul ab. «Wir haben nicht alle rausgeholt, die wir rausholen wollten», sagt General Kenneth McKenzie. 
  • Die Republikaner im US-Senat haben US-Präsident Joe Biden bei der Evakuierungsmission in Afghanistan Wortbruch vorgeworfen.
  • Biden verteidigt nach Truppenabzug aus Afghanistan seine Entscheidung. Er habe den Krieg nicht ewig verlängern wollen.
  • Die EU-Innenminister beauftragten bei ihrer Sondersitzung in Brüssel am Dienstag die EU-Kommission, einen Aktionsplan auszuarbeiten. Demnach sollen Nachbar- und Transitstaaten finanzielle Hilfen von der EU bekommen, wenn sie sich zur Aufnahme von afghanischen Flüchtlingen bereit erklären und Massnahmen ergreifen, damit diese die Region nicht verlassen.

Agenturen/red

31.8.2021

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  • 22.10 Uhr

    Wir beenden unseren heutigen Live-Ticker

  • 22.00 Uhr

    Biden an Terroristen in Afghanistan: Wir sind mit euch nicht fertig

    Die USA werden nach Aussage von Präsident Joe Biden auch nach dem Abzug aus Afghanistan weiter gegen den örtlichen Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vorgehen. Er warnte die Gruppe, die sich zum jüngsten Anschlag am Flughafen in Kabul bekannt hatte, die USA würden sie weiter verfolgen. «Wir sind mit Euch noch nicht fertig», sagte Biden am Dienstag im Weissen Haus. Der Kampf gegen den Terror gehe auch nach dem Abzug aus Afghanistan weiter, wenn auch ohne Bodentruppen. Die USA würden Terroristen, die das Land angriffen, «bis zum Ende der Welt jagen und fassen», sagte Biden. «Wir werden nicht vergeben, wir werden nicht vergessen.»

  • 21.58 Uhr

    Biden verteidigt nach Truppenabzug aus Afghanistan seine Entscheidung

    Nach dem kompletten Abzug aller amerikanischen Soldaten aus Afghanistan hat US-Präsident Joe Biden seine umstrittene Entscheidung erneut verteidigt. Der Truppenabzug zum 31. August sei nicht auf eine «willkürliche Frist» zurückzuführen, sagte Biden am Dienstag bei einer Ansprache im Weissen Haus. «Sie war so ausgelegt, um amerikanische Leben zu retten.» Sein Amtsvorgänger Donald Trump habe eine Vereinbarung mit den Taliban geschlossen und den Abzug der US-Truppen zugesagt. Er selbst habe die Wahl gehabt, daran festzuhalten oder Zehntausende weitere US-Soldaten nach Afghanistan zu schicken und den Einsatz fortzusetzen. Die USA hätten allein die Wahl gehabt, das Land zu verlassen oder den Konflikt zu eskalieren.

    Er habe den Krieg nicht ewig verlängern wollen, betonte Biden. Und er habe auch den Abzug nicht ewig verlängern wollen. «Es war an der Zeit, diesen Krieg zu beenden.» Der Präsident wies auch erneut Kritik zurück, der Abzug hätte geordneter abgewickelt werden können. Biden wertete die «Herausforderungen», mit denen man bei dem Abzug konfrontiert gewesen seien, als unvermeidbar.

    Mit dem Abzug der letzten US-Soldaten vom Flughafen Kabul war in der Nacht zu Dienstag der internationale Afghanistan-Einsatz nach fast 20 Jahren zu Ende gegangen. Biden hatte im Juli angekündigt, dass alle US-Truppen bis zum 31. August abgezogen werden. Nach der Abzugsankündigung hatte der Siegeszug der Taliban rasant an Tempo zugelegt. Mitte August übernahmen die Islamisten, deren Regime der US-geführte Einsatz Ende 2001 gestürzt hatte, wieder die Macht.

    Seitdem versuchten die USA und ihre Verbündeten fieberhaft, eigene Staatsbürger und afghanische Mitarbeiter ausser Landes zu fliegen. Auch die Evakuierungsmission endete in der Nacht zu Dienstag.

