Coronavirus Mehrfach-Infektionen erhöhen Long-Covid-Risiko deutlich

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20.10.2022

Long-Covid-Patienten zeigen im Blut häufig Anzeichen einer Autoimmunerkrankung. (Archivbild)
Long-Covid-Patienten zeigen im Blut häufig Anzeichen einer Autoimmunerkrankung. (Archivbild)
KEYSTONE/DPA/JÖRG CARSTENSEN

Langzeitfolgen werden nach jeder Infektion mit dem Coronavirus wahrscheinlicher: Das besagt zumindest eine neue US-Studie. Ein Schweizer Experte ordnet ein.

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20.10.2022

Mit der kalten Jahreszeit erwarten Experten nicht nur einen starken Anstieg der Corona-Infektionen. Sie befürchten in der Folge auch eine starke Zunahme von Long-Covid-Patienten. Und es gibt weitere schlechte Nachrichten: Laut einer Studie dürfte sich das Risiko für Langzeitfolgen mit jeder Infektion deutlich erhöhen.

Am Dienstag meldete das Bundesamt für Gesundheit innerhalb von sieben Tagen 37'032 neue Coronavirus-Ansteckungen. Das war im Vergleich zur Vorwoche zwar nur ein Anstieg um 4,1 Prozent, allerdings rechnen die Expert*innen vom BAG mit einer deutlich höheren Dunkelziffer.

Mit den steigenden Fallzahlen und neuen Omikron-Subvarianten, die dem Immunsystem noch besser entwischen können, steigt für viele die Gefahr, auch nach einer Impfung oder bereits erfolgter Genesung an Covid zu erkranken.

Viele Virologen und Immunologen gehen davon aus, dass mit Mehrfachimpfung und durchgemachten Erkrankungen eine nachhaltige Immunität in der Bevölkerung aufgebaut wird, was längerfristig dann auch aus der Pandemie führen soll.

Daten von US-Veteranen

Eine noch nicht überprüfte Preprint-Studie des Forschers Ziyad Al-Aly von der University of Washington legt indes nahe, dass sich mit jeder durchgemachten Infektion das Risiko für Corona-Folgeschäden und Long-Covid erhöhen.

Für Ihre Untersuchung, über die das Nachrichtenmagazin «Focus» berichtete, werteten die Forschenden die Krankenkassen-Daten von insgesamt 257‘427 ehemals Corona-infizierten Veteranen der US-Armee aus.

36‘417 von ihnen hatten nachweislich zwei Infektionen durchgemacht, 2263 waren dreimal und 246 sogar viermal oder noch öfter an Covid-19 erkrankt. Die Forscher verglichen anschliessend die Zahl der Folgeerkrankungen dieser Personen mit denen einer Kontrollgruppe mit 4,5 Millionen Personen. Sie waren bis dahin alle noch nicht an Covid erkrankt gewesen.

Wie die Forscher errechneten, war das Sterberisiko für Personen, die sich reinfiziert hatten, gegenüber Erstinfizierten sowohl während der akuten Krankheitsphase als auch in einem Zeitraum von sechs Monaten nach der Diagnose doppelt so hoch. Auch wiesen diese Personen ein dreifach höheres Risiko für eine Spitaleinweisung auf und liefen doppelt so stark Gefahr, an einer Folgeerkrankung der Atemorgane oder des Herzkreislaufsystems zu erkranken.

«Die Studie hat ihren Wert»

Zudem traten nach einer Reinfektion weitere Erkrankungen von Magen, Darm und Nieren sowie Diabetes und Fatigue häufiger auf. Keinen Unterschied machte es in dem Fall, ob die Personen dabei ungeimpft waren oder sogar bereits drei Impfdosen erhalten hatten.

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Eine gute Qualität bescheinigt der Studie auch Huldrych Günthard, Infektiologe und leitender Arzt am Universitätsspital Zürich. Er hält gegenüber SRF die Aussage, dass das Long-Covid-Risiko mit wiederholten Infektionen zunimmt, angesichts der vorliegenden Patientenpopulation für plausibel.

Allerdings benennt Günthard auch Schwächen der Studie: Viele der Teilnehmenden seien chronisch krank. Auch waren zum Zeitpunkt der Studie andere Corona-Varianten im Umlauf – nämlich: Alpha oder Delta. Auch sei ihm unklar, zu welchem Zeitpunkt eine Infektion stattfand – vor oder nach einer Impfung.

Nichtsdestotrotz hält Günthard fest: «Die Studie hat ihren Wert.»