Proteste auch in der Schweiz Weltweite Solidaritätswelle für die Ukraine

dpa

26.2.2022 - 00:00

Ein Krieg in Europa – nicht nur in den Nachbarländern der Ukraine herrscht Fassungslosigkeit. Weltweit machen Menschen gegen Wladimir Putin und seine Invasion mobil. Auch Prominente protestieren.

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Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat in Deutschland und vielen anderen Staaten Wut und Bestürzung ausgelöst. Rund um den Globus gingen Demonstranten aus Solidarität zu dem osteuropäischen Land auf die Strasse.

Gebäude und Monumente wurden in den blau-gelben Farben der ukrainischen Flagge beleuchtet – vom Brandenburger Tor über das römische Kolosseum und Downing Street 10 in London bis zur Flinders Street Station im australischen Melbourne. In der Schweiz sind für das Wochenende bereits weitere Kundgebungen in mehreren Städten angekündigt, unter anderem eine grosse Demonstration in Bern.

Russland

Viele Russen sind nicht mit dem Kriegs-Kurs von Präsident Wladimir Putin einverstanden. Bei Protesten in zahlreichen Städten wurden Bürgerrechtlern zufolge mehr als 1700 Menschen festgenommen. Das Bürgerrechtsportal Owd-Info registrierte Aktionen in Dutzenden russischen Städten – trotz eines verhängten Demonstrationsverbots und angedrohten Strafen. In der Hauptstadt Moskau riefen etwa 1000 Menschen auf dem zentralen Puschkin-Platz «Nein zum Krieg!»

Schweiz

Mit Kerzen und Lichtern riefen in Zürich rund 1000 Menschen zum Frieden auf. Am Sitz der Bundesregierung in Bern kamen mehrere hundert Menschen mit ukrainischen Wurzeln und Schweizer zusammen. «Kein Geld für russische Oligarchen», stand auf einem Transparent. Die Schweiz hatte beschlossen, russische Konten auch von Leuten, die in der EU mit Sanktionen belegt sind, nicht einzufrieren.

Auch viele in der Schweiz lebende Ukrainerinnen und Ukrainer fanden sich ein, berichtet «SRF». Viele erzählten von ihren Familien und Freunden in der Ukraine, um die sich grosse Sorgen machen: «Sie erleben eine schreckliche Ungewissheit, sie wissen nicht, was kommt. Es ist eine schreckliche Angst», sagt eine ältere Dame.

Am Freitagabend fanden unter dem Motto «#StandWithUkraine» Mahnwachen in Basel, Schaffhausen und St. Gallen statt

Für den Samstag planen linke Bündnisse in Bern eine nationale Kundgebung. Von der Schützenmatte soll am Mittag ein bewilligter Umzug durch die Berner Innenstadt führen. Auf dem Bundesplatz wird nicht demonstriert, weil dort zu dieser Zeit der Wochenmarkt im Gang sei, wie eine Sprecherin der Berner Sicherheitsdirektion auf Anfrage von Radio SRF sagt. 

Mit einer weiteren Kundgebung wollen Demonstranten am Samstag in Genf am Place des Nations, also vor dem europäischen UNO-Hauptsitz, gegen den russischen Einmarsch in der Ukraine protestieren.

Deutschland

In Berlin versammelten sich laut Polizei am Donnerstagabend rund 2500 Menschen vor dem Brandenburger Tor, 1500 protestierten vor dem Bundeskanzleramt. Auch an der russischen Botschaft gab es Proteste. Leipzig hisste aus Solidarität mit der Partnerstadt Kiew die ukrainische Flagge am Neuen Rathaus. Bei Demos kamen hier mehr als 5000 Menschen zusammen. Viele hielten Lichter oder Schilder, auf denen unter anderem «Hände weg von der Ukraine» stand. Für Sonntag haben zahlreiche Organisationen zu einer Demonstration am Brandenburger Tor aufgerufen, bei der Polizei sind 20’000 Teilnehmer angekündigt. Bereits am Samstag sind an vielen Orten Deutschlands Proteste geplant.

Tschechien

In Prag fanden die grössten Aktionen mit insgesamt rund 5000 Demonstranten auf dem Wenzelsplatz in der Innenstadt sowie vor der russischen Botschaft im Diplomatenviertel Bubenec statt. Auf Spruchbändern war «Stoppt Putin» und «Wir geben die Ukraine nicht auf» zu lesen. Die Ukraine ist von Tschechien weniger als 400 Kilometer entfernt.

Italien

In Rom versammelten sich Protestler unter anderem vor dem in den ukrainischen Farben angestrahlten Kolosseum. Viele trugen die blau-gelbe Flagge in den Händen. Auch vor der russischen Botschaft kam es zu einer Kundgebung. Der Parteichef der Sozialdemokraten, Enrico Letta, lag sich dabei mit fassungslosen Menschen in den Armen. Auch vor die berühmte Mailänder Scala zogen Protestierende.

Ungarn

In Budapest richteten sich die Proteste nicht nur gegen die Invasion Russlands, sondern auch gegen die in den letzten Jahren moskaufreundliche Politik des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban. Dieser rang sich am Donnerstagnachmittag auf Facebook zu Kritik an Russland durch: «Gemeinsam mit unseren EU- und Nato-Bündnispartnern verurteilen wir das militärische Vorgehen Russland.»

Spanien

In Madrid gab es prominente Unterstützung für Kiew: Hollywoodstar Javier Bardem (52, «No Country for Old Men») protestierte zusammen mit Spaniern und Ukrainern vor der Botschaft Russlands gegen den Krieg. «Die Opfer sind immer dieselben: Frauen, Kinder, ältere Menschen», sagte der Oscargewinner.

USA

In New York versammelten sich Hunderte Menschen mit ukrainischen Flaggen und Plakaten in Manhattan unter anderem auf dem Times Square, vor dem russischen Konsulat und den Vereinten Nationen. Vor den zahlreichen ukrainischen Restaurants und Bars der Stadt bildeten sich teils lange Schlangen. In der Millionenmetropole an der US-Ostküste leben rund 150’000 Ukrainer, nach Angaben von Bürgermeister Eric Adams die grösste solche Gruppe in den USA. «Unsere Stadt steht mit ihnen zusammen», schrieb Adams via Twitter. «Diese nicht provozierte und nicht zu rechtfertigende Invasion in ihr Heimatland ist ein Angriff auf die Freiheit.»

Andere Länder

Kundgebungen gab es auch in Israel, wo es sowohl eine grosse russisch-stämmige als auch eine grosse ukrainisch-stämmige Gemeinde gibt. «Stop Putin, Stop War», stand auf Schildern. Auch in Zypern, der Türkei, der Slowakei, Litauen, Österreich und Dänemark protestierten Demonstranten. In Schweden zeigte sich die Klimaaktivistin Greta Thunberg solidarisch mit der Ukraine – sie protestierte mit anderen vor der russischen Botschaft in Stockholm. Norwegen projizierte die Flagge der Ukraine auf das Osloer Rathaus, wo alljährlich der Friedensnobelpreis verliehen wird. In Irland wurde ein Wappen an der russischen Botschaft mit blutroter Farbe übergossen.

Auch in Japan und Australien gingen Menschen auf die Strasse. In Martin Place im Herzen von Sydney kam es zu einer spontanen Aktion. Eine Teilnehmerin aus der Ostukraine sagte: «Ich fühle mich absolut hilflos und kann nichts tun, ausser durch Mobilisierung wie hier um eine Intervention zu bitten.»