Vor Gerichtsprozess Matteo Salvini sieht in Seenotrettern ein Instrument des Menschenhandels

dpa

7.6.2022 - 19:03

Italiens Ex-Innenminister Matteo Salvini muss sich vor Gericht verantworten.
Italiens Ex-Innenminister Matteo Salvini muss sich vor Gericht verantworten.
Bild: Roberto Monaldo/LaPresse via ZUMA Press/dpa

Ab Donnerstag steht Matteo Salvini vor Gericht. Vor dem Prozessauftakt hat Italiens Ex-Innenminister nun noch einmal kräftig rhetorisch ausgeteilt. Ziel seiner Anschuldigungen waren einmal Seenotretter.

Italiens Ex-Innenminister Matteo Salvini hat vor einem Gerichtsprozess wegen übler Nachrede gegen die deutsche Aktivistin Carola Rackete private Seenotretter kritisiert. «Mir scheint, es ist eindeutig, dass es eine Verbindung zwischen den Organisatoren dieser Überfahrten und einigen, zum Glück nicht allen, privaten Organisationen gibt», sagte der Parteichef der rechten Lega am Dienstag in Rom.

Der 49-Jährige legte damit nahe, dass private Hilfsorganisationen mit Schleppern im Mittelmeer kooperierten. Sie würden zu einem Instrument des Menschenhandels, fuhr der Mailänder fort. Private Seenotretter haben ähnliche Vorwürfe Salvinis in der Vergangenheit schon zurückgewiesen. Sie geben an, dass sie sich ohne Abstriche an internationale Gesetze hielten.

«Je mehr Schiffe von NGOs im Mittelmeer präsent sind, desto mehr Menschen riskieren zu sterben», erklärte Salvini. Sie setzen sich die in «halbschlaffe Schlauchboote», weil sie wüssten, dass sie irgendjemand mitnehmen werde, wenn alles gut gehe. Salvini war zwischen Juni 2018 und September 2019 Innenminister.

2022 erreichten 21'100 Migranten Italien

Am Donnerstag muss sich Salvini in Mailand verantworten, nachdem er für seine Äusserungen über Rackete angezeigt wurde. Die Deutsche will nach eigenen Angaben nicht zu dem Termin erscheinen. Sie wolle ihre Zeit nicht mit Salvini verschwenden.

Salvini kritisierte die 34-Jährige Ex-Kapitänen der Organisatin Sea-Watch dafür, Ende Juni 2019 ohne Erlaubnis der italienischen Behörden mit der «Sea-Watch 3» in den Hafen von Lampedusa eingefahren zu sein. An Bord befanden sich rund 40 Bootsmigranten. Rackete kam danach zeitweise in Hausarrest.

Jedes Jahr erreichen Zehntausende Migranten Italien über das Mittelmeer. Das Thema ist politisch sehr umstritten. 2022 waren es bislang laut Innenministerium rund 21'100 und damit deutlich mehr als im selben Vorjahreszeitraum (knapp 15'100). Die Hilfsorganisationen kritisieren, dass die italienischen Behörden oft lange untätig bleiben, etwa wenn es darum geht, ihnen einen sicheren Hafen zuzuweisen, um gerettete Migranten an Land zu bringen.