  • 21.47 Uhr

    Biden: Frühere afghanische Regierung hat Land den Taliban übergeben

    US-Präsident Joe Biden hat erneut die frühere afghanische Regierung und die Sicherheitskräfte des Landes für die Machtübernahme der Taliban verantwortlich gemacht. Die afghanischen Sicherheitskräfte seien entgegen den Erwartungen kein starker Gegner im Kampf gegen die Taliban gewesen, sagte Biden am Dienstag im Weissen Haus. Die afghanische Regierung sei kollabiert, Präsident Aschraf Ghani sei ausser Landes geflohen. Sie hätten damit «das Land ihren Feinden übergeben, den Taliban». Damit sei die Gefahr für die US-Streitkräfte und ihre Verbündeten gestiegen. Eigene Fehler beim Abzug der US-Soldaten räumte Biden nicht ein.

    Mit dem Abzug der letzten US-Soldaten vom Flughafen Kabul war in der Nacht zu Dienstag der internationale Afghanistan-Einsatz nach fast 20 Jahren zu Ende gegangen. Biden hatte im Juli angekündigt, dass alle US-Truppen bis zum 31. August abgezogen werden. Nach der Abzugsankündigung hatte der Siegeszug der Taliban rasant an Tempo zugelegt. Mitte August übernahmen die Islamisten, deren Regime der US-geführte Einsatz Ende 2001 gestürzt hatte, wieder die Macht.

  • 21.13 Uhr

    UN-Generalsekretär warnt vor humanitärer Katastrophe

    UN-Generalsekretär António Guterres hat vor einer humanitären Katastrophe in Afghanistan gewarnt und dringend um Hilfsgelder gebeten. Die «grösser werdende humanitäre und wirtschaftliche Krise» in Afghanistan mache ihm grosse Sorgen, erklärte Guterres am Dienstag. Er bat die Mitgliedsländer der UNO daher darum, den Menschen in Afghanistan in der «dunkelsten Stunde der Not» zu helfen. 

    «Ich bitte Sie dringend darum, zeitnahe, flexible und umfassende Mittel bereitzustellen», erklärte UN-Generalsekretär António Guterres. (Archivbild)
    «Ich bitte Sie dringend darum, zeitnahe, flexible und umfassende Mittel bereitzustellen», erklärte UN-Generalsekretär António Guterres. (Archivbild)
    Bild: KEYSTONE/MANUEL ELIAS

    Nach Angaben von Guterres ist fast die Hälfte der afghanischen Bevölkerung – insgesamt 18 Millionen Menschen – auf Hilfe angewiesen. «Jeder dritte Afghane weiss nicht, woher er seine nächste Mahlzeit bekommen soll», erklärte Guterres. «Mehr als die Hälfte der Kinder unter fünf Jahren werden im kommenden Jahr voraussichtlich akut unterernährt sein.» Die Menschen in Afghanistan hätten jeden Tag grössere Schwierigkeiten, an grundlegende Güter und Dienstleistungen zu kommen.

    Zu den Kriegsschäden in dem Land hinzu kommen eine schwere Dürre und der bevorstehende Winter. Daher müssten schnell Lebensmittel, Notunterkünfte und Medizinprodukte ins Land gebracht werden. Guterres kündigte für die kommende Woche einen Hilfsaufruf der UNO an, der den Hilfsbedarf für die kommenden vier Monate genau beziffern wird.

  • 20.50 Uhr

    Republikaner werfen Biden Wortbruch bei Abzug vor

    Die Republikaner im US-Senat haben US-Präsident Joe Biden bei der Evakuierungsmission in Afghanistan Wortbruch vorgeworfen. Der Minderheitsführer der Republikaner in der Parlamentskammer, Mitch McConnell, schrieb am Dienstag auf Twitter, der Demokrat Biden habe versprochen, die US-Truppen nicht abzuziehen, bevor nicht alle Amerikaner ausser Landes gebracht worden seien. «Er hat dieses Versprechen gebrochen und die Amerikaner und unsere afghanischen Partner im Stich gelassen.» Die letzten US-Soldaten hatten Kabul in der Nacht zu Dienstag (Ortszeit) verlassen. Damit endete auch die militärische Evakuierungsmission.

    Auch nach dem Ende der Evakuierungsmission sind noch Amerikaner in Afghanistan, die das Land verlassen wollen. US-Aussenminister Antony Blinken war am Montagabend davon ausgegangen, dass ihre Zahl «unter 200, wahrscheinlich näher an 100» liege. Blinken betonte, die US-Regierung werde sich weiterhin bemühen, sie ausser Landes zu bekommen. Man werde auch weiter daran arbeiten, schutzsuchenden Afghanen zu helfen, die mit den USA zusammengearbeitet haben.

