«Haben Sie viel Kohle?»Macron stellt sich Fragen «atypischer Journalisten»
dpa
8.1.2023 - 17:33
Der französische Präsident antwortet ungewöhnlich offen auf eine direkte Frage nach seiner Ehe mit seiner früheren Lehrerin. «Wenn man verliebt ist, hat man keine Wahl.»
DPA
08.01.2023, 17:33
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Der französische Präsident Emmanuel Macron hat sich in einem Interview ungewöhnlich offen über seine Ehe geäussert. Der 45-jährige Staatschef stellte sich den Fragen von autistischen Journalisten des Journals «Le Papotin», die sich um seine Frau Brigitte, Freundschaften, den russischen Präsidenten Wladimir Putin und andere Angelegenheiten drehten. Das bereits im November aufgezeichnete Interview wurde am Wochenende im französischen Fernsehen gezeigt.
In Frankreich halten Politikerinnen und Politiker ihr Privatleben von der Öffentlichkeit fern, und professionelle Journalistinnen und Journalisten fragen meist nicht direkt danach. Auch dem Fragesteller von «Le Papotin» fiel es schwer, seine Frage nach Macrons Beziehung als Schüler zu seiner Lehrerin und späteren Frau direkt zu stellen. Macron las die auf einem Zettel aufgeschriebene Frage schliesslich selbst vor und sagte: «Er ist der Präsident. Er hätte ein Beispiel geben und sie nicht heiraten sollten.»
«Wenn man verliebt ist, hat man keine Wahl»
Macrons Frau Brigitte ist 24 Jahre älter, war verheiratet und Mutter von drei Kindern, als der spätere Präsident ihr Schüler war. Sie zog später nach Paris, liess sich scheiden und heiratete Macron 2007. «Es geht nicht darum, ein Beispiel zu geben oder nicht, versteht ihr?» erklärte Macron. «Wenn man verliebt ist, hat man keine Wahl.» «Sie war nicht wirklich meine Lehrerin», setzte er leise lachend hinzu. «Sie war meine Schauspiellehrerin, das ist nicht ganz dasselbe.» Die Runde reagierte mit Lachen, jemand neben ihm sagte «er ist clever!»
Das Interview war mit dem Motto angekündigt worden: «Dem «Papotin» kann alles gesagt werden, aber vor allem kann alles passieren!». Die Zeitschrift wurde 1990 vom Autismus-Spektrum gegründet. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschreiben sich als «atypische Journalisten». Über die Jahre hatten sie Prominenz wie die Präsidenten Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy sowie den Schauspieler voncent Cassel zu Gast.
Auf eine weitere delikate Frage – «Haben Sie viel Kohle?» – antwortete Macron, er verdiene als Präsident weniger als vorher bei der Bank. Zahlen nannte er aber nicht. Über Freundschaften sagte er: «Es ist nicht der beste Job, um viele Freunde zu haben.» Über Putin und dessen Krieg gegen die Ukraine sagte Macron: «Wenn man ihn (persönlich) trifft, ist er nicht unangenehm. Das ist das Paradox.»