Fehlschläge von HellsehernKing Kong und die Invasion der Pinguine
Carlotta Henggeler
1.1.2024
Skurriles und Krudes: Nach einer Auswertung von Zukunftsprognosen kommen Wahrsager auch dieses Jahr nicht gut weg. Spektakuläre Treffer? Fehlanzeige. Und die Welt ist auch nicht untergegangen.
01.01.2024, 00:00
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die deutsche Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) nimmt jedes Jahr von Orakeln gemachte Prognosen unter die Lupe und verfasst einen Bericht.
Die Bilanz des Berichts ist vernichtend: «Wirklich spektakuläre Treffer waren nicht zu erkennen. Wenn es Treffer gab, waren sie trivial», heisst es darin.
Gürteltiere und Pinguine fallen in Städte ein, die Erdumlaufbahn ändert sich drastisch und eine Wirtschaftskrise treibt die Menschen in den Kannibalismus: Für Hellseher war auch das Jahr 2023 nach einer Auswertung der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) im südhessischen Rossdorf denkbar schlecht. «Wirklich spektakuläre Treffer waren nicht zu erkennen. Wenn es Treffer gab, waren sie trivial», heisst es in dem Bericht.
King Kong zeigt sich wieder nicht, der Weltuntergang ist auch ausgeblieben und kein Eichhörnchen sorgte für einen Blackout in New York.
«Hellseher sagen immer Dinge voraus, die schon einmal passiert sind», sagt der Mainzer Mathematiker Michael Kunkel, der seit 22 Jahren die teils kruden Prognosen von Astrologen, Wahrsagern und Hellsehern unter die Lupe nimmt. «Die Fantasie geht nicht so weit, dass was Neues passiert.»
So seien nach Corona neue Viren, nach Benedikt XVI. ein neuer Rücktritt des Papstes vorhergesagt worden. «Wenn was passiert ist, geht es in den Fundus ein.»
König Charles bleibt nicht lange auf dem Thron
Zur Krönung Charles III. im Mai habe es Prognosen gegeben, er bleibe nicht lange König, habe ein schweres Jahr oder die Zeremonie werde verschoben. «Dass die Krönung ausfällt, hat keiner gesagt. Man hat sich da nicht viel getraut», sagt Kunkel.
Für Ex-US-Präsident Donald Trump sei vorhergesagt worden, er könne juristische Probleme bekommen. Zudem wurde prophezeit, dass Kroatien in den Euroraum aufgenommen und in Deutschland das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet wird. All dies sei vorher schon klar oder bereits beschlossen gewesen. «Ansonsten war bei Promis nicht viel los», sagt Kunkel über die Prognosen und spricht von «Standard-Blabla». Der Fokus habe sich mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine verändert.
Ein Medium sagt tierische Invasionen voraus
Neben den alljährlichen Katastrophenprognosen von Erdbeben, Vulkanausbrüchen oder Tsunamis habe es auch wieder Skurriles gegeben. Laut einem kanadischen Medium sollten mehrere Städte vor tierischen Invasionen stehen. Dort sollten Gürteltiere, Rehe, Hirsche, Pinguine, Elefanten oder Heuschrecken einfallen.
Welche Städte betroffen sein sollten, nannte das Medium Kunkel zufolge aber nicht. Ebenso wenig wurde der Name der Insel preisgegeben, auf der sich ein Riesenaffe wie King Kong im Verborgenen halten soll. Auch für 2024 gebe es bereits wieder viele Vorhersagen für Katastrophen.
Die Auswertung geschehe nach zwei Prinzipien. Sie werde, soweit möglich, wörtlich genommen und es werde berücksichtigt, wie wahrscheinlich das Eintreffen ist. «Eine echte Vorhersage sollte klar formuliert sein, sollte also angeben, was wann wo passieren soll.» Dies sei allerdings selten, oftmals seien es vieldeutige Aussagen, in die man alles oder nichts hineininterpretieren könne.
2023 sind der GWUP zufolge mehr als 200 prognostische Texte aus Büchern, Almanachen, Websites, sozialen Medien, Blogs oder Presseartikeln ausgewertet worden, von denen ein nicht geringer Teil anonym veröffentlicht worden sei. Aber auch Vielprognostiker seien wieder fleissig gewesen. Ein Medium aus Kanada hatte mehr als 1300 Prognosen auf der Website.
Der Deutsche Astrologen-Verband hatte die pauschale Kritik der GWUP in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert und als nicht differenziert bezeichnet. «Das gilt auch dieses Jahr», sagt der Vorsitzende Wolfgang Steven.
dpa, Oliver Pietschmann
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