    McConnell kritisierte, dass Biden die US-Truppen vollständig aus Afghanistan abgezogen hat. Dieser Schritt «hat zu einer humanitären Katastrophe geführt und die Terroristen ermutigt», schrieb der Senator. Mit dem Abzug der letzten US-Truppen endete nach fast 20 Jahren der internationale Einsatz in Afghanistan. Dort herrschen inzwischen wieder die Taliban – also jene Islamisten, deren Regime durch den US-geführten Einsatz Ende 2001 gestürzt wurde.

  • 20.03 Uhr

    EU-Innenminister wollen Afghanistans Nachbarländer mit Finanzhilfen unterstützen

    Die EU-Länder setzen im Umgang mit Flüchtlingen nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban auf die Nachbarstaaten Afghanistans. Die EU-Innenminister beauftragten bei ihrer Sondersitzung in Brüssel am Dienstag die EU-Kommission, einen Aktionsplan auszuarbeiten. Demnach sollen Nachbar- und Transitstaaten finanzielle Hilfen von der EU bekommen, wenn sie sich zur Aufnahme von afghanischen Flüchtlingen bereit erklären und Massnahmen ergreifen, damit diese die Region nicht verlassen.

    Besonders gefährdete Menschen wie Frauen und Kinder könnten demnach durch freiwillige Umsiedlungen in EU-Staaten aufgenommen werden. Neuankömmlinge sollten aber «angemessene Sicherheitsüberprüfungen» durchlaufen.

    Vorbild für die neue Afghanistan-Politik der EU könnte der Flüchtlingspakt der EU mit der Türkei aus dem Jahr 2016 sein. Damals hatte die EU der türkischen Regierung einen Milliardenbetrag für die Versorgung von Flüchtlingen aus dem Bürgerkriegsland Syrien zugesagt.

    EU-Innenkommissarin Ylva Johansson sagte, es sei «keine gute Idee», das Abkommen einfach zu kopieren. Verträge mit einzelnen Nachbarländern Afghanistans müssten auf die jeweilige Situation zugeschnitten sein.
    EU-Innenkommissarin Ylva Johansson sagte, es sei «keine gute Idee», das Abkommen einfach zu kopieren. Verträge mit einzelnen Nachbarländern Afghanistans müssten auf die jeweilige Situation zugeschnitten sein.
    Bild: KEYSTONE/Virginia Mayo

    Deutschlands Innenminister Horst Seehofer zufolge will die EU-Kommission «in den nächsten Wochen» einen Vorschlag für ein sogenanntes Resettlement-Programm ausarbeiten, durch das «Personen, die besonders bedroht sind», in der EU Schutz finden könnten. Die Vereinten Nationen rechnen bis Jahresende mit bis zu einer halben Million afghanischer Flüchtlinge. Die EU-Länder sind in der Frage der Aufnahme jedoch gespalten.

    Von Menschenrechtsorganisationen kam Kritik. Der Geschäftsführer von Pro Asyl, Günter Burkhardt, warf der EU vor, einen «vorverlagerten Festungsring» um Europa ziehen zu wollen. Amnesty International forderte die EU-Länder auf, «die Verantwortung für den Flüchtlingsschutz nicht auf Drittländer zu übertragen». Oxfam schließlich forderte, dass die EU ihrer «internationalen Verpflichtung» nachkommen und «die Führung bei der Aufnahme von Menschen» übernehmen solle.

  • 18.33 Uhr

    EU will keine konkrete Zusage zur Aufnahme von Afghanen machen

    Die EU will vorerst keine konkreten Zusagen zur Aufnahme von Menschen aus Afghanistan machen. «Anreize zur illegalen Migration sollten vermieden werden», heisst es in einer am Dienstag bei einem Sondertreffen der Innenminister verabschiedeten Erklärung. Vor dem Hintergrund der bisherigen Erfahrungen seien die EU und ihre Mitgliedstaaten entschlossen, eine Wiederholung von grossen und unkontrollierten illegalen Migrationsbewegungen zu verhindern.

    Bundesrätin Karin Keller-Sutter (Mitte) und die Innenministerin Italiens Luciana Lamorgese (R) beim EU-Sondertreffen der Innenminister in Brüssel.
    Bundesrätin Karin Keller-Sutter (Mitte) und die Innenministerin Italiens Luciana Lamorgese (R) beim EU-Sondertreffen der Innenminister in Brüssel.
    Bild: KEYSTONE/OLIVIER HOSLET

    Damit wurde auf die sogenannte Flüchtlingskrise in den Jahren 2015/2016 angespielt. Damals kamen Millionen von Migranten in die EU. Allein in Deutschland stellten rund 1,2 Millionen Menschen zum ersten Mal einen Asylantrag. Viele von ihnen stammten aus Syrien, wo 2011 ein Bürgerkrieg begonnen hatte.

