«Marsch des Hasses»Zehntausende Nationalisten ziehen durch Warschau
dpa
11.11.2021 - 20:37
Am polnischen Unabhängigkeitstag sind Zehntausende Nationalisten und Rechte durch die Strassen Warschaus gezogen. Kritiker sprechen von einem «Marsch des Hasses gegen imaginäre Feinde».
11.11.2021, 20:37
12.11.2021, 11:47
dpa/twei
Zehntausende Nationalisten, Rechte und Sympathisanten sind am polnischen Unabhängigkeitstag durch die Strassen Warschaus gezogen. Sie versammelten sich im Stadtzentrum, schwenkten weiss-rote Fahnen und zündeten bengalische Feuer an. Die Polizei war mit einem Grossaufgebot von rund 800 Einsatzkräften vor Ort, um den sogenannten «Unabhängigkeitsmarsch» abzusichern. Ziel war das Nationalstadion.
Die nationalkonservative Regierung der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) hatte formal die Schirmherrschaft über die umstrittene Veranstaltung übernommen. Sie stellte sich damit gegen den liberalen Bürgermeister Warschaus, Rafal Trzaskowski, der sich unter anderem wegen der Corona-Pandemie gegen die Abhaltung des Marschs aussprach.
Die Kundgebung fand in einer Zeit erhöhter Spannungen mit dem Nachbarland Belarus statt. «Heute gibt es eine Attacke auf die polnische Grenze», behauptete der Organisator Robert Bakiewicz der Agentur PAP zufolge. Die Regierung in Warschau wirft Minsk vor, gezielt Migranten an die EU-Aussengrenze zu bringen.
Kritiker sprachen von einem «Marsch des Hasses gegen imaginäre Feinde». Bereits am Mittag hatte Präsident Andrzej Duda eine offizielle Militärparade zum Nationalfeiertag abgenommen. Erinnert wurde an den 11. November 1918, als dem Staatsgründer Jozef Pilsudski der Oberbefehl über die polnischen Truppen übertragen wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg erlangte Polen seine Unabhängigkeit von Preussen, Russland und Österreich-Ungarn.