Verhaftungswelle vor Nicaragua-Wahl Vize-Kandidatin und ehemalige Miss Nicaragua steht unter Hausarrest

SDA

4.8.2021 - 20:31

Die Oppositionelle Berenice Quezada steht in Nicaragua unter Hausarrest. 
Die Oppositionelle Berenice Quezada steht in Nicaragua unter Hausarrest. 
Bild: EPA

Erneut ist in Nicaragua eine Vertreterin der Opposition verhaftet und von der bevorstehenden Präsidentenwahl ausgeschlossen worden. Beamte des Justizministeriums und der Staatsanwaltschaft seien am Dienstagabend in Begleitung der Polizei zur Wohnung von Berenice Quezada gegangen und hätten erklärt, dass diese unter Hausarrest stünde, teilte das Parteienbündnis Alianza CxL (Allianz Bürger für die Freiheit) in der Nacht zum Mittwoch mit.

Quezada, die 27 Jahre alte Siegerin des Schönheitswettbewerbs Miss Nicaragua 2017, hatte sich erst am Montag als Kandidatin der Alianza CxL für das Amt des Vizepräsidenten eingetragen. Als Präsidentschaftskandidat des rechtsgerichteten Bündnisses tritt an ihrer Seite Oscar Sobalvarro an, der in den 1980er Jahren als Contra-Kommandant «Ruben» gegen die linken Sandinisten des Präsidenten Daniel Ortega kämpfte, der seit 2007 erneut regiert.

Flucht ins Ausland

Quezada wird laut Staatsmedien die Förderung terroristischer Handlungen vorgeworfen. Sie war demnach angezeigt worden, weil sie Demonstrationen gegen die Regierung 2018 verherrlicht haben soll.

Ab April 2018 hatten Hunderttausende Menschen zunächst gegen eine Sozialreform protestiert, später wurde unter anderem auch eine Neuwahl gefordert. Die Proteste wurden niedergeschlagen – es gab mehr als 300 Tote und Hunderte Festnahmen; mehr als 100’000 Nicaraguaner flüchteten ins Ausland. Die Regierung bezeichnet die Demonstrationen als Putschversuch.

Landesweite Verhaftungswelle

Vor der am 7. November geplanten Wahl sind seit Juni sieben Präsidentschaftskandidaten und weitere Oppositionelle verhaftet worden. Bei fast allen beriefen sich die Sicherheitskräfte auf ein neues Gesetz. Wer demnach einen Staatsstreich anführt, zu ausländischer Einmischung anstiftet oder Sanktionen gegen Nicaragua gutheisst, wird als «Vaterlandsverräter» gebrandmarkt und darf nicht für ein gewähltes Amt kandidieren. Die Opposition wirft der autoritären Regierung vor, mögliche Rivalen und Kritiker aus dem Weg räumen zu wollen.