    Um eine ähnliche Entwicklung nach der Machtübernahmen der Taliban in Afghanistan zu vermeiden, soll laut der Erklärung nun sichergestellt werden, dass notleidende Menschen in der unmittelbaren Nachbarschaft Afghanistans angemessen Schutz erhalten. Zudem werden unter anderem gezielte Informationskampagnen gegen die Narrative von Menschenschmugglern als geeignetes Instrument genannt. Die Ansiedlung schutzbedürftiger Afghaninnen und Afghanen soll demnach nur dann erfolgen, wenn EU-Staaten dafür freiwillig Plätze anbieten.

  • 18:22 Uhr

    EU-Länder befestigen ihre Grenzen gegen Migration

    Muss sich die EU nach der Machtübernahme der Taliban auf einen massiven Zustrom von Menschen aus Afghanistan einstellen? Und wenn ja: Wie soll damit umgegangen werden? Fragen wie diese beschäftigen die EU-Staaten intensiv. Am Dienstag gab es erste Diskussionen bei einem Sondertreffen der Innenminister in Brüssel.

    Zumindest ein Teil der EU-Staaten will unbedingt verhindern, dass es erneut zu einer Situation wie in den Jahren 2015/2016 kommt. Damals reisten Millionen Migranten weitgehend unkontrolliert in die EU ein, in vielen Ländern brachen heftige Debatten über Migrationspolitik aus und rechte Parteien gewannen an Unterstützung. Allein in Deutschland stellten damals rund 1,2 Millionen Menschen zum ersten Mal einen Asylantrag. Viele von ihnen stammten aus Syrien, wo 2011 ein Bürgerkrieg begonnen hatte.

    Seitdem haben EU-Mitgliedstaaten an ihren Grenzen erheblich aufgerüstet – nicht nur durch verstärkte Kontrollen, sondern teils auch mit Hightech-Sperranlagen. Nach Recherchen der Deutschen Presse-Agentur haben mittlerweile fast die Hälfte der 27 Mitgliedsstaaten entlang ihrer Grenzen Zäune oder andere Befestigungsanlagen errichtet oder sind dabei.

  • 17.21 Uhr

    Taliban-Führung tagte drei Tage lang im Süden Afghanistans

    Der Führungsrat der militant-islamistischen Taliban hat drei Tage lang in der Provinz Kandahar im Süden Afghanistans getagt. Das teilte der Sprecher der Islamisten, Sabiullah Mudschahid, am Dienstag auf Twitter mit. Demnach wurden bei dem Treffen unter Leitung des Taliban-Führers Haibatullah Achundsada von Samstag bis Montag unter anderen die aktuelle politische Situation, die Sicherheit im Land sowie gesellschaftliche Themen im Detail besprochen.

    Zudem hätten wichtige Konsultationen zur Bildung einer neuen islamischen Regierung und eines neuen islamischen Kabinetts im Land stattgefunden, hiess es weiter. Am Ende des Treffens habe Achundsada den Mitgliedern des Führungsrates umfassende Anleitungen gegeben. Wo genau das Treffen stattgefunden hat, dazu gab es keine Angaben.

  • 16.13 Uhr

    Deutscher Aussenminister: «Keine Militäreinsätze mehr zum Export einer Staatsform»

    Nach dem Ende des internationalen Militäreinsatzes in Afghanistan hat der deutsche Aussenminister Heiko Maas dazu aufgerufen, sich vor künftigen Militäreinsätzen besser über die Ziele klar zu werden.

    Militäreinsätze seien nicht geeignet, «um langfristig eine Staatsform zu exportieren», sagte er am Dienstag im pakistanischen Islamabad. Der Versuch sei in Afghanistan gescheitert, und man müsse die Lehren daraus ziehen. Militärische Interventionen seien allerdings dazu geeignet, eine terroristische Bedrohung, einen Krieg oder die Verletzung von Menschenrechten zu beenden.

    Die letzten US-Soldaten waren in der Nacht zu Dienstag aus Afghanistan abgezogen. Damit endet ein 20-jähriger internationaler Militäreinsatz. Die Nato-Truppe in Afghanistan sollte für eine Stabilisierung des Landes sorgen, und sie bekämpfte die militant-islamistischen Taliban, die jetzt wieder an der Macht sind.

