Ende der Apartheid Vor 25 Jahren: Erste freie Wahl in Südafrika

gusi

27.4.2019

Nelson Mandela bei seiner Stimmabgabe 1994. Kurz darauf wurde er der erste schwarze Präsident Südafrikas.
Nelson Mandela bei seiner Stimmabgabe 1994. Kurz darauf wurde er der erste schwarze Präsident Südafrikas.
Keystone

Es war ein Meilenstein in der Geschichte Südafrikas. Im April 1994 kam es im Land zu den ersten freien Wahlen. Diese führten zum Ende des institutionalisierten Rassismus und des Apartheidregimes. 

Kilometerlang waren die Schlangen vor den Wahllokalen, in die sich Schwarze und Weisse gemeinsam einreihten: Vom 26. bis 29. April 1994 durften erstmals alle Südafrikanerinnen und Südafrikaner frei und ohne jegliche Einschränkung ihr Parlament wählen. 

Am Ende gaben 19 Millionen Menschen ihre Stimme ab, womit die Wahlbeteiligung bei rund 87 Prozent lag. Und die deutliche Mehrheit der Stimmen verlangte ein neues Südafrika.

 Vor den Wahllokalen bildeten sich damals lange Schlangen. 19 Millionen Menschen gaben ihre Stimme ab. 63 Prozent stimmten für die ANC. 
 Vor den Wahllokalen bildeten sich damals lange Schlangen. 19 Millionen Menschen gaben ihre Stimme ab. 63 Prozent stimmten für die ANC. 
Keystone

Nelson Mandela als erster schwarzer Präsident

Als Sieger aus dieser historischen Wahl ging der African National Congress (ANC) hervor. Sein prominentes Aushängeschild, Nelson Mandela, übernahm kurz darauf als erster schwarzer Mann das Präsidentenamt Südafrikas. Es war das Ende eines jahrzehntelangen Kampfes. 80 Jahre lang hatte sich die Partei gegen die Apartheid und die Rassentrennung aufgelehnt.

Die Geschichte der Apartheid

Bereits 1912 gegründet, kämpfte sie mit friedlichen Mitteln gegen die Diskriminierungen im Land. Doch das konnte den systematischen Aufbau des Apartheidregimes nicht verhindern. Dieser wurde ab 1948 von der von nationalistischen Buren gegründete National Party vorangetrieben.

Danach wurde die Bevölkerung Südafrikas strikt nach vier «Rassen» getrennt: «Weisse», «Schwarze», «Asiaten» und «Coloureds». Die Weissen hatten die komplette Kontrolle über den Staat und seine Institutionen. Der nicht-weissen Bevölkerung wurden nur eingeschränkte Bürgerrechte eingeräumt. Der Zugang zu Politik, Bildung, Arbeitsmarkt und Rechtsprechung war erschwert. Zur absoluten Trennung der Bevölkerung wurden sogenannte Homelands geschaffen, in denen die Schwarzen unabhängig von den Weissen leben sollten.

Der gewaltsame Protest und der Weg zur Demokratie

Ab 1961 kam es zur Gründung eines bewaffneten Flügels des ANCs. Kurz zuvor hatte die Regierung die Bewegung offiziell verboten. Es kam zu Sabotageakten und Bombenanschlägen auf staatliche Einrichtungen. Zu den Gründungsmitgliedern des bewaffneten Arms des ANC gehörte auch Nelson Mandela, der 1962 festgenommen und zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. 

In den folgenden Jahrzehnten nahm der internationale Druck auf Südafrika laufend zu. Ab 1990 sah sich der damalige Staatspräsident Frederic W. de Klerk gezwungen, grundlegende Reformen auf den Weg zu bringen. Er hob das Verbot des ANC auf und schaffte eine Reihe von Apartheidgesetzen ab. Nach 27 Jahren in Haft konnte Mandela ebenfalls 1990 das Gefängnis verlassen.

Freedom Day

Mit der Wahl im April 1994 trat die Übergangsverfassung, die erstmals allen Südafrikanern das Wahlrecht garantierte, in Kraft. Seither feiert das Land am südlichsten Zipfel des afrikanischen Kontinents jedes Jahr am 27. April seinen Nationalfeiertag, den Freedoms Day (Tag der Freiheit).

Während seiner Amtszeit legte Nelson Mandela den Schwerpunkt auf Versöhnung und die Einbindung aller Bevölkerungsgruppen, unter anderem durch die Einrichtung einer Kommission für Wahrheitsfindung und Aussöhnung.

Das Erbe der Apartheid

Strukturell sind die Folgen der Rassentrennung von einst aber bis heute in Südafrika spürbar. Die Dominanz der alten weissen Eliten ist in vielen Gesellschaftsbereichen noch immer verbreitet. Und das führt noch immer zu verhärteten Fronten. Wie aktuell der Aufruf des ANC-Generalsekretärs Ace Magashule zeigt. Er fordert die schwarzen Wähler auf, ihre Stimme grundsätzlich nie einem Weissen zu geben. Das brachte Magashule den  Vorwurf des Rassismus und laute Kritik aus den eigenen Reihen ein.

Auch finanziell herrscht im Land noch immer eine grosse Ungleichheit. Mit einem Bruttoinlandprodukt von 349,4 Milliarden Dollar ist Südafrika das reichste Land auf dem Kontinent, dennoch ist eine hohe Arbeitslosigkeit (26.6 Prozent) und massive Armut die wirtschaftliche Realität. Und auch hier trifft es vor allem die schwarze Bevölkerung in den Townships und armen Stadtvierteln.

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