News Keine Märchenprinzessin, aber cool: Prinzessin Anne wird 70

dpa

14.8.2020 - 14:23

In vielem sind sich die Queen und ihre Tochter Anne ähnlich: Beide sind zum Beispiel in Pferde und Hunde vernarrt und extrem fleissig. Doch die Prinzessin, die schon 70 wird, hat noch ganz andere Seiten.

Spitze Zunge, streng blickend, altmodisch toupierte Frisur – Prinzessin Anne galt lange Zeit nicht gerade als die Sympathischste unter den Royals. Doch in den vergangenen Jahren hat sich das Image der einzigen Tochter von Königin Elizabeth (94) und Prinz Philip (99) gewandelt.

Für die Queen ist Anne, die am 15. August 70 Jahre alt wird, eine grosse Stütze. Und beide verbindet eine grosse Leidenschaft: Sie sind durch und durch Pferdenärrinnen.

Zum runden Geburtstag dankte die britische Prinzessin ihren Eltern schon mal vorab dafür, dass sie ihr die Liebe zur Natur vermittelt und ihr ein stabiles Elternhaus gegeben hätten. Das sei ihrem Vater nicht gegönnt gewesen, schrieb Anne im «Country Life Magazin». Philip musste als Kind mit seinen Eltern wegen eines Militärputschs aus Griechenland fliehen und lebte später meist bei Verwandten.

Anne ist mutig, sportlich und zuverlässig – es wird gesagt, dass sie eigentlich der Sohn sei, den Philip sich stets gewünscht habe. Dabei hat sie drei Brüder: Thronfolger Prinz Charles (71), Prinz Andrew (60), der in den Missbrauchsskandal um den US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein verwickelt sein soll, und «Nesthäkchen» Prinz Edward (56).

Doch von allen hat Anne wohl die grösste Willensstärke und geht ihren eigenen Weg. Selbst ihre Reitsport-Karriere sei ein Mittel gewesen, schon früh Abstand zum royalen Rummel zu gewinnen, berichtete sie einmal. «Es war für mich sicher ein Weg, zu zeigen, dass man etwas hatte, was nicht von der Familie abhing.» Sie heimste etliche Erfolge ein. 1971 wurde sie Europameisterin im Military-Reiten, der gefährlichsten Spielart des Pferdesports. 1976 nahm sie sogar an den Olympischen Spielen im kanadischen Montreal teil, stürzte allerdings.

Mut bewies sie nicht nur beim Reiten, sondern auch bei einer versuchten Entführung. Ein psychisch kranker Mann bedrohte 1974 die Prinzessin, die in einem Auto sass, mit einer Pistole und sagte: «Ich will, dass Sie mich ein bis zwei Tage begleiten, denn ich will zwei Millionen Pfund. Steigen Sie aus?» Anne, bekannt für starke Nerven und klare Worte, erwiderte spöttisch: «Aber sicher! Und ich habe auch keine zwei Millionen.» Nach einem Wortwechsel sprang sie auf der anderen Seite aus dem Auto; ein Polizist überwältige den Täter.

Wer die streng blickende Anne heute in ihrer Militäruniform sieht, kann sich nur schwer vorstellen, dass sie früher einmal eine Art It-Girl war. Sie war der erste britische Royal mit Minirock, auch mit ihren modischen Hüten machte sie Schlagzeilen.

In der Liebe gab es Hochs und Tiefs. Anne heiratete 1973 ihren Reiterkollegen Mark Phillips. Vier Jahre später kam Sohn Peter zur Welt. 1981 folgte Zara, die im Reiten noch erfolgreicher wurde als die Mutter. Beide Kinder tragen keinen Adelstitel. Später gab es hässliche Gerüchte über Ehebruch – zuerst von Phillips Seite, dann auch von Annes. 1992 wurde das Paar geschieden.

Kurz darauf heiratete die Prinzessin den fünf Jahre jüngeren Bürgerlichen Timothy Laurence. Es war die erste Wiederheirat eines geschiedenen britischen Royals seit mehr als 450 Jahren.

Dass die Prinzessin viel Familiensinn hat, wurde kürzlich in einer Dokumentation des Fernsehsenders ITV deutlich, in der es auch um ihre Rolle als Oma ging. Allerdings, so räumte sie ein, kämen ihre gut gemeinten Vorschläge bei ihren Enkeltöchtern nicht immer an. «Ich habe ihnen Schulunterricht (in der Coronakrise) im Freien angeboten.» Etwa Blätter finden, pressen und dann identifizieren – so wie sie es selbst früher gelernt habe. Sie habe nach ihrem Vorschlag nichts mehr von ihren Enkelinnen gesehen, sagte Anne und lachte.

Nicht nur als Grossmutter, sondern auch als Royal setzt sich Anne für Kinder ein, etwa bei ihrer Arbeit für Save The Children. Ohnehin zählt sie zu den fleissigsten Royals. Für ihr grosses Engagement bekam sie schon früh von ihrer – ebenso fleissigen – Mutter den Titel «Princess Royal» verliehen. An Annes Elan hat sich auch im Alter nichts geändert. «Sie ist kein gutes Vorbild für Entschleunigung», sagte Sohn Peter schmunzelnd in der Dokumentation zum 70. Geburtstag.

© dpa-infocom, dpa:200809-99-98380/6

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