  • 14.57 Uhr 

    Berlin und Wien setzen auf humanitäre Hilfe

    Angesichts einer drohenden Fluchtbewegung aus Afghanistan setzen Deutschland und Österreich auf humanitäre Hilfe, um die Menschen im Land oder in den Nachbarländern zu unterstützen. «Unsere Position ist, möglichst vielen Menschen in der Nähe ihrer Heimat, wenn sie das Land verlassen, eine Möglichkeit zu geben, dort humanitär versorgt zu werden», sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag in Berlin bei einem Treffen mit Österreichs Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

    Dieser betonte: «Wir haben die humanitäre Hilfe für Afghanistan und die Region in einer Art und Weise aufgestockt, wie wir dies bisher noch nie gemacht haben.» Auf die Frage nach der Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingskontingenten bekräftigte Kurz seine ablehnende Position. Seine Haltung sei bekannt und habe sich auch nicht geändert. Österreich habe hier schon sehr viel geleistet und überproportional viele Menschen aufgenommen. «Wir haben pro Kopf gerechnet die viertgrösste afghanische Community weltweit.»

    Merkel betonte, die deutsche Regierung fühle sich zunächst Ortskräften und ihren Angehörigen verpflichtet. Es handele sich dabei um eine Grössenordnung von 10'000 bis 40'000 Menschen. Zunächst müsse man sehen, wie viele von ihnen Afghanistan wirklich verlassen wollen. Ansonsten gehe es um humanitäre Hilfe. «Niemand verlässt leichtfertig seine Heimat. Und deshalb ist alles gut und wichtig, was wir in der Region tun können.» 

    Bundeskanzlerin Angela Merkel (rechts) bei einem Treffen mit Österreichs Kanzler Sebastian Kurz am 31. August 2021 in Berlin. 
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (rechts) bei einem Treffen mit Österreichs Kanzler Sebastian Kurz am 31. August 2021 in Berlin. 
    Bild: Keystone
  • 14.05 Uhr

    Kämpfe im Pandschir-Tal

    Angaben von Widerstandskämpfern zufolge haben die Taliban versucht, in die afghanische Provinz Pandschir vorzudringen. Diese ist die einzige von 34 Provinzen des Landes, die noch nicht unter Kontrolle der Islamisten steht. Taliban-Kämpfer hätten am Montagabend (Ortszeit) am Eingang zum Pandschir-Tal angegriffen, sagte der Sprecher der Nationalen Widerstandsfront, Fahim Daschti, in einer am Dienstag auf Whatsapp geteilten Videonachricht. Die Taliban äusserten sich noch nicht zu dem Vorfall.

    Die Islamisten hätten sieben oder acht Kämpfer verloren, die gleiche Zahl sei verletzt worden, sagte Daschti weiter. Auch mehrere Widerstandskämpfer seien verwundet worden. Zuletzt hatte es von beiden Seiten geheissen, man wolle die offene Machtfrage durch Verhandlungen lösen. Gleichzeitig bauen prominente Afghanen aus dem Tal einen Widerstand gegen die Islamisten auf.

    Pandschir konnte von den Taliban auch während ihrer ersten Herrschaft zwischen 1996 und 2001 nicht erobert werden. Das lag neben dem erbitterten Widerstand der Nordallianz auch an der geografischen Lage – der Eingang zum Tal ist eng und gut zu verteidigen. Während die Islamisten in den vergangenen Monaten praktisch in allen Provinzen angriffen, gab es nur vereinzelte Angriffe auf Pandschir.

    Taliban am 31. August 2021 in Kabul: Laut Widerstandskämpfern haben die militanten Islamisten nun das versucht ins Pandschir-Tal vorzudringen. (Symbolbild)
    Taliban am 31. August 2021 in Kabul: Laut Widerstandskämpfern haben die militanten Islamisten nun das versucht ins Pandschir-Tal vorzudringen. (Symbolbild)
    Bild: Keystone
  • 12.55 Uhr

    Taliban-Sprecher gratuliert Afghanen nach US-Abzug 

    Der Sprecher der militant-islamistischen Taliban hat der afghanischen Bevölkerung nach dem Abzug der USA aus dem Land gratuliert. Das berichtet der Sender CNN. «Dieser Sieg gehört uns allen», sagte Sabiullah Mudschahid demnach auf der Start- und Landebahn des Flughafens von Kabul vor einer kleinen Menschenmenge nur wenige Stunden, nachdem der letzte US-Soldat das Land verlassen hatte.

