Personalisierte Clips im Supermarkt Die Migros scannt ihre Kunden, um sie gezielt zu ködern

Carsten Dörges

30.10.2023

In der Ostschweiz bekommen Migros-Kunden personalisierte Werbung auf speziellen Screens ausgespielt. (Archivbild).
In der Ostschweiz bekommen Migros-Kunden personalisierte Werbung auf speziellen Screens ausgespielt. (Archivbild).
Bild: KEYSTONE/MELANIE DUCHENE

In den Migros-Einkaufszentren der Ostschweiz werden Kunden auf Alter und Geschlecht gescannt. Dann wird für die erfassten Besucher passende Werbung auf den Werbetafeln ausgespielt.

Carsten Dörges

30.10.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In Migros-Einkaufszentren in der Ostschweiz werden Kunden für gezielte Werbung gescannt.
  • Kunden bekommen auf sie zugeschnittene Werbung auf Werbeflächen in den Gängen.
  • Es gibt keine Gesichtserkennung und keine Identifizierung der Personen.

Werbung kann unglaublich nerven, manchmal kann sie aber auch sinnvoll sein, wenn Kunden auf der Suche nach einem speziellen Produkt sind. In den Migros-Einkaufszentren in der Ostschweiz passiert etwas Aussergewöhnliches, die Kunden bekommen auf sie zugeschnittene Angebote auf den Werbeflächen in den Gängen angezeigt.

Was wie eine Szene aus einem Science-Fiction-Film klingt, hat einen handfesten Hintergrund: In den Shoppingmalls sind die Werbeflächen in den Gängen mit Sensoren ausgestattet, die Alter und Geschlecht der Kunden analysieren. Ältere Männer sollen dann andere Werbung zu sehen bekommen als junge Frauen. Umschwenken von Herrenmode auf Young Fashion zum Beispiel.

Das Interesse zieht an

«In der Schweiz leisten wir mit unseren cleveren Werbescreens Pionierarbeit», erklärt Marc Steiner im «Tages-Anzeiger». Seine Firma Displayactive betreibt in den Einkaufszentren diese Werbeflächen und hat sie mit der modernen Sensortechnologie ausgestattet.

Noch ist alles in der Anfangsphase, doch für Steiner ist klar: «Das Interesse zieht gerade stark an, noch nutzen aber die meisten Werbetreibenden diese Möglichkeit nicht.»

Wahrscheinlich auch, weil das Thema Datenschutz natürlich immer bei so einem Projekt mit im Raum steht. Für die Projektverantwortlichen ist dies aber kein Problem, denn es gehe nicht um das Scannen der Gesichter und damit um eine Identifizierung der Personen.

SBB bekommen Gegenwind

Mit der gleichen Begründung haben die SBB Anfang des Jahres dem Widerstand gegen ein Messsystem für Kundenströme an Bahnhöfen den Wind aus den Segeln genommen.

Das Bahnunternehmen wollte genauer wissen, wo Kunden durchlaufen, und wo sie sich aufhalten, dazu gab es folgende Erklärung: «Es werden mit dem neuen Kundenfrequenz-Messsystem keine Personendaten erfasst, und es wird auch keine Gesichtserkennung an Bahnhöfen eingesetzt.»

Wie die Kunden mit dieser Art Werbung umgehen, ist bei dem Migros-Projekt langfristig noch nicht absehbar, noch ist die Ostschweiz ein Sonderfall.

Für den Werbemarkt ein wichtiger Sonderfall.