«Unzureichende Anstrengungen» Lieferketten von Lindt & Sprüngli von Kinderarbeit betroffen

tbz

10.1.2024

Bei Lieferanten von Lindt & Sprüngli in Ghana kommt es zu Kinderarbeit.
Bei Lieferanten von Lindt & Sprüngli in Ghana kommt es zu Kinderarbeit.
Screenshot: SRF

Lindt & Sprüngli sieht sich mit mehreren Fällen von Kinderarbeit bei Lieferanten in Ghana konfrontiert. Das zeigen Recherchen des Schweizer Fernsehens. Das Unternehmen gelobt Besserung.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Recherchen der «Rundschau» zeigen, dass es bei Lieferanten von Lindt & Sprüngli in Ghana in mehreren Fällen zu Kinderarbeit kommt.
  • Für das Unternehmen hat das Verhindern von Kinderarbeit laut eigener Aussage «höchste Priorität».
  • Mithilfe von unangemeldeten Besuchen bei den Kakaobauern will Lindt & Sprüngli dem Problem begegnen. Bei 80'000 Bäuerinnen und Bauern sei in 87 Fällen Kinderarbeit festgestellt worden.
  • Ein Journalist aus Ghana bezeichnet die Anstrengungen des Unternehmens als «unzureichend» und die Angaben bezüglich der Anzahl Fälle von Kinderarbeit als «lächerlich».
  • Zum Vergleich: Der Schweizer Schokoladenhersteller Barry Callebaut hat im letzten Berichtsjahr 53’839 Fälle von Kinderarbeit aufgedeckt.

Kleine Kinder betätigen harte körperliche Arbeit: Auf Videoaufnahmen von «SRF» aus Ghana ist zu sehen, wie der sechsjährige Kennedy, der achtjährige Ebenezer und der fünfjährige Blessing ihren Eltern bei der Kakaoernte helfen. Die Aufnahmen stammen von Plantagen in der Region rund um die Provinzstadt Tepa im ländlichen Ghana. Allesamt wurden sie auf Farmen von Kakaobauern aufgenommen, die den Schweizer Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli beliefern.

In einem Interview erzählt ein lokaler Lehrer, das Problem sei so weit verbreitet, dass etliche Kinder regelmässig in der Schule fehlten, weil sie von ihren Eltern angehalten würden, auf den Farmen mitzuhelfen. Eine Mutter und Bäuerin verrät, dass sie sich keine Farmarbeiter leisten könne, sie sei schlichtweg auf die Hilfe ihrer Kinder angewiesen.

«Unzureichende Anstrengungen» von Lindt & Sprüngli

Lindt & Sprüngli will gegenüber dem Schweizer Fernsehen nicht vor die Kamera stehen, beteuert aber in einem schriftlichen Statement, die Bekämpfung von Kinderarbeit habe beim Unternehmen «höchste Priorität». Laut Informationen von SRF bezieht Lindt Kakao von rund 80'000 Bäuerinnen und Bauern in Ghana. Um dem Problem der Kinderarbeit vorzubeugen, setzt der Schoggi-Produzent auf unangemeldete Besuche bei den Kakaobauern. Mithilfe des 2016 ins Leben gerufenen Kinderarbeitsmonitoring des Unternehmens sei aber in lediglich 87 Fällen Kinderarbeit festgestellt worden.

Das sei «lächerlich wenig», findet der ghanaische Journalist Kwetey Nartey und bezeichnet die vom Unternehmen getätigten Anstrengungen als «unzureichend». Der Schweizer Schokoladenhersteller «Barry Callebaut» hat im letzten Berichtsjahr vergleichsweise 53'839 Fälle von Kinderarbeit bei seinen rund 250’000 Farmern in Westafrika festgestellt.

Keine Lindt-Mitarbeiter in Ghana 

Lindt & Sprüngli rechtfertigt diesen Zahlenunterschied mit den «unterschiedlichen Methoden zur Erfassung von Kiderarbeit». Man sei aber bemüht, das Identifizierungssystem laufend zu verbessern.

Gemäss Informationen von SRF habe Lindt & Sprüngli die Bekämpfung von Kinderarbeit in Ghana mehrheitlich ausgelagert. «Recherchen der ‹Rundschau› zeigen: Lindt verfügt in Ghana weder über eine Niederlassung noch über Angestellte vor Ort, sondern hat das Programm an den Schweizer Rohwarenkonzern Ecom ausgelagert», schreibt das Schweizer Fernsehen. Ecom sei gleichzeitig ein von Lindt beauftragter Lieferant für Kakaobohnen aus Ghana.