    Die Taliban wünschten sich gute Beziehungen mit den USA und der Welt, sagte er laut CNN. Man hoffe, dass Afghanistan nie wieder besetzt werde und das Land wohlhabend und frei bleibe – eine Heimat für alle Afghanen, die islamisch regiert werde. Mudschahid habe zudem gesagt, er hoffe, dass die Taliban-Kämpfer nun die Menschen gut behandelten. Die Nation habe es verdient, in Frieden zu leben. «Wir sind die Diener der Nation, Gott bewahre, dass wir über die Nation herrschen», sagte er.

    Taliban-Kämpfer stehen nach dem Abzug der US-Soldaten am 31. August 2021 vor dem Flughafen in Kabul. 
    Taliban-Kämpfer stehen nach dem Abzug der US-Soldaten am 31. August 2021 vor dem Flughafen in Kabul. 
    Bild: Keystone
  • 12.05 Uhr

    UNO wollen humanitäre Luftbrücke aufrechterhalten

    Die Vereinten Nationen setzen ihren humanitären Einsatz in Afghanistan nach dem Abzug der letzten amerikanischen Soldaten nach Angaben des UN-Nothilfebüros (OCHA) unvermindert fort. Ein Versorgungsflug der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erreichte am Montag Masar-i-Scharif, zwei weitere Flüge seien in den nächsten Tagen geplant, sagte eine WHO-Sprecherin am Dienstag in Genf. Das Welternährungsprogramm wolle eine humanitäre Luftbrücke aufrechterhalten, sagte eine UN-Sprecherin. Die Flugzeuge sollen demnach auch Kabul anfliegen. Sie würden sowohl Material ins Land bringen als auch Menschen ausfliegen.

    «Die Armeen sind abgezogen, die Vereinten Nationen bleiben», sagte OCHA-Sprecher Jens Laerke in Genf. Die UNO und ihre Partnerorganisationen versorgten unter anderem Kliniken mit Material und Medikamenten sowie Bedürftige mit Nahrungsmitteln. Im Land seien 3,5 Millionen Menschen vertrieben. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hätten einige Bewegungen in Richtung Grenzen beobachtet, es sei aber zu früh, um zu sagen, ob mehr Menschen auf dem Landweg das Land verlassen wollen, sagte UNHCR-Sprecher Andrej Mahecic. «Afghanistan bleibt eine Krise von intern Vertriebenen.»

    Für die Vereinten Nationen sei es schwierig, dass es bislang keine zentrale Regierung gebe, sagte Laerke. Die UNO-Organisationen sprächen aber ohnehin stets mit allen Akteuren, die in einer Region Einfluss haben, auch mit den Taliban. Das sei nötig, um die Sicherheit der humanitären Helfer zu gewährleisten.

  • 10.20 Uhr 

    Noch Hunderte Briten stecken in Afghanistan fest

    Auch nach den letzten Evakuierungsflügen aus Afghanistan halten sich noch zahlreiche Briten in dem Land auf. Der britische Aussenminister Dominic Raab sagte am Dienstag dem Sender Sky News, es handle sich um eine «niedrige dreistellige» Zahl. «Die meisten davon sind schwierige Fälle, in denen die Anspruchsberechtigung nicht klar ist, weil sie keine Papiere haben», sagte Raab.

    Es sei eine grosse Herausforderung, die Menschen aus dem Land zu bringen, nachdem die letzten alliierte Truppen aus Afghanistan abgezogen wurden. Raab betonte, die radikal-islamischen Taliban hätten zugesagt, die Ausreise von Briten und afghanischen Schutzsuchenden nicht zu behindern.

    Seit April seien mehr als 17'000 Briten, afghanische Ortskräfte sowie Gefährdete ausgeflogen worden. Die britische Regierung arbeite nun mit Afghanistans Nachbarn an einem «praktikablen Weg» für die Flucht britischer Staatsangehöriger. Er führe entsprechende Gespräche, sagte Raab. 

  • 9.33 Uhr

    Ex-Soldat verteidigt Tier-Evakuierungsflug aus Kabul

    Nach der Luftrettung von 150 Hunden und Katzen aus seinem Tierheim in Kabul will ein britischer Ex-Soldat nun auch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Sicherheit bringen. Er fühle sich schuldig, dass er Menschen zurücklassen musste, sagte Paul Farthing der Zeitung «Daily Mail» (Dienstag). Der «schlecht durchdachte Abzug» der Alliierten aus Afghanistan habe über Nacht das Land zerstört und zahllose Leben gekostet. «Wir haben sie zurück ins finstere Mittelalter geschickt.» Eine junge Tierärztin habe zum ersten Mal komplett verschleiert zur Arbeit erscheinen müssen.

    Farthing hatte Kabul vor wenigen Tagen verlassen. In Grossbritannien sorgte die «Operation Arche», wie die Rettung der Tiere genannt wurde, für Diskussionen. Kritiker werfen dem 52-Jährigen sowie der britischen Regierung vor, Tiere ausgeflogen und dafür afghanische Ortskräfte zurückgelassen zu haben. Farthing wies dies zurück. Die Tiere seien im Laderaum einer Cargo-Maschine ausgeflogen worden, in dem keine Menschen hätten befördert werden können. Fünf Katzen starben während der Reise. Die übrigen Tiere sind nun in Grossbritannien in Quarantäne.

    Paul Farthing, ehemaliger Soldat der Royal Marines und Gründer der Wohltätigkeitsorganisation «Nowzad Dogs» fühlt sich offenbar schuldig, weil er seine afghanischen Mitarbeiter nicht mitnehmen konnte. (Archiv)
    Paul Farthing, ehemaliger Soldat der Royal Marines und Gründer der Wohltätigkeitsorganisation «Nowzad Dogs» fühlt sich offenbar schuldig, weil er seine afghanischen Mitarbeiter nicht mitnehmen konnte. (Archiv)
    Bild: dpa

    Seine Mitarbeiter hätten ihn gedrängt, sich alleine mit den Tieren durchzuschlagen, nachdem ein gemeinsamer Bus-Konvoi wegen fehlender Papiere am Kabuler Flughafen zurückgewiesen worden sei, sagte Farthing. Er habe den Beschäftigten den Lohn für mehrere Monate im Voraus ausbezahlt. Nun versuche er aus der Ferne, sie aus Afghanistan herauszuholen.

  • 7.53 Uhr 

    Taliban wollen «gute Beziehungen» mit den USA

    Nach dem Abzug der US-Truppen wollen die radikalislamischen Taliban nach eigenen Angaben «gute» Beziehungen mit den USA. «Wir wollen gute Beziehungen zu den USA und der ganzen Welt haben», sagte der Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid am Dienstag bei einer Rede am Flughafen in Kabul. «Wir begrüssen gute diplomatische Beziehungen mit allen.»

    Er beglückwünschte die Afghanen zu ihrem «Sieg», wenige Stunden nachdem die letzten US-Soldaten das Land um kurz vor Mitternacht verlassen hatten. «Glückwunsch an Afghanistan, dieser Sieg gehört uns allen», sagte Mudschahid, der auf der Landebahn des Kabuler Flughafens stand.

    Die US-Armee hatte in der Nacht zum Dienstag ihren Einsatz in Afghanistan nach 20 Jahren beendet. Ein letztes US-Militärflugzeug hob vom Flughafen der Hauptstadt Kabul ab, womit auch die militärische Evakuierungsmission abgeschlossen war. US-Präsident Joe Biden hatte einen vollständigen Truppenabzug bis zum 31. August angeordnet.

  • 07.05 Uhr

    US-Militär lässt Material funktionsunfähig zurück

    Bei ihrem Abzug haben die US-Truppen zahlreiche Flugzeuge und gepanzerte Fahrzeuge sowie das Raketenabwehrsystem auf dem Flughafen von Kabul funktionsunfähig gemacht, damit diese nicht in die Hände der Taliban oder anderer islamistischer Gruppen fallen. 27 Humvees und 70 gepanzerte MRAP-Fahrzeuge – die bis zu eine Million Dollar pro Stück kosten können – seien unbrauchbar gemacht worden, sagte der Chef des Zentralkommandos der US-Streitkräfte, General Kenneth McKenzie, am Montag (Ortszeit). Die Fahrzeuge «werden nie wieder von irgendjemandem benutzt werden».

    Die USA liessen auch das Raketenabwehrsystem C-RAM-System zurück, das zum Schutz des Flughafens vor Raketenangriffen eingesetzt wurde. Das System trug unter anderem dazu bei, den Beschuss mit fünf Raketen durch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staats am Montagmorgen abzuwehren.

    «Wir haben uns dafür entschieden, diese Systeme bis zur letzten Minute in Betrieb zu halten, bevor das letzte US-Flugzeug abflog», sagte McKenzie. «Es ist ein komplexes und zeitintensives Verfahren, diese Systeme abzubauen. Also entmilitarisieren wir sie, damit sie nie wieder benutzt werden.» Ebenso seien 73 Flugzeuge, die sich bereits auf dem internationalen Flughafen Hamid Karzai befanden, von den US-Truppen «entmilitarisiert» oder funktionsunfähig gemacht worden, sagte McKenzie weiter.

    US- Humvees nach der Ankunft auf dem Kandahar Airfield (KAF) im Jahr 2014: Die US-Streitkräfte haben vor ihrem Abzug 27 der Fahrzeuge und weiteres militärisches Gerät zerstört. 
    US- Humvees nach der Ankunft auf dem Kandahar Airfield (KAF) im Jahr 2014: Die US-Streitkräfte haben vor ihrem Abzug 27 der Fahrzeuge und weiteres militärisches Gerät zerstört. 
    Getty Images
  • 4.55 Uhr

    USA beenden Abzug ihrer Truppen

    Mit dem Abzug ihrer letzten Soldaten vom Flughafen Kabul haben die USA den Militäreinsatz in Afghanistan nach fast 20 Jahren beendet. «Ich bin hier, um die Vollendung unseres Abzugs aus Afghanistan zu verkünden», sagte US-General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt. Damit ende auch die militärische Mission zur Evakuierung von Amerikanern, Verbündeten und schutzsuchenden Afghanen. Das letzte US-Militärflugzeug habe eine Minute vor Mitternacht Ortszeit vom Kabuler Flughafen abgehoben.

    «Wir haben nicht alle rausholen können, die wir rausholen wollten», sagte McKenzie. Man habe bis zum letzten Moment die Möglichkeit gehabt, weitere US-Bürger zu evakuieren. Aber einige hätten es nicht zum Flughafen geschafft. McKenzie versicherte auch: «Jeder einzelne US-Soldat ist jetzt aus Afghanistan raus, das kann ich mit 100-prozentiger Sicherheit sagen.»

    Der letzte US-Soldat verlässt Afghanistan: Major General Chris Donahue besteigt am Hamid Karzai International Airport in Kabul eine C-17 Transportmaschine der US Air Force, aufgenommen durch ein Nachtsichtgerät.
    Der letzte US-Soldat verlässt Afghanistan: Major General Chris Donahue besteigt am Hamid Karzai International Airport in Kabul eine C-17 Transportmaschine der US Air Force, aufgenommen durch ein Nachtsichtgerät.
    Bild: Keystone
  • 4.35 Uhr

    Taliban feiern «historischen Sieg gegen die USA»

    Die militant-islamistischen Taliban haben den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan als historisch gefeiert. Das hochrangige Taliban-Mitglied Anas Hakkani schrieb am Montagabend deutscher Zeit auf Twitter: «Wir schreiben wieder Geschichte. Die 20-jährige Besetzung Afghanistans durch die USA und die Nato endete heute Abend. Gott ist gross.» Er sei sehr glücklich, nach 20 Jahren des Dschihad, auf dessen Opfer und Härten er stolz sei, diese historischen Momente zu sehen.

    In sozialen Medien beglückwünschen sich Taliban-Anhänger gegenseitig. «Gratulationen an alle», hiess es, «Afghanistan ist frei». Andere schreiben, der Mythos der amerikanischen Unbesiegbarkeit sei in Afghanistan zerschlagen worden. Und: «Ihr hattet die Uhren, aber wir hatten die Zeit.»

    Mit dem Abzug ihrer letzten Soldaten vom Flughafen Kabul haben die USA den Militäreinsatz in Afghanistan nach fast 20 Jahren beendet. «Am Himmel ist Ruhe», schrieb ein Reporter der «New York Times» auf Twitter. Er könne hören und sehen, was wohl Freudenschüsse der Taliban seien.

    Taliban-Sprecher Mudschahid schrieb in einem weiteren Tweet, die aktuellen Schüsse seien Freudenschüsse, die Menschen sollten sich keine Sorgen machen. Man versuche, dies unter Kontrolle zu bringen.

    Taliban-Kämpfer feiern in den Strassen von Kabul den Abzug der US-Truppen.
    Taliban-Kämpfer feiern in den Strassen von Kabul den Abzug der US-Truppen.
    KEYSTONE